Zitat von Sparrowhawk
Russlands Präsident Putin hat das Gesetz unterzeichnet, das den mit der Nato geschlossenen Vertrag über Konventionelle Streitkräfte in Europa zum 12. Dezember außer Kraft setzt. (...) Was hat Putin vor ?
Vincent Jauvert, außenpolitischer Experte des
Nouvel Observateur, antwortet darauf heute mit drei Gesichtspunkten:
Erstens reagiere damit Putin ein weiteres Mal auf die US-Raketenpläne in Europa. Zweitens habe er jetzt für seine Truppen eine Bewegungsfreiheit im Kaukasus, die bisher durch den Vertrag eingeschränkt wurde.
Und drittens deute der Zeitpunkt der Bekanntgabe darauf hin, daß auch die Wahlen am morgigen Sonntag beeinflußt werden sollten.
Aus meiner Sicht, lieber Sparrowhawk, ist der dritte Punkt der entscheidend. Ich bin ja seit langem der Meinung, daß alles das Säbelrasseln, beginnend mit Putins Auftritt auf der Münchner Sicherheitskonferenz, sich fortsetzend über den "Raketenkonflikt", die von Rußland geschürten Unruhen auf dem Baltikum, den von Rußland hochgespielten Konflikt mit Georgien usw. hauptsächlich dazu dienten, den Russen den Eindruck zu vermitteln, sie seien bedroht und nur Putin könne ihre Sicherheit garantieren.
Die Entwicklung dieses Jahres hat das bestätigt. Putin ist inzwischen schon längst mehr als ein Staatspräsident, er ist zum Führer geworden, dem Herrscher aller Reußen.
Hat er das erst mal auch formal in trockenen Tüchern - ist er also mindestens wieder Staatspräsident, vielleicht aber auch Führer auf unbestimmte Zeit -, dann kann er wieder seinen Charme spielen lassen.
Ich rechne also nach dieser Zeit mit einer sehr viel freundlicheren Politik Rußlands; daran kann man vielleicht auch a bisserl prüfen, ob meine bisherigen Analysen so ungefähr richtig waren.
Herzlich, Zettel