Der Beitrag ist schon eine Woche alt, aber absolut lesenswert:
Die Notwendigkeit eines starken deutschen Militärs Bundeswehr: Etat vervierfachen! Von Finn Meurer Auch wenn es hoch unpopulär ist, brauchen Deutschland, die NATO und der Westen ein schlagkräftiges Militär, das ihrem politischen Gewicht entspricht.
Zitat von Realist im Beitrag #1Die Notwendigkeit eines starken deutschen Militärs Bundeswehr: Etat vervierfachen! Von Finn Meurer Auch wenn es hoch unpopulär ist, brauchen Deutschland, die NATO und der Westen ein schlagkräftiges Militär, das ihrem politischen Gewicht entspricht.
Die Schlußfolgerung ist richtig, allerdings hat Finn Meurer, geboren 1996, Weißer Jahrgang, einige Fehler.
1. "bei der es vorrangig um die Fähigkeit zum Töten geht – ich weiß, das sagt man nicht, wahr ist es trotzdem." Das ist falsch. Zweck des Militärs ist es, feindselige Gewaltausübung zu unterbinden, nicht die Führung von Vernichtungskriegen. Was soll man davon haben, jemanden zu töten? Es ist sogar besser, nur zu verwunden, denn die Versehrtenversorgung bindet Ressourcen, die dem Feind beim Kampf fehlen.
2. "Und Kriege sind unvorhersehbar." Das ist falsch. Man geht von einer Vorwarnzeit von mindestens einigen Monaten aus, wenn nicht sogar Jahre. Erst muß der Feind sich überlegenrüsten und evtl. bestehende Rüstungskontrollabkommen kündigen. Dann muß er im Lande die Stimmung für Krieg aufheizen. Als letztes muß er mobilmachen und an die Grenze verlegen. Das alles dauert lange und läßt sich nicht restlos verheimlichen. Deswegen war es auch für Golda Meir so eine Schande, den Jom Kippur-Krieg nicht vorhergesehen zu haben. Das Überraschungsmoment geht ausschließlich von den Politikern aus, die die Warnsignale nicht ernst nehmen, nie vom Aggressor.
3. "Doch mit dem Ende des Kalten Krieges gab es eine Neuausrichtung der deutschen Streitkräfte." Es gab fünf Neuausrichtungen. Eine war unvermeidlich wegen des 2+4-Vertrages (Personalobergrenze 340.000) und der Übernahme der NVA. Rühe hat schon angefangen mit dem Umbau für Auslandseinsätze und der Aufstellung des KSK. Dann wurden mehrfach Strukturen geändert und neue Aufteilungen vorgenommen. Mal hat man die Bundeswehr in Hauptverteidigungskräfte und Krisenreaktionskräfte unterteilt, mal in Eingreif-, Stabilisierungs-, und Unterstützungskräfte. Das war alles teure Symbolpolitik, denn in Ausrüstung und Fähigkeiten hat sich nicht viel unterschieden. In der Praxis hat man für den Einsatz sowieso die Truppenteile genommen, die gerade da waren, z.B. Artilleristen im infanteristischen Sicherungseinsatz
4. "dass das deutsche Militär dringend neue Investitionen in Schlüsseltechnologien wie Kampfdrohnen, Weltraum und Cyberkrieg braucht" ist falsch. Waffen im Weltraum sind sowieso verboten. Kampfdrohnen sind überflüssig. Aufklärungsdrohnen hatte die Bundeswehr schon vor allen anderen NATO-Staaten (CL-289), das ist kein Problem. Aber Kampfdrohnen sind noch unflexibler einsetzbar als bemannte Flugzeuge. Für die USA lohnen die Geräte sich auch nur, weil sie weit entfernte Individuen für militärisch wichtige Ziele halten und es für rechtlich zulässig halten, wenn bloß ein Roboter und kein Mensch den Luftraum eines Drittstaates verletzt. Cyberkrieg lohnt auch nicht, es sei denn, man meint OpInform und reine Abwehrmaßnahmen damit. Gegen Angriffe auf seine Rechnernetze kann sich ein Feind sehr effizient absichern, indem er Fernmeldeverkehr einfach nicht über das Internet leitet.
