Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden  

ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 59 Antworten
und wurde 4.719 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2 | 3
Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

07.09.2017 03:06
Warum lasst ihr sie nicht reden? Antworten

Man muss kein AfD-Freund* sein, um sich über das "Weidel-Tribunal" aufzuregen.
https://zettelsraum.blogspot.de/2017/09/...icht-reden.html



* Ist man allerdings einer, so sollte man sich 5 Stück am Tag davon wünschen...

Free speech is so last century. (Brendan O'Neill)

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

07.09.2017 09:53
#2 RE: Warum lasst ihr sie nicht reden? Antworten

Zitat von Meister Petz im Beitrag #1
Man muss kein AfD-Freund* sein, um sich über das "Weidel-Tribunal" aufzuregen.

Ich sehe da wenig Grund zur Aufregung.
So mies der politische Fernseh-Journalismus allgemein ist, beim Umgang mit der AfD scheinen die staatlichen Sender inzwischen eingesehen zu haben, daß man "sie reden lassen" muß. Auch die Slomka war nur im gewohnten Maße selbstherrlich, aber gegen alle teilnehmenden Politiker, Weidel wurde nicht speziell schlechter behandelt.

Und der Anlaß für ihren inszenierten Abgang war ja ein gewöhnlicher Streit zwischen den teilnehmenden Politikern: Der CSU-Mann erzählt etwas, Weidel unterbricht ihn mit einer Unterstellung, der kontert mit einer sachfremden Beleidigung. Allseitig mieses Niveau, aber das muß man halt aushalten. Es war jedenfalls nicht der Fall, daß Weidel nicht angemessen zu Wort gekommen wäre.
Slomka hat sich erst mit dem Nachkarten unprofessionell verhalten, aber das war natürlich nicht der Auslöser für Weidels Auszug. Und die sogleich veröffentlichte Erklärung paßte auch überhaupt nicht zum Verlauf der Sendung.
Da hatten Weidel und Berater offenbar darauf spekuliert, daß die ZDF-Leute in gewohnt einseitiger Manier schon einen Vorwand fürs "Mimimi" liefern würden. Und schon den entsprechenden Text vorbereitet. Aber als das dann nicht passierte, wurde stattdessen die CSU als Auslöser für den Abgang benutzt.

Ansonsten sind wir uns völlig einig, daß man auch Spinner und Extremisten reden lassen sollte. Begrenzt natürlich vom Strafrecht. Daß dieses Strafrecht in Deutschland auch die Holocaust-Verleugnung abdeckt ist eine Besonderheit, die kann man kritisch diskutieren. Aber wenn nun der Honigmann doof genug war sich deswegen verknacken zu lassen, dann würde ich das gelassen sehen. Er schreibt bestimmt wieder mit ganz neuem Schwung, wenn er wieder zu Hause ist.

Martin Offline



Beiträge: 4.129

07.09.2017 10:01
#3 RE: Warum lasst ihr sie nicht reden? Antworten

Wallasch hat den Vorfall auf TE thematisiert und hat nach aktuellem Stand wohl eine der höchsten Resonanzen von 385 Zuschriften erhalten. Ich würde mal behaupten, dass sich dort künftige AfD-Wähler getroffen haben. Wäre ich Wahlforscher, gäbe mir das zu bedenken. So ein mediales Ereignis spült möglicherweise viel mehr Stimmverhalten hoch als eine Umfrage, bei der die Hemmschwelle zu einer ehrlichen Antwort schwer einzuschätzen ist.

Ob die AfD durch einen solchen Vorfall mehr Wähler gewinnt wage ich nicht zu prognostizieren. Die Reaktion aber zeigt, dass es eine ganze Menge zu geben scheint und dass die eine ziemliche Wut im Bauch haben. TE müsste dann ja noch wissen, wie viel Kommentar gleich gar nicht freigeschaltet wurde.

Gruß, Martin

nachdenken_schmerzt_nicht Offline




Beiträge: 2.007

07.09.2017 10:20
#4 RE: Warum lasst ihr sie nicht reden? Antworten

Zitat von Warum lasst ihr sie nicht reden?
Wie gesagt, dieser Haltungsjournalismus ist aus professioneller Sicht ein Problem an sich, keine Frage. Aber warum halten so viele daran fest, obwohl er ja offensichtlich erfolglos ist? Allein die Emotionen erklären das nicht. Die Antwort liegt am Ende meines Beispiels: Weil sie - ähnlich wie Sie als Merkelgegner die CDU-Wähler - ihre Zuschauer für uneinsichtig und erziehungsbedürftig halten.

