Ergänzend könnte man noch hinzufügen, dass es die parlamentarische Präsenz der Grünen war, die die Situation bezüglich der Wahlsendungen ab den 80ern verkomplizierte. Das gemütliche Dreiparteiensytem, an das man sich ab Ende 50er/Anfang 60er gewöhnt hatte, das als selbstverständlich und alternativlos (dieser Begriff war allerdings noch kein geflügeltes Wort ) galt, war offenbar vorbei. Es ergab sich eine neue, bei den "etablierten Parteien" (dieser Begriff wurde in die Politsprech damals neu eingeführt, weil es zuvor keine gab, die als unetabliert konnotiert wurde) unangenehme Lage, in der die Absicht dominant war, die neumodischen Schmuddelkinder so schnell wie möglich wieder aus dem Markt zu kicken, was auch zunächst als realistische Option anzusehen war.
Man war nicht mehr unter sich und das war m.E. eigentlich der Hauptgrund für das Verschwinden des Formats, das im Übrigen ja eigentlich auch nur ein Zweier war; mit Anhang (FDP) zwar, der galt aber schon im jeweiligen Vorfeld als so gut wie verheiratet, weswegen von einer eher multiplen Parteienlandschaft und offener Koalitionsfrage wie heutzutage nicht die Rede sein konnte.
Srhr guter Artikel der aber wie immer einen Punkt auslässt: die Deutschen wollen das so.
Ich gehe schon lange mit dem Gedanken schwanger, dazu mal etwas mehr Substanz zu schreiben. Was mich bisher davon abhält ist die völlig Sinnlosigkeit.
___________________ Kommunismus mordet. Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.
Zitat von Dennis the Menace im Beitrag #2Man war nicht mehr unter sich und das war m.E. eigentlich der Hauptgrund für das Verschwinden des Formats ...
Aber nein. Natürlich waren die "Etablierten" nicht glücklich über das Auftauchen der Grünen, aber nachdem die erst einmal nach einigen Jahren auch etabliert waren, haben sie auch an allen "Elefantenrunden" teilgenommen. Das Format ist erst von Schröder zum Verschwinden gebracht worden, durch skandalösen Druck auf die Sender, und das ging nicht gegen die Grünen.
Zitat das im Übrigen ja eigentlich auch nur ein Zweier war
Nein, der jeweils Lager-interne Streit war sogar oft interessanter. 1980 konnte Genscher als "Elefant" einen Riesenerfolg verbuchen (auf Kosten der SPD), weil er konstruktiver auf Strauß reagierte als der blind attackierende Schmidt. Auch die Rivalität zwischen CDU und CSU war immer spürbar. Und später haben sich SPD und Grüne auch nichts gegönnt.
Klar ist nur, daß die Debatte zwischen sieben Parteivertretern ein bißchen schwieriger zu moderieren ist als eine zwischen vier Leuten. Aber das müssen Journalisten eben können.
Zitat von R.A.Einen Tag darauf dürfen dann noch Linke, Grüne und CSU ins Studio, FDP und AfD finden nicht statt. Das ist schlicht lächerlich.
In der Tat lächerlich, aber keineswegs der neue Tiefpunkt: bei einer Landtagswahl in BaWü durften bei einer Fernsehdiskussion nur die Parteien, die damals zufällig im Bundestag saßen, teilnehmen - nicht jedoch die, die im Landtag saßen.
Naja, nur ein weiterer Grund, eine Partei zu wählen, die die ÖR-Sender zumindest deutlich stutzen wenn nicht abschaffen will.
Zitat von Dennis the Menace im Beitrag #2Man war nicht mehr unter sich und das war m.E. eigentlich der Hauptgrund für das Verschwinden des Formats ...
Aber nein. Natürlich waren die "Etablierten" nicht glücklich über das Auftauchen der Grünen, aber nachdem die erst einmal nach einigen Jahren auch etabliert waren, haben sie auch an allen "Elefantenrunden" teilgenommen. Das Format ist erst von Schröder zum Verschwinden gebracht worden, durch skandalösen Druck auf die Sender, und das ging nicht gegen die Grünen.
Stimmt, Asche auf mein Haupt .
'87 war Kohl noch dabei, mitsamt Grünen (letztmals das Format "drei Tage vor der Wahl"). Die Übung, dass der jeweils Regierende solche Niederungen nicht nötig hat, wurde von Kohl '90 etabliert und sodann von den beiden nachfolgenden Königen beibehalten. Seit 2002 wird so getan, als ob wir Präsidentschaftswahlen hätten. Wahrscheinlich glauben das viele Leute auch.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #3Srhr guter Artikel der aber wie immer einen Punkt auslässt: die Deutschen wollen das so.
