In Antwort auf:Ich kann nicht sehen, wie man ermitteln sollte, was eine gerechte Bezahlung ist.
Da hast Du recht. Das geht nicht.
In Antwort auf:Ich kann nur C. zustimmen: Gezahlt wird, was durchsetzbar ist.
Das wird es wohl sein, was mich stört - daß dieser Thread moralisch anfängt. Einseitige Moral ist unfair.
Nun komme ich zum dritten Mal mit der Aufhebung der Verbeamtung. Weil unsere Gründungsväter realistischer waren als sparsam hatten sie Lokführer verbeamtet. Es war ihnen klar, daß sie eine unverhältnismäßig große Macht in einem Arbeitskampf hätten. Damit sie nicht arbeitskämpfen konnten, gab es Privilegien. Die Privilegien hat man ihnen gestrichen. Nun mit der moralischen Keule zu kommen, sie müßten diese Macht, die sie haben, freiwillig beschränken ist sowohl unfair als auch nicht durchsetzbar.
Die haben völlig recht und sie sollen ganz Deutschland lahmlegen. So gehört es sich und das müßtest auch Du einsehen, der Du gegen Staatsverbote bist.
der Frankfurter Heimatdichter Friedrich Stoltze, den ich als Kind heiß geliebt habe, hat gern eine Art Balladen geschrieben, in denen er lustige und skurrile Begebenheiten, oder auch eine Art Anekdoten, erzählte.
Eines dieser Gedichte handelt von einem stadtbekannten Schnorrer, der sich gern zum Essen einladen läßt. Ein Bürger sagt ihm: "Komm heut awend zum Esse, wann de kannst".
Der Schnorrer stellt sich pünktlich ein, aber die Tür ist verrammelt. Er schellt, aber nix tut sich. Er trommelt gegen die Tür, aber nix regt sich.
Schließlich öffnet sich ein Fenster, und der Einlader ruft, wer denn da die Ruhe störe. Der Schnorrer sagt, er käme zum Essen: "HasDe mich doch oigelade". Darauf der Einlader (aus dem Gedächntis zitiert):
"Ja, ich habb dich oigelade, awwer wie habb ich geredt? - : 'Komm zum Esse, WANN DE KANNST'. Kannste? - Naa, de kannst ja net!"
So sehe ich das mit der "Durchsetzbarkeit".
Ja, die GDLer sollen die Löhne kriegen, die sie durchsetzen können, genau die. Das hat mit Moral nix zu tun; und wenn das so klang, was ich geschrieben hatte, dann habe ich mich schlecht ausgedrückt.
Aber so, wie sie das Recht haben, das größte Einkommen rauszuschlagen, was sie können - genauso hat der Staat nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, zu verhindern, daß sie mit ihrem egoistischen Wunsch Millionen von Menschen belästigen, daß sie einen riesigen finanziellen Schaden anrichten.
Dafür, liebe Kaa, ist der Staat nämlich nach meiner Auffassung zuständig. Nenn es den Nachtwächter- Staat. Er ist nicht dafür verantwortlich, daß wir glücklich und gesund werden. Aber er ist dafür verantwortlich, uns vor Angriffen zu bewahren.
Ob die nun, wie früher, von Raubrittern kommen oder heute von Erpressern wie denen von der GDL.
Dann soll er sie wieder verbeamten. Aber einfach so in einen Arbeitskampf einmischen und die Streikenden als Erpresser bezeichnen, das darf er nicht! Schließlich ist er genauso denen ihr Staat. Wie der Staat der nichtrauchenden Lesben mit Migrationshintergrund.
Zitat von KaaDann soll er sie wieder verbeamten. Aber einfach so in einen Arbeitskampf einmischen und die Streikenden als Erpresser bezeichnen, das darf er nicht! Schließlich ist er genauso denen ihr Staat. Wie der Staat der nichtrauchenden Lesben mit Migrationshintergrund.
Liebe Kaa,
das rührt an das Verständnis von den Aufgaben des Staats.
Er soll keine Eisenbahnen betreiben - warum sollte er? Das können Private besser, so wie sie besser Kaufhäuser, Kinos und Universitäten betreiben können. Verbeamten ist also aus meiner Sicht keine Lösung.
Aber der Staat hat eine Schutzpflicht gegenüber seinen Bürgern. Meines Erachtens ist das überhaupt seine zentrale Aufgabe.
Wenn Streikende so massiv in das Leben zahlreicher Bürger eingreifen - ihre Mobilität einschränken, sie zwingen, Termine platzen zu lassen, sie stundenlang auf kalten Bahnsteigen warten lassen, in überfüllten Zügen fahren, wenn denn einer fährt - , dann muß der Staat diese von Schaden bedrohten Bürger schützen.
Natürlich ist das eine Frage der Verhältnismäßigkeit. So hatte es ja auch die anfängliche Gerichtsentscheidung gesehen, bevor das Chemnitzer Gericht zur gegenteiligen Auffassung gekommen ist.
Herzlich, Zettel
PS: Liebe Kaa, als du dich hier im kleinen Zimmer angemeldet hast, hat mich das besonders gefreut. Dein hervorratgender Beitrag in dem Thread, der Gysi im Namen trägt, sich aber in eine ganz andere Richtung entwickelt hat, ist ein Glanzpunkt des Forums. Ich komme darauf noch zurück.
Ich wünsche dir ein schönes und erfolgreiches 2008 und uns noch viele Beiträge von dir.
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