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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 11 Antworten
und wurde 1.388 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Llarian Offline



Beiträge: 7.120

16.12.2016 22:42
Wahl in Obastein Antworten

Eine kleine Randbemerkung.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

17.12.2016 16:04
#2 RE: Wahl in Obastein Antworten

Um die Titelfrage zu beantworten: Man darf glauben, wem man will. Und ich habe immer mehr den Eindruck, dass das tatsächlich zu einer Willensentscheidung unabhängig von der tatsächlichen Glaubwürdigkeit des jeweils vorgetragenen Inhalts wird.

Aber mir ist nicht klar, ob es sich bei der Frage nach der Bewertung des Ganzen um eine rechtliche, eine politische oder eine moralische Frage handelt. Rechtlich denke ich, hat Putz eine Straftat begangen und der Bürgermeister infolge dessen auch Schadensersatzansprüche (wie wohl ein Gericht eine verlorene Wahl in der Hinsicht bewertet?). Es geht auch aus Deinem Beispiel nicht hervor, ob der Bürgermeister irgendwelches Schwarzgeld in der Schweiz geparkt hat oder einfach nur ein paar Mark vor dem Zugriff seiner Frau bewahren wollte.

Politisch gesehen ist das Ganze wohl Business as usual, und wenn das schon reicht, dann kann der Rückhalt des Amtsinhabers in der Bevölkerung doch nicht so groß gewesen sein (sonst würden die Wähler nicht Fuchs News, sondern der Obasteiner Post glauben). Problematisch ist halt nur, dass der Gegenkandidat sich schwer tun wird zu beweisen, dass er nicht von Putzens Machenschaften wusste (und hier ist nicht Trump, sondern Nixon die Folie).

Die moralische Seite ist eigentlich am uninteressantesten, weil da keiner richtig gut ausschaut dabei. Aber da Du explizit danach fragst, hier ein Versuch: Die gängige moralische Auffassung neigt dazu, einen Verrat dann als besonders verdammungswürdig anzusehen, wenn der Verräter einen persönlichen Vorteil davonträgt. Nicht umsonst ist cui bono immer die erste Frage die auftaucht (was für sich genommen noch nicht schlimm ist, aber meistens bleibt es halt dabei...). Kann der Verräter dagegen glaubwürdig ein Gemeinwohlinteresse darlegen, wird der Verrat in der Regel toleriert.

Diese Dichotomie wird eigentlich selten in Frage gestellt. Allerdings sind geradezu akrobatische Argumentationen zu beobachten, die Verräter der anderen Seite in die erste und die eigenen in die zweite zu platzieren.

Gruß PEtz

Free speech is so last century. (Brendan O'Neill)

Emulgator Offline



Beiträge: 2.875

17.12.2016 18:03
#3 RE: Wahl in Obastein Antworten

Zitat von Llarian
Der Bürgermeister ist ausser sich. Er schreit Zeter und Mordio und bezichtigt Herrn Putz die Wahl beeinflusst zu haben.

Nun: Hat Herr Putz das wirklich getan?

So, wie Sie das schreiben, hat er das allerdings getan.

Zitat von Llarian
Ist Herr Putz der "Böse"?

Ja, aber warum? Wegen der Beeinflussung der Wahl keineswegs, denn da Herr Putz genauso wie der Bürgermeister Bürger derselben Stadt sind, ist es sein gutes politisches Recht, Einfluß auf die Wahl zu nehmen. Ob nun durch Spenden oder unabhängige Reklame, spielt keine Rolle. Man erinnere sich auch an die Zeitungsanzeigen "Der nächste Kanzler muss ein Niedersachse sein", die der Hannoveraner Casten Maschmeyer inkognito zur Landtagswahl in Niedersachsen März 1998 schalten ließ. Die SPD erzielte einen Rekordstimmenanteil und ihr Spitzenkandidat beerbte den Pfälzer im Bundeskanzleramt.

In ganz banaler Weise beeinflußt ja auch der Bürgermeister die Wahl, nämlich indem er kandidiert.

