Der heutige Blog enthält zur Abwechslung einmal eine kleine Bildserie. Sie zeigt einen der schlimmsten Dikatoren des 20. Jahrhunderts. Frisch fotografiert, letzte Nacht.
In Spiegel-Online ist im Augenblick ein ganz informativer Bericht von Carsten Volkery über Castros Auftritte. Der Anlaß ist sein bevorstehender achtzigster Geburtstag (oder ist es der 79.?).
Auch über die Situation in Cuba erfährt man in dem Artikel Dies und Jenes. Ausgepart wird leider das System der Gefängnisse, in denen die Insassen unter unbeschreiblichen Bedingungen vegetieren.
Darunter Guantánamo. Im alten Schrippe-Forum habe ich dazu seinerzeit einiges dokumentiert. Über einen kranken Gefangenen beispielsweise, der seit Monaten vergeblich um eine Decke bat, weil er nachts fror.
Jeder dieser Insassen - darunter viele "Politische", die wegen eines falschen Worts eingekerkert sind - würde es vermutlich als das Große Los empfinden, vom cubanischen Gefängnis Guantánamo in das amerikanische verlegt zu werden und unter den dortigen Haftbedingungen leben zu dürfen.
Die Weltöffentlichkeit freilich erregt sich über einen angeblich ins Klo gespülten Koran auf der US-Seite des Zauns, während die Zustände in dem Gefängnis auf der cubanischen Seite noch nicht einmal erwähnt werden.
Wahrscheinlich wissen die meisten gar nicht, daß es auch ein cubanisches Guantánamo-Gefängnis gibt.
In Antwort auf:Die Weltöffentlichkeit freilich erregt sich über einen angeblich ins Klo gespülten Koran auf der US-Seite des Zauns, während die Zustände in dem Gefängnis auf der cubanischen Seite noch nicht einmal erwähnt werden.
Naja, diese Sache mit dem Koran hat in der Hauptsache diejenige Seite der Weltöffentlichkeit beschäftigt, die sich auch über die dänischen Cartoons erregt hat. Würde mich sehr wundern, wenn die sich um Menschenrechte außerhalb ihrer Einflußzonen sorgen würden.
Es leben sehr viele Kubanern in den USA, sehr viele in ausgezeichneten finanziellen Verhältnissen, sie sind eine politische Macht. Und wie kümmern die sich um ihre Landsleute? Die wohlhabendsten unter ihnen mit den guten politischen Verbindungen erreichen mit ihren Interventionen immer wieder, dass den ärmsten unter ihren Landsleuten in Kuba das Leben nur schwerer gemacht wird.
Man kann nur hoffen, dass es nie zu einer militärischen Intervention kommen wird. Sieht man ja an den Beispielen der Vergangenheit, dass es nicht damit getan ist, einen Despoten zu entmachten. Castros Vorgänger war übrigens auch nicht von der demokratischen Sorte.
In Antwort auf:Man kann nur hoffen, dass es nie zu einer militärischen Intervention kommen wird. Sieht man ja an den Beispielen der Vergangenheit, dass es nicht damit getan ist, einen Despoten zu entmachten.
Wahrlich, es ist nicht damit getan. Und wie schwer es werden kann, dann eine Demokratie aufzubauen, sieht man ja daran, wie langsam es im Irak vorangeht.
Andererseits ist die Entmachtung des Diktators halt der unumgängliche erste Schritt, trivialerweise. Und es gibt nun mal Dikaturen, die derart brutal sind, daß sie nicht von innen gestürzt werden können (anders als zB die des Schahs, oder auch die osteuropäischen Diktaturen 1989). Die nordkoreanische ist ein aktuelles Beispiel, die Saddam Husseins war es. Wenn jedes auch noch so kleine Aufmucken mit barbarischen "Strafen" beantwortet wird, dann halten sich solche Diktaturen halt bis zum Tod des Diktators, und manchmal - wie in Nordkorea - vermutlich bis zu dem seines Sohnes.
In Antwort auf:Castros Vorgänger war übrigens auch nicht von der demokratischen Sorte.
Wahrlich nicht. Ich kann mich noch gut an die cubanische Revolution erinnern. Wir waren damals in unserer Schule alle für die Barbudos. In Time Magazine erschien - es mag 1958 gewesen sein - ein Interview mit dem geheimnisvollen Guerillaführer Dr. Fidel Castro, irgendwo in der Sierra Maestra geführt, das mich sehr beeindruckt hat.