Insgesamt kann man aber wirklich sehr viel kritisieren an der Krisenreaktionspolitik (ich mag nicht mehr Verteidigungspolitik schreiben). Weil Sonntag ist, aber das lustigste: Der neue SPz Puma wird zwar zu schwer für den A-400M sein, aber dafür ist es der erste SPz der Welt mit Chemieklo. Auf den TrÜbPl gibt es natürlich weiterhin Lokuskabinen (Dixi oder Massivholz) und zur Not laut STAN auch noch den Klappspaten.
Zitat von Emulgator im Beitrag #2Waffen im Weltraum sind sowieso verboten.
Zumindest laut UN-Beschlüssen von 1972 & 1980. Aber hier war wohl so was gemeint. Und beim Cyberkrieg gehts natürlich um die Verhinderung der Übernahme des Dixieklos im Puma durch den Trojaner im Smartphone des Richtschützen.
Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #4Zumindest laut UN-Beschlüssen von 1972 & 1980. Aber hier war wohl so was gemeint. Und beim Cyberkrieg gehts natürlich um die Verhinderung der Übernahme des Dixieklos im Puma durch den Trojaner im Smartphone des Richtschützen.
Nun gut, Radaraufklärungssatelliten und Kommunikationssatelliten hat die Bundeswehr schon. Satelliten für Navigation und optische Aufklärung benutzt man bei den Bündnispartnern mit. Da sehe ich ehrlich gesagt keine Risiken. Was den Cyberkrieg anbelangt, wäre eine Bundeswehr auf dem Technologiestand der 90er Jahre unverwundbar. Inzwischen ist Deutschland hoch verwundbar, weil dieses Jahr endgültig die alte Telefonvermittlung durch eine IP-Technologie ersetzt wird. Früher war der leitungsgebundene Fernsprechverkehr (Festnetz) physisch getrennt vom Internet und hatte sogar eine eigene Stromversorgung. Das gibt es nun nicht mehr. Jetzt kann man die Telefonie über Internet angreifen und trifft sie auch, wenn das Hauptstromnetz ausfällt.
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01.09.2015 13:06
#6 RE: Die Notwendigkeit für eine starke Bundeswehr
Zitat Kampfdrohnen sind überflüssig. Aufklärungsdrohnen hatte die Bundeswehr schon vor allen anderen NATO-Staaten (CL-289), das ist kein Problem. Aber Kampfdrohnen sind noch unflexibler einsetzbar als bemannte Flugzeuge.
Ich denke Kampfdrohnen sind manchmal doch flexibler als bemannte Flugzeuge. Eine amerikanische Reaper-Drohne trägt genauso viel Nutzlast wie ein britischer Tornado. Kann aber wesentlich länger über dem Zielgebiet bleiben. Wichtig, wenn mann gegen die IS unter sehr strengem Rules of Engagement kämpft.
Zitat Kampfdrohnen sind überflüssig. Aufklärungsdrohnen hatte die Bundeswehr schon vor allen anderen NATO-Staaten (CL-289), das ist kein Problem. Aber Kampfdrohnen sind noch unflexibler einsetzbar als bemannte Flugzeuge.
Ich denke Kampfdrohnen sind manchmal doch flexibler als bemannte Flugzeuge. Eine amerikanische Reaper-Drohne trägt genauso viel Nutzlast wie ein britischer Tornado. Kann aber wesentlich länger über dem Zielgebiet bleiben. Wichtig, wenn man gegen die IS unter sehr strengem Rules of Engagement kämpft.
Wenn Sie solche juristisch gemachten Beschränkungen bringen, dann haben Sie recht. Ich glaube, für den Drohnenkrieg spricht aus amerikanischer Sicht auch, daß man keinen Luftraum verletze, weil ja bloß ein Roboter unterwegs ist und kein Soldat. Taktisch ist es aber wirklich nicht sinnvoll. Was die Amerikaner mit dem Drohnenkrieg bekämpfen, sind ja eigentlich keine richtigen Bedrohungen, gerade weil sie so weit weg sind und so selten in Erscheinung treten, daß man lange über dem Zielgebiet kreisen und beobachten muß. Richtige Bedrohungen wären viel näher an den eigenen Kräften oder dem eigenen Territorium oder viel größer, so daß man sie auch ohne Drohnen bekämpfen kann.
