Zitat von Moritz MückeDer italienische Renaissence-Denker und Staatstheoretiker hatte in seinem berühmten ‘‘Fürst’’ dem florentinischen Herrscher Lorenzo de Medici sowie dem schockierten Bildungsbürgertum seiner Stadt eine Schrift vorgelegt, in der die Verabsolutierung der Souveränität des Fürsten grundsätzlich ohne Rücksicht auf das Wohlergehen – geschweige denn die Wünsche – des Volkes empfohlen wird. Der Fürst, so Machiavelli, muss davon ausgehen, dass alle Menschen schlecht sind – nur so wird er sich erfolgreich an der Spitze seines Staates behaupten können. Falls Gewalt und Betrug diesem Zwecke dienlich sein können, so müssen sie angewandt werden. Machiavelli hat der politischen Alternativlosigkeit nicht ihren Namen gegeben, aber er hat sie erfunden.
Ich weiß nicht, ob Angela Merkel ihren Machiavelli gelesen hat, oder nicht. Aber ihr politisches Können hätte dem Florentiner sicher imponiert.
Herr Mücke hat Machiavelli definitiv nicht gelesen. Machiavelli schreibt nicht, daß der Fürst davon ausgehen solle, daß alle Menschen schlecht seien (Konjunktiv wegen indirekter Rede), sondern er erkennt, daß die Menschen niemals vollkommen schlecht oder vollkommen gut seien.
Weiterhin hat Machiavelli sich keine normativen Gedanken über politisches Handeln gemacht, der Art, der Fürst solle so oder so handeln, sondern er hat es positiv analysiert: Wenn der Fürst oder die Republik so oder so handeln, dann geschieht dieses oder jenes. Vor offener Unmoral, vor Untreue und Sprunghaftigkeit, also vor "politischen Wenden" hat er auch ausdrücklich gewarnt: Man verliert dadurch schneller Freunde, als daß man neue dadurch gewinnt. Ein wahres Wort! Außerdem war Machiavelli ein überzeugter Republikaner, die Monarchie sah er der Freiheit unterlegen.
Frau Merkel, auch Obama, würde Machiavelli massiv tadeln. Er würde sie auch deswegen tadeln, weil sie das eigene Militär vernachlässigen und sich stattdessen hemmungslos Hilfstruppen bedienen, die später ein unberechenbares Eigenleben führen (Gruß von den Taliban). Er würde Merkel und Obama tadeln, weil sie dem eigenen Volk die Waffen wegnehmen (wollen), wo doch ein Volk seine Freiheit nur verteidigen kann, so Machiavelli, wenn es selber bewaffnet ist. Es gibt noch viele weitere Gründe, warum Merkel und Obama schlechte Politiker sind.
Zum Schluß: Bei Machiavelli muß man streng unterscheiden zwischen den "Discorsi" und dem "Principe", dem Fürsten. Die Discorsi sind das wichtigere Werk. Den "Fürsten" hat er geschrieben an Lorenzo de' Medici. Im Vorwort schmeichelt er seinem "Herren", im Text warnt er von Schmeichlern. Feine Ironie! Die Medici hatten Machiavelli gefangen und gefoltert, nachdem "seine" florentiner Republik von einem Medici-Heer erobert wurde. Treu war diese Sippe ihm nie, nur manchmal brauchten sie ihn. Er wußte, wer mächtiger war, doch er war listiger, und so ist der "Fürst" bis heute ein Denkmal für die Skrupellosigkeit und Torheit des Medici-Hauses, das freilich viele nicht durchschauen.
Sie haben Ihren Machiavelli offensichtlich gelesen! Ich stimme Ihrer Interpretation voll zu. Dennoch sind die Texte von Moritz Mücke, die er auf der "Achse" veröffentlicht, absolut lesenswert.
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