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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 4 Antworten
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Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.07.2006 03:51
Stellung nehmen Antworten

Dieser Beitrag in Zettels Raum verbindet zwei Themen, die mich schon lange interessieren:

  • das Stellungnehmen (das "Engagement") vs die sozusagen wertfreie Beobachtung und Betrachtung, die "Epoché" Husserls,

  • die Frage, wie man sich eigentlich zum Konflikt zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn stellen soll.
  • Also etwas sehr Allgemeines und etwas sehr Spezielles. Ob es mir gelungen ist, das in einem kleinen Essay halbwegs stimmig zusammenzukriegen, weiß ich nicht so recht. Zufrieden bin ich mit dem Ergebnis eigentlich nicht.

    Schaumama, was ihr dazu meint.

    Reader Offline



    Beiträge: 803

    22.07.2006 09:09
    #2 Stellung nehmen Antworten


    Hier eine Stellungnahme zum Konflikt zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn und darüber hinaus:

    Losing sight of reality
    The Islamists are winning, writes David Selbourne
    (Meinungsartikel aus "The Spectator")


    -

    Darf gerne in eine andere Schublade verschoben werden.
    R.r

    Zettel Offline




    Beiträge: 20.200

    22.07.2006 17:50
    #3 RE: Stellung nehmen Antworten

    Dear Reader,

    zwei Abschnitte aus diesem Kommentar erscheinen mir besonders interessant. Zum einen dieser über die beteiligten Interessen:

    Iran, a growing threat to Arab nations as well as to the non-Muslim world, is likewise benefiting politically from the belligerence of its proxy, Hezbollah and from the fears in the infidel's heart which it engenders on Iran's behalf. As for Russia and France, they have their own historic relations with Lebanon and Syria, and their own interests in thwarting US hegemony wherever they can (...)

    Der Iran, eine zunehmende Gefahr ebenso für die arabischen Nationen wie für die nichtmoslemische Welt, profitiert ebenfalls politisch von der Militanz seines Vertreters, der Hisbollah, und von den Ängsten in den Herzen des Ungläubigen, die dieser im Namen des Iran hervorruft. Was Riußland und Frankreich anbetrifft, so haben sie ihre eigenen historischen Beziehungen zum Libanon und zu Syrien und ihre eigenes Interesse, der US-Hegemonie einen Strich durch die Rechnung zu machen, wo immer sie können (...)

    Chirac hat sich ja fast sofort gegen Israel gestellt. Mir scheint, hier setzt sich die Politik fort, die auch schon die Irakpolitik Chiracs bestimmt hat (damals unter freudiger Unterstützung durch die Schröder-Regierung): Den USA schaden, wo es nur geht.

    Was aus französischer Sicht ja auch Sinn macht: Wenn es Bush gelänge, den Nahen Osten zu befrieden, dann wäre das eine Pax Americana, von den USA garantiert, unter einer US-Hegemonie. Zum Nachteil der macht- und vor allem prestigebewußten Franzosen.

    Ein Fortbestehen der prekären Situation im Nahen Osten ermöglicht es dagegen der Grande Nation, weiter kräftig mitzumischen. So, wie sie es schon vor Jahrzehnten getan hat, als sie Saddam mit Mirage-Jägern aufrüstete und wesentliche Voraussetzung für das Atomwaffenprogramm des Irak schaffen half.



    Above all, the weapons aimed at Israel are (...) the weapons of the umma - the community of resurgent Islam, the church militant of the 21st century - weapons that are deployed across the globe. Or, as Hezbollah's leader put it last weekend, "Hezbollah is not fighting a battle for Hezbollah or even for Lebanon. We are now fighting a battle for the Islamic nation." Even allowing for the self-inflaming fever of Muslim rhetoric, with its language of blood, fire and sword, Nasrallah's assertion dwarfs all others (...)

    Die auf Israel gerichteten Waffen sind (...) vor allem die Waffen der Umma - der Gemeinschaft des sich wieder erhebenden Islam, der "kämpfenden Kirche" des 21. Jahrhunderts - Waffen, die über den ganzen Erdball verteilt sind. Wie der Führer der Hisbollah es am vergangenen Wochenende ausdrückte: "Die Hisbollah führt nicht eine Schlacht der Hisbollah, auch nicht nur für den Libanon. Wir führen jetzt eine Schlacht für die islamische Nation". Auch wenn man die fiebrige, sich an sich selbst entzündende Rhetorik der Moslems mit ihrem Gerede von Blut, Feuer und dem Schwert in Rechnung stellt, stellt diese Aussage Nasrallahs alle anderen in den Schatten. (...)

    Ahmadinedschad hat das ja oft genug gesagt: Für ihn ist die Vernichtung Israels zugleich ein entscheidender Sieg des Islam. Es wird jetzt immer deutlicher, daß er das nicht als irgend etwas in weiter Ferne Liegendes versteht, sondern als ein aktuelles politisches Ziel.

    Die Raketen-Aufrüstung der Hisbollah im südlichen Libanon hat der Iran plänmäßig betrieben, ohne daß das in der Weltöffentlichkeit viel Aufsehen erregt hätte. Jetzt fühlte sich Ahmadinedschad offenbar stark genug, um die Israelis durch die Entführungen der Soldaten zu provozieren - in der Erwartung vermutlich, daß Olmert zu schwach sein würde, um militärisch zurückzuschlagen.