Was daran tatsächlich illegal ist, haben Sie selber geschrieben. Das ist in diesem Fall auch böse gewesen. Ein Bankkonto in der Schweiz ist hingegen nicht illegal. Erst wenn man Einkünfte mit diesem Konto vor dem Fiskus verschleiert, ist es nach dt. Steuerrecht illegal. Aber nicht böse, denn sein Eigentum behalten zu wollen, kann nie böse sein.

Llarian Offline



Beiträge: 7.120

17.12.2016 23:14
#4 RE: Wahl in Obastein Antworten

Zitat von Meister Petz im Beitrag #2
Es geht auch aus Deinem Beispiel nicht hervor, ob der Bürgermeister irgendwelches Schwarzgeld in der Schweiz geparkt hat oder einfach nur ein paar Mark vor dem Zugriff seiner Frau bewahren wollte.

Das ist beim Vorbild ja auch nicht der Fall und es ist tatsächlich auch erst einmal nicht wichtig. Der Anschein der Unmoral hat ja genügt, um die Wahl zu beeinflussen.

Zitat
Problematisch ist halt nur, dass der Gegenkandidat sich schwer tun wird zu beweisen, dass er nicht von Putzens Machenschaften wusste (und hier ist nicht Trump, sondern Nixon die Folie).


Selbst wenn er es wusste, ist das eigentlich egal, er muss sich die Handlungen von Putz ja nicht zuordnen lassen. So lange er sie nicht veranlasst, und dazu ist ja weder im Original noch in meiner Kopie, ein Hinweis gegeben, ist er eigentlich raus. Die Frage die sich mir stellt, ist, ob es eine besondere Unmoral ist, dass Putz die Wahl beeinflusst, in dem er etwas aufdeckt, was den Wähler ja interessiert. Denn zur Zeit ist das ja ein durchaus breit diskutiertes Thema in der Partei des Bürgermeisters.

Zitat
Allerdings sind geradezu akrobatische Argumentationen zu beobachten, die Verräter der anderen Seite in die erste und die eigenen in die zweite zu platzieren.


Wohl war. Nichtsdestotrotz fällt es mir schwer den grossen Unterschied zwischen beiden zu sehen, denn kein Mensch handelt wirklich altruistisch.

Llarian Offline



Beiträge: 7.120

17.12.2016 23:22
#5 RE: Wahl in Obastein Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #3
Wegen der Beeinflussung der Wahl keineswegs, denn da Herr Putz genauso wie der Bürgermeister Bürger derselben Stadt sind, ist es sein gutes politisches Recht, Einfluß auf die Wahl zu nehmen.

Okay, an der Stelle bin ich dann so unsauber gewesen und habe den Fehler gemacht den Putz in die selbe Gemeinde einzusortieren. Er wohnt natürlich in einem anderen Dorf. Die Fragen lasse ich bestehen.

Zitat
Was daran tatsächlich illegal ist, haben Sie selber geschrieben. Das ist in diesem Fall auch böse gewesen. Ein Bankkonto in der Schweiz ist hingegen nicht illegal. Erst wenn man Einkünfte mit diesem Konto vor dem Fiskus verschleiert, ist es nach dt. Steuerrecht illegal. Aber nicht böse, denn sein Eigentum behalten zu wollen, kann nie böse sein.


Da würden jetzt eine Menge Sozialisten aber Zeter und Mordio schreien. :)
Nein, ist natürlich richtig. Aber auch hier ist das Problem vor allem das der Analogie (ich werde beim nächsten Vergleich auf mehr Genauigkeit achten). Denn natürlich geht es um kein Bankkonto, sondern um gestohlene Emails. Und es geht auch nicht um Eigentum, es geht darum, dass man selber unmoralische, aber nicht verbotene, Dinge getan hat, die man lieber für sich behalten hätte. Mein Problem ist das, dass der Putin unterstellte Diebstahl der Emails, so er durch diesen stattgefunden hat, selbstredend illegal ("böse") war. Aber ist die Veröffentlichung dieser Emails auch für sich ein Problem? Warum schreien die Demokraten rum, dass ein Putin ihre Wahl beeinflusst, wenn sie doch am Ende ihrer eigenen Unmoral Opfer wurden? Habe ich ein Recht darauf, dass meine Schweinerein auch meine bleiben ? Hat ein Bankräuber das Recht seinen Freispruch zu verlangen, weil er nur deshalb gefangen wurde, weil ein Einbrecher bei ihm die Beute gefunden hat und ihn anzeigt?

