Zitat Wissenschaftliche Daten und Publikationen sind für alle da, sagt Peter Murray-Rust, Aktivist der Open-Access-Bewegung. Seiner Ansicht nach tritt die Forschung soeben in eine Phase der Öffnung und Demokratisierung. Die Wissenschaftsverlage finden an Murray-Rusts Plänen wenig Gefallen.
Zitat Hinter der Programmatik stehen konkrete Projekte. Als die Bilder des "Sloan Digital Sky Survey", eine groß angelegte Himmelsdurchmusterung, von der Oxford University online gestellt wurden, war die Resonanz aus der Bevölkerung groß. Sage und schreibe 500.000 Freiwillige nahmen an der Auswertung teil und bewältigten innerhalb eines Jahres ein Arbeitsvolumen, für das ein Dissertant geschätzte 50 Jahre benötigt hätte.
50 Arbeitsjahre sind grob geschätzt 100.000 Arbeitsstunden. Die 0.5 Millionen freiwilligen haben sich im Schnitt also nicht länger als 6 Minuten mit dem Projekt beschäftigen dürfen. Das kann ich mir nicht vorstellen. Eine stupide Praktikantenarbeit wird von vielen Freiwilligen ineffizient gemacht. Bravo.
Zitat von xanopos im Beitrag #1http://science.orf.at/stories/1740033/
Zitat Wissenschaftliche Daten und Publikationen sind für alle da, sagt Peter Murray-Rust, Aktivist der Open-Access-Bewegung. Seiner Ansicht nach tritt die Forschung soeben in eine Phase der Öffnung und Demokratisierung. Die Wissenschaftsverlage finden an Murray-Rusts Plänen wenig Gefallen.
Zitat Hinter der Programmatik stehen konkrete Projekte. Als die Bilder des "Sloan Digital Sky Survey", eine groß angelegte Himmelsdurchmusterung, von der Oxford University online gestellt wurden, war die Resonanz aus der Bevölkerung groß. Sage und schreibe 500.000 Freiwillige nahmen an der Auswertung teil und bewältigten innerhalb eines Jahres ein Arbeitsvolumen, für das ein Dissertant geschätzte 50 Jahre benötigt hätte.
50 Arbeitsjahre sind grob geschätzt 100.000 Arbeitsstunden. Die 0.5 Millionen freiwilligen haben sich im Schnitt also nicht länger als 6 Minuten mit dem Projekt beschäftigen dürfen. Das kann ich mir nicht vorstellen. Eine stupide Praktikantenarbeit wird von vielen Freiwilligen ineffizient gemacht. Bravo.
Lieber Xanopos, Danke für diesen sehr lesenswerten Link.
Zitat Der Konkurrenzkampf ist hart, schließlich ist Wissenschaft nicht nur Berufung, sondern auch Beruf: Und wenn es um Geld und Karriere geht, regiert statt der Tugend mitunter auch der Ellbogen. Könnte die Öffnung der Archive nicht auch Trittbrettfahrer fördern? Forscher, die von den Beiträgen der anderen profitieren, aber ihre eigenen Daten zurückhalten, weil sie sich dadurch einen Vorteil erhoffen?
"In manchen Disziplinen wird es zu Spannungen kommen, da gebe ich Ihnen recht. Ich glaube jedoch, dass sich ein moralischer Imperativ durchsetzen wird", sagt Murray-Rust. "Der Egoismus ist menschlich. Aber es ist ebenso menschlich, sich als Teil eines großen Ganzen zu fühlen."
Ich denke das wird ein heißes Eisen. In erster Linie werden wohl die Wissenschaftler veröffentlichen, die sonst nicht gehört werden oder jahrelang als "Zuträger" dienen mußten. Gerade in Forschung und Wissenschaft steht ja zumeist ein zahlender Konzern bzw. eine "Stiftung" dahinter, was als Bollwerk einer Veröffentlichung entgegen stehen wird.
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
Wie üblich ist das Ganze eine sehr zweischneidige Sache.
Auf der einen Seite ist es tatsächlich so, dass die Monopolstellung der wissenschaftlichen Verlage heutzutage die Wissenschaft behindert und so verhindert, dass Wissen und Erkenntnis dahin gelangen, wo sie gebraucht werden. Grund ist, dass die Bereitstellung der Artikel durch die Verlage so teuer geschieht und die Wissenschafts-Institutionen immer stärker unter Geldmangel leiden. Das führt dazu, dass Journals abbestellt werden und Wissenschaftler Artikel nicht lesen können, obwohl die Abstracts vielleicht interessant sind, weil ihr Budget zur Bestellung von Kopien schon überschritten ist.
