ihr hattet es ja nicht gerade leicht in letzter Zeit. Erst hatte sich das Orgateam zerlegt, weil plötzlich sichtbar wurde, was angeblich eine Diffamierung der "Lügenpresse" war und dann konnte sich nur ein sehr kleiner Teil der Pegida-Anhänger für die von Extremismen bereinigte Version von Frau Oertel und ihren Mitstreitern erwärmen. Tja, die Stimmung trifft eben der Führer gegen das Viehzeug. Und nein, deren "Wir sind das Volk" hat nichts mit der friedlichen Revolution in der DDR zu tun. Es ist gekapert worden von Bürgern auf denen jede Gefälligkeitsdiktatur ihre Existenz gründet und sich absichert. Doch dieses Bild sagt mehr als Worte: http://m.welt.de/politik/deutschland/art...tlingscamp.html
Ich bin nicht nur ein Pegida-Versteher, sondern ein Pegida-Anhänger. Muss ich deshalb Zettels Raum verlassen und den Pegida-Gegnern das Feld überlassen?
Egal, was aus Pegida oder AfD wird, die Problematik steht im Raum. Der militante Islam ist in Deutschland angekommen und ich möchte nicht, dass er zu Deutschland gehört und von Deutschland Besitz ergreift.
Und Nein, eine Antwort der Politik auf dieses Problem sehe ich nicht. Nicht einmal ansatzweise.
Jeder, der wissen möchte, welche Ziele der Islam hat, kann sich informieren. Die Projekte und Pläne sind im Internet publiziert. Ich habe einiges davon hier bei Zettel verlinkt.
Ein Problem, das man negiert, löst sich nicht. Im Gegenteil, durch Stauung wird es immer größer, bis es schließlich kracht. Das allerdings sollte durch frühzeitiges steuerndes Eingreifen verhindert werden. Leider fehlt dazu derzeit die Einsicht. (Das ging den DDR-Politikern genau so.) Das war ein Irrtum, ist ein Irrtum und wird immer ein Irrtum bleiben. Das kann man auch nicht wegschreiben.
Ich bin zwar kein Pegida-Anhänger, aber ich kann keinen Gewinn für die demokratische Kultur darin erkennen, wenn nun nur noch diejenigen zur Demonstration gehen, die in ihrer Ideologie oder ihrem Haß auf Ausländer und/oder "die dort oben" so verbohrt und ggf. gewaltbereit sind, daß sie die hypothetische Gefahr eines Anschlags und die weitgehende Gewißheit, von der Antifa aufgemischt und von Politik und Presse geschmäht zu werden, inkaufnehmen oder sogar begrüßen. Den Politikern, die Pegida ja eigentlich kritisierte, paßt das freilich bestens; wenn derjenige, der das unangenehme Problem aufgezeigt hat, erst einmal überzeugend als Unperson dasteht (Bachmann mit seinem Bärtchen hat da Wunder gewirkt), dann kann man die ganze Sache gut beiseitewischen und das Problem weiterhin ignorieren.
Nebenbei (als ganz weit Außenstehender) bemerkt bietet der verlinkte Welt-Artikel ein Beispiel für marginal an "Lügenpresse" grenzende Berichterstattung. Der Titel "Pegida-Demonstranten attackieren Flüchtlingscamp" suggeriert einen Angriff auf die Unterkunft der Flüchtlinge, im Text heißt es dann aber "Nach dem Ende der Pegida-Demonstration in Dresden haben etwa zwei Dutzend Rechtsextreme ein Protestcamp von Flüchtlingen auf dem Platz vor der Semperoper attackiert." Freilich, ein solcher Angriff ist immer zu verurteilen, aber es besteht doch noch ein qualitativer Unterschied, ob sich die Demonstration gegen das Heim der Flüchtlinge richtet oder im Umfeld der Demonstration einige Extremisten auf ein ungenehmigtes Protestcamp (in dem die Protestierenden sich selbst exponieren) losgehen.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch mein Unbehagen über das Mode werdende Wort "XY-Versteher" artikulieren. Das ist ein Wieselwort, ein Kampfbegriff der modernen Tabuisierungswelle. Es impliziert, daß "XY" etwas so undenkbar Indiskutables ist, daß nur hundertprozentige und bedingungslose Ablehnung in Frage kommt und jeder, der durch den Versuch einer Relativierung oder Erklärung diese unbesehene automatische Ablehnung nicht erkennen läßt, sich allein dadurch außerhalb der anständigen Gesellschaft stellt. Besonders heimtückisch ist das Wort, weil es die beiden Bedeutungen von "Verstehen", nämlich Einsicht und Nachsicht, miteinander vermengt. "Ich verstehe ihn" kann ja sowohl heißen "ich erkenne, was er meint (ohne ihm zuzustimmen oder zu widersprechen)" als auch "ich kann seine Beweggründe nachvollziehen (also ihm beistimmen oder zumindest Sympathie entwickeln)". Dadurch, daß man "XY-Versteher" beides zugleich bedeuten läßt, verbietet sich abwägende Analyse von "XY", weil sie Billigung gleichkäme. Solche Denkverbote und festgezurrten Scheuklappen sind aber nicht gut. Wie kann man angemessen auf "XY" reagieren, wenn man nicht versucht, es (im ersten Sinne) zu verstehen?