Ich denke, damit hast du den Kern der Sache getroffen. Zu einem recht ähnlichen Schluß kam ich ja, zu ähnlichem Anlaß, auch schon einmal in diesem Blog: Es ist das Herrschaftsgebaren absolutistischer Herrscher gegenüber ihren unmündigen Untertarnen.

Bei diesem Herrschaftsgebaren, das noch als ergänzende Detaileinschätzung zu deinem (nach meiner Ansicht) richtigen Befund, spielt auch Eitelkeit eine meines Ermessens nicht kleine Rolle. Frei nach Descartes Diktum, dass Verstand die am gerechtesten verteilte Sache der Welt sei, weil keiner mit der Zuteilung des eigenen Verstandes unzufrieden ist, fühlen sich die hier von dir kritisierten Protagonisten sogar überreich mit demselben bedacht.

Es ist genau das, was mir Leute wie Kleber, Slomka oder diese "alle gegen einen" Tribunale so abgrundtief unsympathisch macht: Das mangelnde Zugeständnis an jeden anderen Menschen gleich zu sein in Rechten und Bedürfnissen. Und damit treten sie mit Füßen, was sie an anderen Stellen so gerne einfordern und darauf ihre Moral gründen.

Du magst mir das jetzt glauben oder nicht: In deiner fiktiven „Merkelrunde“, würde ich ein johlendes Publikum um so mehr als Anlaß für einen respektvollen und fairen Umgang mit ihr nehmen. Sonst könnte ich nicht mehr in den Spiegel schauen und wahrscheinlich reagiere ich deswegen auf diese Empathie losen, selbstverliebten Narzissten wie Slomka so allergisch. Mein Verhalten hat für mich aber nichts damit zu tun, was ich dem Publikum an Urteilskraft zutraue, sondern damit, dass ich mich in den gegenüber hineinversetzen kann. Das ist Empathie im zwischenmenschlichen Bereich. Wo diese fehlt, wird’s gefährlich und ich glaube manchmal zu beobachten, dass gerade diejenigen, die Empathie so gerne institutionalisieren, im direkten, zwischenmenschlichen Kontakt dazu unfähig sind.

Ein weiteres Beispiel, dass zu deinem Befund hier wunderbar passt, begegnete mir heute Morgen in Form eines SPD Wahlplakates. Ich dachte schon darüber nach, dazu eine Marginalie zu schreiben, aber es passt wunderbar hierher.

Das Plakat bestand aus dem Slogan:
„SPD: Bildung darf nichts kosten. Außer etwas Anstrengung.“

Warum nur "etwas"? Warum läßt man das nicht weg? Warum ist man nicht ehrlich und schreibt statt "etwas" "viel", denn der Weg zu Bildung hält durchaus viel Anstrengung bereit?

Meine Antwort wäre, weil man seine (potentiellen) Wähler nicht nur für unmündig, sondern auch für arbeitsscheu hält. Was für ein abstoßendens Menschenbild, auch bei denen, die sich selbst gerne in wohlfeiler Menschlichkeit sonnen.

In den grundlegenden Dingen haben sich die Menschen in den letzten paar tausend Jahren nun mal nicht geändert. Man kann nur hoffen, dass unsere freiheitliche, rechtsstaatliche Verfassung Bestand hat.

Herzlich


nachdenken_schmerzt_nicht

"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

07.09.2017 10:20
#5 RE: Warum lasst ihr sie nicht reden? Antworten

Zitat
Auch die Slomka war nur im gewohnten Maße selbstherrlich, aber gegen alle teilnehmenden Politiker, Weidel wurde nicht speziell schlechter behandelt.


Fand ich gar nicht, wobei ich Dir zustimme, dass Frau Weidel im Gegensatz zur Fünferrunde davor schon deutlicher auf Krawall gebürstet war und es schon drauf angelegt hat, dass sowas passiert. Aber sie hat z.B. die Flintenuschi kein einziges Mal irgendwie von der Seite angegangen, und Kipping durfte auch ihren ganzen Quark völlig ungestört dahersalbadern. Wie gesagt, eine kritische Interviewführung ist völlig OK, aber hier fand ich doch ein Ungleichgewicht. Das war astreine "Keine-Plattform"-Strategie.

Man kann natürlich mit Recht einwenden, dass das für die eingefleischten Fans völlig egal ist (man bewundere mal hier die Kommentare: https://www.youtube.com/watch?v=zlTqeBL_PUU , das passiert also auch bei einem ausgewogenem Interview).

Gruß Petz

Free speech is so last century. (Brendan O'Neill)

vielleichteinlinker Offline



Beiträge: 504

07.09.2017 10:54
#6 RE: Warum lasst ihr sie nicht reden? Antworten

Zitat
Wie gesagt, eine kritische Interviewführung ist völlig OK, aber hier fand ich doch ein Ungleichgewicht. Das war astreine "Keine-Plattform"-Strategie.