Und als sie in Havanna einzogen, die Barbudos - es war die Jahreswende 1958/59, ich hatte also Ferien und hörte nächtelang AFN -, da dachten wir, daß dort jetzt die Demokratie beginnt. Castro war ja anfangs auch kein Kommunist; er galt als linksliberal.
Das erste, was mich nachdenklich machte, waren die sofortigen Massenerschießungen von Funktionären des Batista-Regimes. Aber ich habe das damit gerechtfertigt, daß das Folterknechte gewesen waren und daß man verhindern mußte, daß sie wieder die Macht an sich reißen würden.
Und dann ging es sehr schnell: Statt der versprochenen Demokratie wurde eine kommunistische Diktatur aufgebaut. Die Kommunisten, die zunächst, wie üblich, im Hintergrund agiert hatten, kamen nach vorn. Ihre Partei wurde mit der Castros verschmolzen, der schließlich selbst Vorsitzender der Kommunistischen Partei Cubas wurde. Revolutionäre, die das nicht mitmachen wollten, wurden verfolgt, vertrieben, ermordet.
Alles lief - aus heutiger Sicht, damals habe ich das noch nicht verstanden - wie bei jeder Machtübernahme durch Kommunisten; wie in St. Petersburg 1917, wie in Osteuropa, wie später in Saigon. Wie man es in Portugal in den siebziger Jahren versuchte; erstmals ohne Erfolg.
Wie wird es nach Castros Tod weitergehen? Ich bin ziemlich sicher, daß das Regime genauso implodieren wird wie die Regimes in Osteuropa. Bruder Raoul wird vielleicht noch kurz regieren können; aber er ist auch schon 75.
Und dann wird die Frage sein, ob der Übergang zum Kapitalismus halbwegs friedlich hinzukriegen ist, oder ob es zu einer blutigen Abrechnung mit den Unterdrückern kommt. Da wird es dann sehr darum gehen, wie sich die Exilkubaner verhalten.
In Antwort auf:Wie wird es nach Castros Tod weitergehen? Ich bin ziemlich sicher, daß das Regime genauso implodieren wird wie die Regimes in Osteuropa.
Diese Entwicklung könnte schon in den nächsten Tagen beginnen. Castro mußte sich einem komplizierten chirurgischen Eingriff unterziehen. Bruder Raoul hat vorläufig die Regierungsgeschäfte übernommen.
In Antwort auf:Und bei uns, wie schnell sie wieder abgebaut werden kann
Liebe Turbofee,
ich trage mich schon länger mit dem Gedanken, in Zettels Raum mal was zum Thema "Demokratie" zu schreiben.
Motiviert u.a. durch viele Beiträge von Sparrowhawk, in denen er meint, unsere Demokratie würde abgebaut; manchmal klingt es sogar so, als meine er, wir hätten keine mehr.
Ich kann das überhaupt nicht finden. Aber natürlich muß man erst mal klären, was man eigentlich mit Aussagen wie "wir haben keine Demokratie mehr" oder "die Demokratie wird abgebaut" meint.
Mein Eindruck ist, daß viele Menschen, die sich irgendwie eingeschränkt, unfair behandelt, bevormundet fühlen, das in slchen Aussagen fassen. Ich glaube, sie meinen eigentlich "wir leben nicht in idealen politischen Verhältnissen".
Nein, liebe Turbofee, das tun wir nicht. Wir leben auf Erden. Wir leben unter Menschen, die so sind, wie Menschen immer (auch) waren: Mißgünstig, ungerecht, machtversessen.
Das werden wir auch nicht ändern können. Wir können uns nur um politische Verhältnisse bemühen, die diese Gelüste zügeln.
Und das ist - nach meinem besten Wissen - in der heutigen Bundesrepublik besser der Fall als jemals irgendwann in Deutschland. Und besser als in fast allen Staaten der Welt.
Besser auch als in den meisten demokratischen Rechtsstaaten (als zB in Italien; oder in Frankreich, wo ich das a bisserl beurteilen kann). Wahrscheinlich nicht so gut wie in den USA - aber wir können die uns ja zum Vorbild nehmen.
Na, wenn ich sehe, was das Volk heutzutage noch demokratisch mitbestimmen darf, und wie die Parteien immer am gleichen Brett weiterbügeln, sich also folglich nichts ändert (egal, wer aus dem demokratischen Spektrum in der Regierungsverantwortung ist; weder Rechts- noch Linksextremisten möchte ich jemals wieder in Deutschland an der Macht sehen... da kommt nie was Gutes raus) dann fällt mir nur folgender Ausspruch ein:
"Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben."