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

18.12.2016 00:16
#6 RE: Wahl in Obastein Antworten

Zitat
Selbst wenn er es wusste, ist das eigentlich egal, er muss sich die Handlungen von Putz ja nicht zuordnen lassen. So lange er sie nicht veranlasst, und dazu ist ja weder im Original noch in meiner Kopie, ein Hinweis gegeben, ist er eigentlich raus.


Moralisch schon, aber politisch keineswegs. Nixon war erledigt, weil ihm nachgewiesen werden konnte, dass er von der Abhörung wusste. Und ein amerikanischer Präsident, der bewusst Wahlkampfhilfe vom Kreml (mittels illegaler Methoden!) erhält, wäre es auch.

Zitat
Hat ein Bankräuber das Recht seinen Freispruch zu verlangen, weil er nur deshalb gefangen wurde, weil ein Einbrecher bei ihm die Beute gefunden hat und ihn anzeigt?


In der amerikanischen Strafprozessordnung (Stichwort fruit of the poisonous tree)) gilt das zumindest (im Gegensatz zu Steuer-CDs) für illegales Handeln der Ermittlungsbehörden.

Gruß Petz

Free speech is so last century. (Brendan O'Neill)

Llarian Offline



Beiträge: 7.120

18.12.2016 09:25
#7 RE: Wahl in Obastein Antworten

Zitat von Meister Petz im Beitrag #6
Moralisch schon, aber politisch keineswegs. Nixon war erledigt, weil ihm nachgewiesen werden konnte, dass er von der Abhörung wusste. Und ein amerikanischer Präsident, der bewusst Wahlkampfhilfe vom Kreml (mittels illegaler Methoden!) erhält, wäre es auch.

Nicht unbedingt. Nixon wusste etwas von einer Handlung seiner (!) Exekutive, stoppte es nicht und verheimlichte es. In unserem "hypothetischen" Fall ahnt Trump vielleicht von Putins Hilfe, aber mit keiner größeren Sicherheit als Clintons Team. Im Gegenteil, wenn nicht mal Obama mit seinem mächtigen Apparat mehr als Gerüchte und Behauptungen aufbieten kann, wie sollte es dann in Trumps Macht liegen mehr zu wissen und mehr zu können? Trump kann ja weder Putin Befehle erteilen noch kann er ernsthaft sich ans amerikanische Volk wenden und sagen: "Wisst ihr, die Hillary hat ne Menge Schweinereien veranstaltet, wovon ihr jetzt wisst, aber ihr müsst es ignorieren, weil es könnte durch Putin aufgedeckt sein.". Einige linke Schreihälse mögen genau das fordern, aber sehr real ist das nicht und ich glaube auch, dass die meisten, allermeisten, Wähler das nicht erwarten würden. So lange Trump das mit Putin nicht besprochen hat, dürfte es sehr schwer sein ihn da rein zu ziehen. Und was mich wirklich am meisten stört: Es bestreitet ja niemand ernsthaft die Schweinereien(!). Statt sich mal damit auseinanderzusetzen, dass man schmutzigen Wahlkampf geführt hat, und dabei erwischt wurde, versucht man denjenigen dranzukriegen, der einen angezeigt hat.
Ich will, wenn es denn so ist, sicher nicht Putin entschuldigen. Aber ich sehe auch nicht, wie Clintons Verhalten besser wird, weil die Schweinereien durch einen Hack aufgdeckt wurden. Wäre ihr weniger Unrecht geschehen, wenn der Hacker für Fox-News oder die New York Times gearbeitet hätte? Oder gar aus freien Stücken? (Sowas solls ja geben). Wäre sie zurecht gescheitert, wenn die Mails von einem Edwardo Snowdon kämen, der einfach die Schweinereien nicht mitmachen wollte?

