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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 967 mal aufgerufen
 Dies und Jenes
jana Offline




Beiträge: 348

23.04.2015 16:10
Liberland Antworten

Sicher ein interessantes Projekt. Das Gebiet - nämlich 7 qm - kann man nicht gerade riesig nennen; nach der Aussage des dortigen Präsidenten haben sich aber - bis heute früh - schon 250 Tsd. Libertäre um eine Staasbürgerschaft beworben.

Natürlich ist Liberland eine Art Utopie & schon von daher mit Skepsis anzusehen. Andererseits: Mit den USA oder Israel hat es ja auch funktioniert ... Wiederum (um zur Skepsis zurückzukehren): Im deutschen Forum der Liberland-Website bekam die Aussage eines Posters, der die EU für eine "zentralistisch regierende, faschistische Gruppe von amerikanischen Bürokraten ..." hält, 4 "likes" - und kein einziges "dislike". Natürlich kann man bei jeder neuen Bewegung irgendwelche "Spinner" antreffen, aber ich zucke, beim Lesen solcher Ansichten, trotzdem zusammen.

Alles in allem denke ich also, dass ich vorläufig - trotz aller Nachtheyle - doch die deutsche Staatsangehörigkeit behalte.

Wie finden andere Foristen das Liberland-Projekt?

Viele Grüße,
Jana

Website: http://liberland.org/en/main/

deutsches Forum dort: http://liberland.org/en/forum/?topicID=1...98552ec597a21ce

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.428

23.04.2015 18:08
#2 RE: Liberland Antworten

Zitat von jana im Beitrag #1
nämlich 7 qm


Kleine Correctur:

Zitat
An dem sieben Quadratkilometer großen Stück Land seien laut Jedlicka weder Serbien noch Kroatien im Rahmen ihrer Gebietsstreitigkeiten interessiert, weswegen es sich um ein Terra nullius gehandelt habe.


http://de.wikipedia.org/wiki/Liberland

Zitat
Terra Nullius war ein bereits im römischen Rechtswesen geläufiger Rechtsbegriff. Verwandt in Bedeutung und Anwendung ist der Begriff Res Nullius, der so viel wie Niemandes Sache oder Eigentum bedeutet.

In moderner Anwendung bezieht sich der Begriff auf Doktrinen aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die Schlüsse auf die Besitzrechte an Gebieten zuließen, die von keiner Entität kontrolliert wurden, die von einer europäischen Macht anerkannt war.

Im 18. Jahrhundert wurde unter anderem vom Schweizer Völkerrechtler Emerich de Vattel daraus abgeleitet, dass unkultiviertes Land, das keiner anerkannten Macht untersteht, niemandem gehört, und man schuf damit quasi eine Rechtsgrundlage für die europäischen Mächte, von „primitiven“ Völkern bewohnte Gebiete zu kolonisieren.


http://de.wikipedia.org/wiki/Niemandsland

*grusel* #aufschrei. Der Grundkurs "Strukturen postkolonialer Literatur am Beispiel des Lummerländer Liedguts" fordert die umgehende Demissionierung des Dozenten nebst Verbannung nach St. Helena.

In der wirklich de facto realiter gegebenen Lebenswirklichkeit sind solche Luftschlösser Stoff für skurrile Fusznoten oder Zeitungen im Sommerloch; literarisch sind sie mitunter als Aufhängepunkt von utopischen Staatsentwürfen (oder explizit Nichtstaatsentwürfen für Anarchofreaks) gewesen (u.a. bei Stefan Heym 1984 (sic) die Freie Republik Schwarzenberg). Die englischen Piratensender der 60er glaubten sich ähnlich gegründet (Schiffe sind wegen ihres extraterritorialen Status da nicht unbeliebt: die Sea Org des Scientology-Chefs Hubbard ist der letzte Ausläufer eines solchen Modells, weil LRH jahrelang durch Aufenthalt aus Yachten außerhalb der 5-Meilen-Zonen ihm lästige Zugriffe von staatlichen Behörden umging.) Von den "Insel-Felsenburg"-Utopien ab, swingt das bei Literatens am meisten im Fall des Königreichs von Redonda (gegenwärtiger Herrscher ist Javier Marias; er gilt aber bei Jakobinern als Prätendent ). Bestimmt erkennen diese Jakobiner auch nicht den von S.M. eingesetzten Hochadel an (u.a. Umberto Eco, 2008 zum Herzog der Insel des Vorigen Tages erhoben).

