In Antwort auf:Im Westen haben sich die Gewichte verschoben, seit der Falke Sarkozy Präsident Frankreichs ist.
Ich glaube, das ist der Punkt. Man mag über Sarkozy denken, was man will, und wir bei B.L.O.G. zählen da sicher nicht zu den Wohlmeinenden, aber allein dieser außenpolitische Schwenk, symbolisiert durch die Wahl des Außenministers, verändert Wirklichkeit.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Der Economist, in Sachen Nahost immer wohlinformiert, bringt heute eine ähnlich ausführliche Hintergrund- Analyse wie gestern die Asia Times, kommt aber zu anderen Interpretationen als Afrasiabi. Wie soll es auch bei Teheran-Astrologen anders sein?
Die Story des Economist beginnt wie die von Asia Times, geht aber anders weiter. Hiernach hatte Putin - soweit Übereinstimmung - ein Treffen mit Khamenei, in dem er neue Vorschläge vorlegte. Laut Economist hat aber Khamenei diese Vorschläge abgelehnt und sich der Position Ahmadinedschads angeschlossen. Jedenfalls hat Ahmadinedschad das unwidersprochen erklärt. Dennoch habe Laridschani über Putins Vorschläge berichtet und den Eindruck erweckt, es könnte dadurch eine neue Entwicklung geben.
Damit habe Laridschani sich unmöglich gemacht und deshalb gehen müssen.
In Antwort auf:Im Westen haben sich die Gewichte verschoben, seit der Falke Sarkozy Präsident Frankreichs ist.
In Bezug auf Merkel und Sarkozy ist für mich das überragend Wichtige nicht, dass die beiden jetzt in ihren jeweiligen Ämtern sind und was sie dort anstellen - sondern, dass ihre beiden Vorgänger nicht mehr im Amt sind.
In Antwort auf:Die Chinesen verhalten sich, wie es ihre Art ist, enigmatisch.
Ich habe diesen Satz in einer E-Mail an Zettel bekrittelt. Und Zettel hat sich gewünscht, dass ich meine Kritik hier veröffentliche. Hier also mein - leicht abgewandelter - Einwurf:
Was ist an der Haltung der chinesischen Regierung "enigmatisch"? Die chinesische Außenpolitik hat zwei Grundsätze:
1. Sich erst festlegen, wenn es absolut gar nicht mehr anders geht. Das entspricht dem konfuzianischen Harmonie-Grundsatz.
2. Solange es anders geht, möglichst Signale an den Rest der Welt senden, der in verschiedene Richtungen deutet und alle Möglichkeiten offen lässt. Das macht Prognosen unsicherer und lässt die chinesische Regierung "enigmatisch" erscheinen.
(Momentan kommt noch 3. hinzu, dass alles gut ist, was die USA schwächt und der chinesischen Regierung eine Einflussmöglichkeit darauf lässt, wie stark diese Schwächung sein soll. Diesbezüglich sieht es natürlich im Moment sehr gut aus.)
Zitat von Marian WirthIn Bezug auf Merkel und Sarkozy ist für mich das überragend Wichtige nicht, dass die beiden jetzt in ihren jeweiligen Ämtern sind und was sie dort anstellen - sondern, dass ihre beiden Vorgänger nicht mehr im Amt sind.
Und in Polen bald nicht mehr der Vorgänger von Donald Tusk.
In Antwort auf:Und in Polen bald nicht mehr der Vorgänger von Donald Tusk.
Da wird George Bush aber anderer Meinung sein. Außerdem ist der Unterschied zu Schröder und Chirac doch der, dass Jarosław Kaczyński sich eher innenpolitisch verheerend betätigt. Und das kann er als Oppositionsführer noch viel ausgiebiger tun als bisher.
Zitat von Marian WirthZitat:Außerdem ist der Unterschied zu Schröder und Chirac doch der, dass Jarosław Kaczyński sich eher innenpolitisch verheerend betätigt. Und das kann er als Oppositionsführer noch viel ausgiebiger tun als bisher.
Na, seine Europa-Politik und seine Deutschland-Politik waren aber auch nicht ohne.
Es war ein Glück, daß er es mit der gelassenen Angela Merkel zu tun hat, die alles das ruhig abgefedert hat, was Schröder vermutlich mit gleicher Münze heimgezahlt hätte.
