Es gibt eine Kurzfassung dieses Berichts, eigens für die Presse verfaßt. Aber wenn man liest, was so in unseren Medien berichtet wird, dann hat man den Eindruck, daß die meisten Journalisten, die darüber schreiben, noch nicht einmal diesen Bericht gelesen haben. Was drinsteht, in nochmaliger Kondensierung, hier.
Bei der Berichterstattung fällt auch auf, dass die meiste Aufmerksamkeit den Auswirkungen auf die amerikanische Innenpolitik gewidmet wird, nicht der Gefahrenlage. Das finde ich schon recht bizarr. Bemerkenswert ist auch, dass der Iran sein Programm ausgerechnet 2003 ausgesetzt haben soll. Eventuell hat man in Teheran kalte Füße bekommen, als die Amerikaner die irakische Armee so eindrucksvoll geschlagen haben. Bei den Schwierigkeiten mit Aufständischen bzw. Terroristen, die danach folgten, wäre es doch nicht unwahrscheinlich, dass der Iran den Bau der Bombe vielleicht ab 2005wieder aufgenommen hat. Die Israelis sind auch nicht überzeugt: http://www.jpost.com/servlet/Satellite?c...icle%2FShowFull
für die Inhaltswiedergabe von Texten, etwas, das man in der Schule gelernt haben sollte, verdienen unsere Hauptmedien eindeutig eine Sechs! Man kann mittlerweile getrost davon ausgehen, daß der Inhalt eines beliebigen Dokuments grotesk verfälscht wiedergegeben ist. Eigentlich entfällt damit der Grund, in Medien mehr zu suchen als den bloßen Hinweis, daß etwas stattgefunden hat. Und selbst der fehlt gelegentlich.
Zitat von ChripaBei der Berichterstattung fällt auch auf, dass die meiste Aufmerksamkeit den Auswirkungen auf die amerikanische Innenpolitik gewidmet wird, nicht der Gefahrenlage.
Das stimmt. In den USA wird die Außenpolitik ja traditionell stark unter innenpolitischen Gesichtspunkten gesehen. Präsident Bush ist da eine Ausnahme, aber daß die Demokraten in Sachen Irak eine Kehrwende machten, als sich abzeichnete, daß die Amerikaner kriegsmüde wurden - das war pure Innenpolitik.
Jetzt kommt der Vor-Wahlkampf dazu, der ja in vollem Gang ist. Die Verbesserung der Lage im Irak droht aus der Sicht der Demokraten ihre Wahlchancen zu mindern. Da ist das Thema Iran jetzt ein gefundenes Fressen.
Und die deutschen Medien? Da gibt es sehr wenig Bereitschaft, die Situation im Nahen Osten wirklich machtpolitisch zu analysieren. Viel ist schlichter Antiamerikanismus, bis hinein in die liberalen Medien.
Zitat von ChripaBemerkenswert ist auch, dass der Iran sein Programm ausgerechnet 2003 ausgesetzt haben soll. Eventuell hat man in Teheran kalte Füße bekommen, als die Amerikaner die irakische Armee so eindrucksvoll geschlagen haben.
Das ist gut möglich.
Interessant ist, daß in unseren Medien ja das genaue Gegenteil vermutet wurde. Es hieß damals, nachdem Saddam dem "völkerrechtswidrigen Angriff" der USA zum Opfer gefallen sei, habe der Iran jeden Grund, sich gegen ein ähnliches Schicksal durch die Entwicklung der Atombombe zu schützen.
Sie sehen sich vom Iran bedroht, ob dieser nun Atomwaffen hat oder nicht. Denn einen Frieden mit Israels Nachbarn kann es nicht geben, solange die Hisbollah vom Iran finanziert wird.
Ahmadinedschad strebt offensichtlich für den Iran die Vorherrschaft im Nachen Osten an. Dabei muß er den historischen Gegensatz zwischen Persern und Arabern überwinden. Er benutzt dazu den "Kampf gegen die Zionisten".
Zitat von Thomas PauliMan kann mittlerweile getrost davon ausgehen, daß der Inhalt eines beliebigen Dokuments grotesk verfälscht wiedergegeben ist.
