Zitat Wenn die Realos Realpolitik machen, dann nicht, weil sie dem Grunde nach davon überzeugt sind. Es ist lediglich ein Wartezustand. Dem Grunde nach streben sie immer noch danach, die Wirklichkeit zu zwingen, sich nach ihren Idealen zu richten.
Ich hätte Palmers Spruch eher als rhetorischen Kniff gesehen, seine Klientel auf seine nicht so ganz grün-konforme ordnungspolitischen Maßnahmen vorzubereiten. Ein Versuch, trotzdem möglichst viele seiner Wähler zu behalten. Ansonsten dürfte sein Ideal die Fortsetzung seiner politischen Tätigkeit sein.
Zitat Wenn die Realos Realpolitik machen, dann nicht, weil sie dem Grunde nach davon überzeugt sind. Es ist lediglich ein Wartezustand. Dem Grunde nach streben sie immer noch danach, die Wirklichkeit zu zwingen, sich nach ihren Idealen zu richten.
Ich hätte Palmers Spruch eher als rhetorischen Kniff gesehen, seine Klientel auf seine nicht so ganz grün-konforme ordnungspolitischen Maßnahmen vorzubereiten. Ein Versuch, trotzdem möglichst viele seiner Wähler zu behalten.
Ich habe mir auch überlegt, ob Palmer insofern eine Ausnahme bei den Grünen sein könnte, als er über so etwas wie ein Augenzwinkern oder gar Ironie verfügt. Aber ich glaube, dass man bei den Grünen schon eine Regel anwenden könnte, die ich in Anlehnung an dieses hierClaudia's Razor nennen möchte:
“Never attribute to irony that which can be adequately explained by moral superiority.” „Schreibe nichts der Ironie zu, was durch moralische Überlegenheit hinreichend erklärbar ist.“
Zitat von Martin im Beitrag #2Ansonsten dürfte sein Ideal die Fortsetzung seiner politischen Tätigkeit sein.
Das ist wohl der wirkliche Unterschied, den man zwischen Fundis und Realos konstatieren kann: dass letztere einen Macht(erhalts-)instinkt haben.
Es dürfte jedem klar sein, dass hier mit "gut" nicht gut und mit "böse" nicht böse gemeint ist, von daher sollte man lt. Hofreiter wohl eigentlich das Asylverfahren an sich abschaffen (oder doch, wie es ja jetzt schon vielfach gelebte Realität ist, dessen Ergebnisse in hunderttausenden Fällen schlicht ignorieren.)
Weiter unten behauptet Hofreiter, die Einstufung von Mazedonien, Serbien und Bosnien und Herzegovina als sichere Herkunftsländer habe nichts gebracht. Sein Argument: Die Antragszahlen seien nach wie vor auf gleich hohem Niveau verblieben. Da schaut man sich dann die entsprechenden Zahlen an und sieht, dass Hofreiter formal keine falsche Feststellung trifft (auch wenn er natürlich die massive bürokratische Erleichterung dieser zehntausenden Verfahren und die erleichterte und schneller mögliche Abschiebung einfach ignoriert, aber gut, er ist halt "Idealist"), und trifft dann doch auf einige echte Perlen. Wir lesen ja jetzt Tag für Tag davon, dass Deutschland in diesem Jahr 200.000, 300.000, 400.000, 600.000 "Flüchtlinge" zu versorgen habe. Laut offizieller Statistik des BAMF liegt selbst unter den weithin akzeptierten syrischen Flüchtlingen im Jahr 2015 die Quote der eigentlichen Asylberechtigten bei leicht über 2 % ( 735 von 34.428). Für den Irak (52 aus 9.286, gut 0,6 %) und Afghanistan (23 aus 8.179, gut 0,3 %) liegt die Quote der eigentlich Asylberechtigten nochmals deutlich unter diesem Wert. Man kann das sicher in weiten Teilen mit einer überforderten Bürokratie erklären, die wohl vielfach einfach summarisch jeden Antragsteller aus diesen Herkunftsländern zum Flüchtling erklärt, statt Asylberechtigung zu prüfen, aber dennoch ...
Für die reisenden Völker aus dem Kosovo, Albanien, Serbien und Mazedonien, deren Anträge mit absoluter Priorität bearbeitet wurden, liegt der Anteil der als "Flüchtlinge" deklarierten Personen übrigens bei 0,02 % (ja, richtig gelesen, bei über 75.000 Anträgen (Folgeanträge inbegriffen) wurden 15 Personen als "Flüchtlinge" eingestuft).