So hat das deutsch-polnische Verhältnis die Ära Kaczyński wohl ziemlich unbeschädigt überstanden.
Noch etwas anderes finde ich bemerkenswert, liebe Marian Wirth: In Polen wechselt jetzt die Macht von einer rechtskonervativen zu einer liberalen bis liberalkonservativen Partei. Die Sozialisten spielen fast keine Rolle mehr.
Zitat von Marian WirthWas ist an der Haltung der chinesischen Regierung "enigmatisch"? Die chinesische Außenpolitik hat zwei Grundsätze: 1. Sich erst festlegen, wenn es absolut gar nicht mehr anders geht. Das entspricht dem konfuzianischen Harmonie-Grundsatz. 2. Solange es anders geht, möglichst Signale an den Rest der Welt senden, der in verschiedene Richtungen deutet und alle Möglichkeiten offen lässt. Das macht Prognosen unsicherer und lässt die chinesische Regierung "enigmatisch" erscheinen.
Genau das meinte ich, lieber Marian Wirth. Die Kennzeichnung enigmatic hatte ich in irgendeinem der Artikel gelesen, mit deren Lektüre ich den Beitrag vorbereitet hatte. Was mich im Nachhinein etwas ärgergt, ist, daß ich zu faul war, das vernünftig zu verdeutschen. "Undurchsichtig" wäre zB eine brauchbare Übersetzung.
Zitat von Marian Wirth(Momentan kommt noch 3. hinzu, dass alles gut ist, was die USA schwächt und der chinesischen Regierung eine Einflussmöglichkeit darauf lässt, wie stark diese Schwächung sein soll. Diesbezüglich sieht es natürlich im Moment sehr gut aus.)
Meines Erachtens ist es nachgerade ein Schlüssel zum Verständnis der gegenwärtigen außenpolitischen Entscheidungen, wenn man sie als erste Züge in dem weltpolitischen Spiel zwischen den beiden Supermächten USA und China sieht, das sehr wahrscheinlich die erste Hälfte des 21. Jahrhunderts so dominieren wird, wie der sowjetisch-amerikanische Gegensatz die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts.
China verhält sich dabei sehr geschickt: Es hält sich "vor seiner Haustür", z.B. in Afghanistan und Pakistan, eher zurück und baut stattdessen seine Positionen in Ostafrika aus - eine klassische Zangenbewegung.
Als Nächstes könnten die Chinesen in Südamerika Fuß fassen, um zB die neue Union aus Cuba und Venezuela gegen die USA zu schützen.
nach drei Artikeln von, mit und über Herrn Diekmann ist das hier eine schöne Erholung
In Antwort auf:Genau das meinte ich, lieber Marian Wirth. Die Kennzeichnung enigmatic hatte ich in irgendeinem der Artikel gelesen, mit deren Lektüre ich den Beitrag vorbereitet hatte.
Was ich deutlich machen wollte, ist der Unterschied zwischen "undurchsichtig sein" (das wäre enigmatic) und "undurchsichtig erscheinen wollen" (das wäre elusive). Meines Erachtens passt elusive perfekt, oder um es mit Wolfgang Schäuble zu sagen: "Versuchen Sie mal, einen Pudding an die Wand zu nageln". In Ihrer Mail-Box müsste übrigens noch eine Mail von mir rumliegen, in der ich das anhand eines weiteren Beispiels erläutere. Der Economist hat in seinen letzten Ausgaben Hu Jintao einmal als enigmatic und einmal als mysterious bezeichnet, während die BBC ihr Portrait mit "China's elusive president" überschrieb. Was die Schlagzeile angeht, geht der Punkt - ausnahmsweise - eindeutig an die BBC.
In Antwort auf:in dem weltpolitischen Spiel zwischen den beiden Supermächten USA und China sieht, das sehr wahrscheinlich die erste Hälfte des 21. Jahrhunderts so dominieren wird, wie der sowjetisch-amerikanische Gegensatz die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Das sehe ich aus zwei Gründen ganz anders. Aber da ich Jörg Wolf von Atlantic Review einen Artikel dazu versprochen habe und ich diesem nicht vorgreifen möchte, schweige ich an dieser Stelle.
In Antwort auf:China verhält sich dabei sehr geschickt
Yes, indeed.