Der utopische Fiebertraum, über legalistische Winkelzüge die Anerkennung eines Staatsfleckchens eigenen Rechts durchzusetzen & durch Ausweitung die staatsbürgerlichen Rechte des eigenen Staates auszuhebeln, scheitert an der Nichtanerkennung von dergleichen Firlefanz*. Einem Bantustan wird wenigstens vom Verursacher die Existenz zugestanden, so demnächst der Ostukraine durch Россия-Матушка.

* Vielleicht ganz gut, sonst hätte man in einem solchen Fall es mit einem "Staat" ohne Legislative, Judikative noch Exekutive zu tun.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

23.04.2015 18:54
#3 RE: Liberland Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #2
Von den "Insel-Felsenburg"-Utopien ab, swingt das bei Literatens am meisten im Fall des Königreichs von Redonda (gegenwärtiger Herrscher ist Javier Marias; er gilt aber bei Jakobinern als Prätendent ).

Vergiss auf keinen Fall die von der Wiener Seitenblickegesellschaft so liebevoll gehätschelte Republik Kugelmugel!
http://www.republik-kugelmugel.com/

Gruß Petz

Free speech is so last century. (Brendan O'Neill)

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.428

26.05.2015 00:25
#4 RE: Liberland Antworten

Das Gedankenspiel "Mikronationen in Europa" ist vor einigen Jahren auch mal unter anderem Vorzeichen angespielt worden:

Daniel Pipes, 12 Jan. 2009, "Muslim Autonomous Zones in the West?"

Zitat
In "Europe's Stark Options," I considered the future of the Muslim-European encounter and conclude there are three possible futures, "harmonious integration, the expulsion of Muslims, or an Islamic takeover." I then dismissed the first as unrealistic and stated that it is too early to predict which of the latter two unattractive possibilities will come to pass.

A reader, Chris Slater of Upper Hutt, New Zealand, writes me to predict a fourth outcome as most likely: "larger existing Muslim areas will re-create themselves into independent national entities" and "by the middle of the twenty-first century nearly all western European countries will be riven by the creation of Islamic city states within their borders. For the sake of brevity they will be referred to as 'microstates,' that is, autonomous conurbations defined by the Islamic beliefs of their citizens."

Slater foresees boundaries being formed "around existing Muslim centres of population, initially in France, Netherlands, Sweden and Denmark, followed rapidly by Britain, Norway, Austria, Germany, Switzerland and Spain. Dates for eastern European states, particularly Orthodox, may be more difficult to predict, although Russia, with 15 percent of its 143 million people professing Islam, may well lead many western European countries in having an independent Islamic state. By the end of this century this process will affect every non-Islamic state throughout the world."

These microstates will enjoy a "monopoly on legitimate violence," impose their own autonomous legal order, and form alliances among themselves. They will feature such Shar'i customs as polygyny, no-interest finance, huddud punishments, Islamic ways of dress, family "honor" codes, bans on criticism of Islam, and so on. Arabic and the dominant immigrant vernacular will enjoy more currency than the host country's language. Street names will be changed, statues removed, churches and synagogues converted to mosques.

Slater sees this outcome this as "the only way to avoid the destruction of both the national cultures and, indeed, European civilization from total domination by the cultures of Muslim immigrants."



Angesichts der gegebenen Umstände scheint bei allem Flackern von Irrealität eine solche Ausicht um einiges realistischer als die Etablierung eines im offshore-Modus lebensfähigen Libertariens.



Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire

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