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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 9 Antworten
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xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

08.10.2015 13:38
Literatur-Nobelpreis 2105 Antworten

Zitat
Der Literatur-Nobelpreis wird in diesem Jahr an die weißrussische Journalistin und Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch verliehen.

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/li...h-13845648.html

Ich habe von ihr noch nichts gelesen.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.404

08.10.2015 14:04
#2 RE: Literatur-Nobelpreis 2105 Antworten

Ich habe noch nicht mal ihren Namen gehört.
Ist seit Gao Xingjian erst das zweite Mal. Und dessen Namen hat man seit 15 Jahren auch nie wieder gehört.



Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire

Frank Böhmert Offline




Beiträge: 927

08.10.2015 14:17
#3 RE: Literatur-Nobelpreis 2105 Antworten

Zitat von xanopos im Beitrag #1
Swetlana Alexijewitsch

Bei uns noch am bekanntesten ist wohl ihr Tschernobyl-Buch. Ich besitze es, aber ungelesen. Vielleicht habe ich jetzt endlich mal einen Anlass!

Wobei, der einzige Literaturnobelpreisträger, mit dem ich bisher was anfangen konnte, war John Steinbeck.

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

08.10.2015 14:20
#4 RE: Literatur-Nobelpreis 2105 Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #2
Ich habe noch nicht mal ihren Namen gehört.
Geht mir alljährlich auch so.

Werwohlf Offline




Beiträge: 997

08.10.2015 20:24
#5 RE: Literatur-Nobelpreis 2105 Antworten

Zitat von xanopos im Beitrag #4
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #2
Ich habe noch nicht mal ihren Namen gehört.
Geht mir alljährlich auch so.
Dürfte immer noch die bessere Wahl sein gegenüber vielen, deren Namen wir kennen

--
Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau,
verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau.
(Reinhard Mey)

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

08.10.2015 21:10
#6 RE: Literatur-Nobelpreis 2105 Antworten

Der Name ist ja nun bekannt und "Krieg hat kein weibliches Gesicht" am Kindle.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.404

08.10.2015 21:31
#7 RE: Literatur-Nobelpreis 2105 Antworten

Zitat von Frank Böhmert im Beitrag #3
der einzige Literaturnobelpreisträger, mit dem ich bisher was anfangen konnte, war John Steinbeck.


Nicht 1x mit Kipling? Wobei es die Regel zu sein scheint, daß einen die Menge der Werke selbst bei anscheinend-vielversprechenden Kandidaten kaltlässt - "Lieblingsautoren" scheinen da aussen vor - aber es kommt vor, dass das eine oder andere Werk richtig schön rund ist & den persönlichen Favoriten zugeordnet wird: Kawabatas "Schneeland" z.B. oder Le Clézios "Goldsucher" (wobei ich den lange vor dem Preis kannte; dafür ist der Rest von JMleC, mir jedenfalls, schlicht unlesbar). Bei Lyrikern ist das einfacher, weil die Form kleiner ist & die Bandbreite größer als bei 4-5 Großformen wie dem Roman; Yeats' "Sailing to Byzantium" ist eins der wirklich großen Gedichte der 1. Novecento-Hälfte; da kann auch der Nobelpreis nichts abbrechen (& eins der anregendsten: auf der Bildwelt
Once out of nature I shall never take
My bodily form from any natural thing,
But such a form as Grecian goldsmiths make
Of hammered gold and gold enamelling
To keep a drowsy Emperor awake;
Or set upon a golden bough to sing
To lords and ladies of Byzantium
Of what is past, or passing, or to come.