Zitat
In der amerikanischen Strafprozessordnung (Stichwort fruit of the poisonous tree)) gilt das zumindest (im Gegensatz zu Steuer-CDs) für illegales Handeln der Ermittlungsbehörden.


Richtig. Aber explizit (!) nur für staatliches Handeln und explizit mit dem Hinweis auf die verfassungsmäßigen Rechte. Die definieren aber nur das Verhältnis zwischen Staat und Bürger. Wenn beispielsweise ein Anwalt seine Schweigepflicht bricht (wofür er die längste Zeit Anwalt bleibt und eine Menge Ärger bekommt, insbesondere weil die Schweigepflicht in Amiland deutlich weiter geht als in Deutschland), dann wird der Täter selbstredend voll bestraft. Hätten sich in den Clinton Mails Hinweis oder gar Beweise für echte Straftaten gefunden, wären die selbstredend verfolgt worden.
Die Steuer-CDs übrigens dürften in Amiland, im Unterschied zu Deutschland, nie verwendet werden, da sie explizit auf staatliches Handeln zurück gehen. Beweisverwertungsverbote kann man in Deutschland ohnehin mit der Lupe suchen, aber wen wundert das, wenn selbst der "oberste deutsche Strafrichter" permanent im Recht ist (SCNR).

crastro Offline



Beiträge: 212

18.12.2016 13:06
#8 RE: Wahl in Obastein Antworten

Prima Beispiel, Llarian.

Angesichts medialen Getöses frag ich mich die ganze Zeit, ob "Regime change" ein Begriff ist, den die Russen erfunden haben.

Das ist doch eine Art hysterischer Heuchelei, bei der das Publikum zwischen Lachen und Weinen hin-und hergerissen wird.

Ausgerechnet die "Abhörer" der Welt beschweren sich, wenn andere (unterstellt, daß Putin das war) ihre Methoden kopieren.

Wobei der Gedanke, daß Briten,Amerikaner, Italiener und womöglich bald Deutsche und Franzosen dem Motto "Putin befiehl,wir folgen dir" gehorchen sollen, derart absurd ist, daß es wirklich nur noch Kabarett sein kann.

Llarian Offline



Beiträge: 7.120

18.12.2016 13:17
#9 RE: Wahl in Obastein Antworten

Zitat von crastro im Beitrag #8
Ausgerechnet die "Abhörer" der Welt beschweren sich, wenn andere (unterstellt, daß Putin das war) ihre Methoden kopieren.

Ich gebe zu, dass mir diese Nuance eigentlich entgangen war, lieber crastro. Aber es ist natürlich in der Tat lustig, dass eine Nation, die ganz offen ihre direkten Verbündeten in ziemlich dreister Art und Weise abhört und ausspioniert, sich nun gerade darüber beschwert, wenn ein anderer das selbe tut. Wobei natürlich die Beeinflussung einer Wahl schon etwas anderes ist als das Sammeln von Informationen. Allerdings sammelt ja kein Mensch Informationen, wenn er sie nicht auch zu verwenden gedenkt.

Zitat
Wobei der Gedanke, daß Briten,Amerikaner, Italiener und womöglich bald Deutsche und Franzosen dem Motto "Putin befiehl,wir folgen dir" gehorchen sollen, derart absurd ist, daß es wirklich nur noch Kabarett sein kann.


Bei den Deutschen wäre ich mir da nicht so sicher. Wir haben in Deutschland eine inzwischen fest etablierte neostalinistische Partei, die sich ganz offen zu Putin bekennt. Teile der SPD stehen auch Putin deutlich näher als den Amerikanern. Die Grünen sowieso. Und die AfD, leider, auch. Wenn es wirklich zur Volksfront kommt, und so unwahrscheinlich ist das nicht, dann wird man vermutlich deutlich offener zu Putin stehen als zu den Amerikanern. Und bevor der falsche Eindruck entsteht: Ich finde das verheerend.