Und da dachte ich schon, dass eigentlich jeder Antragsteller ein Flüchtling wäre, wie dumm von mir. Wie war das nochmal mit der Lügenpresse?
Zitat von notquite im Beitrag #4Für die reisenden Völker aus dem Kosovo, Albanien, Serbien und Mazedonien, deren Anträge mit absoluter Priorität bearbeitet wurden, liegt der Anteil der als "Flüchtlinge" deklarierten Personen übrigens bei 0,02 % (ja, richtig gelesen, bei über 75.000 Anträgen (Folgeanträge inbegriffen) wurden 15 Personen als "Flüchtlinge" eingestuft).
Für diese Balkanländer (mit Ausnahme des Kosovo, dessen Status nicht unumstritten ist; aber diese Frage müßte sich bei dieser Gelegenheit miterledigen lassen) ließe sich das Problem leicht dadurch "lösen", daß sie, die ja EU-Beitrittskandidaten sind, ordentliche Mitglieder der EU werden. Die Ströme von Einwanderern aus diesen Ländern, die jetzt ungeschickt und weitgehend unzutreffend als "Asylbewerber" und "Flüchtlinge" etikettiert werden, würden damit zur normalen und regulären Innenfreizügigkeit der EU. Das würde Kapazitäten für die Bearbeitung von Asylanträgen aus Afrika und dem Nahen Osten freisetzen.
Aber den Herkunftsländern (ob in Europa oder außerhalb) tut man nichts Gutes, indem man die Auswanderung erleichtert und ermutigt. Puerto Rico ist, nachdem ca. 60% seiner Einwohner in die USA abgewandert sind, wirtschaftlich am Ende und bankrott.
Zitat von notquite im Beitrag #4Für die reisenden Völker aus dem Kosovo, Albanien, Serbien und Mazedonien, deren Anträge mit absoluter Priorität bearbeitet wurden, liegt der Anteil der als "Flüchtlinge" deklarierten Personen übrigens bei 0,02 % (ja, richtig gelesen, bei über 75.000 Anträgen (Folgeanträge inbegriffen) wurden 15 Personen als "Flüchtlinge" eingestuft).
Für diese Balkanländer (mit Ausnahme des Kosovo, dessen Status nicht unumstritten ist; aber diese Frage müßte sich bei dieser Gelegenheit miterledigen lassen) ließe sich das Problem leicht dadurch "lösen", daß sie, die ja EU-Beitrittskandidaten sind, ordentliche Mitglieder der EU werden. Die Ströme von Einwanderern aus diesen Ländern, die jetzt ungeschickt und weitgehend unzutreffend als "Asylbewerber" und "Flüchtlinge" etikettiert werden, würden damit zur normalen und regulären Innenfreizügigkeit der EU. Das würde Kapazitäten für die Bearbeitung von Asylanträgen aus Afrika und dem Nahen Osten freisetzen.
Aber den Herkunftsländern (ob in Europa oder außerhalb) tut man nichts Gutes, indem man die Auswanderung erleichtert und ermutigt. Puerto Rico ist, nachdem ca. 60% seiner Einwohner in die USA abgewandert sind, wirtschaftlich am Ende und bankrott.
Völlig unrealistisch ist das wohl (leider) nicht. Die mutmaßlichen Ergebnisse kann man sich wohl ausmalen, wenn man sich die Rolle der bulgarischen Migranten in Deutschland ansieht.
Zum Kosovo: Allein im ersten Halbjahr 2015 wurden 31.400 Asylanträge (siehe Quelle oben) in Deutschland gestellt, was ca. 1,6 % (sic) der Bevölkerung des Kosovo entspricht. Der relative Vergleichswert eines Schlachtfelds namens Syrien liegt bei gut einem Zehntel dieses Werts. 2014 waren es für ganz Europa wohl auch schon über 2 % (ca. 38.000 Anträge europaweit bei einer Bevölkerung von 1,8 Mio., deutscher Anteil leicht einem Viertel). Schlicht grotesk.
Der "Idealist" Hofreiter hat in dieser Situation natürlich nichts Besseres zu tun, als eine Debatte über die angebliche Diskriminierung der Roma in Kosovo anzuzetteln (wie jetzt, war nicht jeder, der gemeint hat, dass die Asylanträge praktisch ausschließlich von Roma kommen, gestern noch Rassist?).
