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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 595 mal aufgerufen
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adder Offline




Beiträge: 1.073

04.03.2015 14:34
Illiberalität, Gesinnungsethik und Protestantismus Antworten

Ein sehr lesenswerter Artikel von Ulf Poschardt
http://www.welt.de/kultur/article1347210...estantisch.html

Zitat
Die Intellektuellen des Justemilieu haben in einer komplexer werdenden Wirklichkeit Räume definiert, in denen sie ihre alten Träume von Sozialismus, Internationalismus, Wasauchimmerismus ausleben wollen. In Universitäten, Teilen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, den linksmöchtegernliberalen Medien, Kirchentagen, der staatlich subventionierten Kunst und Kultur. Aus Stadttheatern werden Kathedralen der Selbstgerechtigkeit, Kunstfestivals mutieren zu Ethikvorlesungen, und viel von der Gegenwartsliteratur liest sich wie ein anämischer Line-Extender gestriger Leitartikelrhetorik. Der unsexy Teil der Bohème verkümmert zum Lordsiegelbewahrer des Anständigen.



Zitat
Besonders schlimm gilt den Sittenwächtern der Verrat. Gemeint sind jene vermeintlichen Meinungsmacher in Medien und Parteien, die gemeinhin dem Reich des Guten zugeordnet werden. Der Kolumnist des "Zeit"-Magazins, der sich eher heiter der Phänomenologie des Gutmenschlichen widmet, ist ebenso suspekt wie der "Spiegel"-Autor, der den Vorgaben der Moralkommission nicht folgt, ganz zu schweigen von jenen, die sich von den Moraljedis zur dunklen Seite der Macht gewandt haben (Katholizismus, Axel Springer, FDP).



Leider ist diese treffende Zustandsbeschreibung dazu verdammt, von allen Seiten ignoriert zu werden, die davon betroffen sind.

Zitat
Von der Rechten bekommen die Anständigen kämpferische Verstärkung. Der reaktionäre Wutbürger, der in der AfD sein nationalkonservatives Heim gefunden hat, nimmt es mit der Moral ähnlich genau. Steht das linke Moralbürgertum vor allem für urbane Milieus, hat derselbe Drang zur Verallgemeinerung eigener Moralvorstellungen in eher provinziellen Ecken des Landes eine rechtskonservative Identität. Beide Lager eint die Selbstkrönung als "bessere, weil anständigere Deutsche" gelten zu wollen. Vom moralischen Hochsitz richten sie über jene, die zu ihnen aufstreben, aber noch unbarmherziger über jene, die den Ansprüchen nicht gerecht werden. Diese Überheblichkeit spiegelt sich zudem in dem umgreifenden Paternalismus, der die eigene Flughöhe nutzt, um künftige Schutzbefohlene zu identifizieren und vor Übergriffen durch das Unkorrekte zu schützen.

Frank Böhmert Offline




Beiträge: 927

04.03.2015 15:48
#2 (Am Rande) Antworten

(Ein "Hochsitz" mit "Flughöhe" - wenn ich versuche, mir das bildlich vorzustellen, lande ich bei irgendwas aus Monty Python. Oder bei Ernies Was-passiert-dann-Maschinen ...)

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.558

04.03.2015 22:34
#3 RE: (Am Rande) Antworten

Zitat
Die Intellektuellen des Justemilieu haben in einer komplexer werdenden Wirklichkeit Räume definiert, in denen sie ihre alten Träume von Sozialismus, Internationalismus, Wasauchimmerismus ausleben wollen. In Universitäten, Teilen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, den linksmöchtegernliberalen Medien, Kirchentagen, der staatlich subventionierten Kunst und Kultur. Aus Stadttheatern werden Kathedralen der Selbstgerechtigkeit, Kunstfestivals mutieren zu Ethikvorlesungen, und viel von der Gegenwartsliteratur liest sich wie ein anämischer Line-Extender gestriger Leitartikelrhetorik. Der unsexy Teil der Bohème verkümmert zum Lordsiegelbewahrer des Anständigen.



