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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 6 Antworten
und wurde 562 mal aufgerufen
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schattenparker Offline



Beiträge: 150

23.01.2017 23:14
Höckes Schande Antworten

Jetzt fallen alle über Bernd Höcke her, der m.E. unabhängig von den exakten Worten, die er verwendet hat, und die natürlich wieder eine bewußte Provokation waren (blöd ist er ja sicherlich nicht), den Gedanken formulierte, daß es jetzt genug sei mit der Erinnerungs-"Kultur".

Ich sehe das ähnlich, wenn ich auch andere Begriffe verwendet hätte. Heuss´ Wort von der "Kollektivscham" wurde wenige Jahre nach dem Krieg geprägt, zu dem Zeitpunkt war es richtig und notwendig, zudem die "Aufarbeitung" der deutschen Schuld erst ganz am Anfang stand. Inzwischen aber sind über 70 Jahre vergangen, die Zahl der Personen, die in diesem Krieg noch mitgekämpft haben, ist verschwindend gering und die deutsche Politik hat wieder und wieder - erst gewiß aus ehrlicher Überzeugung, dann vermutlich mehr und mehr gebetsmühlenartig, da nichts Neues mehr gesagt werden kann, sondern nur bereits Gesagtes erneut und erneut und erneut durchgekaut wird - deutsche Schuld und Schande festgestellt, mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa.

Das konnte ich schon in den 80ern nicht mehr hören und habe immer weg- oder abgeschaltet, wenn über die "Nazizeit" gesprochen wurde.

Inzwischen wird die dritte Generation geboren, die nicht mehr am Krieg teilgenommen hat. Es war schon nicht mehr meine Schuld, was in diesem Krieg passierte, erst recht nicht die meiner Kinder und schon gar nicht die der jetzt kommenden Enkel. Ich glaube ja auch sonst nicht an Kollektivschuld. Und ich glaube nicht an die Erbsünde, die auf allen Menschen qua Geburt lastet (was für eine perfide Perversion kirchlicher Machtpolitik).

Warum sollte ich aber dann an eine Erbsünde aus dem zweiten Weltkrieg glauben?

nachdenken_schmerzt_nicht Offline




Beiträge: 1.989

24.01.2017 15:13
#2 RE: Höckes Schande Antworten

Eine sehr gelunge Analyse dazu, scheint mir die des Werwohlfs zu sein, der darauf hinweist, dass dasjenige an Höckes Rede so unangenehm ist, was in den Medien nicht zitiert wurde.

Zitat
Das konnte ich schon in den 80ern nicht mehr hören und habe immer weg- oder abgeschaltet, wenn über die "Nazizeit" gesprochen wurde.

Selbst in den 70ern und 80ern sozialisiert, kenne ich dieses Gefühl. Ich habe diesen Schuldkult ebenfalls als Übertreibung oder rein interssengetrieben empfunden.

Heute sehe ich es etwas anders. Das Andenken an die Ereignisse um 33-45 ist sehr wichtig. Allerdings, das ist meine persönliche Meinung, nicht in der Art und Weise wie es oft betrieben und verstanden wird, nämlich als Rechtfertigung für eigene Standpunkte, sondern vielmehr als Mahnmahl dafür was geschieht, wenn die "richtige Idee" konsequent über alles andere gestellt wird.... und möglicher Wiese, dass die Deutschen dafür anfällig zu sein scheinen.

Zurück zu Höcke:
Das er nachvollziehbare Argumente in seiner Rede hatte, haben meines Wissens mehrere Kommentatoren bereits fest gestellt. Der Kontext der Rede scheint mir allerdings diese Argumente in einen unapettitlichen, völkischen Kontext zu stellen. Daher ist Kritik an dieser Rede wohl mehr als angebracht.

Ob deswegen alle die über Höckes Rede herfallen das mit den richtigen Arguemten tun, ist damit natürlich nicht gesagt.

Herzlich


nachdenken_schmerzt_nicht

"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu

Martin Offline



Beiträge: 4.129

24.01.2017 15:41
#3 RE: Höckes Schande Antworten

Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #2
Selbst in den 70ern und 80ern sozialisiert, kenne ich dieses Gefühl. Ich habe diesen Schuldkult ebenfalls als Übertreibung oder rein interssengetrieben empfunden.