Werter Erling Pleathe, Sie haben sich ja ganz schön eingeschossen. Ich habe mangels authentischer Informationen überhaupt keine Meinung zu Pegida. Und das Bild ändert daran auch nichts.
Ich sehe viele Leute, die rumstehen, und ein paar Deutschlandfahnen. Einige wenige Leute sind sichtlich genervt davon, fotografiert zu werden und versuchen das Gesicht mit Kapuzen zu verdecken. Die Gesichter der Leute sehen bemerkenswert friedlich aus. Nicht zu vergleichen mit den Hass verzerrten Gesichtern, wenn mal wieder Antifas auf ihren 1. Mai-"Veranstaltungen" abgelichtet werden. Ich sehe keine Waffen und so gut wie keine Vermummung (auch wieder im Gegensatz zu linken Demos). Dann sehe ich noch ein paar Leute ein Plakat halten mit ein paar steilen Sprüchen drauf.
Wo genau müsste ich den Untergang des Abendlandes erkennen? Bitte klären Sie mich auf.
Auf Demos von Moslems wird schon mal "Jude, dummes Schwein" oder "Juden ins Gas" skandiert - das scheint niemanden groß zu stören. Nicht mal ein strafrechtliches Verfahren wurde eröffnet. Wenn Linke demonstrieren, dann liest man da Sprüche wie "Kapitalisten in den Lokus der Geschichte" oder auch "Scheiss Deutschland - Für Kommunismus", "Nazis aufs Maul", "Kein Bock auf Deutschland". Stört auch niemanden. Linksextreme sind sich inzwischen so sicher, dass sie schlicht alles sagen dürfen, dass es ganz offen Webseiten dafür gibt: http://demoparolen.blogsport.de/antifaschistische-parolen/ http://deu.anarchopedia.org/Demospr%C3%BCche
Stört auch keinen. Was genau übersehe ich also bei dem Foto?
Interessant auch, wie in der Presse über den Vorfall an der Semperoper berichtet wird. Welt online schreibt dazu: "marschierten am Montagabend erneut mehrere Tausend Anhänger der islamkritischen Pegida-Bewegung durch Dresden. Beim Abgang der Teilnehmer nach Ende der Kundgebung strömten etwa 100 Menschen direkt zum Protestcamp. Während etwa zwei Dutzend davon den Platz zu stürmen versuchten, forderten andere nur verbal die Räumung des Camps."
Aha. Tausende Demonstranten. Nach der Demo gingen 100 (also ein paar Prozent) zu dem illegalen Camp. Und "etwa zwei Dutzend" (jetzt sind wir schon im Promillebereich) STÜRMEN (!) einen Platz, der von mehreren Hundert Ausländern und Ausländer-Anhängern besetzt ist. Die Situation war so grausam und gewalttätig, dass die Polizei tatsächlich ein paar dieser "zwei Dutzend" Hanseln ansprechen und Platzverweise aussprechen musste. Boa. Kurz vor´m Bürgerkrieg, ehrlich! Die restlichen 76 waren so brutal und äußerten sich VERBAL. Was für ein Anschlag auf die Staatssicherheit und öffentliche Ordnung. Was lobe ich mir da die friedlichen Demos von Links, die mal eben Straßenzüge abfackeln oder Polizisten im Dutzenderpack in die Krankenhäuser befördern.