Zitat von Fluminist im Beitrag #5 Aber den Herkunftsländern (ob in Europa oder außerhalb) tut man nichts Gutes, indem man die Auswanderung erleichtert und ermutigt. Puerto Rico ist, nachdem ca. 60% seiner Einwohner in die USA abgewandert sind, wirtschaftlich am Ende und bankrott.
Und was wäre die Alternative ? Exit-Tax ? Oder eine Mauer bauen ? Nein, ernsthaft, lieber Fluminist, natürlich ist Auswanderung in aller Regel für eine Gesellschaft nicht gerade positiv. Aber es steht dem ausblutenden Land kaum zu, das deswegen zu blockieren. Und Ursache und Wirkung sollte auch nicht total beiseite fallen, der Grund warum Leute auswandern hat schon meist was damit zu tun, wenn etwas schon am Ende ist.
Zitat von Meister Petz im Beitrag #3Ich habe mir auch überlegt, ob Palmer insofern eine Ausnahme bei den Grünen sein könnte, als er über so etwas wie ein Augenzwinkern oder gar Ironie verfügt. Aber ich glaube, dass man bei den Grünen schon eine Regel anwenden könnte, die ich in Anlehnung an dieses hier Claudia's Razor nennen möchte:“Never attribute to irony that which can be adequately explained by moral superiority.”„Schreibe nichts der Ironie zu, was durch moralische Überlegenheit hinreichend erklärbar ist.“
Meiner Eigenwahrnehmung nach bin ich keiner besonderen Sympathie zu Grünen verdächtig, aber in diesem Fall tust Du Herrn Palmer IMHO Unrecht. Da, wie auch die verlinkte Meldung unmissverständlich zum Ausdruck bringt, seine Meinungsäußerung eben darauf abzielt, die eigenen Wünsche der Realität anzupassen und nicht etwa diese den eigenen Wünschen, darf man bei der von Dir zitierten Formulierung getrost von Ironie ausgehen.
Palmer einfach nur als "Realo" einzustufen, wird ihm auch nicht gerecht. Palmer ist vor allem Palmer, und der Job als OB ist seine Berufung - gegen den sind auch "Realos" noch abgehobene Ideologen.
Entsprechende Gegenrede hagelte es bei den Grünen dann auch prompt.
-- Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau, verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau. (Reinhard Mey)
Zitat von Llarian im Beitrag #7Nein, ernsthaft, lieber Fluminist, natürlich ist Auswanderung in aller Regel für eine Gesellschaft nicht gerade positiv.
Bin mir nicht so sicher, ob das in der Regel gilt. Gerade ärmere Auswanderungsländer profitieren erheblich von Geldüberweisungen an die Familien zuhause und von der Rückwanderung gut ausgebildeter Emigranten.
Spricht aus Palmers Äußerung wirklich so etwas wie Realitätssinn?
So wie Palmer das Problem aus seiner (administrativen/OB-) Sicht beschreibt, scheint es sich doch nur um ein Problem der "Aufnahme- und Betreuungskapazitäten" zu handeln:
Zitat Es sei "richtig und nachvollziehbar, dass wir die Partei der Mitmenschlichkeit sein wollen, aber objektiv ist es nicht machbar, dass wir die Aufnahme- und Betreuungskapazitäten so schnell ausbauen können, wie derzeit die Zahlen steigen."
Wenn man die entsprechenden Kapazitäten nur schnell genug ausbauen bzw. aktivieren könnte, wären aus diesem Blickwinkel selbst Antragszahlen jenseits der Millionengrenze kein Problem, ganz egal, wie hoch überhaupt der Prozentsatz der im Ansatz Berechtigten wäre und was das aus dieser Gesellschaft in all ihren Dimensionen machen würde. Die "Partei der Mitmenschlichkeit" ist man nur gegenüber Fremden, die Umgestaltung ganzer Städte zum Nachteil der deutschen Bevölkerung wäre kein Problem, so es denn nur technisch machbar wäre.
Vielleicht argumentiert Palmer in diesem Aspekt bewusst technokratisch, um seine Haltung als "alternativlos" zu verkaufen. Wenn er in Wirklichkeit etwas anderes meinen sollte, dann spricht er es jedenfalls nicht aus.
Wieso es - O-Ton Palmer - "nicht sehr mitmenschlich" sein soll, eine Person des Landes zu verweisen, die hier keinerlei Aufenthaltsrecht hat und der in ihrer Heimat keine Gewalt droht, erschließt sich mir auch nicht.
