Über Generationen war in Deutschland fast nur Bevölkerungswachstum zu registrieren. Neue Baugebiete zu erschließen und zusätzliche Infrastruktur zu bauen war wesentliche politische Aufgabe. Aber inzwischen geht es in vielen Regionen in die umgekehrte Richtung.
Lieber R.A. ein absolut treffgenauer Artikel danke dafür. So um 1970 herum zog jeder der konnte und wollte in die Peripherie. Für Arbeitsplätze so sagte man uns, müsse man eben auch mal ein paar Kilometer fahren. Macht man auch wenn man jung ist. Die Straßen waren noch nicht so überfüllt und 20 Min. hin und das Gleiche zurück war ok. Aber auch das hat sich verändert und wir wissen, statt das auch die Infrastruktur hier nur namentlich die Brücken genannt auch dementsprechend modernisiert, alterungsmässig aufgearbeitet wurden, und ein trotz erhöhten Verkehrsaufkommen relativ zügiger Verkehr gewährleistet würde, kam nichts, null. Wenn ich allein an die jedes Jahr aufs neue geflickten Schlaglöcher sehr befahrener Straßen denke, wird mir schlecht.
Straßenplanung und Herstellung und Reparatur war von jeher ein Stiefkind und es war kein Geld dafür übrig. Eine gute Infrastruktur ist da A und O für eine gut funktionierende Wirtschaft. Da will ich auch gar nicht parteipolitisch jemanden rausgreifen, das haben alle immer unter Tagesordnungspunkt 375 ff gestellt.
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
Dieser Strukturwandel krankt auch an dem Problem des Grundsatzes "gleichwertiger Lebensverhältnisse". (http://www.bpb.de/apuz/29548/gleichwerti...ht-gleich?p=all) Ich hätte bei so einem Thema eigentlich erwartet, dass dieser bereits im Kern unsinnige Gedanke aufgegriffen wird.
Warum sollte jemand etwas dagegen haben, wenn Aussteiger es sich in einem ehemaligen Bergdorf gemütlich machen? Die sollen halt lediglich akzeptieren, dass sie dort kaum Handyempfang und keine Notfallversorgung haben.
___________________ Kommunismus mordet. Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.
In der Tat; auch hier im Sauerland wird Leerstand (Immobilien, Geschäfte) zunehmend zum Problem, trotz des immer noch ordentlichen touristischen Potenzials; daß ich dies bislang fälschlich dem "demographischen Wandel" zugeschrieben habe, war ein Irrtum; danke für die Aufklärung.
Gleichwohl tröstet mich der Gedanke, daß bestimmte Entwicklungen der absehbaren Zukunft (und ja: ich meine die mittel- und langfristigen Konsequenzen der sog. Flüchtlingskrise) hier auf dem Land entweder abgemildert oder deutlich verspätet aufschlagen, und schließlich zu einer mittelbar erhöhten Lebensqualität, relativ zu urbanen Räumen, führen werden. Mir scheint, aktuell schrammt dieses Land viel knapper an der de-facto-Unregierbarkeit vorbei als es mancher wahrhaben will. Aber dazu wurde in anderen threads hinreichend vieles gesagt.
Ich werde wohl zukünftig lernen, in meinem Garten Gemüse anzubauen und mir ein paar Hühner anschaffen.
Zitat Das Sterben der Dörfer ist auch kein deutsches Phänomen, in den meisten europäischen Ländern gibt es ähnliche Tendenzen.