Werter Erling Pleathe, meine Meinung zu Pegida hat sich nicht geändert: ich habe keine. Aber das die Presse bei diesen Demos aus Mücken nicht nur Elefanten, sondern gleich Brontosaurier macht, das scheint mir offensichtlich.
Gleichzeitig steht heute in SPON mal so eben im Nebensatz:
"Illegale Einreise nach Deutschland: Zahl der Flüchtlinge steigt rasant Die Bundespolizei hat im vergangenen Jahr etwa 57.000 unerlaubte Einreisen registriert. Die größte Gruppe stellten Flüchtlinge aus Syrien. Die Linke übt scharfe Kritik an den Behörden. "
57.000 illegale Einreisen. Und das sind nur die bekannten Fälle . Und diese Zahl enthält auch noch nicht die abgelehnten Asylbewerber, die schlicht die Ausreise verweigern. Die Abschiebequote ist ja bekanntermaßen knapp über "nicht vorhanden". Wie viele Illegale tatsächlich in Deutschland leben kann mangels politischem Willen diese Zahlen zu erheben nur geschätzt werden. Aber es werden wohl realistisch Millionen sein. Knapp 30 Millionen Einwanderer gab es seit 1950 in Deutschland (ohne die Spätaussiedler). Migration ist also für Deutschland ein zentrales Thema.
Politische Auseinandersetzung mit diesem Thema: keine. Zu brisant für den Wahlkampf, heisst es. Aha, danke. Wieder was gelernt.
Aber Hauptsache, es gibt ein Plakat von nicht-linken Demonstranten, wo von Heuchlern und Lügnern die Rede ist. Da schäumt die öffentliche Meinung
___________________ Kommunismus mordet. Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #4Zu brisant für den Wahlkampf, heisst es. Aha, danke. Wieder was gelernt.
Das läßt sich übrigens genau festmachen: zum 1. Mal ging das zwischen 1982 & 1983 hoch & wurde dann zum Jahresausgang hin für den 84er Wahlkampf als Tabu besetzt; das stand im Zusammenhang mit der Gründung der Republikaner (damals noch Handlos als Vorsitzender; Schönhuber kam ab 1985), deren Gebetsmühlen-Mantra war "Das Boot ist voll". Das Schreckbild der Parteienpolitik in D war Le Pens Erfolg in den späten 70ern, "die Front National" (das korrekte Maskulinum ist mir zum 1. Mal 1995 untergekommen). Genau das wollte man in D auf keinen Fall sehen. Aus der prinzipiellen "Non!"-Haltung ergab sich die grundsätzliche Weigerung, auf Argumente (richtige oder verquere) auch nur einzugehen, "um sie nicht aufzuwerten", um sich selbst nicht damit zu besudeln. Da fehlte dann auch nie der rituelle Hinweis auf den "erstarkenden Nationalismus" in "Dänemark-Norwegen-Holland-England". In der Sarrazin-Debatte hat sich gezeigt, daß der Affekt ungemildert konserviert worden ist.
Es war das erste Mal, daß hier die Frage des Asylgewährung in den Fokus genommen wurde. Das war so eng gekoppelt mit mit der Forderung (zum Teil offen ausgesprochen) nach Kappung aller Zufluchtsmöglichkeiten & "Deutschland den Deutschen", daß das gleich zu einem fest sitzenden Abwehrreflex geführt hat, auf den sich das politische Personal wie die Antifanten einigen konnten. Zumal das Boot eben doch nicht voll war, wie auch nicht, als das Thema in genau der gleichen Konstellation Mitte der 90er wieder hochkochte. In beiden Fällen waren das rasante Ansteigen der Anzahl der Asylbewerber (in jeweils 2-3 Jahren), plus die Ablehnungsquote von >90% der Auslöser. In den 80ern lagen die Zahlen bei ~150.000 p.a.; Mitte der 90er bei +500.000.