„Das harte Argument für Kampfdrohnen“ hat Thomas Wiegold, der den hervorragenden Blog „augengeradeaus.net“ betreibt, schon in einem Beitrag für „Die Zeit“ am 30.06.2014 herausgearbeitet:
Zitat von Realist im Beitrag #8„Das harte Argument für Kampfdrohnen“ hat Thomas Wiegold, der den hervorragenden Blog „augengeradeaus.net“ betreibt, schon in einem Beitrag für „Die Zeit“ am 30.06.2014 herausgearbeitet:
Zitat von WiegoldFlugzeuge und Helikopter mussten dagegen erst angefordert, der Luftraum für sie frei gemacht werden – ein Zeitunterschied von bis zu einer halben Stunde
Ist das ein Vergleich von Äpfeln und Birnen oder versteht Herr Wiegold nicht, daß auch Drohnen eine Freigabe von der Flugsicherung brauchen? Sowohl als Musterzulassung wie für den individuellen Flug? Beim Eurohawk was ja das Problem, daß dieses Flugmuster so nie eine Freigabe erhalten wird. Haben Drohne oder Flugzeug die Freigabe, können beide im Einsatzgebiet mehrere Stunden kreisen. Und dann sollte die Streife auch wieder ihren Weg beendet haben.
Zitat von WiegoldDeutschland hat eine Parlamentsarmee, gezielte Tötungen außerhalb eines vom Bundestag mandatierten Kampfeinsatzes kämen für die Bundeswehr schon aus rechtlichen Gründen nicht infrage. In diesem Sinne unterscheiden sich Kampfdrohnen nicht von bewaffneten Flugzeugen oder Hubschraubern.
Und deswegen braucht man keine Kampfdrohnen. Man muß die Sache nämlich nicht von der Materialbeschaffung aus angehen, sondern vom Auftrag. In welchen Fällen und wozu soll die Bundeswehr zum Einsatz kommen? Das wird so bislang nicht beantwortet. Die Politik entscheidet immer ad hoc nach Stimmungslage, nicht nach eindeutig formulierten Prinzipien, wann sie Militär einsetzen will. Das bringt natürlich Unsicherheit für die Soldaten, weil sie sich nun für alle möglichen Einsatzwünsche rüsten, die der Politik einfallen könnte. Es bringt auch Unsicherheit für fremde Machthaber, weil sie nicht wissen, wann die NATO blufft und wann sie ernst zu nehmen ist. Im Grunde programmiert diese Kopflosigkeit sogar erst Kriege.
Erst wenn man sich über den Auftrag im Klaren ist, kann man daraus ableiten, ob Kampfdrohnen wirtschaftlich und taktisch sinnvoll sind.
Zitat von Emulgator im Beitrag #9Erst wenn man sich über den Auftrag im Klaren ist, kann man daraus ableiten, ob Kampfdrohnen wirtschaftlich und taktisch sinnvoll sind.
Und die anderen Waffen werden beschafft, weil man sie eh schon hatte? Wenn schon, dann muss dieser Grundsatz ja wohl für alle Waffen gelten, oder? So lange die Bundeswehr aber weiter "pragmatisch" geführt wird, und wenn Drohnen taktisch ähnliche Aufgaben erfüllen wie bemanntes Fluggerät, dann sollte doch das geringere Risiko für den Verlust von Soldatenleben ausreichen, ihre Anschaffung zu rechtfertigen.
-- Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau, verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau. (Reinhard Mey)
Zitat von Emulgator im Beitrag #9Erst wenn man sich über den Auftrag im Klaren ist, kann man daraus ableiten, ob Kampfdrohnen wirtschaftlich und taktisch sinnvoll sind.
Und die anderen Waffen werden beschafft, weil man sie eh schon hatte? Wenn schon, dann muss dieser Grundsatz ja wohl für alle Waffen gelten, oder?
Natürlich muß er das. Nur gibt es eben keine Klarheit über den Auftrag, auf den die Bundeswehr ausgelegt ist. Für echte Landesverteidigung ist sie zu schwach und hat zu wenig Reserven. Reserven wären wichtig, weil man dadurch einen Gegner abschrecken kann, ohne gleich mit Aufrüstung zu provozieren. Vor allem Artillerie hat man stark gekürzt. Früher hatte jede Brigade ihr PzArtBtl und jedes PzGrenBtl ihre Mörserkompanie. Man meint heute, daß Flugzeuge auch Kampfunterstützung geben könnten. Das mag für Wüstenländer ohne Luftabwehr stimmen, nicht aber für einen richtigen Staat an den NATO-Grenzen, wo schon mal wochenlang Wolken sind. Zusätzlich habe ich ja schon die neue Verwundbarkeit auf elektronischem Wege angesprochen durch flächendeckende Umrüstung auf Internettelefonie. Noch ein Punkt ist der offensichtlich niedrige Klarstand bei den neu beschafften Waffensystemen.
