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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 10 Antworten
und wurde 1.505 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.566

28.05.2015 00:55
Herman Wouk Antworten

Ein zerstreuter Geburtstagsgruß.

Und der Titel des Blogposts ist natürlich von solch sträflicher Offensichtlichkeit, wie er eigentlich nur einen ÖR-Sender zuzutrauen wäre.



Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

28.05.2015 08:22
#2 RE: Herman Wouk Antworten

Wie vermutlich die meisten habe ich nur den Film gesehen (mir war der Name des Autors nicht bekannt).

Zitat
Und der Titel des Blogposts ist natürlich von solch sträflicher Offensichtlichkeit, wie er eigentlich nur einen ÖR-Sender zuzutrauen wäre.


Da kann ich ebenso sträflich offensichtlich nur den Hinweis hinzufügen, dass "The Caine" (es klappt nur mit einem neutralen Artikel) vor allem das Schicksal des damals noch völlig unbekannten Maurice Joseph Micklewhite war - laut der Anekdote in einer Telefonzelle vor einem Kino:

Zitat
Speaking to his agent from a telephone box in Leicester Square, London, he looked around for inspiration, noted that The Caine Mutiny was being shown at the Odeon Cinema in 1954, and decided to change his name to "Michael Caine". He joked on television in 1987 that, had a tree partly blocking his view been a few feet to the left, he might have been called "Michael Mutiny".

http://en.wikipedia.org/wiki/Michael_Caine

Gruß Petz

Free speech is so last century. (Brendan O'Neill)

patzer Offline



Beiträge: 359

28.05.2015 08:24
#3 RE: Herman Wouk Antworten

Kleine Ergänzung:
Norman Mailer:Die Nackten und die Toten. Er schrieb zwar weiter erfolgreich,aber dieses Werk wird bleiben.
Gruß patzer

Frank Böhmert Offline




Beiträge: 927

28.05.2015 09:39
#4 RE: Herman Wouk Antworten

Zitat
Auch von Joseph Heller ist nur "Catch-22" geblieben; von James Jones "From Here to Eternity"; ebenso von den Autoren von Romanen, in denen sie ihre Erfahrungen im Vietnamkrieg verarbeitet haben - Gustav Hasfords "The Short Timers" von 1979 (die Vorlage für Stanley Kubricks Film "Full Metal Jacket") oder Robert Stones "Dog Soldiers". Ebenso von Hans Hellmut Kirst oder Pierre Boulles "Brücke am Kwai".



... aber ... aber ... Pierre Boulle! PLANET DER AFFEN! Sein zweiter Klassiker!

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.566

28.05.2015 10:04
#5 RE: Herman Wouk Antworten

Zitat von Frank Böhmert im Beitrag #4
... aber ... aber ... Pierre Boulle! PLANET DER AFFEN! Sein zweiter Klassiker!


Der aber, fürchte ich, auch nur noch wegen Charlton Heston & dem ikonischen Schlußbild mit der Lady Liberty im Gedächtnis geblieben ist. Aber immerhin gabs letztes Jahr noch eine neue dt. Neuausgabe (die davor hat Heyne 2001 für die Neuverfilmung von Tim Burton rausgebracht).

Zitat von Meister Petz im Beitrag #2
Wie vermutlich die meisten habe ich nur den Film gesehen (mir war der Name des Autors nicht bekannt).


Geht mir ähnlich: ich stelle fest, daß es sich bei "Die Brücke" um eine Romanverfilmung handelt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Br%C3%B...gor_Dorfmeister)

Das sind so Fälle, in denen der Film den Buchursprung komplett überwuchert hat. Wenn man den Kriegsfilm mal als Genre gelten lässt , dann gibt's das in vergleichbarer Weise eigentlich nur noch in einem weiteren Genre: dem Western. Daß "Shane", "Hondo" oder "3:10 to Yuma" Umsetzungen von literarischen Vorlagen sind (im letzten Fall von Elmore Leonard, der mal als Westernautor gestartet ist), ist ja selbst unter Fans von Pferdeopern unbekannt (gibt's die überhaupt noch?). Für "Rio Bravo" von Leigh Brackett (die übrigens im Dezember 100. Geburtstag gehabt hätte) gilt das nb. nicht: da war das Drehbuch zuerst da.