So ist es ja praktisch auch bei uns... alle Macht den Parteien. Was darf das Volk ?
- Frei seine Meinung sagen ? Nur teilweise, siehe u.a. §130 StGB. - Demonstrieren ? Müssen genehmigt werden, da kann man auch schon quasi eine Art Vorabzensur betreiben (hinsichtlich der Erteilung oder Verweigerung der Genehmigung). - Politisch partizipieren ? Von wegen. Die Parteien und ihre Politiker haben alles an sich gerissen. Das Volk darf, außer alle 4, 5 Jahre mal als Stimmvieh und Wahlkampfkostenerstattungsfaktor herzuhalten, in dieser Hinsicht gar nichts. Wahl des Staatsoberhauptes ? - Parteiengeschacher. Mitbestimmung bei wichtigen Entscheidungen wie der EU-Verfassung oder dem Euro ? - Parteiengeschacher. Und so weiter. Nichts als Parteiengeschacher, und da nehmen sie sich alle nichts, da sind CDU und SPD, sind FDP und Grüne völlig gleich, in diesem Punkt ist es wurscht, wer regiert.
Es ist wie o.Z. Ausspruch... es sieht demokratisch aus, aber die Parteien haben alles in der Hand.
Ach ja... o.g. Zitat gehört, lt. Wolfgang Leonhard, zu Walter Ulbricht. Daß er mit diesem Ausspruch auch mal die Bundesrepublik treffend beschreiben würde, hätte er wohl nicht gedacht... und Willy Brandt rotiert gleichermaßen im Grab, denn nicht mehr Demokratie wird gewagt, sondern so gut wie keine... bis auf ein paar Rudimente, damit es demokratisch aussieht.
In Antwort auf:Wieso war unter dem Schah eine Diktatur? NACH DEM SCHAH kam die Diktatur - unter Khomeini. Damals sind die Exil-Iraner deswegen aus dem Land geflohen.
Unter dem Schah war Persien eine Monarchie mit einem Herrscher, der diktatorische Vollmachten hatte. Die Khomeini-Revolution hat diese Diktatur durch eine ungleich schlimmere, nämlich eine totalitäre, ersetzt.
Gut möglich, daß der Schah, wenn er nicht todkrank gewesen wäre, Persien allmählich auf den Weg zu demokratischeren Verhältnissen geführt hätte - ungefähr so, wie das in Jordanien geschieht, oder in Marokko, in einigen der Emirate.
Worauf ich hinweisen wollte, das war aber nur dies: Die Diktatur des Schah war eben nicht so brutal wie die Saddam Husseins oder Castros. Man ließ Massendemonstrationen zu, man ließ zu, daß sich allmählich eine revolutionäre Situation entwickelte.
Das hätte die brutale Diktatur Saddams niemals erlaubt und würde die Diktatur Castros niemals erlauben. Dort sind die Menschen so eingeschüchtert, daß eine Revolutinion von innen so gut wie ausgeschlossen war/ist, solange der übermächtige Diktator an der Macht war/ist.
Falls Castro seine jetztige Erkrankung nicht überlebt, entsteht in Cuba eine Situation, von der ich ziemlich sicher bin, daß sie binnen weniger Monate nach Castros Tod zur Revolution führen wird.
Es wurde eine längere Erklärung des Comandante verlesen, in der er im einzelnen festlegt, wer welche seiner Funktionen übernehmen soll. Bei den meisten ist es sein Bruder Raoul, aber für verschiedene Funktionen wurden auch andere Namen genannt.
Es klang mir so, als nehme Castro auf längere Zeit Abschied von seinen Ämtern. Danach wurde eine Straßenbefragung eingespielt, in der alle Befragten Castro und die Revolution lobten. Anschließend ein Bericht über eine Solidaritätsveranstaltung in Bolivien.
In Cuba ist es jetzt Mittag. Für den Nachmittag cubanische Zeit wurde eine mehrstündige Sondersendung angekündigt.
In Spiegel-Online ist jetzt ein wiederum recht informativer Beitrag von Carsten Volkery zu lesen, der sich mit der Verfolgung der politischen Opposition beschäftigt.
Kommentar: Ähnlich wie in der DDR ist in Cuba die politische Opposition nicht so virulent wie in vielen anderen Diktaturen, weil es für Oppositionelle die Möglichkeit der Flucht gab/gibt - über die Zonengrenze, nach Florida. Sozusagen Ventile, die im Inneren den Druck nicht so groß werden lassen, wie er sonst wäre.