Sogar weltweit. Woanders ist der Prozeß der Metropolisierung sogar viel schneller. Aber ist es nicht möglicherweise gerade ein gutes Charakteristikum Deutschlands, die Wirtschaftskraft nicht in wenigen Groß- und Millionenstädten konzentriert zu haben? Wenn man sich deutsche Kleinstädte ansieht, dann findet man dort immer wieder mittelständische Industriebetriebe, die in einem Nischenmarkt Weltmarktführer sind. Davon profitieren die Dörfer ringsum und sogar die Großstädte, weil sie nicht so schnell wachsen müssen und ihnen dadurch die Überfüllungsprobleme richtiger Multimillionenstädte erspart bleiben. Ich möchte behaupten, daß die Lebensqualität in einer deutschen Kleinstadt größer ist als in diversen Millionenstädten dieser Welt. Von Verödung betroffen sind im Grunde nur Regionen, in denen solche Betriebe fehlen oder sterben, weil die Technologie überholt geworden ist oder der Betrieb unwirtschaftlich wurde.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #3Dieser Strukturwandel krankt auch an dem Problem des Grundsatzes "gleichwertiger Lebensverhältnisse". (http://www.bpb.de/apuz/29548/gleichwerti...ht-gleich?p=all) Ich hätte bei so einem Thema eigentlich erwartet, dass dieser bereits im Kern unsinnige Gedanke aufgegriffen wird.
Ich verstehe sowieso nicht, warum das alles immer ein Problem sein soll. Wenn die Leute lieber in die großen Städte ziehen wollen, anstatt mitten im Nichts ohne Arbeit zu leben (um es mal etwas überspitzt zu formulieren), dann wird das schon seine Richtigkeit haben. Müssen halt endlich mal wieder Baugenehmigungen am Stadtrand oder auf Baulücken erteilt werden. Aber ansonsten gibt es dabei kein Problem, welches nicht der Markt lösen würde.
Und wenn einige ältere Menschen lieber in ihrem Kleinstädtchen leben wollen, wird sich auch dafür eine marktwirtschaftliche Lösung finden: es gibt garantiert jemanden, der dann dort einen Lebensmittelmarkt betreibt und nebenbei noch Post und Telefon verkauft. Und es findet sich auch sonst fast alles - aber eben zu höherem Preis.
Das einzige Problem, was aber auch wieder nur ein Problem des Staatsinterventionalismus ist, das tatsächlich keine Marktlösung erfahren würde, ist die Notfallversorgung. Aber das liegt nicht an Marktversagen, sondern daran, dass die Regulierung im Gesundheitssektor solche Blüten treibt, dass eben keiner einen privaten (und damit kostengünstigeren) Notfallversorgungsdienst für diese Gegenden anbieten könnte, ohne nicht Tausende Seiten von Papier mit den GKVen auszuhandeln und sich selbst dann noch massiven Bürokratiekosten auszusetzen. Und eben auch nicht einfach ein Arzt dort quasi als Notfallversorgungsdienst auf Rädern rumfahren und die Leute gleich auch mit Arzneimitteln versorgen oder ins nächste Krankenhaus bringen etc. könnte. Gleichfalls kann auch nicht einfach ein erfahrener Apotheker eine Kooperationslösung anbieten - alles durchreguliert und unmöglich gemacht.
Zitat Warum sollte jemand etwas dagegen haben, wenn Aussteiger es sich in einem ehemaligen Bergdorf gemütlich machen? Die sollen halt lediglich akzeptieren, dass sie dort kaum Handyempfang und keine Notfallversorgung haben.
Nein, müssen die nicht. Sie müssen halt nur bereit sein, dafür Marktpreise zu bezahlen. Dann findet sich garantiert jemand, der ihnen eine Lösung anbieten würde.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #3Dieser Strukturwandel krankt auch an dem Problem des Grundsatzes "gleichwertiger Lebensverhältnisse". (http://www.bpb.de/apuz/29548/gleichwerti...ht-gleich?p=all) Ich hätte bei so einem Thema eigentlich erwartet, dass dieser bereits im Kern unsinnige Gedanke aufgegriffen wird.