sind schon einige SF- & Fantasytexte aufgepflanzt worden, von Robert Silverberg bis Guy Gavriel Kay. Da tuts nichts, wenn Yeats als Dramatiker viertklassig ist & als Erzähler oberpeinlich) Im Bereich Lyrik kanns dann auch richtige Entdeckungen geben; Joseph Brodsky habe ich erst aufgrund der Prämierung gelesen; & Wisława Szymborska habe ich mir erst mal einige Jahre verkniffen, weil es so offensichtlich schien, daß "eigentlich" (also: a) Pole b) Lyriker) Zbigniew Herbert gemeint war; aber dessen damals (1996) letztes Gedicht war "Bericht aus einer belagerten Stadt" & das (immer nach meinem damaligen Mutmaßen) hätte dem Westen sein Versagen in Sarajewo dermaßen präsentiert (obwohl das Gedicht 10 Jahre vorher entstanden ist; umso schlimmer), daß man auf die Peinlichkeit verzichtet hat. Hat also ein paar Jahre gedauert, bis ich festgestellt habe, dass WS eine Dichterin ganz nach meiner ästhetischen Kragenweite ist. Bei Lyrik ist ja das Schöne, daß einem die Literatur ja nicht fortläuft; da kann man sich Zeit mit dem Entdecken nehmen. Zettel hat ja vor vier Jahren anläßlich der Auszeichnung von Tomas Tranströmer begründet, warum er ihn trotzdem nicht lesen würde: wegen der Unübersetzbarkeit von Lyrik. Da war ich mit ihm dann ausnahmsweise nicht d'accord. Ich halte das da eher mit Enzensberger, der das im Vorwort zum Museum der modernen Poesie begründet: Die Sprache der modernen Dichtung, ungebunden, zumeist reimlos, auf strenges Metrum & die übliche poetische Metaphorik verzichtend, ist, im Gegensatz zur klassischen Diktion, aufgeladene, verdichtete Prosa, die über Rhythmus, Verzögerung, Aussparung wirkt; das nimmt einem Text nicht viel, oder nichts Wesentliches, wenn man das in einer guten Übertragung liest. (Es gibt natürlich Ausnahmen: Robert Gernhardt; überhaupt Sprachspieler). Wenn man Glück hat, gilt das auch für die gebundenen Formen der Klassischen Moderne: es gibt englische Übersetzungen von Rilke, die das Original weit hinter sich lassen - bei Rilke, der dem, was er "eigentlich sagen will", andauernd im Weg steht, ist das auch keine so große Überraschung. Rilke ist eigentlich Frau Merkels Pendant im Modus der hochgestochen-verblasenen Uneigentlichkeit, so aus leserperspektivisch rezeptionsäquivalenzästhetischer Warte betrachtet, sag' ich mal.



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Kallias Offline




Beiträge: 2.309

08.10.2015 22:07
#8 RE: Literatur-Nobelpreis 2105 Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #7
Kawabatas "Schneeland"
Kawabata ist ganz wundervoll. Die letzte Seite von "Kyoto" ist das Ergreifendste, was ich überhaupt je gelesen habe.

Bei Durchsicht der Liste fand ich (= Wenigleser) erstaunlicherweise nicht weniger als sechs weitere Autoren, die mich beeindruckt haben:

Bertrand Russell (Autobiographie, Geschichte der abendl. Philosophie, Eroberung des Glücks, Wege zur Freiheit)
Michail Scholochow (Stiller Don)
Czesław Miłosz (Verführtes Denken)
Elias Canetti (Die Blendung)
Pearl Buck (Die gute Erde)
Roger Martin du Gard (Sommer 1914)

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.404

09.10.2015 00:11
#9 RE: Literatur-Nobelpreis 2105 Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #7
Zbigniew Herbert gemeint war; aber dessen damals (1996) letztes Gedicht war "Bericht aus einer belagerten Stadt"...


Weil das womöglich nicht vielen geläufig ist, der Versuch einer Übertragung des Titelgedichts aus Raport z oblężonego Miasta i inne wiersze (Paris, 1983):

Bin zu alt, um Waffen zu tragen und zu kämpfen wie die andern
so beschied man mir den minderen Part des Chronisten
und so schreibe ich - ich weiß nicht für wen - die Geschichte der Belagerung

Genau soll ich sein aber ich weiß nicht wann die Invasion begann
vor zweihundert Jahren im Dezember im September vielleicht gestern morgen
jeder hier hat das Gefühl für die Zeit verloren

Alles was uns bleibt ist die Verbundenheit mit dem Ort
uns bleiben noch die Ruinen von Tempeln Phantome von Gärten und Häusern
wenn wir die Ruinen verlieren bleibt nichts zurück