Emulgator Offline



Beiträge: 2.875

19.12.2016 04:44
#10 RE: Wahl in Obastein Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #5
Okay, an der Stelle bin ich dann so unsauber gewesen und habe den Fehler gemacht den Putz in die selbe Gemeinde einzusortieren. Er wohnt natürlich in einem anderen Dorf. Die Fragen lasse ich bestehen.
Also eigentlich meinen Sie einen anderen Staat. Zwischen Staaten gilt das Prinzip der Nichteinmischung, ohne das das Prinzip der Kriegsächtung keinen Sinn hat. Wäre Putz also Regierungspolitiker eines anderen Staates, darf er sich tatsächlich nicht in die Bürgermeisterwahl einmischen. Ich weiß natürlich, daß es zahlreiche Beispiele für solcherlei Einmischungen trotzdem gibt. Sie sind illegal und meistens sogar töricht. Da man sich die Mühe der Beeinflussung nur macht, wenn das Wahlergebnis voraussichtlich knapp ist, hat man stets das Risiko, daß am Ende jemand an die Macht kommt, gegen den man intrigiert hat, und der das daher übelnimmt.

Aus privaten Interessen kann er als Privatmann völkerrechtlich gesehen hingegen durchaus seinen Einfluß auf die Wahl wagen. Als Gegenmittel kann der andere Staat ja mit Einreiseverbot oder gar Strafverfahren kommen.

Zitat von Llarian im Beitrag #5
Mein Problem ist das, dass der Putin unterstellte Diebstahl der Emails, so er durch diesen stattgefunden hat, selbstredend illegal ("böse") war. Aber ist die Veröffentlichung dieser Emails auch für sich ein Problem?
Da verstehe ich die ganze Diskussion nicht. Wenn ich es recht verstanden habe, hat Clinton ja selber bei der Geheimhaltung ihrer Mails geschlampt (etwa Regierungsgeschäfte über eine gewöhnliches Privatpostfach geleitet).

Für mich klingt das so, als würde ein Wachmann, nachdem in seinem Verantwortungsbereich ein Diebstahl geschehen ist, sich damit verteidigen, daß der Dieb die unvorhersehbare Frechheit gehabt habe, zu stehlen, während er, der Wachmann, geschlafen habe. Kann man so etwas ernst meinen? Denkt der Wachmann, Diebe hegen gegen unbewachte Beute ein bestimmtes Gefühl, das sie vom stehlen abhält? Und wenn es so wäre, warum bräuchte man dann überhaupt einen Wachmann?

Also: Natürlich war es illegal und unerfreulich, daß Putin (oder sonstwer) Daten stehlen ließ und veröffentlicht hat. Aber genau um das zu verhindern, hätte Clinton sich an die Geheimhaltungsregeln halten müssen. Das hat sie nicht, und das ist 100% ihr schuldhaftes Versäumnis. Es ist eben der Job eines Staates (oder eines Wachmannes), Bösewichtern die Schandtaten zu vereiteln. Es ist nicht Aufgabe des Staates, ausschließlich auf friedfertige, rechtschaffene Menschen zu wirken. Ja, eigentlich ist es sogar Aufgabe des Staates, diese Menschen gerade nicht zu beeinflussen. Beeinflußt werden müssen vielmehr die Gewalttätigen, und nur die. Eine Regierung, die vor den Gewalttätigen kuscht und weinend ihre Gewalttätigkeit beklagt, hat ihren Job nicht verstanden.

Beim Thema Waffenverbot hat man übrigens genau dieselbe bizarre Denke. Mit einem Waffenverbot wird ausschließlich auf Gesetzestreue gewirkt, nicht auf die Bösewichte. Was ist das für ein Staat? Wenn Gesetze so einfach reichen würden, müßte schon das Gesetz reichen, man solle nicht Töten und Verletzen!

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

19.12.2016 09:58
#11 RE: Wahl in Obastein Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #9
Wir haben in Deutschland eine inzwischen fest etablierte neostalinistische Partei, die sich ganz offen zu Putin bekennt. Teile der SPD stehen auch Putin deutlich näher als den Amerikanern. Die Grünen sowieso. Und die AfD, leider, auch.

