Zitat Vielleicht liegt es an Mathe. Oder an Französisch. Oder am Lehrer. Plötzlich steht im Zeugnis „nicht versetzt“. Und nach den Ferien schlägt man in der neuen Klasse auf. Drei Sitzenbleiber berichten.
Angeregt durch den obigen Artikel in der heutigen FAZ stelle ich die Frage in die Runde, ob es hier (außer mir) noch Sitzenbleiber gibt? Wenn ja, hat das beruflich irgendwelche Auswirkungen gehabt? Mein jetziger Chef hat, das nicht einmal aus dem Lebenslauf herausgelesen.
Ja ich und nein, keine negativen Konsequenzen. Mir hat das im Großen und Ganzen ganz gut getan. Für einen längeren Kommentar dazu habe ich erst heute Abend Zeit.
___________________ Kommunismus mordet. Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.
Allerdings ohne eigenes Verdienst: zwei Monate Krankheitsausfall im Winterhalbjahr mit der Erkenntnis, daß Schulbücher prinzipiell zum Selbststudium untauglich sind. War aber die beste Lektüreperiode meines Lebens.
Und bedingt durch die Kurzschuljahre infolge des Hamburger Abkommens war die Biographie danach auf normal justiert.
Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire
Kriegsbedingt habe ich ein Schuljahr verloren. Durch einen längeren Aufenthalt in der Tschechei sprach ich Tschechisch und habe die deutsche Sprache verlernt. Besuchte sogar eine tschechische Schule. Als wir dann von den Tschechen ausgewiesen wurden, konnte ich zwar gut rechnen aber mein Deutsch war mangelhaft. Die Lehrer meinten, dass es besser wäre, wenn ich eine Klasse wiederholen würde. Das hat mir gut getan. Ich war immer einer der Klassenbesten, wenn nicht gar der Beste. Das hat sich erst auf der Oberschule (DDR) ab 9. Klasse "ausgewachsen". Dort war ich dann Mittelfeld. Nein, geschadet hat es mir nicht. Gelitten habe ich darunter auch nicht.
Zitat von xanopos im Beitrag #1Angeregt durch den obigen Artikel in der heutigen FAZ stelle ich die Frage in die Runde, ob es hier (außer mir) noch Sitzenbleiber gibt?
Gilt auch Bummelstudent durch mäandrierende Fächerwahl?
Zitat von xanopos im Beitrag #1Wenn ja, hat das beruflich irgendwelche Auswirkungen gehabt? Mein jetziger Chef hat, das nicht einmal aus dem Lebenslauf herausgelesen.
Ich schreibe sowieso immer nur das Datum des Abiturs (für Österreicher: der Matura) in den Lebenslauf. Die Online-Bewerbungsformulare fragen auch nie darüber hinaus. Das hat nie Probleme gemacht. Ob ich nun sitzengeblieben bin oder ein Jahr zu spät eingeschult wurde, merkt man dann gar nicht. Höchstens als "Undergraduate" im 1. Bildungsweg kann es Sinn haben, die Stationen der Schulausbildung im Lebenslauf aufzulisten, weil man ja sonst gar nichts dort stehen hätte.
War in der neuen Klasse kein Thema, dort waren die Sitzenbleiber in der Mehrzahl.
Zitat von FAZ-ArtikelJetzt leistungsmäßig im oberen Drittel
Ich mutierte vom schlechtesten Schüler in der Klasse zum Zweitbesten.
Zitat von FAZ-ArtikelAnna, 18: Ich wiederhole die zwölfte Klasse am Berufskolleg wegen Wirtschaftslehre, Deutsch, Sozial-Erziehungswissenschaften, Biologie und noch einem Fach, das mir gerade nicht einfällt.
Mir sind gerade einmal drei der fünf Fächer, in denen ich eine fünf hatte, eingefallen. Aber das geht schon in Richtung vor zwei Jahrzehnten.
Zitat von FAZ-Artikel„Der alte Lernstoff ist neu für mich - ich war ja nie da“
Der Stoff war nicht neu, aber ich habe erstmals wirklich begriffen.
Das Sitzenbleiben hat mir eigentlich sehr geholfen.
Dito Bummelstudent, zwei Semester über Regelstudienzeit. Die Schule war dagegen immer schaffbar, trotz schlechter Kopfnoten. Ab Klasse 8 (Nach-Wende-Gymnasium) wurde es dann sogar richtig gut, das lag wohl an den Lehrern.
Nicht direkt. In der Schule habe ich keine Probleme gehabt - aber dann für das Studium glatt die doppelte Regelstudienzeit gebraucht. Kein Wunder, wenn man nur jeweils die Hälfte der eigentlich angesetzten Praktika besuchen konnte, weil einfach nicht anders zusammen mit Kellnerieren, Renovieren, Supermarktkasse oder Tankstellenkasse zu regeln. Abends arbeiten ging zwar recht einfach, aber morgens ist man dann schon recht durch und ein Vollzeitstudium in Pharmazie kann man knicken, wenn man "nebenbei" zwischen 20 und 30 Stunden arbeiten muss.
Leider bin ich in eine mehrfache Falle gefallen: mein biologischer Vater hat mir Unterhalt verweigert (und sich mein Unterhaltsurteil angeeignet), ich habe angefangen, neben dem wegen seines Verdienstes recht geringen Bafög zu arbeiten, dadurch habe ich einige Praktika im ersten Studienjahr verloren (etwa ein halbes Semester an Praktika), dadurch wiederum habe ich sehr schnell meinen Bafög-Anspruch verloren, also habe ich noch mehr gearbeitet.
Auf der Plus-Seite: ich hatte gar nicht viel an Bafög zurückzuzahlen, und konnte das ohne Probleme mit meinen ersten Apotheker-Monatsgehalten tun... und ich habe eine Menge interessanter Leute kennengelernt, viel mehr als ich mit einem Regelstudium tatsächlich erlebt hätte. Nachteilig wiederum war, dass ich bei einigen Profs recht schlechte Karten bekam, weil sie mich ja schon seit 5 Jahren auf dem Campus rumlaufen haben sehen, ich aber gerade mal zu ihren Seminaren und Praktika im 6. Semester kam...
Zitat von Krischan im Beitrag #7Dito Bummelstudent, zwei Semester über Regelstudienzeit.
In manchen Studiengängen zählen sie damit schon zu den Strebern.
Ja, ich habe mich damals auch gewundert, dass ich trotz Überschreiten der Regelstudienzeit zu den 5% im Matrikel gehörte, die bereits einen Abschluss hatten. Und das in einem sozialwissenschaftlichen Laberfach. Da war mir als obrigkeits- und regelhörigem Ossi noch nicht klar, dass eine Sozialisation in der Bundesrepublik automatisch das Dehnen von Regeln und Vorschriften impliziert. Heute dagegen bin ich recht gut integriert, würde ich mal sagen.
Thema Bummelstudent: Kann ich noch toppen. Ich habe nach acht Semestern ein Physikstudium abgebrochen, oder besser gesagt unterbrochen, ich könnte es ja fortsetzen.
Zitat von Krischan im Beitrag #7zwei Semester über Regelstudienzeit
Also mindestens eins gehörte damals bei uns zum guten Ton. Ich wäre ohne auch nie so gut im Tennis geworden wie damals.
-- Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau, verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau. (Reinhard Mey)
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.