Die jeweiligen juristischen Nachjustierungen & die Gründe für das Abklingen (sowohl nach innen als auch nach außen hin) sind dagegen von den Medien nie thematisiert worden. Dieses völlige Wegblenden zumal von Themen, die gerade con brio zum Weltkrisenthema hochgejazzt wurde, von ÖR bis Boulevard, ist freilich von Anfang an eingebaut & keine mediale Selbstverblödung.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #4 Was genau übersehe ich also bei dem Foto?
Das Transparent hinter dem sich die gesamte Demonstration versammelt.
Und seine Aussage. Sie übersehen das, was über die Reden bekannt ist, die dort gehalten werden. Über die Reaktionen der Demonstranten. Sie übersehen die allgemeine Ausländerfeindlichkeit dieser Bewegung, dass aus ihr heraus Angriffe gegen Ausländer erfolgen. Sie übersehen das Pendant zum Linksextremismus. Sie übersehen, dass es den Extremismus auf der Strasse nicht nur von links und islamischer Seite gibt, sondern auch von rechts. Und dieses Forum ist eines der allerletzten in der liberalen Blogosphäre wo euphemistischen Ansichten über die Pegida überhaupt noch geteilt werden. Stemmt man sich damit gegen den Mainstream? Ich denke nicht. Man stemmt sich gegen eine Realität die einem nicht passt, weil die eigene Peergroup involviert ist. Es gibt sehr viele die das trennen können. So wie Sie alles um das TRANSPARENT herum wahrnehmen, nur nicht das, was das Foto prägt, so ist auch die Wahrnehmung der gesamten Bewegung bei den Pegida-Verstehern. Also -rechtfertigern. Meine Einschätzung der Pegida geht über eine bloße politische Gegnerschaft hinaus. Deshalb der deutliche Ton.
Werter Erling Pleathe, Wird das so eine "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns "-Sache? Und "uns" ist dabei die Gemeinschaft der Pegida-Ablehner. Welchen Teil von "Ich habe keine Meinung " konnte ich denn nicht erläutern? Und Ihre ergänzende Bemerkung hat mir auch nicht geholfen, da ich nicht beurteilen kann, dass sich "die gesamte Demonstration" hinter diesem Plakat versammelt. Gab es eine Unterschriftensammlung, wieviele diesen Thesen zustimmen - und wie die Sprüche verstanden werden? Ich finde diese Einhorn-Diskussionen inzwischen fruchtlos für mich. Zu viele stellen ihre persönliche Sicht mit der Begründung dar, dies oder das wäre doch "offensichtlich " oder so. Im Normalfall schaffe ich es nicht mal mit drei Kollegen bei einem gemeinsamen Projekt eine halbwegs konsente gemeinsame Meinung herzustellen. Und hier wird mir erzählt, man dürfe von einer hundert Prozent deckungsgleichen Meinung der Menschen ausgehen, nur weil die auf einem Foto zusammen mit einem Plakat abgebildet sind. Da muss ich mich wohl entschuldigen, denn für so konsequente Schlüsse bin ich einfach zu dumm.
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Zitat von Frank2000 im Beitrag #7Werter Erling Pleathe, Wird das so eine "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns "-Sache? Und "uns" ist dabei die Gemeinschaft der Pegida-Ablehner. Welchen Teil von "Ich habe keine Meinung " konnte ich denn nicht erläutern? Und Ihre ergänzende Bemerkung hat mir auch nicht geholfen, da ich nicht beurteilen kann, dass sich "die gesamte Demonstration" hinter diesem Plakat versammelt. Gab es eine Unterschriftensammlung, wieviele diesen Thesen zustimmen - und wie die Sprüche verstanden werden? Ich finde diese Einhorn-Diskussionen inzwischen fruchtlos für mich. Zu viele stellen ihre persönliche Sicht mit der Begründung dar, dies oder das wäre doch "offensichtlich " oder so. Im Normalfall schaffe ich es nicht mal mit drei Kollegen bei einem gemeinsamen Projekt eine halbwegs konsente gemeinsame Meinung herzustellen. Und hier wird mir erzählt, man dürfe von einer hundert Prozent deckungsgleichen Meinung der Menschen ausgehen, nur weil die auf einem Foto zusammen mit einem Plakat abgebildet sind. Da muss ich mich wohl entschuldigen, denn für so konsequente Schlüsse bin ich einfach zu dumm.