In Antwort auf:Es hält sich "vor seiner Haustür", z.B. in (...) Pakistan, eher zurück
Diese Behauptung kontere ich nach Konsultation meines del.icio.us accounts mit folgendem Artikel: Pakistan's got a new best friend. Nachdem in den letzten Monaten in Pakistan einige Chinesen auf offener Straße entführt bzw. gleich an Ort und Stelle über den Haufen geschossen worden waren, gab es den Sturm auf die Rote Moschee. Und Musharrafs Idee war das nicht, sag' ich jetzt mal so.
Die exzellenten Beziehungen zu Brasilien machen es für die Chinesen entbehrlich, sich mit unsicheren Kantonisten wie Chavez einzulassen, denke ich.
Und die Antwort in Bezug auf Polen überlasse ich R.A.
Sparrowhawk
(
Gast
)
Beiträge:
25.10.2007 21:31
#11 RE: Marginalie: Warum trat der iranische Nuklear- Unterhändler Ali Laridschani zurück?
Das sieht nach dem typisch-chinesischen Spiel der 36 Strategeme aus... zum Beispiel:
"Das Brennholz heimlich unter dem Kessel wegnehmen"
Definition: Das Wasser abgraben; dem Gegner die Ressourcen oder dem Krieg den Grund entziehen, um ihn vorzeitig zu beenden oder gar zu vermeiden.
Auf die chinesische Außenpolitik bezogen: sich die Rohstoffe im Sudan (Öl) sichern... nebenbei bekommen die USA sie nicht, was eine nette Dreingabe wäre... aber primär geht es wohl eher darum, selbst genug Öl für die Eigenversorgung zu bekommen. Hingegen sind Pakistan oder Afghanistan rohstofftechnisch für China wohl eher uninteressant.
Vielleicht aber steckt noch mehr hinter all dem, was derzeit nicht sichtbar erscheint... Kettenstrategeme sind in CHina nämlich auch nicht unbekannt...
Merke: Sun Tzi´s Buch heißt zwar "Die Kunst des Krieges", aber es läßt sich auc auf die Politik anwenden... gewusst wie.
Zitat von Marian Wirthnach drei Artikeln von, mit und über Herrn Diekmann ist das hier eine schöne Erholung
Wo kann man die denn lesen?
Zitat von Marian WirthWas ich deutlich machen wollte, ist der Unterschied zwischen "undurchsichtig sein" (das wäre enigmatic) und "undurchsichtig erscheinen wollen" (das wäre elusive). Meines Erachtens passt elusive perfekt, oder um es mit Wolfgang Schäuble zu sagen: "Versuchen Sie mal, einen Pudding an die Wand zu nageln".
But being enigmatic does'nt prevent the Chinese from being elusive as well, does it?
Zitat von Marian WirthIn Ihrer Mail-Box müsste übrigens noch eine Mail von mir rumliegen, in der ich das anhand eines weiteren Beispiels erläutere.
Ist gelesen, wird heute noch beantwortet.
Zitat von Marian Wirth
In Antwort auf:in dem weltpolitischen Spiel zwischen den beiden Supermächten USA und China sieht, das sehr wahrscheinlich die erste Hälfte des 21. Jahrhunderts so dominieren wird, wie der sowjetisch-amerikanische Gegensatz die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Das sehe ich aus zwei Gründen ganz anders. Aber da ich Jörg Wolf von Atlantic Review einen Artikel dazu versprochen habe und ich diesem nicht vorgreifen möchte, schweige ich an dieser Stelle.
Aber Sie verlinken den Artikel hier, wenn er erschienen ist, versprochen?
Zitat von Marian WirthDie exzellenten Beziehungen zu Brasilien machen es für die Chinesen entbehrlich, sich mit unsicheren Kantonisten wie Chavez einzulassen, denke ich.
Bisher verhalten sich die USA ja erstaunlich ruhig gegenüber dem, was sich zwischen Cuba und Venezuela zusammenbraut. Bush kann sich halt nicht einen weiteren Krisenherd leisten; zumal Chávez auf dem Öl hockt, das die USA dringend brauchen.
Aber wenn Castro tot ist, wird wohl dort a bisserl mehr Bewegung entstehen. Für die Chinesen könnte es die Gelegenheit zu einer ersten Konfrontation mit den USA, in deren Hinterhof, sein. Vielleicht ist es für sie aber auch noch zu früh dafür. Warten wir's geduldig ab.
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