Ich vermag Palmers Äußerungen nicht ganz einzuschätzen, dafür kenne ich ihn zu wenig. Aber sie sagen auf jeden Fall viel über die Grünen als Partei aus.
Palmer war heute morgen zu Gast bei Peter Hahne. Dabei gab er auf die Frage, ob die Grünen einer Erklärung von Albanien und Kosovo zu sicheren Herkunftsländern zustimmen würden, um zumindest einem Teil des Problems Herr zu werden, folgende Antwort:
Zitat von Boris PalmerAlso für meine Partei ist das schwierig. Denn wir haben überhaupt die Änderung des Grundrechts auf Asyl 1992 abgelehnt und das ist Teil unserer Identität, dass wir eine weltoffenes Land sein wollen und Schutzbedürftigen Zuflucht gewähren. Und jetzt ist halt die Wirklichkeit, die sich hart daran stößt, weil die Zahlen so sind wie sind.
Wenn die Ideologie mit der Realität nicht übereinstimmt, ist das für sie noch lange kein Grund, diese anzupassen. Genau das gleiche sieht man ja bei der Energiewende, die offensichtlich nicht funktioniert. Da lautet die grüne Antwort ja auch man müsse sie nur noch schneller durchziehen, dann werde schon alles gut werden.
Im weiteren Gespräch hat Palmer dann nochmals das bestätigt, was notquite schreibt. Er sieht keine finanziellen oder sonstigen Probleme in der Flüchtlingskrise, er hält es lediglich für ein administratives Problem.
ich bin mir nicht sicher, um auf den anderen Schwaben zu kommen, ob man Hegels Tweet wirklich so vollständig vernichtend finden muss.
Zitat Der paradigmatische Satz, der jahrhundertelang immer zitiert wurde, war ein Satz von Galilei: Das Buch der Natur ist in der Mathematikersprache geschrieben, d. h. in dieser Interpretation: Wir brauchen keine spekulative Naturphilosophie, wir brauchen Beobachtung, Experiment und mathematische Aufarbeitung der Ergebnisse. Die ,bête noire' war natürlich Aristoteles seit Jahrhunderten, im 19. Jahrhundert hat Hegel diese Stelle eingenommen. Wenn Sie besonders deutsche Mathematikbücher oder Physikbücher des 19. Jahrhunderts durchblättern, dann ist der paradigmatische Satz, der immer wieder zitiert wird, der apokryphe Satz Hegels: "Es gibt sieben Planeten" oder auch "Um so schlimmer für die Tatsachen".
Imre Toth, in: Michael John Perry (Hg.), Hegel und die Naturwissenschaften, 1987, S. 58f.
Ein Beispiel für ein deutsches Physikbuch, welches diese Geschichte noch im 20. Jh. erzählt, ist Erich Schneiders "Kleine Astronomie. Die Sternenwelt und ihre Rätsel", München: Verlag Lebendiges Wissen 1958, Humboldt Taschenbücher Nr. 75.
Da heißt es:
Zitat Der Philosoph Hegel habilitierte sich 1801 in Jena mit einer Dissertation, in der er die Titiussche Reihe als unphilosophisch verwarf und statt dessen eine andere Reihe aufstellte, die zwischen Mars und Jupiter keine Lücke ergab. Damit glaubte er nachgewiesen zu haben, daß es nicht mehr als 7 Planeten geben könne. Es ist eine Ironie des Schicksals, daß Hegel seine These am 27. August 1801 verteidigte, nachdem am 1. Januar 1801, also genau am Beginn des neuen Jahrhunderts der 8. Planet entdeckt worden war, die Ceres. Als man Hegel darauf aufmerksam machte, daß seine Lehre mit den Tatsachen im Widerspruch stände, soll er geantwortet haben: “Um so schlimmer für die Tatsachen”.
Mir scheint der Wirklichkeitssinn Hegels deutlich besser zumindest als der des Titius gewesen zu sein, da er die Lücke in dessen Reihe ernstnahm und eine besser zu den bekannten Tatsachen passende Formel suchte. Aber während Titius (gest. 1796) post mortem Glück hatte und Ceres die Lücke schloß, hatte Hegel Pech, dass ihn diese Entdeckung gerade in seine Diss hineinfunkte. Was hätte er tun sollen? Mit dem frechen Spruch hätte er sich immerhin einigermaßen aufrecht torkelnd aus der Affäre gezogen.
Im Grunde ist "Um so schlimmer für die Tatsachen" die deutsche Version des amerikanischen "shit happens".