So ist es, wenn man schon nicht die Nadel im Heuhaufen findet, dann doch sicher immer einen Strohhalm, an dem man seine Vorurteile festmachen kann . Ich finde, es findet zu wenig Auseinandersetzung mit der (Ur-)Sache statt, und zu viel mit der Abgrenzung des eigenen politischen Lagers. Das zieht sich durch die ganze deutsche Politik.
als jemand der Sie sehr schätzt und dessen eigenes Denken durch Sie ungeheuer bereichert wurde, erlauben Sie mir Ihren Beitrag zu kommentieren.
Ich habe noch Ihre Kritik aus einer anderen Diskussion im Ohr, dass diejenigen die für Pegida Verständnis aufbringen im Grunde das Gleiche tun, wie die „Grünen Relativierer“ die vieles unsägliche Verhalten entschuldigen und so eine Problemlösung verhindern. Ich habe über diesen Einwurf sehr viel nachgedacht. Tue es immer noch. Und er hat seine Berechtigung. Die Frage ist für mich, in welche Richtung daraus eine Konsequenz zu ziehen ist.
Ich bin mir nicht sicher, aber ich gelange immer mehr zu der Einsicht, dass auch die „Grünen Relativierer“ mit „ihrem Versuch von Verständnis“ durchaus etwas richtiges tun aber dort, wo sie vorbehaltlos zu entschuldigen beginnen, in meinen Augen falsch handeln. Analog würde ich das bei Pegida sehen. Ich verstehe Teile des Antriebs für den Protest dieser Gruppe, teile sie sogar. Darunter fällt im Wesentlichen die Diskussionsverweigerung unserer Politik zu vielen Themen. Ich verstehe teilweise Ängste, welche zum Protest führen im Sinne, dass ich sie nachvollziehen kann. Teile sie aber nicht, abgesehen davon, dass ich Ängste als einen schlechten Ratgeber erachte. Viele Schlußfolgerungen / Forderungen und Kampfbegriffe der Pegida teile ich nicht, kann sie auch nur teilweise überhaupt nachvollziehen und finde Ansichten, gerade auch das antiwestliche, antisemitische und diktatorfeundliche Element in höchstem Maße problematisch. Damit glaube ich aber genau das nicht zu tun, was die „Grünen Relativierer“ tun. Ich versuche nach bestem Wissen und Gewissen zu differenzieren und genau das tun diese in der Regel nicht.
Pegida ist in meinen Augen das Ergebnis, dass eine Gesellschaft mit unzureichender liberaler Prägung auf eine erdrückende gesellschaftliche Situation reagiert, die vielen immer weniger behagt. Je niedriger die liberale Prägung einer Gesellschaft ist, desto gefährlicher sind solche Reaktionen. Das wird an Pegida deutlich, denn deren Reaktion versucht Extreme durch andere Extreme zu ersetzen, nicht durch Vernuft. Insofern teile ich aufrichtig, was ich als Ihre Sorge verstehe.
Auf der anderen Seite haben wir bereits eine teilweise bedrohliche Verquickung der eigentlich unabhängig gedachten Gewalten in unserem Staat und eine gesellschaftliche Entscheidungsfindung, die zu wenig an Vernunft orientiert ist und im Sinne Hayeks moralisierende Urteile fällt. Wir haben daher bereits ein ernstzunehmendes Problem. Dazu, wie die idealtypische Antwort einer Gesellschaft auszusehen hätte, in der der Liberalismus fest verwurzelt ist, habe ich eine recht klare Vorstellung. Dazu wie eine Gesellschaft antworten sollte, welche kaum liberale Verwurzelung hat, bin ich offen gesagt überfragt. Ich kann nur zur Kenntnis nehmen, dass Pegida eine Reaktion auf Mißstände in unserer Gesellschaft ist. Mißstände, welche mir selbst nicht behagen, wobei mir auch die Art der Reaktion der Demonstranten nicht durchgängig behagt – um es neutral auszudrücken.