Thomas Sowell, "The Survival of the Left", Forbes, 1997



BIOLOGISTS EXPLAIN how organisms adapt to their physical environment, but ideologues also adapt to their social environment. The most fundamental fact about the ideas of the political left is that they do not work. Therefore we should not be surprised to find the left concentrated in institutions where ideas do not have to work in order to survive.

The academic world is the natural habitat of half-baked ideas, except for those fields in which there are decisive tests, such as science, mathematics, engineering, medicine;and athletics. In all these fields, in their differing ways, there comes a time when you must either put up or shut up. It should not be surprising that all of these fields are notable exceptions to the complete domination by the left on campuses across the country.
...
Academia is only one of the places where wholly subjective criteria rule;and where leftists predominate. Endowed institutions such as foundations and museums likewise often face no test other than what like-minded people find “exciting” and what enables those who run these institutions to get the heady feeling that they are “making a difference.” The same is true of cultural institutions supported involuntarily by the taxpayers, such as the Smithsonian or the National Endowments for the Arts and the Humanities.

Taxpayer-supported “public” radio and television are similarly insulated from reality and similarly dominated by the left, not only in the United States but in other countries as well. All the nostrums of the left that have brought hunger to millions in countries which used to have surplus food to export, all the pretty words and ugly realities that have caused millions more to flee the lands of their birth, these nostrums live on in public television;much like old classic movies with familiar lines that the audience of aficionados can recite along with the characters on the screen.

http://www.forbes.com/forbes/1997/0908/6005128a.html

adder Offline




Beiträge: 1.073

05.03.2015 08:16
#4 RE: (Am Rande) Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #3

Thomas Sowell, "The Survival of the Left", Forbes, 1997



Auch sehr lesenswert. Danke!

Dennis the Menace Offline




Beiträge: 459

06.03.2015 10:32
#5 RE: Illiberalität, Gesinnungsethik und Protestantismus Antworten

Danke für den Link, lieber adder.

An einer Stelle kommt Poschardt allerdings arg ins Schleudern - und wird selbst seinen Ansprüchen nicht gerecht, sprich: gerät selbst ins argumentationsfreie Kulturkämpferische, wo Vorurteile und Emotionen angesagt sind:

Zitat von Poschardt - mit Zitat im Zitat
O-Ton Ex-Greenpeace- und Grünen-Mitarbeiter, der das Ding erfunden hat:

"Mit dieser App greifen wir (sic!) aktiv in den Flächenkonflikt zwischen falsch parkenden Autofahrern und allen anderen Verkehrsteilnehmern ein. Denn: Zugeparkte Rad- und Gehwege sind kein Kavaliersdelikt, sondern eine rücksichtslose Gefährdung und Behinderung für Kinder, Ältere, Rollifahrer, Radler, Eltern mit Kinderwagen etc " .

Die publizistischen Moralwächter denunzieren weiter.




Poschardt hätte sachlich erklären müssen, was an der inkriminierten Aussage eigentlich falsch sein soll. Vermutlich wäre ihm das schwer gefallen, deswegen versucht er es gar nicht sondern übernimmt die Methoden der angesprochenen Moralisten: Setzt sich also mit Argumenten gar nicht erst auseinander. Das geht etwa nach dem Motto: Wenn ein Kommunist behauptet "es regnet" spanne ich den Regenschirm auf keinen Fall auf, sondern gehe lieber patschenass nach Hause, denn wie sollte der jemals recht haben ?

Sachlich wäre es, mit guten Argumenten dafür zu plädieren, dass

a) die beschriebenen Ordnungswidrigkeiten aus dem entsprechenden Bußgeldkatalog gestrichen werden und

b) das Recht von Privatpersonen, Anzeigen bezüglich Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten zu erstatten - was wiederum die Behörden zum Tätigwerden verpflichtet - abgeschafft wird. Das würde z.B. auch bedeuten, dass ich keine Anzeige erstatten darf, wenn ich mit guten Gründen vermute, dass jemand in meine Wohnung eingebrochen hat, denn wenn b) eine "Denunziation" ist, wäre die Abschaffung auch diesbezüglich ja dringend geboten. Warum plädiert er nicht offen dafür? - könnte man fragen - aber er wird ja hier nicht antworten , also frage ich nur rhetorisch.

Herzlichst
Dennis

 Sprung  



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