Zitat von Kallias im Beitrag #9 Gerade ärmere Auswanderungsländer profitieren erheblich von Geldüberweisungen an die Familien zuhause und von der Rückwanderung gut ausgebildeter Emigranten.
Wenn (!) es zu solchen Überweisungen kommt und wenn (!) sich eine Rückwanderung einstellt. Beides ist so garantiert erst einmal nicht. Das deutsche "klassische" Beispiel, die Türkei, hat tatsächlich ja sogar dreifach profitiert: Die Überweisungen, die Rückwanderung und auch die Entlastung auf der Seite der Arbeitslosen. Aber all das war auch begünstigt und bedingt durch Kultur und Struktur der Türkei, ebenso wie durch die Regeln der Wanderung. Anders sah es beispielsweise aus, als die DDR in die BRD ausblutete. Keine Überweisungen, keine Rückwanderung und im Gegenteil, ein vernichtender Brain-Drain. Weil gerade die, die abgehauen sind, mit der DDR nichts mehr zu tun haben wollten. Ich kenne die Situation in Puerto Rico nicht, aber wenn wirklich echte Teile der Bevölkerung wandern, dann handelt es sich vermutlich eher um eine Wanderung der zweiten Art. Und ebenso würde ich vermuten die zweite Art ist eher der Regelfall als die erste.
Zitat von notquite im Beitrag #4Wir lesen ja jetzt Tag für Tag davon, dass Deutschland in diesem Jahr 200.000, 300.000, 400.000, 600.000 "Flüchtlinge" zu versorgen habe.
Momentaner Richtwert:
Zitat FOCUS-Recherchen zufolge reisten bereits in den ersten sieben Monaten über 300.000 Flüchtlinge in die Bundesrepublik, bis Ende des Jahres könnten es mehr als 700.000 sein.
"Eine Million" dürfte realistischer sein: seit der Seenotrettungsdienst 50km vor der libyischen Küste einsetzt, scheint fraglich, ob diese Schiene mit dem Ende der Fischfangsaison pausiert; & die Balkanroute wird vom rauhen Wetter nicht tangiert.
Zitat von SZ, 1.7.2015Die Zahl der Flüchtlinge, die übers Mittelmeer nach Europa kommen, wird nach UN-Einschätzung in den nächsten Monaten weiter steigen. Erfahrungen würden zeigen, dass in der zweiten Jahreshälfte teils doppelt so viele Menschen ankommen wie im ersten Halbjahr, sagte UN-Flüchtlingskommissar António Guterres in Genf.
Hegels Tweet ist übrigens von Einstein variert worden: bei Gelegenheit des 1. Nachweises der Relativitätstheorie, als Rutherford bei der totalen Sonnenfinsternis im Juni 1919 die Plejaden von Madagaskar aus ablichtete. Auf die Frage, was gewesen wäre, wenn er nichts gefunden hätte, soll AE einem Reporter gesagt haben: "Um so schlimmer für den Lord. Ich weiß, daß meine Theorien stimmen." Ist zwar auch apokryph, aber das gehört sich bei einem Ondit so.
Der Witz bei der Titius-Bode'schen Regel ist ja, daß nach ihr die "Lücke zwischen Mars & Jupiter" gar nicht existieren dürfte; sie war zu Hegels Zeit ein Beispiel für die Widerlegung der schönen Theorie durch die häßliche Tatsache. Insofern ist Hegels Bonmot antihegelianisch. Jetzt müssen wir nur noch Merkur auf Zwergplanetenstatus rückstufen, dann stimmt der Satz von der klassischen 7-Zahl der Planeten wieder.
Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire
Zitat von Kallias im Beitrag #12Hallo Petz, ich bin mir nicht sicher, um auf den anderen Schwaben zu kommen, ob man Hegels Tweet wirklich so vollständig vernichtend finden muss.
Ich habe auch geschrieben: "Jeder, der sich ein bisschen mit Philosophie auskennt."
Wer sich professionell mit Philosophie auskennt, weiß natürlich um den Kontext. Aber die Parallele ist zu schön, um sie liegenzulassen. Vor allem: Wenn Werwohlf mit seiner Interpretation recht hat (was ich nicht glaube, aber die Möglichkeit besteht), dann stimmt mein Vergleich wieder - angenommen den Hintergrund, dass es von Hegel auch nur eine Frozzelei sei.
