Frage mich nur gerade, wie ich das mit dem Bierkasten mache, warte ich auf Abfüllung, oder gehe ich wie zu Großvaters Zeiten mit meinem Bierkrug ums Eck zur Kneipen zum Nachfüllen? Auch die Hirse würde ich so gerne wie in der Levante direkt aus dem Stoffsack in meine Jutetüte packen. Oder das Vanilleeis direkt auf die Hand..
Oder was mach ich, wenn ich grad ohne Jutetüte unterwegs bin? Stecke ich mir die rohen Eier in die Hosentasche, und den Schafskäse lege ich mir unter die Zunge. Auch sehr erfrischend die Kommentare zum Artikel von Menschen, die sich ärgern, dass der Metzger die mitgebrachte "Tupperware" nicht befüllen will, wegen Hygienevorschriften. Ja, das stell ich mir großartig vor, wenn beim Metzger jeden Tag die Jutetüten über den Tresen gereicht werden....
Und Marken? Marken geht ja gar nicht, reine Werbefläche. Ob dann die "Markenhersteller" noch verkaufen wollen, wenn die Ware von Hersteller X nicht von der Ware von Y zu unterscheiden ist? "Der Sack dahinten, dass ist glaub ich Ariel Ultra, in der Tonne daneben finden Sie Spee Flüssgwaschmittel." Auch schön die Vorstellung wie lang dann so ein Einkauf dauert: "Fr. Maier, darf es noch eine halbe Schaufel mehr ungeschälter Reis aus Äthopien sein?!".... Da braucht es schon Zeit. Aber das ist ja das Ziel Konsumverzicht ergibt Zeitgewinn, den man im Laden gerne mit einem Schwätzchen versüsst.
Was ist mit Taschentüchern? Ging doch zu meines Großvaters Jugend auch mit Stofftuch oder einfach in die Hand. Oder Klopapier aus alten Zeitungen? Ach, wie schön muss das sein, wenn man sich mit einfacher Konsumkritik jeden Tag wieder Heim in die gute alte Zeit wünschen kann, was hat an dem man sich abarbeiten kann und worauf man mit moralisch erhobenem Finger zeigen kann.
Wenns denn endlich wieder so wäre wie zu DDR-Zeiten mit weniger Konsum und so, Plastiknetz zum Einkaufen totale Freiheit, kein Konsumzwang. Oder zu Kaisers Zeiten, ach wie war das schön im Einklang mit Mutter Gaia......
Und um die Polemik abzuschließen:
Fragt man solche "möchte-gern Konsumaussteiger" (die würden ja gern, aber es lässt sie ja keiner!) was das Übel der Menschheit ist, dann kommt meist recht schnell die Antwort: der Mensch! Wir sind zu viele. Schade schade, dass diese Menschen so selten diesbezüglich mit GUTEM Vorbild vorangehen.
Das sind so die Schwärmereien vom Mittelalter. Wie niedrig damals der ökologische Fußabdruck der Menschen war!
Als besonders hilfreich erwies sich, dass zu der Zeit die Babys reihenweise verreckten und die Älteren an der ersten ernstzunehmenden Krankheit oder Verletzung starben. Alles im Einklang mit der Natur. Wunderbar.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Ein klassischer Aufsatz, in dem sich ein Historiker mal auf die Suche nach der "guten alten Zeit" gemacht hat, als es noch nicht drunter-&-drüber ging, stammt von Hans Delbrück (1848-1929), 1893 in Band 33 der "Preußischen Jahrbücher" erschienen: "Die gute alte Zeit" (1902 in "Erinnerungen, Aufsätze und Reden" gesammelt: S. 179-212): schlicht eine Zitatsammlung, Generation um Generation zurückgehend: jedesmal war in der Gegenwart Holland in Not, aber jeder war sicher, daß es früher-einmal besser bestellt gewesen sei, damals, als die Kerze noch mit dem Hammer gelöscht wurde.
"Noch weiter hinauf in die graueste Vergangenheit der Menschen reicht die freudige Erzählung des alten Nestor im Vater Homer, was in seiner Jugend für Menschen gelebt und wie sie gewesen - aber heute - "wir heute die Sterblichen sind." Über die Jugendzeit Nestor fehlen uns leider die zeitgenössischen Berichte. So weit solche Berichte reichen, ist uns die "gute alte Zeit" nicht erschienen. Sollten etwa unsere Nachfahren im 20. Jahrhundert sie einmal im 19. suchen?" (S. 211)
[Den Folgesatz "Wenn der Kosack und der Franze sich über Leichenfelder und Brandstätten hinschreitend an der Elbe und Weser sich grinsend umarmen und der Jesuit segnend seine Hand ausbreitet übr diesen Bund?" lass ich mal weg: der Herr war nun mal krachend deutschnational.]
Zitat von Rayson im Beitrag #2Wie niedrig damals der ökologische Fußabdruck der Menschen war!
Als besonders hilfreich erwies sich, dass zu der Zeit die Babys reihenweise verreckten und die Älteren an der ersten ernstzunehmenden Krankheit oder Verletzung starben. Alles im Einklang mit der Natur. Wunderbar.
Das bedenken diese nicht. Da geht es nur um Gefühl.
Zitat Das sind so die Schwärmereien vom Mittelalter.
Also, ich gebe mal zu, dass ich gerne mit entsprechender Gewandung und gegürtetem Sax auf Mittelalterfesten zu finden bin. Es gibt Aspekte, die mich an dieser Zeit absolut faszinieren, aber die medizinische und hygienische Situation gehört nicht dazu. Ich gehe ja auch nicht zu Heilpraktikern oder Homöopathen.
"Leben" möchte ich damals nicht. Aber "recreating", um sich wohl zu fühlen... es gibt schlimmere Hobbys.
Nachhaltig und regional. Schön. Wo gibt es denn beim Wiener Prater einen Bio-Bauernhof? Ist es doch nicht viel mehr so, dass Bio-Bauern gerne wegen Kleinstmengen im Extremfall durch Halb Österreich fahren? Ich kenne solche Bauern. CO2 neutral sind dann diese Produkte auch nicht mehr. Unverpackte Lebensmittel gibt es im Nachschmarkt (ebenfalls Wien) doch seit Urzeiten. Der Verzehr ist aber mit Risiko behaftet!
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In Kalifornien sind sie ja teilweise schon einen Schritt weiter und haben Plastiktüten verboten. Ökonomisch hat es nicht viel gebracht, aber es gibt immerhin ein paar eindeutige Gewinner: E.coli und Salmonellen http://blogs.berkeley.edu/wp-content/upl...N-id2196481.pdf
Immerhin ist man als "Aussteiger" dann nicht alleine und hat neue, sehr anhängliche Freunde
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