Wegen möglicher Auslandseinsätze kann man sich auch mal fragen, wozu man ein stehendes Heer braucht, wenn gar nicht wichtig ist, ob es daheim ist oder irgendwo sonst. Ich glaube, in Polen denkt man jetzt schon um. Die haben gerade erst die Wehrpflicht abgeschafft, um Berufssoldaten für Interventionen zu haben, aber jetzt bilden sich dort Freikorps zur Landesverteidigung.
Zitat von Werwohlf im Beitrag #10So lange die Bundeswehr aber weiter "pragmatisch" geführt wird, und wenn Drohnen taktisch ähnliche Aufgaben erfüllen wie bemanntes Fluggerät, dann sollte doch das geringere Risiko für den Verlust von Soldatenleben ausreichen, ihre Anschaffung zu rechtfertigen.
In einem verteidigten Luftraum hätten Drohnen keinen Vorteil gegenüber bemannten Flugzeugen. Als Wegwerfwaffenplattform sind Drohnen zu teuer. Deswegen wäre das Risiko für ein bemanntes Flugzeug auch nicht größer. Das bemannte Flugzeug kann hingegen in Funkstille und mit EloKa-Ausrüstung in den verteidigten Luftraum eindringen und dort die Verteidigungsstellungen bekämpfen. Das kann eine ferngesteuerte Drohne nicht.
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02.09.2015 17:30
#12 RE: Die Notwendigkeit für eine starke Bundeswehr
Zitat von Emulgator im Beitrag #11Das bemannte Flugzeug kann hingegen in Funkstille und mit EloKa-Ausrüstung in den verteidigten Luftraum eindringen und dort die Verteidigungsstellungen bekämpfen. Das kann eine ferngesteuerte Drohne nicht.
Zitat von Emulgator im Beitrag #11Das bemannte Flugzeug kann hingegen in Funkstille und mit EloKa-Ausrüstung in den verteidigten Luftraum eindringen und dort die Verteidigungsstellungen bekämpfen. Das kann eine ferngesteuerte Drohne nicht.
Ist es nicht. Das Ding ist keine (wiederverwendbare) Drohne sondern selber die Munition. Ähnlich einer Antiradarrakete, nur eben mit Propellerantrieb. Ferngesteuert ist sie auch nicht sondern programmiert. Mir ist schleierhaft, wieso das Drohne genannt wird.
Die massiven Kürzungen nach dem Ende des Kalten Krieges beschreibt er wie Folgt: „Inventories of ships, aircraft and armored vehicles were cut by up to seventy five percent, and the German defense budget was cut further. Germany now spends just 1.2% of GDP on defense, far below the NATO recommended 2%.”
Er verdeutlicht die Problematik anhand von 5 Beispielen, zu denen der Eurofighter gehört: “Germany was originally buying 180 Eurofighters, but a cancelled purchase in 2014 means only 143 fighters will be acquired. As of October 2014, only 42 of 109 Eurofighters were in flying condition, the rest grounded by lack of spare parts. At the same time, Germany reportedly halved annual flying hours [8] for air crews, fearing that the fuselage would become unstable.”
Die praktische Abschaffung von Kampfpanzern ist ein weiteres Beispiel: „West Germany procured 2,125 Leopard IIs — enough to equip nearly twelve panzer (tank) and panzergrenadier (mechanized infantry) divisions. The end of the Cold War and declining defense budgets caused Germany to shed nearly 90% of its tank force, and today the Bundeswehr has just 225 Leopard II tanks.”
Auch bei den Panzergrenadieren sieht es nicht besser aus: „Last February, Panzergrenadier Battalion 371, based in Marienburg, was participating in a NATO exercise in Norway. News quickly spread that the battalion, part of NATO’s Rapid Reaction Force, suffered from a shortage of pistols and night vision goggles. A shortage of MG3 machine guns meant broomsticks were painted black and pressed into service to simulate them. A new report states that the situation was even worse: Panzergrenadier Battalion 371 had to borrow 14,371 pieces of equipment from a total of 56 other Bundeswehr units… and it was still short on equipment.”