@Werwohlf: Ich kenne Palmer nicht besonders, aber ich stelle es mir selbst für einen Grünen nicht schwer vor, eine Stadt zu regieren, deren Einwohner mehrheitlich linker sind als der OB selber .
Was ich von ihm als Person wahrnehme, ist, dass er in der Causa Bundesverdienstkreuz für Frau Langer äußerst verschnupft auf die Broderschen Sticheleien reagiert hat und auch sonst recht sonnenkönigartig daherkommt. Humor dagegen scheint mir nicht seine auffälligste Eigenschaft zu sein.
Zitat von notquite im Beitrag #4Wir lesen ja jetzt Tag für Tag davon, dass Deutschland in diesem Jahr 200.000, 300.000, 400.000, 600.000 "Flüchtlinge" zu versorgen habe.
Momentaner Richtwert:
Zitat FOCUS-Recherchen zufolge reisten bereits in den ersten sieben Monaten über 300.000 Flüchtlinge in die Bundesrepublik, bis Ende des Jahres könnten es mehr als 700.000 sein.
"Eine Million" dürfte realistischer sein: seit der Seenotrettungsdienst 50km vor der libyischen Küste einsetzt, scheint fraglich, ob diese Schiene mit dem Ende der Fischfangsaison pausiert; & die Balkanroute wird vom rauhen Wetter nicht tangiert.
Nur mal zur Einordnung:
Wenn es wirklich "nur" 600.000 Asylbewerber werden sollten (in der Zahl sind natürlich die x Fälle nicht enthalten, wo der jüngste Sohn heroisch flieht und nach erfolgreichem Antrag seine x-köpfige Familie nachholt), dann entspräche das der Summe der Asylbewerber, für die man bis vor kurzem noch 10 Jahre Zeit hatte (sic, Summe 2001-2012 671.726).
Bewegt sich die Zahl in die Nähe der 1.000.000 Asylbewerber, dann entspräche das der Summe der Asylbewerber, die die alte Bundesrepublik in ihrer gesamten Geschichte aufgenommen hat (nochmal sic, Summe 1953-1989 936.486, keine Zahlen für 1949-1952).
Wer angesichts derartiger Dimensionen in den aktuellen Zahlen etwas anderes als eine epochale Entwicklung sehen will - für Herrn Palmer ist es offensichtlich ein administratives Problem ("Wir kommen halt mit dem Bauen nicht nach") -, der ist kein Realist.
PS: Ich habe mich in den letzten Jahren oft genug gefragt, wieso in den einschlägigen Graphiken als Startpunkt praktisch immer die Jahre 1989 oder 1990 gewählt wurden. Man kann das mit der Wiedervereinigung begründen, es hat aber auch den angenehmen Nebeneffekt, das die Entwicklung der Zahlen bis dahin verschwiegen werden kann. Aus heutiger Sicht war ja praktisch alles bis zum Bürgerkrieg im Libanon und dem Krieg zwischen Iran und Irak Kindergarten. Nach deutlicher Erholung kommt Ende der 80er der Zerfall Jugoslawiens. Heute liegen die Gründe zum Teil in Syrien und Afghanistan und werden durch eine aus heutiger Sicht atemberaubende und in der Presse praktisch nie thematisierte Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts massiv verstärkt. Die ganze Zeitreihe gibt es hier auf Seite 3: http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE...publicationFile
"Eine Million" dürfte realistischer sein: seit der Seenotrettungsdienst 50km vor der libyischen Küste einsetzt, scheint fraglich, ob diese Schiene mit dem Ende der Fischfangsaison pausiert; & die Balkanroute wird vom rauhen Wetter nicht tangiert.
Wäre es nicht ökonomisch sinnvoller die Asylbewerber statt mit Schiffen 50km vor der Küste aus "Seenot" zu retten, gleich mit Flugzeugen direkt vor Ort abzuholen? Auch die Verteilung innerhalb der EU wäre dann problemloser. Warum ist noch niemand auf diese Idee gekommen?
Zitat von notquite im Beitrag #16Nur mal zur Einordnung:
Wenn es wirklich "nur" 600.000 Asylbewerber werden sollten (in der Zahl sind natürlich die x Fälle nicht enthalten, wo der jüngste Sohn heroisch flieht und nach erfolgreichem Antrag seine x-köpfige Familie nachholt), dann entspräche das der Summe der Asylbewerber, für die man bis vor kurzem noch 10 Jahre Zeit hatte (sic, Summe 2001-2012 671.726).