War das so? Meine Gymnasialzeit war in den 60ern (B-W), der Geschichtsunterricht hatte das dritte Reich vollkommen ausgeklammert. Die Studienzeit in den 70ern war geprägt von Flugblättern linker Studentengruppen, Thema Vietnam, Iran u.a.. Da war nix mit Schuldkult in meiner Erinnerung.

Gruß, Martin

nachdenken_schmerzt_nicht Offline




Beiträge: 1.989

24.01.2017 17:15
#4 RE: Höckes Schande Antworten

Zitat von Martin im Beitrag #3
War das so?
Das ist erst einmal eine rein subjektives Empfinden aus der Erinnerung.

Ehrlich gesagt weiß ich es nicht, ob es so war. Mir kam das ganze, wann immer ich damit in Kontakt kam, etwas aufgesetzt vor. Damals konnte ich auch die Walser Bubis Debatte nicht verstehen. Heute schon eher.

Ich vermute dort übrigens ein Mißverständnis in den Prämissen. Aber ich mag mich täuschen.

"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

24.01.2017 18:20
#5 RE: Höckes Schande Antworten

Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #2
Eine sehr gelunge Analyse dazu, scheint mir die des Werwohlfs zu sein, der darauf hinweist, dass dasjenige an Höckes Rede so unangenehm ist, was in den Medien nicht zitiert wurde.

Oder die hier

Gruß Petz

Free speech is so last century. (Brendan O'Neill)

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.256

24.01.2017 21:49
#6 RE: Höckes Schande Antworten

Ein interessanter, ausgewogener Beitrag, der aber meiner Meinung nach den wesentlichen Punkt nur streift: was ist eine Nation? Oder, um bei Höcke zu bleiben: was ist das relevante Kolektiv? Eine Kollektivschuld setzt ein Kollektiv voraus - was ja auch dazu führt, das die noch-nicht-so-lang-hier-lebenden (auch nach Aufdrängen des deutschen Passes) sich absolut nicht der Kollektivschuld unterwerfen wollen.

Sie schreiben:
"Ich war lange Zeit skeptisch gegenüber der "Nation-durch-Gewohnheit"-Theorie..."

Diese Skepsis verstehe ich nicht, da meines Wissens nur zwei Theorien zur Bildung einer nationalen/völkischen Identität existieren:
- Entweder man begründet das genetisch (Blutslinie)
- Oder man begründet das als soziale Konditionierung

Ich wüsste nicht, was es noch geben sollte... da ich die früher vorherrschende religiöse Begründung ebenfalls (mangels Glauben) als soziale Konditionierung verstehe.
Da ich die genetische Komponente für absolut marginal halte (es gibt sicher genetisch vererbte Eigenschaften, die aber wahrscheinlich nur mit ausgefuchster Statistik überhaupt nachweisbar wären) bleibt ja nur die soziale Komponente. Ob man das jetzt kulturelles Gedächtnis, Meme, Gewohnheit oder Erziehungsstil nennt, ist doch völlig egal. Für mich wird ein sehr großer Teil der menschlichen Vorlieben, Abneigungen und Sichtweisen zunächst durch die Eltern und dann durch die Peer group auf die Individuen geprägt. In so weit gibt es eine deutsche Meme. Und ich hätte großes INte3resse daran, dass diese Meme überlebt.

Wird sie aber nicht. Merkel hat das effektiv verhindert.

___________________
Kommunismus mordet.
Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

25.01.2017 08:38
#7 RE: Höckes Schande Antworten

Zitat von Martin im Beitrag #3
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #2
Selbst in den 70ern und 80ern sozialisiert, kenne ich dieses Gefühl. Ich habe diesen Schuldkult ebenfalls als Übertreibung oder rein interssengetrieben empfunden.


War das so? Meine Gymnasialzeit war in den 60ern (B-W), der Geschichtsunterricht hatte das dritte Reich vollkommen ausgeklammert. Die Studienzeit in den 70ern war geprägt von Flugblättern linker Studentengruppen, Thema Vietnam, Iran u.a.. Da war nix mit Schuldkult in meiner Erinnerung.

Gruß, Martin


In meiner Schulzeit, 90er und frühe 2000er, wurde dem Thema zwar genügend Stunden gewidmet, aber im Grunde waren es sinnlose Stunden. Ich kann mich erinnern, dass wir wochenlang uns etwa im Religionsunterricht Schindlers Liste angeschaut haben, bevor im Geschichtsunterricht überhaupt der zweite Weltkrieg behandelt wurde. Ich glaube niemanden in der Klasse war bewusst, dass Ausschwitz sich in Polen befand.

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