Zitat von Realist im Beitrag #14Da sage ich nur noch: Helm ab zum Gebet!
Wo ist das Problem? Wozu braucht ein Staat, der alle aufnimmt, die zu ihm kommen, noch eine richtige Armee? Vielleicht eine etwas "robustere" Polizei, aber eine Armee?
-- Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau, verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau. (Reinhard Mey)
Da haben Sie nicht unrecht. Leider wurde die innere Sicherheit in den letzten Jahren ebenfalls erheblich vernachlässigt. Ich denke etwa an den Personalabbau bei der Polizei oder an die jüngste Diskussion um ganze Stadtteile, um die die Polizei einen großen Bogen macht.
Viele Grüße
Realist
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03.09.2015 07:23
#17 RE: Die Notwendigkeit für eine starke Bundeswehr
Zitat von Emulgator im Beitrag #11Das bemannte Flugzeug kann hingegen in Funkstille und mit EloKa-Ausrüstung in den verteidigten Luftraum eindringen und dort die Verteidigungsstellungen bekämpfen. Das kann eine ferngesteuerte Drohne nicht.
Ist es nicht. Das Ding ist keine (wiederverwendbare) Drohne sondern selber die Munition. Ähnlich einer Antiradarrakete, nur eben mit Propellerantrieb. Ferngesteuert ist sie auch nicht sondern programmiert. Mir ist schleierhaft, wieso das Drohne genannt wird.
Der Unterschied zwischen Drohne und intelligenter Munition ist ein fließender.
Und der Nachfolger zur Harpy, die Harop hat da schon weit mehr Drohneneigenschaften:
Zitat However, the direct line-of-sight datalink capability enables an operator control at ranges of up to 150 km.
While the Harop is meant to be expendable, IHS Jane's sources suggest it can be equipped with optional wheel landing gear for recovery in certain (unspecified) circumstances.
Es sind ja nicht nur diese Mängel. Ein paar Jahre, bis zu denen ein neues Waffensystem im Zulauf ist, mit Besenstielen zu überbrücken ist ja noch nicht wirklich schlimm. Die Bundeswehr hat aber eine Reihe von Fähigkeiten langfristig aufgegeben. Man spricht da von Fähigkeitslücken:
Man hat die Tornados der Marineflieger außer Dienst gestellt. Fortan gibt es keine Möglichkeit mehr, Schiffe aus der Luft zu bekämpfen.
Die neuen Fregatten und Korvetten sollen Schiffe ersetzen, die noch U-Boote abwehren konnten. Die neuen Schiffe können das nicht mehr.
Man hat alle FlakPz ersatzlos außer Dienst gestellt. Sie konnten marschierender Truppe billigen und mobilen Schutz gegen Flugkörper und Flugzeuge liefern, zusätzlich hatten sie auch gegen Bodenziele enorme Feuerkraft. Das gibt es nun nicht mehr.
Über die zusammengeschrumpfte Artillerie und die ganz gestrichenen Mörserkompanien habe ich schon geschrieben. Bei schlechtem Flugwetter gibt es also auch keine Kampfunterstützung mehr.
Noch eine Fähigkeitslücke durch die geschrumpfte Artillerie ist die Gefechtsfeldaufklärung: Früher hatte jede Brigade durch ihr PzArt-Btl. mehrere Bodenradare (Artilleriebeobachtungsradar). Damit konnten Fahrzeug- und Truppenbewegungen viele Kilometer weit aufgeklärt werden, bevor sie in Sichtweite der eigenen Kampftruppen kommen konnten. Auch feindliche Artillerie konnte so aufgeklärt (und bekämpft) werden. Heute können so etwas nur noch die beiden Panzerdivisionen. Eine eigenständige Gefechtsführung auf Brigadeebene ist also nicht mehr möglich.
Seit der Außerdienststellung der Raketenjagdpanzer können Panzer von den Kampftruppen nicht mehr unter ABC-Vollschutz bekämpft werden.
Das sind alles Verschlechterungen, die seit 2000 durchgeführt wurden.