    Es ist anders gekommen. Alles spricht dafür, daß der Beginn des nächsten Landkriegs in Nahost nur noch eine Frage von Tagen ist. Mit fürchterlichem Leiden von Menschen, die keine Schuld an dem tragen, was diejenigen anrichten, die ihre "Schlacht für die islamische Nation" führen.


    In dem Blog habe ich geschrieben, daß ich nicht Partei nehmen kann und will, was den Konflikt zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn angeht.

    Was allerdings den Islamismus angeht, habe ich keine Schwierigkeiten, Partei zu ergreifen: Ich hoffe, daß die Hisbollah so vernichtend geschlagen wird, daß dieser ganze wahnwitzige Islamismus, dieses letzte verbliebene totalitäre Denken, das noch politisch mächtig ist, eine Niederlage erfährt.

    Es wird immer deutlicher, daß Ahmadinedschad der Führer dieser aktuellen Variante des Totalitarismus werden will, der neue Hitler oder Lenin einer Bewegung, die bis in den Einzelheiten den vergangenen Spielarten des Totalitarismus gleicht - unmenschlich, von verstiegenem Sendungsbewußtsein getragen, zu jedem Blutvergießen bereit.

    Und wie die beiden anderen Varianten des Totalitarismus sieht auch diese ihren Todfeind in den freiheitlichen Demokratien des Westens, vor allem den USA.

    Es ist ja kein Zufall, daß Kommunismus, Nazismus und Islamismus zwar ideologisch sehr verschieden sind, daß sie aber in ihrem Haß auf die USA, auf den Kapitalismus, auf den liberalen Rechtsstaat einander gleichen wie ein Ei dem anderen.

    Herzlich, Zettel

    Sparrowhawk ( Gast )
    Beiträge:

    22.07.2006 18:07
    #4 RE: Stellung nehmen Antworten

    "Ein Fortbestehen der prekären Situation im Nahen Osten ermöglicht es dagegen der Grande Nation, weiter kräftig mitzumischen. So, wie sie es schon vor Jahrzehnten getan hat, als sie Saddam mit Mirage-Jägern aufrüstete und wesentliche Voraussetzung für das Atomwaffenprogramm des Irak schaffen half."


    Letzteres erklärt dann auch, warum, als Israel den Atomraktor in Osirak (Irak) in Schutt und Asche bombte, dabei ein französischer Techniker umkam.

    Zettel Offline




    Beiträge: 20.200

    22.07.2006 18:45
    #5 RE: Stellung nehmen Antworten
    Zitat von Sparrowhawk
    "Ein Fortbestehen der prekären Situation im Nahen Osten ermöglicht es dagegen der Grande Nation, weiter kräftig mitzumischen. So, wie sie es schon vor Jahrzehnten getan hat, als sie Saddam mit Mirage-Jägern aufrüstete und wesentliche Voraussetzung für das Atomwaffenprogramm des Irak schaffen half."

    Letzteres erklärt dann auch, warum, als Israel den Atomraktor in Osirak (Irak) in Schutt und Asche bombte, dabei ein französischer Techniker umkam.


    Ja, genau. Wenn ich mich recht erinnere, hatte Israel einen Spion eingeschmuggelt, der den israelischen Flugzeugen die Zielinformationen lieferte.


    Noch etwas zu Frankreich: Es betreibt, ganz anders als GB, weiter eine nationale Großmachtpolitik, so als hätte es noch sein Kolonialreich. Das gilt nicht nur für den Nahen Osten. In Afrika - Beispiel Elfenbeinküste - sind fast ständig irgendwo französische Truppen im Einsatz.

    Nur hat Frankreich halt den Vorteil, nicht im Visier der Propaganda von totalitären Ideologen aller Spielarten zu stehen, so wie die USA.

    Wenn die Fremdenlegion irgendwo eingreift, dann ist das eine Meldung auf der dritten Nachrichtenseite. Wenn die USA das tun, dann führt es zu Demonstrationen und Aufgeregtheiten rund um den Globus.


    Und weil Frankreich immer noch - da unterscheiden sich die Gaullisten kaum von den Sozialisten/Kommunisten - diese Großmachtspolitik betreibt, war es ja für Chirac so wichtig, als Schröder im Spätsommer 2002 den USA faktisch das Bündnis aufkündigte. Frankreichs einmalige historische Chance!

    Für ein paar Monate tauchte in Frankreich wirklich die Fata Morgana von Neukarolingien auf. Es wurde sogar schon ausgerechnet, wo in der Rangfolge der Weltmächte (nach Bevölkerung, Wirtschaftsleistung, militärischer Stärke usw) denn diese französisch-deutsche Großmacht rangieren würde. (In vielen Bereichen an zweiter oder dritter Stelle).

    Nur in Deutschland hat man - wenn man nicht gerade meine Beiträge in Infotalk und bei Schrippe las ;-)) - davon wenig mitbekommen. Und die Abwahl Schröders hat dann glücklicherweise dem Spuk ein Ende gemacht.

    Herzlich, Zettel

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