Ich bin ja wirklich gerne bereit, die Grünen wegen aller möglicher Sachen zu kritisieren - sie sind für mich eine Partei, die sehr viel Schaden in Deutschland angerichtet hat.
Aber beim Thema Putin sind sie mehrheitlich deutlich demokratisch und außenpolitisch vernünftig. Die Pro-Putin-Front in Deutschland besteht im wesentlichen aus Linken und AfD, mit vereinzelten Sozis und anderen als Dreingabe.

Johanes Offline




Beiträge: 2.637

20.12.2016 13:43
#12 RE: Wahl in Obastein Antworten

Zitat von Meister Petz im Beitrag #2
Um die Titelfrage zu beantworten: Man darf glauben, wem man will. Und ich habe immer mehr den Eindruck, dass das tatsächlich zu einer Willensentscheidung unabhängig von der tatsächlichen Glaubwürdigkeit des jeweils vorgetragenen Inhalts wird.


Ich glaube, hier muss man zwischen der moralischen und rechtlichen Seite (du darfst das glauben, du darfst dich gern lächerlich machen) und der - ich nenne es mal so - "erkenntnistheoretischen" Seite unterscheiden. In dem Sinne, habe ich rationale Gründen, die mich zu dieser Ansicht berechtigen?

Die erstere Frage dürfte für einen Liberalen selbstverständlich sein, deshalb ist die Diskussion hier unter den Zimmerleuten darüber relativ witzlos.

Die zweite Frage ist wesentlich interessanter. Wenn ich mit Leuten über solche Themen spreche, dann erhalte ich auf diese Frage meist die Antwort, dass sie einer Ansicht, die sie selbst nicht prüfen können, glauben schenken, sofern sie von einer glaubwürdigen, etablierten Autorität kommt. Sie drücken das natürlich ein bisschen anders aus, denn die Autoritäten um die es hier geht sind nicht geistliche oder weltliche Obere, sondern zumeist Journalisten in renommierten Zeitungen, Professoren und Artikel in peer-reviewed Zeitschriften.
Das ist soweit natürlich nicht schlimm und ich bin selbst auch auf solche Quellen angewiesen, wenn ich mich über einige Themen informieren will. Die Begründung nur, warum diese Autoritäten glaubwürdig sein sollen, ist häufig nicht sehr gut. Sie sind nämlich glaubwürdig, weil andere glaubwürdige Autoritäten ihre Meldungen wiederholen oder weil sie in anderen Zusammenhängen in der Vergangenheit die Wahrheit gesagt haben.
Mit anderen Worten, ich vertraue der "XY-Times", weil der "Frankfurter Spiegel" (rein fiktive Namen, versteht sich) ihr vertraut und umgekehrt.

Zitat
Aber mir ist nicht klar, ob es sich bei der Frage nach der Bewertung des Ganzen um eine rechtliche, eine politische oder eine moralische Frage handelt.



Das Problem ist, dass diese Fragen nur abstrakt zu trennen sind. In der Realität treffen sie schlagartig zusammen auf.

Man darf allerdings feststellen, dass die politische Dimension die anderen offenbar überdeckt. Einige Beispiele:
- Manning war damals wegen seiner Rolle bei Wikileaks für die meisten Leute ein Held. Gegenstimmen musste man mit der Lupe suchen. Es gab nur ein paar differenzierte Betrachtungen.
- Snowden wird mit einigen Recht ebenfalls für seinen Mut bewundert und wird und wurde von vielen Leuten unterstützt und auch politisch instrumentalisiert. Ich erinnere mich hier nur an die "Asyl für Snowden"-Kampagne und den Wunsch einiger Politiker, ihn für eine Befragung nach Deutschland einzuladen.
Doch Snowden ging nach Russland, um der Strafverfolgung der USA zu entgehen. Das wurde damals nicht als Makel empfunden, wo hätte er denn hingehen sollen?
- Die Steuer-CDs... Mehr muss ich doch eigentlich nicht sagen, oder?
- Die Clinton-Enthüllungen dagegen wurden komplett anders bewertet und wecken den Zorn und die Ablehnung bestimmter politische Gruppen.

