Keine Ahnung - aber ein frühes (Nachkriegs-)Skandalon:
Der Spiegel 18/1950
Nach 1945 machte sich Heinz Rein einen literarischen und marxistischen Namen. Er verfaßte achtbare Berliner Erzählungen mit Heimkehrern und obdachlosen Mädchen und viel Winterkälte. Er gab die zugleich bitteren und tröstenden Großstadtgeschichten seiner Kollegen im Aufbau-Verlag heraus: "Unterm Notdach".
Der sowjetisch lizenzierte Diez-Verlag druckte auf 703 Seiten Reins mit Zeitungsausschnitten durchsetzten Roman "Finale Berlin". Westlich lizenziert erschienen der Arbeitslosenreißer "Berlin 1932" und die Storysammlung "Mädchen auf der Brücke".
Heinz Rein, inzwischen Mitglied der SED, wurde Lektor im "Kulturellen Beirat", der unter Pieck jedes Buch vor dem Druck genehmigen muß. In der Monatsschrift "Einheit" und in deren marxistischem Sinne kritisierte Rein regelmäßig die neue Prosa. ... Die Tragikomödie begann, als der Henschel-Verlag diese linientreuen Rezensionen unter dem Titel "Die neue Literatur" in Halbleinen band. "Versuch eines Querschnitts" stand auf dem Schutzumschlag. ... "Der Kritiker Heinz Rein hat mit dem Marxismus und Leninismus so wenig zu tun wie seine Literaturgeschichte mit der Literatur", schreibt Harich, ohne indessen einen ideologischen Fehltritt Reins nachzuweisen.
"Ein Kariererist entlarvt sich". So das SED-Organ "Neues Deutschland", Stefan Heymann hat gezählt: 32 fortschrittliche Autoren und 30 reaktionäre behandle Rein. Er wird dafür als Neofaschist und Spießbürger etikettiert. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44448236.html
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #2Keine Ahnung - aber ein frühes (Nachkriegs-)Skandalon
Ja, das eben finde ich interessant - ein Autor, der offenbar in der Nazizeit als Antifaschist unterwegs war, dann sehr zeitnah diesen dicken Roman über das untergehende Berlin geschrieben hat und in der DDR trotz linker Ansichten nicht glücklich geworden und rausgeflogen ist. Danach ist er dann vergessen worden, und nun die Neuentdeckung eines vielleicht großen Wurfs.
Die Leseprobe wirkt jedoch sehr sperrig, und die enorme Länge macht mich ohnehin skeptisch - ich hab meinen Lesestoff gern handlich.
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