Warum ist das so? Teils liegt es wohl, wie etwa bei der USA-Berichterstattung von SPON, daran, daß man bewußt Agitation betreibt. Das tun Journalisten, die - ich habe darüber schon oft geschrieben - wie die DDR-Journalisten die Aufgabe ihres Berufs nicht darin sehen, zu informieren, sondern die politisch beeinflussen wollen.
Zweitens spielen aber vermutlich auch unsere Lesegewohnheiten eine Rolle. Das Angebot an Geschriebenem hat sich in den letzten Jahrzehnten vervielfacht. Zugleich ist die Lust und Fähigkeit, längere Texte zu lesen, gesunken.
Infolgedessen besteht Redigieren immer mehr darin, eine langweilige Agenturmeldung so umzuschreiben, daß sie leicht zu fassen ist. Und dann werden noch eine Vorschau und eine Überschrift davorgeklebt, die zur Lektüre animieren sollen.
In Zur Politik hat Tom Schaffer meinen Artikel ausführlich kommentiert. Ich empfehle die Lektüre seiner Kritik. Hier meine Antwort:
Lieber Tom Schaffer,
vielen Dank für die Mühe, die Sie sich mit meinem Artikel gemacht haben.
Ich denke, wir sollten es denen, die beide Beiträge gelesen haben, überlassen, zu entscheiden, ob sie sich Ihrer Kritik anschließen wollen oder ob sie eher meiner Auffassung folgen.
Nur einen Punkt möchte ich richtigstellen, weil da ein Mißverständnis vorzuliegen scheint. Sie schreiben:
"Die Geheimdienste seien noch verunsichert wegen dem Irak-Krieg, meint er zum Beispiel. Und deshalb wären sie im Bericht vorsichtig und würden mit Wahrscheinlichkeiten argumentieren, statt mit sicheren Aussagen. Das ist sogar ganz bestimmt richtig. Aber anders als er das darstellt, ist das auch gut so."
Ich habe nicht geschrieben und auch nicht impliziert, daß diese Vorsicht schlecht sei. Ich habe sie überhaupt nicht bewertet.
So, wie es mir in dem Artikel generell nicht ums Bewerten ging. Ich wollte nur a bisserl über das informieren, was tatsächlich in diesem Bericht steht.
Das hat auch Harper's Magazine getan, indem es, wie ich, längere Passagen zitiert hat, und deshalb habe ich es gelobt.
Was natürlich nicht heißt, daß ich jedem Satz darin zustimme.
Also, lieber Tom Schaffer, kein Schuß ins Knie. Auch wenn mir der Knieschuß aus der Lektüre von Karl May noch in guter Erinnerung ist. ;-)
Herzlich, Zettel .
Nola
(
gelöscht
)
Beiträge:
09.05.2010 11:16
#7 RE: Nuklearrüstung des Iran: Was steht wirklich im Bericht des DNI?
Zitat Zitat Zettel: Und die deutschen Medien? Da gibt es sehr wenig Bereitschaft, die Situation im Nahen Osten wirklich machtpolitisch zu analysieren. Viel ist schlichter Antiamerikanismus, bis hinein in die liberalen Medien.
Aktuell ist dies in der ausländischen Presse zu finden:
Iran strikes secret nuclear mining deal with Zimbabwe's Mugabe regime Iran has struck a secret deal with Zimbabwe to mine its untapped uranium reserves in a move to secure raw material for its steadily expanding nuclear programme.
Trotzreaktion? Uran-Anreicherung doch im Iran 07.02.2010
(…)Präsident Mahmoud Ahmadinejad ordnete am Sonntag die Anreicherung von Uran auf 20 Prozent im eigenen Land an. Zuvor war ein Vorstoß von Außenminister Manouchehr Mottaki auf der Sicherheitskonferenz als enttäuschend bewertet worden. (…)
Oder in der Fernsehsendung: „Good Morning America“ des US-Senders ABC. Da hat Mahmoud Ahmadinejad abermals bestätigt, entgegen internationaler Kritik, bedingungslos an seinem Atomprogramm festzuhalten. Hier das Interview:
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