Nettes Beispiel zu diesem Thema auf Sueddeutsche.de - ein "syrischer Journalist", dessen "Flucht" angeblich darin bestanden hat, sich im Libanon in ein Flugzeug zu setzen und der sich jetzt über die diversen Seltsamkeiten seiner fremden neuen "Heimat" auslässt (die Leute im Amt wollen tatsächlich auf Deutsch mit ihm sprechen, dieses schamlose Liebespaar in aller Öffentlichkeit, diese ganzen ausländerfeindlichen Deutschen - gut, er ist jetzt erst gefühlt fünf Minuten hier, aber er wird sich doch wohl noch "frage(n) (dürfen), ob die Regierung diese Fälle streng genug verfolgt", dann auch noch diese "imaginäre Szene, in der sich diese Männer vor mir aufbauen und mit einer abgebrochenen Bierflasche vor meinem Gesicht rumwedeln und Unverständliches brüllen"). Er wundert sich doch sehr darüber, dass nicht gleich jeder Syrer - Anteil der Asylberechtigten nach Art. 16 GG in diesem Jahr 2 %, siehe oben - seine ganze Familie mitbringen kann und weiß offenbar nach drei Monaten Aufenthalt als Bittsteller in Deutschland schon sehr, sehr gut, welche Knöpfe er drücken muss ("Die katastrophalen Umstände in den griechischen, bulgarischen oder italienischen Lagern werden dabei nicht bedacht"). Wie groß der Personenkreis ist, den ein humanitärer Staat zusammen mit seinem eigenen Antrag gleich mit aufnehmen sollte, teilt er uns auch noch mit :
Zitat Wenn die deutsche Flüchtlingspolitik kritisiert wird, die Unmöglichkeit der Familienzusammenführung zum Beispiel (meine Frau und ich haben jeder acht Geschwister - unsere engere Familie ist ein 60-Personen-Clan), dann heißt es stets, dass Deutschland bereits fast 80 000 Syrer aufgenommen habe und nun die anderen Europäer in der Pflicht seien.
Das BAMF hat übrigens laut FAZ von gestern beschlossen, dass alle vorhandenen Kapazitäten auf die Abarbeitung der angelaufenen "Balkan-Verfahren" geshiftet werden sollen und für Syrer und "Syrer" ein stark vereinfachtes Verfahren eingeführt werden soll - Fragebogen ausfüllen, Ende des Verfahrens, Anerkennung (praktisch) garantiert. Für diese Fälle, der "Journalist" von oben ist einer davon, soll auch die turnusmäßige (alle drei Jahre erfolgende) Überprüfung auf ggf. nicht mehr bestehende Asylgründe abgeschafft werden. So schließt man das eine Schlupfloch und macht an der anderen Stelle das Scheunentor auf.
Einfach nur ohne Worte.
HR
(
gelöscht
)
Beiträge:
09.08.2015 23:36
#19 RE: Zitat des Tages: Der Realitätssinn der Grünen
Bei meiner Projektion "1 Mio. in 2015" kommt noch hinzu, daß sich seit 2010 die Zahlen jedes Jahr vervierfachen.
Zitat von Die Welt, 09.08.2015Mehrere Städte versuchen nun, noch schnell ehemalige Kasernen und andere Gebäude dem Bund abzukaufen, um hier die Unterbringung von Flüchtlingen durch das Land zu verhindern. Im Zweifel werden aber auch dort bald Flüchtlinge unterkommen.
Wenn wir als Land das wollen, setzen wir es durch, beschlagnahmen de facto diese Gebäude. Das Enteignungs- und Polizeirecht ist auf unserer Seite. Klingt brutal, ist brutal, fällt aber auch unter die Kategorie: Wir müssen in diesen Zeiten Dinge machen, die wir nicht gern tun. Und der Druck ist so groß, dass kaum jemand widerspricht.
Zitat von HR im Beitrag #19Ökonomisch sinnvoll für alle Seiten wäre eine Rekolonisierung der Krisenstaaten in Nahost und Afrika.