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R.A. Offline



Beiträge: 8.171

28.05.2015 10:16
#6 RE: Herman Wouk Antworten

Und wieder einmal trifft der geschätzte Kollege Eikmann meine Bildungslücken: Ich habe den Film nicht gesehen, das Buch nicht gelesen, kenne den Autor nicht :-(
Wieder ein paar Einträge mehr auf der langen Liste der noch abzuarbeitenden Sachen ...

Interessant fand ich besonders die Eingangsthese:

Zitat

Wenn man die Literatur, zumindest die erzählende, die sich direkt mit der Erfahrung des Krieges auseinandersetzt, überfliegt, fällt auf, daß viele dieser Romane das übrige Werk ihres Autors überschatten, wenn sie nicht sogar das einzige Buch des Verfassers geblieben sind.


Ist hier wirklich das Thema "Krieg" der entscheidende Punkt?

Dazu müßte man mal untersuchen, wieviele Autoren generell ein "one-hit-wonder" waren. Ich habe das Gefühl, das kommt (wie in anderen Bereichen) durchaus öfters vor, unabhängig vom Thema.
Haben wir nicht erst neulich von einem solchen Autor gesprochen ...

Aber es ist natürlich so, daß sich die Betrachtung von "Krieg" im letzten Jahrhundert grundlegend gewandelt hat. Für Fontane oder Tolstoi war Krieg noch normaler Teil des Lebens, ein Romanthema wie andere.
Ab dem ersten Weltkrieg ist das nicht mehr so - da wird (zumindestens im Westen) Krieg fast nur noch als Katastrophe wahrgenommen. Und daher nicht mehr auf einer Ebene mit anderen Themen abgehandelt. Wer da etwas Grundlegendes so mitzuteilen hat, daß die Öffentlichkeit es wahrnimmt - der hat nur schwer die Chance, noch auf einem anderen Gebiet ähnlich zu wirken.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.566

28.05.2015 10:39
#7 RE: Herman Wouk Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #6
Ist hier wirklich das Thema "Krieg" der entscheidende Punkt?

Dazu müßte man mal untersuchen, wieviele Autoren generell ein "one-hit-wonder" waren. Ich habe das Gefühl, das kommt (wie in anderen Bereichen) durchaus öfters vor, unabhängig vom Thema.


Das einzige nicht; aber hier scheint das eben eher die Regel als die Ausnahme zu sein.
Die anderen neuralgischen Bezirke sind da wohl: "jugendliches Genie/Fräuleinwunder", wie bei der Sagan oder Benjamin Lebert,"Skandal im Sperrbezirk" à la Charlotte Roche (oder, etwas schwereres Kaliber, Brett Easton Ellis; Houllebecq hat ja aus dem Spiel in dieser Tonart einen Dauerbrenner gemacht) oder das Unglück, wenn ein Erstlingswerk ein richtiger Erfolg wird & der Autor für den Rest seiner Karriere daran gemessen wird (Sten Nadolny, Annie Proulx oder Any Tans "The Joy Luck Club").

Ein Name fehlt bislang noch auf unserer Liste: Lothar Günther Buchheim.