Da erlaube ich mir zu widersprechen: Nein, die Deutschen wollen das nicht so. Sie haben nur keinerlei Möglichkeit etwas daran zu ändern.
Die ÖR geben sich ja als die großen Kombattanten der Demokratie, tatsächlich sind sie das exakte Gegenteil davon. Kann man einen Politiker wenigstens noch abwählen, sitzen die Fernsehmacher nahezu unkündbar und unangreifbar in ihren Redaktionen und niemand kann sie daran hindern tagtäglich die beste Propaganda unters Volk zu pumpen. Als Reaktion darauf haben wir Zuspruch zu Berufsgruppen wie Journalisten oder Moderatoren, die sich teilweise bei um die 25% befinden. Inzwischen ist eine deutliche Mehrheit der Deutschen der Meinung, dass die Medien sie 2015 falsch oder unzureichend informiert habe (was ja auch zweifeslohne stimmt). Ebenso sprechen die Quoten, die Verkäufe und überhaupt der heutige Medienkonsum eine deutliche Sprache: Nein, die Leute wollen das nicht so. Und deshalb schalten sie ab, sie kaufen die Zeitungen nicht mehr und sie glauben auch nicht mehr allzu viel von dem, was sie sehen.
Nur: Das findet ja in den Medien nahezu nicht statt. Da müsste man sich ja mal damit beschäftigen, warum das so ist. Und so lange man ja am warmen Ofen in Mainz sitzt, muss einen sowas ja nicht kratzen. Die GEZ treibt das Geld schon ein. Notfalls mit Gewalt.
Zitat Einen Tag darauf dürfen dann noch Linke, Grüne und CSU ins Studio, FDP und AfD finden nicht statt.
Das stimmt aber nicht. Vielmehr handelt es sich bei dieser Sendung um den „Fünfkampf nach dem TV-Duell“. Mit Sahra Wagenknecht (Die Linke), Cem Özdemir (Grüne/Bündnis ’90), Joachim Herrmann (CSU), Christian Lindner (FDP) und Alice Weidel (AfD).
Zitat Einen Tag darauf dürfen dann noch Linke, Grüne und CSU ins Studio, FDP und AfD finden nicht statt.
Das stimmt aber nicht. Vielmehr handelt es sich bei dieser Sendung um den „Fünfkampf nach dem TV-Duell“. Mit Sahra Wagenknecht (Die Linke), Cem Özdemir (Grüne/Bündnis ’90), Joachim Herrmann (CSU), Christian Lindner (FDP) und Alice Weidel (AfD).
Aha! Im ZDF gibt es heute, am Tag nach dem Duell, tatsächlich nur den „Schlagabtausch“ zwischen den Spitzenkandidaten von CSU, Grünen und Linken. Im Ersten gibt es dagegen den von mir erwähnten „Fünfkampf“, bei welchem bis auf Joachim Herrmann auch nur Spitzenkandidaten vertreten sind – dank der „Kandidatendoppelspitzen“ der Linken und Grünen.
Hier in diesem politisch eigentlich sehr interessierten Forum gab es (soweit ich sehe) keinen einzigen Beitrag dazu. Was eigentlich nur zeigt, was für eine absolute Null-Nummer die ganze Geschichte war.
Merkel wird gefragt, ob sie Katar als Austragungsort für die nächste WM gut findet (was sie erstens nicht beeinflussen konnte. Und zweitens für diese Diskussion komplett irrelevant ist). Schulz wird gefragt, was er von Schröders neuestem Job hält (was Schulz erstens bereits verurteilt hat und was er zweitens Schröder ja nicht verbieten kann). Und viele weitere irrelevante Fragen, bis hin zur (übergriffigen) Frage, wer wie oft in die Kirche geht.
Dafür war dann aber keine Zeit übrig um viele weitere relevante Bereiche zu diskutieren: Bildung, Eurorettung, Energiepolitik, Digitalisierung, Verteidigungsausgaben: alles Fehlanzeige. Selbst das (zwar nicht für mich aber für viele andere Wähler) wichtige Thema "Sozialpolitik" wurde kaum gestreift. Wirtschaftspolitik wurde komplett ausgelassen. Ein Trauerspiel.
Der Economist bringt es schön auf den Punkt: (https://www.economist.com/blogs/kaffeekl...ssedopportunity) "The real loser of the debate was Germany. The country is doing well, without a doubt. But huge questions hang over its future: about its energy supplies, about its business model, about the euro zone, about its defence responsibilities, about its infrastructure and about the very fabric and identity of the country in an age of migration. The debate lasted fully 90 minutes but these questions were not properly discussed, or in many cases even raised. An opportunity was missed."