Ich verstehe sowieso nicht, warum das alles immer ein Problem sein soll. Wenn die Leute lieber in die großen Städte ziehen wollen, anstatt mitten im Nichts ohne Arbeit zu leben (um es mal etwas überspitzt zu formulieren), dann wird das schon seine Richtigkeit haben. Müssen halt endlich mal wieder Baugenehmigungen am Stadtrand oder auf Baulücken erteilt werden. Aber ansonsten gibt es dabei kein Problem, welches nicht der Markt lösen würde.
Das ist schon mal das erste Problem, die Städte bei uns können nicht flächenmäßig wachsen. Und das ist weitgehend bürokratisch bedingt. Kaum eine Großstadt, die nicht von "Naherholungsgebieten" umgeben ist, die unter Naturschutz stehen und nicht zum Bauland werden können.
Zum anderen ist bei uns die Umweltbewegung romantisiert bezgl. des ländlichen Raums. Wenn die Ökos endlich mal einsehen würden, dass Städte deutlich ressourcenschonender sind, wäre es viel einfacher. Aber die gehen nur davon aus, was sie sehen, und da gewinnt Grün gegen Grau.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #3Dieser Strukturwandel krankt auch an dem Problem des Grundsatzes "gleichwertiger Lebensverhältnisse". (http://www.bpb.de/apuz/29548/gleichwerti...ht-gleich?p=all) Ich hätte bei so einem Thema eigentlich erwartet, dass dieser bereits im Kern unsinnige Gedanke aufgegriffen wird.
Das habe ich bewußt nicht, weil das Problem (und die vergeblichen staatlichen Versuche, den Strukturwandel aufzuhalten) in anderen europäischen Ländern fast genauso zu finden ist - dieser in der Tat fragwürdige GG-Artikel ist m. E. nicht wirklich relevant. Denn umgekehrt (wie der Link ja auch belegt) steht er ja auch einer Politik nicht entgegen, die ein sterbendes Dorf auch als solches akzeptiert. Das "gleichwertig" ist halt ausreichend auslegungsfähig.
Zitat Warum sollte jemand etwas dagegen haben, wenn Aussteiger es sich in einem ehemaligen Bergdorf gemütlich machen?
Da hat normalerweise niemand etwas dagegen. Es gibt nur relativ wenige solcher Aussteiger (und auch nicht sehr viele Dörfer mit Potential für Gemütlichkeit), solche Dorfwiederbelebungen gibt es, es werden aber immer exotische Ausnahmen bleiben.
Zitat von Doeding im Beitrag #4trotz des immer noch ordentlichen touristischen Potenzials
Das ist ein interessantes Thema. Einerseits gibt es ein steigendes Interesse an Urlaub in Deutschland. Andererseits sind viele klassische Urlaubsgebiete deutlich auf dem absteigenden Ast.
Man sieht das recht gut an den Bewertungen in diversen Hotelbuchungs-Portalen. Für viele Häuser im Schwarzwald, in den Mittelgebirgen, im Harz, im Küstenhinterland findet man reichlich Bewertungen der Art "Nettes Hotel, hat aber seine besten Tage hinter sich". Das früher übliche "Familie fährt zum Wandern zwei Wochen in den Odenwald" ist tot. Der moderne Deutschland-Urlaub will Meer oder Berge, Radfahren oder Wellness, verlängerte Wochenenden und Events. Da sehen das Sauerland und andere Regionen sehr alt aus.
Zitat Gleichwohl tröstet mich der Gedanke, daß bestimmte Entwicklungen der absehbaren Zukunft (...) hier auf dem Land entweder abgemildert oder deutlich verspätet aufschlagen
Dazu muß man nicht aufs Land ziehen, da ist man auch in den guten (d.h. teuren) Wohnvierteln und den Eigenheim-Vororten weitgehend sicher. Der wesentliche Effekt der aktuellen Entwicklung wird m. E. auch nicht sein, daß die Lebensqualität direkt sinkt. Auch bei den bisherigen Migrationsproblemen ist Marxloh die krasse Ausnahme. Sondern es wird halt teuer werden, diverse Problemgruppen ruhig zu halten. Und die Zeche zahlt jeder Bundesbürger, unabhängig vom Wohnort.