Ihrer langen Auflistung kann ich nur zustimmen und dabei ist sie noch nicht einmal vollständig. Die fehlende Wehrpflicht, die für die Landes- und Bündnisverteidigung im Grunde unverzichtbar ist, stellt ein weiteres Problem dar.
Zur Problematik der Wehrpflicht und der Landesverteidigung hat sich bereits am 26.03.2014 der ehemalige Generalinspekteur Harald Kujat in der „Zeit“ geäußert. Mit Bezug auf die Krim-Krise meinte er: „Der Umbau der Bundeswehr zur Einsatzarmee müsse gestoppt werden.Zur Landesverteidigung bräuchte Deutschland demnach zahlenmäßig starke Landstreitkräfte. Dieses könnte nur auf zwei Arten erreicht werden: "Entweder wird der Soldatenberuf deutlich attraktiver, also erkennbar auch besser bezahlt – oder man führt die Wehrpflicht wieder ein." Letzteres sei wahrscheinlicher, sagte Kujat. Zuvor hatte der frühere Nato-General Egon Ramms der Bild-Zeitung gesagt: "Wir brauchen die Wehrpflicht, Deutschland kann die Landesverteidigung im Bündnisfall anders nicht gewährleisten." Mit einer Freiwilligen-Armee ginge dies "schon gar nicht". http://www.zeit.de/politik/deutschland/2...hrpflicht-kujat
Nach über einem Jahr bleibt festzuhalten, dass diesbezüglich gar nichts geschehen ist.
Zitat von Emulgator im Beitrag #18 Das sind alles Verschlechterungen, die seit 2000 durchgeführt wurden.
Aber mit dem neuen Einsatzprofil der Bundeswehr braucht man diese Fähigkeiten, deren Lücken Sie hier aufzählen, auch gar nicht mehr. Es reichen Transportfahrzeuge, die Hilfsgüter und Pioniere (keine Pioniere, die unter feindlichem Feuer arbeiten können, sondern einfach nur noch Leute, die Lagerhallen, Brücken, Brunnen und Unterkünfte bauen können) und natürlich medizinisches Personal zu den Hilfebedürftigen schaffen können und auf dem Rückweg dann Flüchtlinge mitnehmen können. Daher braucht ja auch kein Schützenpanzer mehr in einen A400M passen. Immerhin soll das Transportflugzeug ja keine Panzer, sondern Hilfsgüter und Menschen transportieren. Oder so ähnlich, zumindest bekomme ich den Eindruck
xanopos
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03.09.2015 21:46
#22 RE: Die Notwendigkeit für eine starke Bundeswehr
Zitat von Emulgator im Beitrag #181.Man hat die Tornados der Marineflieger außer Dienst gestellt. Fortan gibt es keine Möglichkeit mehr, Schiffe aus der Luft zu bekämpfen.
Ich denke, die Kormoran Flugkörper wurden von der Luftwaffe übernommen. Die Fähigkeit ging nicht verloren. Allerdings wurden sie mittlerweile bereits ausgemustert, und will in Zukunft Schiffe mit einer Kombination aus HARM und GBU-54 bekämpfen können. http://www.luftwaffe.de/portal/a/luftwaf...-7G-YQ2h8oHex4/
Zitat 2. Die neuen Fregatten und Korvetten sollen Schiffe ersetzen, die noch U-Boote abwehren konnten. Die neuen Schiffe können das nicht mehr.
Zitat von Emulgator im Beitrag #181.Man hat die Tornados der Marineflieger außer Dienst gestellt. Fortan gibt es keine Möglichkeit mehr, Schiffe aus der Luft zu bekämpfen.
Ich denke, die Kormoran Flugkörper wurden von der Luftwaffe übernommen. Die Fähigkeit ging nicht verloren. Allerdings wurden sie mittlerweile bereits ausgemustert, und will in Zukunft Schiffe mit einer Kombination aus HARM und GBU-54 bekämpfen können. http://www.luftwaffe.de/portal/a/luftwaf...-7G-YQ2h8oHex4/
Die Fähigkeit ist verloren. Die Kormoran-Flugkörper waren eine Abstandswaffe, die ihre Ziele selber gesucht haben. Man konnte auch mehrere abfeuern. Für die GBU-54 hingegen muß das einzige Ziel mit einem Laser durch ein Flugzeug beleuchtet werden, das sich exponieren muß. Das Ziel darf sich dann nicht einnebeln. Und wenn das Ziel nur ein paar Meter verfehlt wird (Kriegsschiffe sind ziemlich schmal), fällt die Bombe ins Wasser und wirkt nicht mehr. Das überlebende Schiff mustert anschließend das erfolglose Flugzeug durch Abschuß aus. Was Herr Thomas da geschrieben hat, sieht tatsächlich so aus, daß man das Verfahren für Landziele nun einfach auch auf See anwenden will. Wenn das so einfach wäre, hätte man nie Seezielflugkörper entwickeln müssen.
