Jeder Bericht in den Medien, der darauf hinweist, dass die Plattentektonik der amerikanischen Parteien so gewaltig in Bewegung geraten ist, dass es möglich ist, in renommierten Medien wie dem Atlantic und der NYT zu schreiben, dass ein Klassisch Liberaler (engl.: libertarian) wie Herr Rand Paul Chancen hat, zum Präsidentschaftskandidat der GOP gekürt zu werden; ein jeder solcher Bericht kann von einem deutschen Klassischen Liberalen wie mir nur begrüßt werden.
Ich bin ja der Ansicht, dass die angelsächsische Welt der deutschen um ca. 20 Jahre in politisch-kultureller Hinsicht voraus ist.
Wenn sich also in Amerika abzeichnet, dass die Trennlinie zwischen den politischen Ideologien nicht mehr zwischen rechten Republikanern und linken Demokraten verlaufen wird, sondern zwischen klassisch liberalen Anhängern einer geringeren, aber effektiveren Staatstätigkeit, des Minarchismus auf der einen Seite und den Anhängern des etatistischen Korporatismus, wie er zurzeit von den Republicrats [sic] vertreten wird, auf der anderen Seite; so lässt dies darauf hoffen, dass die Unterscheidung zwischen Klassischem Liberalismus einerseits und Etatismus andererseits auch hier im Alten Europa irgendwann die politische Debatte bestimmen wird.
Dabei kann die linke NYT sich natürlich nicht enthalten, alle Fringe-Ansichten, die im Umkreis des Libertarismus in den USA herumgeistern, auch irgendwie mit Herrn Paul in Verbindung zu bringen.
Zitat Some of [libertarianism's] adherents have formulated provocative theories on race, class and American history, and routinely voice beliefs that go far beyond the antiwar, anti-big-government, pro-civil-liberties message of the broader movement that has attracted legions of college students, Silicon Valley entrepreneurs and Tea Party activists.
Es ist für einen deutschen Leser dieser Zeilen, der sich mit der Ideologie des Klassischen Liberalismus / des Libertarismus nicht befasst hat, wahrscheinlich sehr schwer, zwischem dem “fringe” und der “broader movement” dieser Ideologie zu unterscheiden.
Im November diesen Jahres sind erstmal "midterm elections". Dort wird sich Rand Paul erstmal beweisen müssen. Danach kann man über eine Kandidatur als Präsidentschaftskandidat nachdenken. Dann kommt das erste große Problem. Paul müsste von der GOP aufgestellt werden. Die Republikaner sind aber gerade ein zerstrittener Haufen, kurz könnte man sagen, "Tea Party" (in der Libertäre und Ultrakonservative noch friedlich zusammen leben) gegen Etatisten. Die Einigung(en) im Haushaltsstreit scheinen mir aber ein Indiz wo die Mehrheit steht. Sollte sich Rand Paul aber doch durchsetzen können, dann kommt das, meiner Meinung nach, größte Problem. Ich sehe nicht, dass die Republikaner die Präsidentschaftswahlen gewinnen werden.
Ich finde es immer wieder toll, wie Rand Paul dem Libertarismus Öffentlichkeit verschafft und wenn er Präsidentschaftskandidat würde, kämen auch deutsche Medien nicht daran herum, sich mit seinen Gedanken auseinander zusetzen. Die Wahrscheinlichkeit dafür sehe ich aber als mehr als gering. Chris Christie, der sich in den letzten Wochen auch ausserhalb der USA einen eher unrühmlichen Namen verschafft hat, ist wohl ein aussichtsreicherer Kandidat.
Zitat von Prospero im Beitrag #2wenn er Präsidentschaftskandidat würde, kämen auch deutsche Medien nicht daran herum, sich mit seinen Gedanken auseinander zusetzen.
Ich kann die Datei gerade nicht finden, weil sowas alles meine letzte Sekretärin eingetippt hat, aber nehmen Sie den Hängeordner ganz=rechts, weiß-rot mit den vielen Sternen. "Reaktionär", "Isolationismus", "Sozialdarwinismus", "soziale Kälte", "Populismus", "schießwütig" (NRA können Sie richtig ausschreiben?), "Bush I", "Bush II". Ach ja, "Republikaner". "Libertär?" Kennt hier kein Mensch, gottseidank. Warten Sie... "Eine Politsekte, die von Ayn Rand träumt, eine , gegen deren Wildwestphilosophie sich [Reagan/Bush/beliebiger Cowboy] sich wie Gysi ausnimmt." "Erschreckender Verfall/Bankrott der politischen Kultur" (behaupten wir seit Dewey vs Truman, bislang hats noch keinen Leser gestört) "...im Mutterland der Demokratie" (macht sich immer gut. Was sind eigentlich diese Mittelerde-Lektionen?) Die Lebensdaten finden Sie auf Wikipedia; bitte alle Namen korrekt schreiben, sonst behaupten wieder welche, wir würden kein Englisch können. Die Lücken zwischen den Stichworten füllen Sie mit irgendwas aus den Berichten über den Wahlkampf dieser Hinterwäldler seit Nixon (FAZ: seit Goldwater). 500 Anschläge; in einer halben Stunde auf meinen Tisch.
Ich kann mir gut vorstellen, wie die Mehrheit der deutschen Medien über Rand Paul berichten würden. Und leider ist Rand Paul nicht Ron Paul. Aber wenn da plötzlich ein Republikaner Präsident werden will, der das Militärbudget reduzieren und die Geheimdienste strenger reduzieren will(eben alle inhaltlichen Gründe, warum ihn die Republikaner sich nicht aufstellen werden), dann fragt sich vielleicht doch mal der ein oder andere, was es damit auf sich hat. Und wenn er dann noch in einer großen Rede erklärt, die Finanzhilfen für Israel zu senken, dann klatschen auch taz und Süddeutsche Beifall.
Bevor die taz einem Republikaner Beifall zollt... früher hätte man gesagt "friert die Hölle zu" , aber in Zeiten des Eddy-Minimums sollte man vieleicht sagen: "wird eher ein Libertärer US-Präsident".
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #5Bevor die taz einem Republikaner Beifall zollt... früher hätte man gesagt "friert die Hölle zu" , aber in Zeiten des Eddy-Minimums sollte man vieleicht sagen: "wird eher ein Libertärer US-Präsident".
Immerhin hat es zumindest Deutschland schon zu einem Präsidenten gebracht, der lobende Worte für den Neoliberalismus findet.
Rand Paul darf als Präsidentschaftskandidat ausgeschlossen werden. Die Republikaner müssen, um die Mehrheit zu gewinnen, sich glaubhaft als Partei der Mitte, mit breitem Spektrum zu den Seiten hin, präsentieren. Rand Paul dürfte gefühlt die Hälfte der sicheren Wählerschaft vergraulen, für die Liberarismus = geiferende Gottlosigkeit ist oder deren "mitfühlener Konservatismus" im Adventsbasar mit Apple Pie besteht.
Ansonsten liefert ihnen Obama eine Steilvorlage nach der anderen: warum den Spielausgang aufs Spiel setzen, wenn der Gegner auf Eigentore abonniert ist? Der Nachteil dieser Strategie ist natürlich, daß Obama beim nächsten Mal nicht mehr zur Verfügung steht.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #3bitte alle Namen korrekt schreiben, sonst behaupten wieder welche, wir würden kein Englisch können.
Wenn ich so einem Link folge, beschleicht mich unweigerlich Wehmut.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
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