Die differenzierte Betrachtung, wie auch die Bewertung der einzelnen Tat als solche bleibt dabei in meinem Verständnis das einzig taugliche Mittel mit der Situation umzugehen. Gedankenpolizei in dem Sinne, dass man glaubt die Gedanken das anderen völlig erschlossen zu haben und abseits individueller Taten das Kollektiv anhand dieser Gedanken zu be(ver)urteilen, empfinde ich als problematisch.
An dieser Stelle möchte ich mich auch dem Beitrag des sehr geschätzten Mitforisten Fluminist anschließen, der u. a. sehr schön die unterschiedliche Bedeutung des Wortes „verstehen“ analysiert und damit auf einen Sachverhalt ihres Beitrags hinweist, der mich selbst etwas in Unruhe versetzt hat, als ich ihn las: Ihr Beitrag wirkt aggressiv auf mich. Das bin ich von Ihnen überhaupt nicht gewohnt.
In einer Diskussion, es ist lange her und ging wieder einmal um grüne Weltbilder, ergab sich die Einsicht, dass das problematische dieser Weltbilder sehr oft das Denken in Feindbildern ist. Das halte ich für einen sehr wesentlichen Aspekt. Und genau aus diesem Grund bin ich auch gegen die Pegida als Feindbild. Wie ich auch gegen die Lügenpresse oder die Politik als Feindbild bin. All diese Bereiche beheimaten große Probleme und potentielle (teils bereits realisierte) Probleme für unsere Gesellschaft und in einem bin ich mir sicher: Abgrenzung und Ausgrenzung wird nie eine Lösung bringen.
Ich sehe durchaus die Gefahr eines Erstarkens rechter, illiberaler Kräfte in unserer Gesellschaft durch die Pegida Bewegung und solche Kräfte könnten in Zukunft unsere freiheitliche Gesellschaft bedrohen. Das steht ausser Frage. Die aktuell unzureichend vorhandene Gewaltenteilung und die teilweise über ihren Auftrag hinausgehende Einmischung der Politik in gesellschaftliche Prozesse anhand moralischer Argumente, halte ich persönlich aber für die unmittelbarere Bedrohung unserer freiheitlichen Gesellschaft.
Ich habe keine Antworten aktuell, lieber Erling. Wenn ich Sie hätte, wäre ich froh. Das einzige, was ich glaube zu wissen ist, dass ich jedem versuchen sollte nach liberalen Grundsätzen zu begegnen. Pegida, wie der "Presse", wie der Politik, wie den Impf- & Kernkraftgegnern oder den Klimaarlamisten - auch wenn ich sie für problematisch halte. Da orientiere ich mich u.a an meinen Erfahrungen aus der Kindererziehung: Eine vierstündige Rede hilft immer weniger, als ihren Inhalt eine Minute lang vorzuleben.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
Edit: Einige Typos.
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von Fluminist im Beitrag #3 Nebenbei (als ganz weit Außenstehender) bemerkt bietet der verlinkte Welt-Artikel ein Beispiel für marginal an "Lügenpresse" grenzende Berichterstattung.
Ein anderes Beispiel. Ich habe auch schon die Schlagzeile "Verletzte und Festnahmen bei Pegida Demonstration" gelesen, und erst aus dem Zusammenhang im Text wird deutlich, dass sicha lles auf Seiten der Gegendemonstration abgespielt hat. (Finde in der Mittagspause nicht auf anhieb den Link, kann auch sein, dass die Ueberschrift nachtraeglich geaendert wurde)
Ich musste mich erst bis zum Polizeibericht durchklicken bevor klar war, dass die beiden Polizisten mit dem Knalltrauma von Böllern der Gegen"demonstranten" verletzt wurden. Aber ich klinke mich jetzt wieder aus. Diskussion bringt nichts und ich habe keine Lust, mich als Rechtsradikalem in Nadelstreifen abstempeln zu lassen, nur weil ich nicht emotional genug gegen Pegida gewettert habe.