Insofern ist Open Access eine wichtige und notwendige Sache.
Das Open Science beinhaltet aber auf der anderen Seite massive Gefahren. Denn wenn Massen von Laien auf ein Thema losgehen, dann kann das ok sein, wie an den Beispielen gesehen. Aber die Versuchung ist groß, diese Massen auf Themen zu verführen, die von den Experten aus guten Gründen abgelehnt werden. Der Scharlatanerie wird ein Tor geöffnet und es gibt keine Mechanismen, diese einzudämmen.
Ich sehe schon die Tausende, die sich dann engagieren, weil jemand einen Atomstromfilter anbietet oder einen CO2 Reiniger konstruieren will, der das CO2 dazu bringt, nicht mehr klimaschädigend zu wirken. Und wenn die dann merken, das sie aufs Kreuz gelegt wurden, ist das Geschrei wieder groß.
Äpfel und Birnen. Oder genauer: Apfelkompott und Propfreis. Beim Open Access (sprich: "Exzess") geht es ja darum, die Papers & Diskussionsbeiträge allgemein zugänglich zu machen, nicht nur den vernetzwerkten Spezialisten & den Abonnenten der Fachpublikationen. Zumal wenn die Arbeiten durch Steuergelder über Fördertöpfe mitfinanziert sind. Die großen Diskussionen liegen gut 10 Jahre zurück; in der Praxis hat sich da ein Modus vivendi eingespielt, bei dem der Zugriff auf den größten Teil der akademischen Fachpublikationen über die Universitäten oder Großbibliotheken läuft & für naturwissenschaftliche Bereiche Preprint-Versionen wie zB arXiv in der Physik zur Verfügung gestellt werden. Das Haupthindernis waren die auf solche Zeitschriften ausgerichteten Fachverlage: Elzevier & Springer werden da gern an den Pranger gestellt; andererseits gilt zu bedenken, daß sämtliche Kosten dieser nicht ganz unaufwendigen Publikationen über die Abonnementen laufen: die Auflagenzahlen belaufen sich oft nur auf wenige hundert Exemplare, so daß die Werbeeinnahmen eine quantité négileable darstellen (im Gegensatz zum Rest des Blätterwalds).
Projekte wie SDSS fallen, in unterschiedlichem Maß, unter das Lemma "distributed computing"/Verteiltes Rechnen. Am bekanntesten war SETI@home der University von Berkeley, das die Datenmengen von Radioteleskopen nach wiederkehrenden Mustern filterte, aber auch folding@home in Stanford (die Katalogisierung von Proteinstrukturen). Dergleichen Programme nutzen freie Rechnerkapazität, um in großem Stil vorhandene Daten zu sortieren oder filtern. (Es dürfte kein Wunder sein, daß man her in den letzten Jahren nicht mehr soo viel davon gehört hat: die zur Verfügung stehende Kapazität, gerade in Cloud-Diensten, hat das zu einer weitgehend historischen Fußnote der Technikgeschichte werden lassen; ähnlich wie analoge Aufzeichnungen auf Magnetband.) Beim Sloan Digital Sky Survey war der Humanfaktor noch involviert: es ging um die Klassifizierung der dort fotografierten Galaxien (nach dem erweiterten Hubble-Schema), bei dem sich das menschliche Auge (nach 1-2 Wochen Gewöhnungszeit) einfach als besser erwies, einen leicht ovalen von einen ganz-leicht kreisförmigen Klex zu unterscheiden, als implementierte Algorithmen (dergleichen Feinarbeit erweist sich seit Jahrzehnten regelmäßig als beständige Achillesferse bei automatischer Mustererkennung: im Fall der autoselbstfahrenden Selbstfahrautos wird das sicher ein weiteres Mal zum Selbstläufer.) Die Zahl von 500,000 bezieht sich auf die in den ersten Pressenmeldungen genannte Zahl der angemeldeten Interessenten; die Anzahl derer, die am Ball geblieben sind, dürfte um einiges geringer zu veranschlagen sein (in der Anfangsphase, zwischen 2000 & 2005, wurden alle Fotos 2x katalogisiert; bei divergierenden Ergebnissen kriegte ein dritter Sortierer das Bild in den wöchentlichen Email-Anhang.) Ein bißchen Schwund ist immer ("Dieses Board hat 1.183 Mitglieder"). Bei solchen Projekten gehört es zum guten Ton, die Ergebnisse frei zugänglich zu machen, aber mit Open Access sensu strictu hat das erstmal nix zu tun.
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