Ich schreibe so gut es geht im Rhythmus der endlosen Wochen
Montag: leere Lager die Ratte wurde zur Umlaufeinheit
Dienstag: der Bürgermeister von Unbekannten getötet
Mittwoch: Waffenstillstandsverhandlungen der Feind hält unsere Gesandten fest
wir wissen nicht wo man sie foltert
Donnerstag; nach einer stürmischen Sitzung wurde mit Stimmenmehrheit
der Antrag der Gewürzhändler auf bedingungslose Kapitulation abgelehnt
Freitag: die Pest beginnt Samstag: unser tapferer Verteidiger
N.N. beging Selbstmord Sonntag; kein Wasser mehr der Angriff
aufs Osttor - genannt das Tor der Allianz - wurde zurückgeschlagen

ich weiß all das ist langweilig niemanden berührt das

ich vermeide jeden Kommentar ich halte meine Gefühle im Zaum ich beschreibe die Tatsachen
sie sind das einzige was im Ausland geschätzt wird
doch mit einem gewissen Stolz möchte ich der Welt mitteilen
daß wir dank des Krieg eine neue Art von Kindern
großgezogen haben sie verachten Märchen sie
spielen das Töten im Wachen im Schlafen träumen sie von
Brotsuppe und Knochen, wie Hunde und Katzen

Abends gehe ich gern über die Wälle der Stadt
entlang der Grenze unserer ungewissen Freiheit
ich sehe Soldatenschwärme unter den Lichtern
ich höre Trommeln barbarische Schreie
es ist unglaublich daß sich die Stadt noch verteidigt
die Belagerung dauert die Angreifer wechseln
nichts vereint sie außer der Wunsch nach unserer Vernichtung
Goten Tartaren Schweden Kaiserliche Truppen Regimenter der Transformation
wer kann sie zählen
die Farben ihrer Banner wechseln wie der Wald am Horizont
vom Vogelgelb im Frühling grün und rot zum Schwarz des Winters

und so kann ich am Abend befreit von den Tatsachen
nachdenken: über altes und fernes zum Beispiel
unsere Freunde jenseits des Meers ich weiß daß sie uns wirklich bedauern
sie senden uns Mehl Schmalz Säcke voll Trost gute Ratschläge
sie wissen nicht einmal daß uns ihre Väter verraten haben
unsere früheren Verbündeten aus der Zeit der zweiten Apokalypse
ihre Söhne sind schuldlos sie verdienen unseren Dank also sind wir dankbar
sie haben nie eine Belagerung lang wie die Ewigkeit erlebt
die das Unglück trifft sind immer allein
die Verteidiger des Dalai Lama die Kurden die Afghanischen Bergkämpfer

Jetzt während ich schreibe haben die Befürworter
der Aussöhnung die Überhand über die Unbeugsamen gewonnen
der übliche Stimmungswechsel das Schicksal noch ist nichts entschieden

die Friedhöfe wachsen die Zahl der Verteidiger schmilzt
aber die Verteidigung hält aus sie hält bis zum Ende
und wenn die Stadt fällt und nur einer entkommt
wird er die Stadt in sich tragen auf den Straßen des Exils
er wird die Stadt sein

Wir schauen ins Gesicht des Hungers ins Gesicht des Todes
am schlimmsten: ins Gesicht des Verrats
und nur unsere Träume sind nicht gedemütigt worden

http://wiersze.doktorzy.pl/raport.htm



Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire

Nola Offline



Beiträge: 1.719

09.10.2015 21:30
#10 RE: Literatur-Nobelpreis 2105 Antworten

Zitat von Kallias im Beitrag #8
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #7
Kawabatas "Schneeland"
Kawabata ist ganz wundervoll. Die letzte Seite von "Kyoto" ist das Ergreifendste, was ich überhaupt je gelesen habe.

Bei Durchsicht der Liste fand ich (= Wenigleser) erstaunlicherweise nicht weniger als sechs weitere Autoren, die mich beeindruckt haben:

Bertrand Russell (Autobiographie, Geschichte der abendl. Philosophie, Eroberung des Glücks, Wege zur Freiheit)
Michail Scholochow (Stiller Don)
Czesław Miłosz (Verführtes Denken)
Elias Canetti (Die Blendung)
Pearl Buck (Die gute Erde)
Roger Martin du Gard (Sommer 1914)




Michail Scholochow (Stiller Don) jaaaaaaaaaaaa, zwei dicke Bücher, klitzekleine Schrift. Leider sind aus dem Nachlass meiner Eltern diese Bücher nicht mehr vorhanden. Hatte grad in den letzten Tagen gedacht, da muß ich mich mal kümmern. Na sowas

♥lich Nola

---------------------------

Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken.
Zettel im August 2008

 Sprung  



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