Zitat von Emulgator im Beitrag #23Wenn das so einfach wäre, hätte man nie Seezielflugkörper entwickeln müssen.
Und die Chance, dass das je korrigiert wird, liegt bei exakt 0 Prozent, weil der Ernstfall, in dem das auf Grund laufen würde, nie eintritt - oder aber alles zu spät ist. Das ist ja nicht wie bei Einzelkomponenten wie U-Booten oder Aeroplanen, bei denen auch im Alltagsbetrieb selbst Offizieren auffällt, wenn die nicht mehr auftauchen oder aus 3 km Höhe ungebremst landen. Sh. die HMS Sheffield, die im Falklandkrieg bis auf die Wasserlinie abfackelte, weil keiner bedacht hatte, daß die Aluminiumaufbauten trefflich brennen, wenn eine Thermitladung bei 2400° exothermisch funzt, auch wenn die Dienstvorschrift das nicht vorsieht. Wie es scheint, ist der militärische Mind Set dem Ingenieursmäßigen so diametral entgegengesetzt, daß oft keine Schnittmenge verbleibt. Da gibt es leider allzuoft die feste Überzeugung, hinderliche Mißstände, inklusive Naturgesetze, könnten abgestellt werden, indem man in Gebrüll verfällt.
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04.09.2015 10:44
#25 RE: Die Notwendigkeit für eine starke Bundeswehr
Zitat von Emulgator im Beitrag #23Die Fähigkeit ist verloren. Die Kormoran-Flugkörper waren eine Abstandswaffe, die ihre Ziele selber gesucht haben.
Die Kormoran 2 ist eine ziemlich veraltete Waffe. Man hätte sich nach einer moderneren Alternative umsehen können, z.B. RBS-15, welche auch für die K130 genutzt werden.
Zitat Das Ziel darf sich dann nicht einnebeln.
Kann das ein großes Kriegsschiff? Mir sind Täuschkörperwerfer bekannt, welche gegen Flugkörper wie die Kormoran wirken, aber nicht gegen lasergelenkte Waffen.
Zitat Und wenn das Ziel nur ein paar Meter verfehlt wird (Kriegsschiffe sind ziemlich schmal), fällt die Bombe ins Wasser und wirkt nicht mehr.
Wenn die Bombe im Wasser nahe des Schiffes explodiert ist das verehrend. Immerhin wird die Mk 82 500 Pfund Bombe, wie sie bei der GBU-54 zum Einsatz kommt, auch als Seemine (Qickstrike) eingesetzt.
Zitat Das überlebende Schiff mustert anschließend das erfolglose Flugzeug durch Abschuß aus.
Die Bundesmarine hat gerade einmal 3 Schiffe (F-124 Klasse), die Luftziele weiter als 15 Kilometer bekämpfen kann. Bei anderen Marinen sieht es ähnlich aus.
Zitat Wenn das so einfach wäre, hätte man nie Seezielflugkörper entwickeln müssen.
Entwicklet wurden die vor allem um Kriegschiffen und U-Booten eine Abstandswaffen gegen andere Kriegschiffe zu geben. Die US Navy hat schon immer auch Lenkbomben gegen im Antischiffseinsatz gehabt, mit den ersten Einsätzen gegen Ende des 2. Weltkrieges. Die Schiffe der Bundesmarine sind mittels 2 RAM-Startern relativ gut gegen Seezielflugkörper geschützt. Ein RAM-Flugkörper schaltet entweder auf das aktive Rader eines anfliegenden Flugköpers auf, oder auf dessen Infrarotsignatur. Eine anfliegende lasergelenkte Bombe hat keinen Radarsuchkopf und eine sehr kleine Infrarotsignatur. Mir ist nicht bekannt ob RAM jemals gegen Bomben getestet wurde.
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