Deshalb wurde/wird meines Erachtens das Ausmaß der politischen Unterdrückung in beiden Fällen unterschätzt.
Ich glaube nicht, daß das kommunistische Regime auf Cuba den Ausfall Castros lange überstehen wird.
Und ich könnte mir denken, daß das Ende des Kommunismus in Cuba eine sehr heilsame Wirkung auf ganz Lateinamerika haben wird. Für Chávez und Morales ist Castro ja der Übervater; und viele, die diese beiden gewählt haben, halten Cuba wohl wirklich für das sozialistische Paradies, das die Propaganda ihnen vorspiegelt.
Wenn es zur cubanischen Revolution gekommen sein wird und wenn alle Welt erfährt, unter welchen erbärmlichen Bedingungen die Menschen in diesem Paradies gelebt haben, dann wird das, denke ich, viele veranlassen, ihre Sicht auf die kommunistischen Versprechungen zu überdenken.
Eigenltich müßten die doch geschlossen nach Kuba auswandern... da hätten sie ihr Paradies. Aber der Sozialismus ist nur für die Regierenden und ihre Auserwählten attraktiv... und diese Position hätten die SED´ler dort nicht (mehr). Also bleiben sie hier.
In Antwort auf:dann wird das, denke ich, viele veranlassen, ihre Sicht auf die kommunistischen Versprechungen zu überdenken.
Nein, wird es nicht. Sie werden sagen: Castro war schon so alt. Castro hat manches nicht so ganz richtig gesehen. Castro hat manches doch viel besser gemacht als die anderen in der Sowjetunion und in China. Castro war schon mal ein guter Anfang. Aber wir - wir werden den Kommunismus viel besser ausführen!
Hängt davon ab, was passiert. Wenn - was ich für wahrscheinlich halte; aber ich kann mich ja irren - der Kommunismus in Cuba nach Castros Abgang so zusammenbricht wie in Osteuropa, dann wird das zu einer großen Diskussion in Lateinamerika führen.
Wie damals in Westeuropa, als viele ja auch vom Kommunismus Abschied genommen haben. Heute ist ein Exkommunist Staatspräsident Italiens, und ein Exkommunist ist Außenminister und hat vor ein paar Tagen zusammen mit Condoleeza Rice die Konferenz in Rom geleitet!. Und in Frankreich sind viele der einstmals führenden kommunistischen Intellektuellen heute unter den führenden rechten Intellektuellen.
Das war es, was ich meinte, liebe Turbofee. Daß es Unbelehrbare und Ewiggestrige auch weiter geben wird, auch in Lateinamerika - keine Frage. Aber Cuba war halt die Hoffnung und das große Vorbild der Kommunisten dort, und wenn das zusammengebrochen ist, dann wird das schon erhebliche Erschütterungen auslösen. Denke ich. Wir werden ja sehen.
In Antwort auf:Es ist doch ewig das alte Spiel. Der Kommunismus lebt immer wieder neu auf, weil es eine bestechende Idee ist, und es gibt halt viele Leichtgläubige, von denen es jeder mal versuchen will in der Hoffnung, den Großen Preis doch noch zu gewinnen, sprich: Das Paradies auf Erden zu schaffen - aus dem dann doch wieder nur eine Art von Hölle wird.
Ja, das ist wohl so. Nur ist es halt die Frage, ob das zu einer Massenbewegung wird. In Deutschland zB. wollen (nach meiner Überzeugung) die Führer der PDS und die meisten ihrer Mitglieder immer noch eine kommunistische Diktatur. Aber schon die Mehrzahl der Wähler dieser Partei will das nicht; und unter den Deutschen wird der Kommunismus nie mehr auch nur in die Nähe einer Massenbasis kommen.
Wenn das erst einmal in Lateinamerika erreicht ist, dann hat dieser Kontinent schon einen großen Schritt in eine bessere Zukunft getan. Denn solange die Gefahr des Kommunismus droht, geht es mit dem Aufbau der bürgerlichen Demokratie und des Kapitalismus nicht voran.
Auch wenn jetzt so gut wie keine der Diktaturen mehr existieren, die als Reaktion auf diese Gefahr überall in Südamerika entstanden waren - die kommunistische Bedrohung behindert doch immer noch entscheidend den Aufbau eines modernen Kapitalismus und damit ein besseres Leben für alle, vor allem die Armen.
Zitat von TurbofeeLeider kann ich nicht mehrere Quotierungen (kann man das so nennen?) in einem Beitrag bringen, weil ich nicht weiß, wie das technisch geht.