___________________ Kommunismus mordet. Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.
Zitat von Fluminist im Beitrag #3Den Politikern, die Pegida ja eigentlich kritisierte, paßt das freilich bestens; wenn derjenige, der das unangenehme Problem aufgezeigt hat, erst einmal überzeugend als Unperson dasteht (Bachmann mit seinem Bärtchen hat da Wunder gewirkt), dann kann man die ganze Sache gut beiseitewischen und das Problem weiterhin ignorieren.
So ist es. Und auch in den Medien war die Erleichterung zu spüren, dass man endlich mal von einem wirklich verwerflichen Handeln der Pegida-Demonstranten berichten konnte. Nachdem schon der Mord an einem Flüchtling leider nicht den richtigen Täter hatte.
Zitat von Fluminist im Beitrag #3Nebenbei (als ganz weit Außenstehender) bemerkt bietet der verlinkte Welt-Artikel ein Beispiel für marginal an "Lügenpresse" grenzende Berichterstattung. Der Titel "Pegida-Demonstranten attackieren Flüchtlingscamp" suggeriert einen Angriff auf die Unterkunft der Flüchtlinge, im Text heißt es dann aber "Nach dem Ende der Pegida-Demonstration in Dresden haben etwa zwei Dutzend Rechtsextreme ein Protestcamp von Flüchtlingen auf dem Platz vor der Semperoper attackiert." Freilich, ein solcher Angriff ist immer zu verurteilen, aber es besteht doch noch ein qualitativer Unterschied, ob sich die Demonstration gegen das Heim der Flüchtlinge richtet oder im Umfeld der Demonstration einige Extremisten auf ein ungenehmigtes Protestcamp (in dem die Protestierenden sich selbst exponieren) losgehen.
Es ist ja in Wirklichkeit noch absurder. Vergessen wir mal für einen Augenblick, welche Formulierungen gebraucht worden wären, hätten nach einer "linken" Demonstration die üblichen Verdächtigen ihre gewohnte Gewaltorgie gefeiert hätten ("nach einer friedlich verlaufenen Demonstration", "eine kleine Gruppe Radikaler", "nur Sachschäden und verletzte Polizeibeamte"). Denn die eigenartige Arithmetik des zitierten "Welt"-Artikels hat ja noch einen Clou: So, wie es da berichtet wurde, wäre es alles andere als einfach gewesen, in diesem "Camp" tatsächlich echte Flüchtlinge zu attackieren, zumindest für die "zwei Dutzend Pegida-Anhänger", denn
Zitat Auf dem Platz hatten sich mehrere hundert Unterstützer der Flüchtlinge eingefunden, um eine für den Abend erwartete Räumung des Zeltlagers zu verhindern.
Das ist doch die übliche Nummer. Der unbedarfte Beobachter wundert sich ja, wie all diese so traumatisierten Flüchtlinge, die ja so heilfroh sind, durch Betreten deutschen Bodens ihr Leben gerettet zu haben, danach nichts Besseres im Sinn haben als zunächst mal Forderungen zu stellen. Das liegt natürlich zum einen daran, dass wohl eher die Minderheit diesem Schicksal entronnen sein wird, aber in erster Linie daran, dass sich hierzulande gleich eine linke Community daran macht, die Flüchtlinge und Zuwanderer für die eigenen gesellschaftsverändernden Zwecke einzuspannen (nach deren Realisierung sich die Ströme eher umdrehen würden, aber das ist eine andere Geschichte). Und das halte ich, weil es nicht nur in Dresden passiert und mächtige Unterstützer in Politik und Medien hat, mit Verlaub für die eigentlich zu bekämpfende Unbill. Und nicht ein paar tausend Typen, die den unzähligen Schwachsinnsdemomstrationen in Deutschland mit allem Recht eine weitere hinzufügen.
-- Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau, verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau. (Reinhard Mey)
Zitat von dirk im Beitrag #10Ich habe auch schon die Schlagzeile "Verletzte und Festnahmen bei Pegida Demonstration" gelesen, und erst aus dem Zusammenhang im Text wird deutlich, dass sicha lles auf Seiten der Gegendemonstration abgespielt hat. (Finde in der Mittagspause nicht auf anhieb den Link, kann auch sein, dass die Ueberschrift nachtraeglich geaendert wurde)
Zitat von dirk im Beitrag #10Ich habe auch schon die Schlagzeile "Verletzte und Festnahmen bei Pegida Demonstration" gelesen, und erst aus dem Zusammenhang im Text wird deutlich, dass sicha lles auf Seiten der Gegendemonstration abgespielt hat. (Finde in der Mittagspause nicht auf anhieb den Link, kann auch sein, dass die Ueberschrift nachtraeglich geaendert wurde)
2. Inwieweit sieht die Bundesregierung von Pegida, Legida oder einzelnen Strömungen innerhalb von Pegida, Legida und ihren Ablegern oder durch Äußerungen ihrer führenden Persönlichkeiten oder von Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Gefahr für die öffentliche Ordnung, den Frieden im Lande und das friedliche Zusammenleben der Völker oder Deutschlands Ansehen im Ausland ausgehen?
Die Veranstaltungen der PEGIDA und ähnlichen Aktionsformen verliefen über- wiegend störungsfrei. Nur in Einzelfällen kam es im Rahmen von Konfronta- tionen zwischen Gegendemonstranten und Anhängern dieser Strömungen zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. In Anbetracht der zum Teil erheblichen Anzahl von Demonstranten wurden bisher jedoch verhältnismäßig wenige Straf- taten mit Bezug zu den jeweiligen Veranstaltungen festgestellt. Insofern stellen PEGIDA und ähnliche Aktionsformen bislang keine Gefahr für die in der Frage genannten Schutzgüter dar.
(...)
f) In welcher Form haben sich die Verantwortlichen für Pegida zur mög- lichen Teilnahme von Rechtsextremistinnen und Rechtsextremisten nach Kenntnis der Bundesregierung bislang positioniert?
Die Positionierung der Strömung PEGIDA wird bereits in ihrem Logo (Haken- kreuz in den Mülleimer) und auch in der Distanzierung vom 9. Januar 2015 deut- lich. So wurde bei einer Veranstaltung von PEGIDA NRW in Duisburg einem Mit- glied der NPD vom verantwortlichen Organisator ein Redeverbot sowie Rechtsextremisten des Kreisverbandes Dortmund der Partei DIE RECHTE bei erneuter Teilnahme ein sofortiger Platzverweis angekündigt.
Die Antworten von mir in Hervorhebung gesetzt.
Also es zeigt sich doch, das zumeist keine qualifizierte Berichterstattung erfolgt, um nicht wieder das L-Wort zu bemühen. Was ein jeder persönlich von der Bürgerinitiative denkt, ist seine Privatsache, veröffentlicht man seine Ansichten aber unter Nutzung von zur Verfügung stehenden offiziellen Organen wie TV und Medien und auch in seriösen Blogs, so bleibt eine recherchierte und vor allem unabhängige Abhandlung zur Wiedergabe der Tatsachen noch immer der Wunschtraum der Bürger, die genau für ein solches Vorgehen auf die Straße gehen, damit endlich sachlich und an der Wahrheit orientiert Lösungen gefunden werden können.
Schlimm genug, wenn Bürger glauben (m.E. zurecht) durch Versammlungen auf der Straße die Medien und Politik zu ihren Aufgaben in einem demokratischen Rechtsstaat zwingen zu müssen. Diese aber erst dann Handlungsbedarf sehen, wie jüngst Herr Oppermann ... aber das ist schon wieder die nächste L-Baustelle ...
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
Zitat Dresden – Sie demonstrierten vor der Semperoper und schimpfen auf die Asylunterkünfte der Stadt. Dabei kamen die Organisatoren des Protestcamps auf dem Theaterplatz nicht mal aus Dresden!
Jetzt kommt raus: Schon vor einem Jahr haben die beiden Sprecher die gleiche Aktion in der bayrischen Stadt Amberg (43 529 Einwohner) veranstaltet!
Sogar die Süddeutsche Zeitung berichtete darüber. Nur gab die Organisatorin „Baharak“ dort ihren wirklichen Namen an: Shaghayegh Tahamban, damals 29 Jahre alt und aus dem Iran. Mit ihrem Mann posierte sie wie in Dresden auch in Bayern vor Kameras. Er war dort untergebracht. Nach einem Hungerstreik durften beide in Chemnitz zusammen ziehen!
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
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