Im "Figaro" äußerte sich gestern der enge Vertraute Sarkozys, Henri Guaino, zu dem Besuch in Meseberg:
... le dernier sommet franco-allemand prouve que les relations entre Nicolas Sarkozy et Angela Merkel sont très bonnes. Les résultats de ce sommet en témoignent : un accord s’est fait sur la proposition de créer un Comité des sages pour réfléchir à l’avenir et aux frontières de l’Europe. Il y a eu un accord aussi sur la nécessité de réfléchir à la mondialisation du capitalisme financier, sur l’urgence de combattre le dumping monétaire de certains pays, et de lutter contre la concurrence déloyale. Angela Merkel a aussi accepté de défendre face aux commissaires européens l’idée que des marchés publics soient réservés aux PME.
C’est considérable ! On disait la France totalement isolée sur ces sujets.
... der letzte französisch-deutsche Gipfel beweist, daß die Beziehungen zwischen Nicolas Sarkozy und Angela Merkel sehr gut sind. Die Resultate des Gipfels bezeugen das: Es gab eine Vereinbarung über die Schaffung eines Rats der Weisen, um über die Zukunft und die Grenzen Europas nachzudenken. Es gab auch einen Vereinbarung über die Notwendigkeit, über die Globalisierung des Finanzkapitalismus nachzudenken, über die Notwendigkeit, das Wechselkurs-Dumping gewisser Länder zu bekämpfen und gegen eine illoyale Konkurrenz anzugehen. Angela Merkel hat es des weiteren akzeptiert, gegenüber den europäischen Kommissaren die Idee zu verteidigen, daß öffentliche Aufträge nur an mittelständische Unternehmen vergeben werden sollen.
Das ist beachtlich! Frankreich schien in diesen Fragen vollkommen isoliert zu sein.
Mit anderen Worten: Nach Darstellung des engsten Mitarbeiters von Sarkozy hat man in Meseberg dadurch Übereinstimmung erzielt, daß die Kanzlerin in allen Punkten die französische Position übernommen hat!
Sarkozy, der immer mehr in die Rolle eines neuen Bonaparte hineinwächst, mag in Angela Merkel eine Preußin sehen und sich an die Königin Luise erinnert fühlen.
Aber Spaß beiseite: Sarkozy ist drauf und dran, mit seiner Großsprecherei das deutsch-französische Verhältnis nachhaltig zu beeinträchtigen.
So, wie man Angela Merkel kennt, wird sie das alles nicht kommentieren, sondern still daran arbeiten, bei den nächsten Auseinandersetzungen mit Sarkozy siegreich zu sein. Ich würde mich nicht wundern, wenn sie dessen Egomanie sogar zu ihren Zwecken einsetzen würde.
Sparrowhawk
(
Gast
)
Beiträge:
13.09.2007 07:15
#3 RE: Aktuelle Ergänzung; Bonaparte und die Preußin
Zitat von M.SchneiderNun hat Frankreich mit Sarkozy seinen Schröder. Viel heiße Luft aber alles nur Selbstdarstellung.
Ich habe noch kein klares Bild von Sarkozy. Er scheint zwar ein Egomane zu sein, hat aber doch wohl erheblich mehr Substanz als Schröder.
Der "Nouvel Observateur" hatte vor zwei Wochen eine Titelgeschichte über ein Buch der Schriftstellerin Yasmina Reza, die Sarkozy während des ganzen Wahlkampfs begleitet hat. Sie - eine Linke, wie sie sagt, die dieses Projekt ohne Sympathie für Sarkozy angefangen hat - schildert ihn als einen sehr vielschichtigen Menschen. Ungeduldig, entschlossen, aber auch großzügig, mit manchmal fast kindlicher Freude an kleinen Dingen, sehr loyal seinen Mitarbeitern gegenüber.
Man wird sehen. Vielleicht entpuppt er sich wirklich als das dröhnende Nichts, wie Schröder. Vielleicht "reift" er aber auch im Amt wie Helmut Schmidt, der ja als "Schmidt-Schnauze" einmal einen ähnlichen Ruf hatte wie jetzt Sarkozy.
Auf jeden Fall stimmt wohl die persönliche Chemie zwischen den Beiden nicht, das hat noch wenig damit zu tun, wie gut oder erfolgreich sie jeweils sind. Es sind ja auch komplett unterschiedliche Charaktere.
Interessanterweise ist das nicht untypisch für die deutsch-französischen Chef-Beziehungen. Da schien es meistens besser zu laufen, wenn sie unterschiedlichen politischen Lagern angehörten. Vielleicht stört man sich unbewußt mehr an den Unterschieden, wenn man "eigentlich" gleiche politische Standpunkte erwartet ...
Daß Sarkozy dazu neigt, seine Erfolge groß rauszustreichen, halte ich für unproblematisch. Daß Merkel das nicht tut, ist für Politiker eher untypisch - es heißt noch nicht, daß sie bei den aktuellen Verhandlungen nichts erreicht hätte.
Auf jeden Fall - ohne Sarkozys Arbeit schon beurteilen zu können - teile ich eher seine Sichtweise. Themen, Probleme, Lösungen klar benennen und sich dann aktiv einsetzen, das halte ich für gute Politik. Während mir Merkels Passivität und ihre geringe Bereitschaft, auch mal eine Position durchzusetzen, zunehmend auf die Nerven geht.
Zitat von SparrowhawkIch glaube eher, daß du sie überschätzt...
Eigentlich hatte ich ja gehofft, lieber Sparrowhawk, daß du als Historiker etwas Erhellendes über die Lage in Preußen zur Zeit der Königin Luise schreiben würdest; samt deren interessanter Rolle.
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