Zitat Ich werde wohl zukünftig lernen, in meinem Garten Gemüse anzubauen und mir ein paar Hühner anschaffen.
Das wird nicht nötig sein. Die Versorgung mit Lebensmitteln und anderen wesentlichen Artikeln wird auch weiterhin problemlos und überall funktionieren. Aber wenn es um speziellere Dienstleistungen, insbesondere Ärzte, geht, dann werden die abgelegenen Regionen sehr schlecht dastehen.
passend zu diesem Artikel fällt mir eine Meldung ein, die ich in den letzten Tagen gelesen habe: Nach diversen Lockerungen und Ausnahmen hat China sich jetzt offiziell von der Ein-Kind-Politik verabschiedet. Der Grund, hier darf der deutsche Leser aufhorchen, ist die Angst vor einer Überalterung der Gesellschaft. Der Bericht ging dann aber weiter. Viele Chinesen haben die Werte der Ein-Kind-Politik schon verinnerlicht, sind selbst Einzelkinder gewesen und sagen daher, es ist schon schwer genug einem einzigen Kind gerecht zu werden, zwei Kinder zu erziehen sei eigentlich kaum möglich.
Die Landflucht ist ein Thema, das schon seit ewigen Zeiten aktuell ist. Im Grunde soll ja schon während der Industrialisierung ein solcher "Run" eingesetzt haben und hat in den Städten für billige Arbeitskräfte gesorgt. In Ägypten soll das Problem besonders akut sein.
Getreu dem Stil dieses Blogs, würde ich vorschlagen, das auch als Chance zu sehen. Wie ich einmal gelesen habe, hätte alle Einwohner der USA Platz im Gebiet eines relativ kleinen Bundesstaates, sofern sie alle so dicht zusammenleben würden wie in New York. Das wäre dann natürlich eine gewaltige Mega-City mit viel, viel Leere drumrum. Städte waren schon immer ein Konzentrationspunkt der Kultur, mit Nachtleben, mit neuer Mode usw. Es überrascht eigentlich nicht, das junge Menschen das anziehend finden, eher das Gegenteil wäre die Überraschung und müsste erklärt werden.
Zitat Zitat Johanes passend zu diesem Artikel fällt mir eine Meldung ein, die ich in den letzten Tagen gelesen habe: Nach diversen Lockerungen und Ausnahmen hat China sich jetzt offiziell von der Ein-Kind-Politik verabschiedet. Der Grund, hier darf der deutsche Leser aufhorchen, ist die Angst vor einer Überalterung der Gesellschaft. Der Bericht ging dann aber weiter. Viele Chinesen haben die Werte der Ein-Kind-Politik schon verinnerlicht, sind selbst Einzelkinder gewesen und sagen daher, es ist schon schwer genug einem einzigen Kind gerecht zu werden, zwei Kinder zu erziehen sei eigentlich kaum möglich.
Also den Bericht gabs auch in den ÖR-Nachrichten. Hier wurde als Grund der Lockerung angeführt, das die meisten chinesischen Elternpaare weil nur 1 Kind erlaubt war, lieber einen Jungen gehabt haben, was impliziert, das Mädchen erst gar nicht (oder kaum) das Licht der Welt erblickten und was weiterhin impliziert, das Mädchenmangel herrscht.
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
Zitat von adder im Beitrag #6Und wenn einige ältere Menschen lieber in ihrem Kleinstädtchen leben wollen, wird sich auch dafür eine marktwirtschaftliche Lösung finden: es gibt garantiert jemanden, der dann dort einen Lebensmittelmarkt betreibt und nebenbei noch Post und Telefon verkauft. Und es findet sich auch sonst fast alles - aber eben zu höherem Preis.
Ich werfe hier nur mal den Begriff "realer Wert der Rente" in den Raum.
-- Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau, verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau. (Reinhard Mey)
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