Das fällt schon auf, nicht wahr?
Wenn ich jetzt sagen würde (wofür es zu früh wäre), dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird, dann könnte mir jemand entgegnen: Snowden, Wikileaks und die Steuer-CDs waren nur Anlass für Debatten und Diskussionen, aber sie haben keine Wahlkämpfe beeinflusst. Dagegen wäre der Fall Clinton eindeutig ein Versuch, den US-Wahlkampf zu manipulieren. Das ist ein wesentlicher Unterschied, der eine andere Beurteilung rechtfertigt.
Um in unseren fiktiven Zwiegespräch fortzufahren, könnte ich dann darauf verweisen, dass es auch dafür schon einen Präzedenzfall gab. Link: https://de.wikipedia.org/w/index.php?tit...oldid=159883193
Nun, wird der jemand mir antworten, dass war eine landesinterne Sache. Das Problem besteht ja nicht darin, dass Enthüllungen Wahlen beeinflussen. Im Gegenteil, Journalisten sollen mit ihren Recherchen Politiker (zum Besseren) beeinflussen und warum sollte das während Wahlen illegitim sein?
Nein, das Problem wäre die Beeinflussung durch eine ausländische Macht. Das ist der Versuch eines ausländischen Herrschers auf de Wahlkampf in einem anderen Land Einfluss zu nehmen und das ist moralisch zu verurteilen.
Um jetzt zu einem Abschluss zu kommen. Ich würde dann die Stirn runzeln und mich fragend an den Kopf greifen, tief einatmen und dann mit einer Frage antworten: "Aber beeinflussen unsere Politiker ausländische Wahlkämpfe nicht? Was war mit den Besuch Merkels bei Sarkozy beim letzten Präsidentschaftswahlkampf in Frankreich? Wieso ist Schützenhilfe unter Konservativen (schließlich sind Merkel und Sarkozy welche) okay, aber Hilfe durch Enthüllungen nicht?"

Natürlich würde ich selbst solche Aussagen nicht unbedingt machen, denn ich spüre sozusagen zwei Seelen in meiner Brust, in mir tobt grade auch eine Art "Liberal-Konservativer Vermittlungsausschuss".
Die eine Seite denkt sich, dass die Aufregung um die Verbindungen nach Russland bei den Clinton Enthüllungen nur aufgesetzt ist. Es ist sozusagen nur ein "Stellvertreterkrieg". Eigentlich geht es darum, dass man Trump nicht als Präsidenten haben will. Etwas, das ich durchaus nachvollziehen kann, mein Wunschkandidat war er auch nicht und mir graust es manchmal vor der Vorstellung.
Die andere Seite wiederum sieht schon, dass es im Internet ganz klar eine Fraktion von Pro-Putin-Aktivisten gibt. Berichte über Putins "Troll Armeen" gibt es ebenfalls. Das beweist noch lange keine systematische Beeinflussung des US-Wahlkampfes, macht es aber auch nicht völlig unwahrscheinlich. Deshalb ist die Nachricht beunruhigend.

Am Ende gefällt mir auch nicht, wie über diese Ereignisse geredet wird. Wir sprechen hier nicht von einer Wahlbeeinflussung mit gefälschten Stimmzetteln oder sowas, sondern darum, die Wähler beeinflusst zu haben. Da stellen sich noch ganz andere Fragen:
1. Wurden die Wähler in ihren Entscheidungen durch die Enthüllungen überhaupt nennenswert beeinfluss?
2. Wie unterscheidet man legitime von illegitimen Beeinflussungen von Wählern? Die Wähler beeinflussen ist doch das Ziel des Wahlkampfes und der soll nicht unerlaubt sein.

weihnachtlicher Gruß,

Johanes.

P.S.: Diese Art, aktuelle politische Ereignisse in Geschichten zu packen ist genial. Sie erinnert mich ein bisschen an Swift, der auch solche Geschichten geschrieben hat, ebenso wie später Orwell in "Farm der Tiere". Sollte die Anti-Fake-News-Gesetzgebung sich durchsetzen, dann könnte es nützlich sein etwas zu üben.

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