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Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

28.05.2015 11:12
#8 RE: Herman Wouk Antworten

Zitat
Das sind so Fälle, in denen der Film den Buchursprung komplett überwuchert hat. Wenn man den Kriegsfilm mal als Genre gelten lässt , dann gibt's das in vergleichbarer Weise eigentlich nur noch in einem weiteren Genre: dem Western. Daß "Shane", "Hondo" oder "3:10 to Yuma" Umsetzungen von literarischen Vorlagen sind (im letzten Fall von Elmore Leonard, der mal als Westernautor gestartet ist), ist ja selbst unter Fans von Pferdeopern unbekannt (gibt's die überhaupt noch?). Für "Rio Bravo" von Leigh Brackett (die übrigens im Dezember 100. Geburtstag gehabt hätte) gilt das nb. nicht: da war das Drehbuch zuerst da.


Langsam scheint das die Regel zu sein. Nimm allein mal die Oscarnominierungen für best adapted screenplay in den letzten Jahren, da hätte ich einige nicht drunter einsortiert (und ich beschränke mich auf Filme, die ich kenne), z.B.:

2004
Million Dollar Baby - The book Rope Burns: Stories from the Corner by F.X. Toole
2005
The Constant Gardener - The novel The Constant Gardener by John le Carré
2010
True Grit - The novel True Grit by Charles Portis
2013
The Wolf of Wall Street - The memoir The Wolf of Wall Street by Jordan Belfort
2014
American Sniper - The autobiography American Sniper: The Autobiography of the Most Lethal Sniper in U.S. Military History by Chris Kyle, Scott McEwan, and Jim DeFelice Nachtrag: Gerade gesehen, dass das Buch sogar 37 Wochen NYT Bestseller war..Schande über mich.

Gruß Petz

http://en.wikipedia.org/wiki/Academy_Awa...pted_Screenplay

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Kallias Offline




Beiträge: 2.300

28.05.2015 11:48
#9 RE: Herman Wouk Antworten

Aus dem Club der Hundertjährigen wäre Ernst Jünger zu erwähnen, bei dem die Stahlgewitter nur der Auftakt einer langen literarischen Karriere gewesen sind: mit den Marmorklippen wahrscheinlich als bekanntestem Werk. (Ein Gegenbeispiel. )

Ein weiteres (halbes) Gegenbeispiel ist Plivier, der mit Des Kaisers Kulis (selbsterlebt) berühmt, und mit Stalingrad (aus zweiter Hand) dann noch berühmter wurde. Offensichtlich ist es nicht nur schwer, nach einem Kriegsbuch noch in einem anderen Genre, sondern sogar mit mehr als einem Kriegsbuch Erfolg zu haben.

Kallias Offline




Beiträge: 2.300

28.05.2015 12:39
#10 RE: Herman Wouk Antworten

Zitat von ZR
(...) Humphrey Bogart in der Rolle des zunehmend erratisch agierenden Kapitän Queeg, der von seinem ersten Offizier amtsenthoben wird und dessen Wahn sich erst in der Gerichtsverhandlung gegen den First Officer Maryk (wegen der titelgebenden "Meuterei") in ganzem Umfang offenbart.

Die eigentliche Pointe des Buches (die im Film vielleicht fehlt *)) kommt im Anschluss an diese Gerichtsverhandlung, als zur Siegesfeier Maryks Anwalt Greenwald sturzbetrunken auftaucht und eine Rede hält, die alles auf den Kopf stellt.

Er würde, wenn er einen Kriegsroman schreiben wollte, aus Queeg einen großen Helden machen, weil dieser nämlich "Wache stand für unser fettes, törichtes, glückliches Amerika", dessen "empfindsame Geistesarbeiter" auf die schlechtbezahlten Schwachköpfe, die beim Militär dienen, heruntersähen. Dann war Krieg und Queeg zur Stelle, um zu verhindern, dass Greenwalds Mutter von Nazis "zu Seife verkocht wurde" und sich "Hermann Göring mit ihr seinen fetten Korpus waschen konnte".

Diese Rede, nur ein paar Absätze lang, knallt natürlich nicht schlecht, nachdem 600 Seiten lang Commander Queeg als Irrer hingestellt wurde.