Zitat von Florian im Beitrag #10Was eigentlich nur zeigt, was für eine absolute Null-Nummer die ganze Geschichte war.
Das war natürlich auch self-fulfilling-prophecy. Ich habe mir überhaupt nichts vom Duell erwartet, es deswegen auch nicht angeschaut und daher auch nichts darüber geschrieben. Ich habe so ein Gefühl, daß ist ziemlich allen hier so gegangen.
Was ich mir angeschaut habe ist aber gestern der "Fünfkampf". Und den fand ich doch ziemlich gut. CSU-Hermann ein bißchen hausbacken, Weidel noch etwas unsicher - aber alle fünf Parteivertreter argumentativ ordentlich, mit Inhalten und klaren Aussagen. Die Debatte mit Spitzen, aber fair. JEDER der fünf von gestern (auch die beiden von Parteien mit Demokratiedefiziten) war deutlich überzeugender und besser als die beiden Chefs der "großen" Parteien vom Sonntag.
Was hätte das für eine interessante Debatte werden können, wenn tatsächlich alle sieben in einem Raum gewesen wären (ruhig dann auch eine Stunde länger) und man den direkten Vergleich und Schlagabtausch gehabt hätte. Ich kanns nur wiederholen: ARD/ZDF haben hier journalistisch komplett versagt.
Zitat von R.A. im Beitrag #13Interessant. Ein Kommentar des Spiegel zum Thema, dem man komplett zustimmen kann.
Interessant vor allem him Hinblick auf die Diskussion im Lasse-reden-Thread.
Zitat von FleischiDer Mediendienst "Meedia" machte den Sat.1-Moderator für den Vertrauensverlust in den Journalismus insgesamt verantwortlich. Sein "unsauberes Verhalten" im TV-Duell erschüttere die Glaubwürdigkeit der gesamten Branche.
Zitat von R.A. im Beitrag #13Interessant. Ein Kommentar des Spiegel zum Thema, dem man komplett zustimmen kann.
Das ist bei einer Fleischhauer-Kolumne jetzt so überraschend nicht, finde ich.
-- Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau, verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau. (Reinhard Mey)
Zitat von Werwohlf im Beitrag #15Das ist bei einer Fleischhauer-Kolumne jetzt so überraschend nicht, finde ich.
Du hast völlig recht - ich habe den Autor völlig übersehen. Auf jeden Fall hat er (dann eben nicht überraschend ) völlig recht.
In Anbetracht der Partei, die Fleischauer zu wählen gedenkt, ist das wiederum auch nicht überraschend , aber das ist auch ganz okay, mit ständigen Überraschungsfeuerwerken kann keiner leben.
Und überhaupt isses mit Überraschungen halt so ne Sache. Fleischhauer im SPIEGEL-Umfeld war wohl mal als Überraschung vom Dienst gedacht, ein journalistischer Schachzug, der vermutlich genial sein sollte, mittlerweile indessen ein vorhersagbares Ritual.
Is halt schwierig mit den wirklichen Überraschungen, wenn jeder halb- oder ganz-linke Spießer angeblich "quer denkt" und altdeutsch-rustikale Ostzonis "alternativ" daherkommen. (Polemik Ende)
Zitat Und überhaupt isses mit Überraschungen halt so ne Sache. Fleischhauer im SPIEGEL-Umfeld war wohl mal als Überraschung vom Dienst gedacht, ein journalistischer Schachzug, der vermutlich genial sein sollte, mittlerweile indessen ein vorhersagbares Ritual.
Ich glaube nicht, dass die "Spiegel"-Leute so naiv waren, eine auf Wiederholung ausgelegte Kolumne dauerhaft als Überraschung etablieren zu können. Aber ein "Hey. schaut mal, wie bunt wir sind! Wir sind nicht nur das Werbeblatt für Rot-(Rot)-Grün!", das wollte man wohl schon noch signalisieren. Aber allein schon dadurch, dass die Fleischhauerschen Selbstverständlichkeiten (hat der Mann je mal etwas wirklich Kontroverses von sich gegeben?) in seinem Umfeld so drastisch herausstechen, lässt sich erkennen, welche generelle Linie dort gefahren wird. Aus "Spiegel"-Sicht ist jemand mit der Meinung von Fleischhauer ungefähr in eine Reihe zu stellen mit Krampf-Feministinnen und alten Männern, die sich mit Punkerhaarschnitten lächerlich machen.
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