Ganz einfach, liebe Turbofee: Das, was du als Zitat kennzeichnen möchtest, markieren und auf auf die Schaltfläche QUOTE klicken. Schon ist die markierte Passage als Zitat gekennzeichnet.
Du kannst das machen, bevor du sie aus dem Text, auf den du antwortest, in deine Antwort hineinkopierst, oder auch danach.
Immer zu Diensten!
Wamba
PS: Ich habe mir angewöhnt, das Zitierte immer auch rot zu markieren, weil ich finde, daß der Text dann aufgelockerter und besser lesbar wird. Ist das so - oder wirkt es eher störend?
Ich kann leider schwer beurteilen, wie so etwas auf anderen Bildschirmen, vor allem auch bei anderer Auflösung, wirkt.
Zitat von TurbofeeDu sagtest, daß in Italien ein Exkommunist an der Regierung wäre oder so ähnlich. Wieso ist man sich offenbar sicher (oder Du bist es), daß es ein "Ex" ist? Und wieso ist man sich offenbar sicher (oder Du bist es), daß jemand, der nie ein Nazi war, immer noch einer ist und für alle Ewigkeiten einer bleiben wird?
Nein, ich bin das nicht, liebe Turbofee. Man kann das auch nie sein. Es sind immer Wahrscheinlichkeitserwägungen, die man anstellen kann. Dabei spielt aus meiner Sicht überhaupt keine Rolle, welcher Art des Totalitarismus jemand angehängt und von der er sich gelöst hat.
Gestern abend lief in der ARD die Wiederholung einer Sendung über die Bekehrung von El-Kaida-Mitgliedern im Jemen. Nicht gerade zu Anhängern des demokratischen Rechtsstaats, aber doch zu friedlichen Moslems, die der Gewalt abschworen. Kann man ihnen das glauben? Man muß halt den Einzelfall betrachten.
Bei den italienischen Ex-Kommunisten auch. Bei den deutschen desgleichen, und natürlich bei den Ex-Nazis genauso.
Schabowski zum Beispiel nehme ich ab, daß er sich gewandelt hat. Gysi und Bisky nicht, denn sie sind in führender Position in derselben Partei wie Leute, die sich offen zu Stalin bekennen. Hätten sie ihren Irrtum eingesehen und sich zur Demokratie bekehrt, dann könnten sie doch nicht in derselben Partei sein wie erklärte Feinde dieser Demokratie.
Daß Stalinisten auch noch in der heutigen italienischen Partei sind, in der D'Alema und der Staatspräsident Napolitano sind, halte ich dagegen für unwahrscheinlich. Denn in Italien gibt es ja nach wie vor richtige kommunistische Parteien, sogar zwei davon. Gegründet von denjenigen, die eben Kommunisten geblieben waren. Sarah-Wagenknecht-Parteien sozusagen.
(Andererseits glaube ich nicht, daß die Regierung Prodi mit ihrem hohen Anteil von Kommunisten und Exkommunisten irgend etwas Positives hinbekommen kann; aber nicht unter dem Gesichtspunkt der Demokratie, sondern, weil diese Leute die erforderlichen neoliberalen Reformen und überhaupt die Modernisierung Italiens torpedieren dürften).
Ebenso sehe ich das bei den Nazis. Carola Stern zum Beispiel war BDM-Führerin gewesen und hat radikal mit den Nazis gebrochen. Leute wie Kiesinger, die Mitglied der NSDAP gewesen waren, haben durch ihr ganzes politisches Leben seit Gründung der Bundesrepublik gezeigt, daß sie zu Demokraten geworden sind. Andere sind Nazis geblieben oder erst geworden und haben sich in Parteien wie der Sozialistischen Reichspartei, der Deutschen Reichspartei und heute der NPD gesammelt.
Die kommunistische Propaganda hat denjenigen aus der NSDAP, die Demokraten geworden waren, auch weiter ihre Nazi-Vergangenheit vorgeworfen, während zugleich in der DDR Altnazis in die höchsten Positionen gelangen konnten. Aber wie das zu beurteilen ist - darüber sind wir uns ja wahrscheinlich einig.
In Antwort auf:
In Antwort auf:die kommunistische Bedrohung behindert doch immer noch entscheidend den Aufbau eines modernen Kapitalismus und damit ein besseres Leben für alle, vor allem die Armen.
Ja, das sagst Du! Würde das auch ein Kommunist sagen? Na siehst Du!
Tja, ich sehe daran, daß ich offenbar kein Kommunist bin.
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