Es wird den einfachen, patriotischen Amis in den 50er Jahren sehr angenehm zu lesen gewesen sein, wie den psychologisierenden Eierköpfen gezeigt wurde, wer wichtig ist und wer nicht.

Aus aufklärerischer Sicht sind solche anti-intellektuellen Reden natürlich inakzeptabel, sozusagen "Pegida", literarisch gesehen behob Wouk allerdings mit diesem Einschub die moralische Schlagseite seines Buches recht effektvoll.

Viele Grüße,
Kallias

PS. *) Sie fehlt nicht. Siehe: https://www.youtube.com/watch?v=os5oaiAhv20

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.566

28.05.2015 12:52
#11 RE: Herman Wouk Antworten

Jüngers Kriegsbücher treten ja mit dem Anspruch an, eben keine Fiktion zu sein, sondern Augenzeugenbericht (wenn auch mit einem Dreh ins Expressionistische): Ludwig Meidners "Apokalyptische Landschaften" in Worte gegossen. Die Ausnahme wäre "Das Wäldchen 125". Und mit Abstand à la "Etappe hat Ruh" gilt das auch für Runde II in den "Strahlungen". Was ja auch zu dem Großen Staunen geführt hat, als sich die "Champagnerszene" als Geflunker erwiesen hat.

Zitat von Kallias im Beitrag #10
Es wird es den einfachen, patriotischen Amis in den 50er Jahren sehr angenehm zu lesen gewesen sein, wie den psychologisierenden Eierköpfen gezeigt wurde, wer wichtig ist und wer nicht.

Aus aufklärerischer Sicht sind solche anti-intellektuellen Reden natürlich inakzeptabel, sozusagen "Pegida", literarisch gesehen behob Wouk allerdings mit diesem Einschub die moralische Schlagseite seines Buches recht effektvoll.



In den Buchrezensionen 1951-54 taucht das immer wieder auf: daß der Autor damit einen brauchbaren Roman völlig verhunzt habe; daß das unmotiviert sei, gar nicht zum Vorausgehenden passe, und überhaupt. Wie sich übrigens der Zeithintergund auf die Rezeption ausgewirkt hat, wäre auch mal so ein Thema. Das Buch thematisiert ja die Hochphase des Pazifikkriegs, Ende 1944 (mitsamt Kamikazefliegern), hat aber gleichzeit was von "einamem Kommandounternehmen", mit als Abenteuer mit Haudegen. Als das Buch 1951 herauskam, war der Koreakrieg eingefrorener Grabenkrieg & aus dem US-Medien weitgehend weggeblendet: der große Sorgenanlaß war die Drohung des Atomkriegs; 1953 kam die Theaterfassung ("The Caine Mutiny Cross Martial"): Waffenstillstand in Korea & sowjetische Wasserstoffbombe. Aber dennoch schwingt dieser Hintergrund ja leicht mit; ähnlich wie bei Jones' "Verdammt in alle Ewigkeit". Das ist wie bei M*A*S*H, das nominell auch im Koreakrieg spielt, aber wo fortlaufend Vietnam mitgemeint ist.

PS: Solche Zeithintergrundengführung kann auch interpetatorisch richtig in die Hose gehen. H. Bruce Franklin hat vor 20 Jahren als Professor für Literatur mit Neigung zum Populären mal versucht, die Situationen & Konlikte der 2. & 3. Staffel von "Star Trek" (das Uraltoriginal mit Capt. Kirk) mit den gerade aktuellen Ereignissen id US-Außenpolitik & bes. im Vietnamkrieg kurzzuschließen: Pariser Friedensgespräche ab 67, Tet-Offensive; & das als ganz punktgenaue pazifistische Reaktionen zu deuten. Bis dann einige blöde Fans die genauen Produktionsdaten der einzelen Drehbücher & Folgen ausgegraben haben, die sich eben nicht an die Sendetermine hielten & nix übrigblieb, außer dass Gene Roddenberry ganz allgemin nicht viel von Ballerei hielt.



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