(Bezieht sich auf Beitrag 17 von Paul)
Ansatzweise läuft der Vorschlag "sichere Schutzzonen in Afrika schaffen", der mittlerweile wieder im Fundus versenkt ist, ja darauf hinaus. Da schwebte den Luftschlossarchitekten wohl etwas vor wie "wir überweisen da irgendwelchen Staaten 50€ Mio. p.a. & die stellen Zeltstädte in die Sahara" - was natürlich auch nur eine Perpetuierung des Status Quo darstellte. Da würde ohne den Aufbau einer Kolonialverwaltung, Sicherungsanlagen wie in Ceuta pp. nicht funktionieren. Nur haben wir weder die Einstellung dazu: im mentalen Atlas der gesamten Westwelt kommt der Kolonialismus des 19. Jhdts, zumal Afrikas, direkt als Anlauf zu den Lagern des 20. vor (mit Buchtiteln wie "The Kaiser's Holocaust"); noch die Mittel. Die Mandatsverwaltungen des Völkerbundes geben da wenig Anlaß zu Optimismus. Es ist absehbar, daß die einzigen Handlungsoptionen auf dem Heimspielplatz liegen. Da da dürfte als Fazit in eigener EU-Sache bleiben, daß NIMBY die einzig praktikable Variante ist außer der konsequenten Abschottung & daß die EU eine fatale Schönwetterkonstruktion ist, die prächtig funktioniert, wenn es Überschüsse zu verteilen gibt, aber bei Wolkenbruch haltlos volläuft.
Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire
Zitat von notquite im Beitrag #16 Wer angesichts derartiger Dimensionen in den aktuellen Zahlen etwas anderes als eine epochale Entwicklung sehen will - für Herrn Palmer ist es offensichtlich ein administratives Problem ("Wir kommen halt mit dem Bauen nicht nach") -, der ist kein Realist.
Wer angesichts derartiger Dimensionen nicht sehen will, dass ein bedeutender und politisch mächtiger Teil Deutschlands diese Kolonisierung genau so will - der ist ist kein Realist. Für die Grünen, die Linken und Teile der SPD ist das kein Kolateralschaden, sondern Teil der Zielsetzung.
___________________ Kommunismus mordet. Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.
Zitat: Das BAMF hat übrigens laut FAZ von gestern beschlossen, dass alle vorhandenen Kapazitäten auf die Abarbeitung der angelaufenen "Balkan-Verfahren" geshiftet werden sollen und für Syrer und "Syrer" ein stark vereinfachtes Verfahren eingeführt werden soll - Fragebogen ausfüllen, Ende des Verfahrens, Anerkennung (praktisch) garantiert. Für diese Fälle, der "Journalist" von oben ist einer davon, soll auch die turnusmäßige (alle drei Jahre erfolgende) Überprüfung auf ggf. nicht mehr bestehende Asylgründe abgeschafft werden. So schließt man das eine Schlupfloch und macht an der anderen Stelle das Scheunentor auf.
Einfach nur ohne Worte.
In der öffentlichen Propaganda stehen Syrer ohnehin kurz vor ihrer Heiligsprechung. Insofern ist das geplante Verfahren nicht weiter verwunderlich.
Das ist doch wohl ein Fake? Wie kann es sein, dass ein OB eine derart unverschämte, hasserfüllte, beleidigende E-Mail schreibt - und kein Journalist interessiert sich dafür? Das kann nur ein Fake sein.
___________________ Kommunismus mordet. Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.
OB Palmer ist überhaupt ein Grünes Urgestein von echtem Schrot & Korn (Kaliber 12/70):
Zitat Boris Palmer: “Wir sind seit 30 Jahren für Windräder. Da glaubt Ihr wohl nicht wirklich, dass wir jetzt dagegen sind, nur weil sie in den Wald kommen sollen.” Boris Palmer: “Wenn da ein paar Greifvögel sterben macht das gar nichts. Das sind Individuen, die haben dann halt Pech gehabt. Solange die Population überlebt, ist das in Ordnung”. Nachfrage eines Vernunftbürgers: “Wenn aber erstmal 200.000 Anlagen gebaut sind und jede »nur ein paar Individuen« dahinrafft, summiert sich das. Wie können Sie da eine Gefährdung von Populationen ausschließen?” Antwort Boris Palmer: “Ich wünschte, wir bekämen 200.000 Windkraftanlagen. Leider werden wir das nicht ganz schaffen.” Erwiderung des Vernunftbürgers: “Wenn Sie sich ein Land wünschen, das mit 200.000 Windkraftanlagen zugestellt ist, sind Sie unwählbar.” Antwort Boris Palmer: “Wenn Sie mich nicht wählen, brauche ich auch nicht mit Ihnen reden.” Aussage eines Vernunftbürgers: “Ich will nicht auf 200m hohe Türme schauen!” Antwort Boris Palmer (schreiend): “Dann drehen Sie sich halt um.”
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