Eher nicht. Weidel hatte ausgerechnet vor ihrem Flüchtlingsauftritt Scheuer permanent von der Seite angeblökt. Übrigens für eine Aussage, die zuvor von der FDP schon kam. Aber das war wohl zu früh um die Sendung zu verlassen.

Ansonsten: Kompliment an die AfD, schön inszeniert, schön gespielt. Gut gemachtes Theater, was sonst noch so besprochen wurde in der Sendung, weiß heute kein Mensch mehr.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

07.09.2017 11:05
#7 RE: Warum lasst ihr sie nicht reden? Antworten

Zitat
Ansonsten: Kompliment an die AfD, schön inszeniert, schön gespielt. Gut gemachtes Theater, was sonst noch so besprochen wurde in der Sendung, weiß heute kein Mensch mehr.


Doch, mir ist Maas noch in Erinnerung, wie er (und da passt n_s_ns Beschreibung des Absolutismus wirklich) sich in unverhohlener Arroganz gegen Steuersenkungen ausgesprochen hat. Da kam wirklich dieses Selbstverständnis raus, dass er den Bürger für unmündig hält, mit Geld umzugehen, weshalb der Staat ihm das abnehmen soll.

Aber was das Theater angeht: Es macht für mich keinen Unterschied, ob Weidel ihren Abgang inszeniert hat oder nicht. Das ist politisches Tagesgeschäft (man erinnere sich noch an Peter Müllers Begriff des "legitimen Theaters"). Aber ich finde, dass Slomkas Verhalten (vorher und nachher) sie dafür belohnt.

Gruß Petz

Free speech is so last century. (Brendan O'Neill)

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

07.09.2017 11:15
#8 RE: Warum lasst ihr sie nicht reden? Antworten

Zitat von Meister Petz im Beitrag #5
... aber hier fand ich doch ein Ungleichgewicht.

Da müßte man nun die Redezeit nachmessen, wie das beim "Fünfkampf" gemacht wurde. Ich glaube nicht, daß Weidel nennenswert weniger zu Wort kam.
Daß die Slomka alleine schon von der Mimik deutlich zeigt, wo ihre persönlichen Präferenzen liegen, das ist gewohnt unprofessionell, aber noch keine Totschweige-Strategie.

Meine persönliche Vermutung ist, daß die AfD den Eklat gesucht hat, weil die normale Teilnahme an den Diskussionen der letzten Zeit eher nachteilig für sie war. Nicht daß ihre Vertreter nun besondere Fehler gemacht hätten - aber es waren glanzlose Auftritte, da kam nicht rüber, daß hier eine wirkungsvolle Alternative gegen "das System" möglich wäre.
Dann doch lieber publikumswirksam den Opfer-Status inszenieren und die Aufmerksamkeit von den Themen wegkriegen.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

07.09.2017 11:18
#9 RE: Warum lasst ihr sie nicht reden? Antworten

Zitat von Meister Petz im Beitrag #7
Aber was das Theater angeht: Es macht für mich keinen Unterschied, ob Weidel ihren Abgang inszeniert hat oder nicht. Das ist politisches Tagesgeschäft (man erinnere sich noch an Peter Müllers Begriff des "legitimen Theaters").

Ja selbstverständlich. Ich mache Weidel keinen moralischen Vorwurf wegen ihrer Inszenierung, das ist alles noch im legitimen Bereich. Aber reinfallen sollte man auf das Schauspiel natürlich nicht.

Zitat
Aber ich finde, dass Slomkas Verhalten (vorher und nachher) sie dafür belohnt.


Auch da Zustimmung. Slomka hat der AfD m. E. keinen echten Grund für das Protest-Mimimi geliefert, aber sie bot natürlich (gerade auch hinterher) die geeignete Kulisse für die AfD-Inszenierung. Mit einer weniger arrogant wirkenden Moderatorin hätte das nicht so gewirkt.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

07.09.2017 11:33
#10 RE: Warum lasst ihr sie nicht reden? Antworten

Zitat
Daß die Slomka alleine schon von der Mimik deutlich zeigt, wo ihre persönlichen Präferenzen liegen, das ist gewohnt unprofessionell, aber noch keine Totschweige-Strategie.


Ich versuche nochmal zu erklären, was ich meine. Es geht nicht um Totschweigen. Das ist das Argument der AfD, die sagt, "das System macht uns mundtot", "man darf ja nix sagen", "Zensur" blablabla mimimi. Da sind wir uns völlig einig, das findet nicht oder zumindest nicht mehr statt.

"Keine Plattform" bedeutet aber aus meiner Sicht etwas anderes. Nämlich dass man ganz offensichtlich klarstellt, dass man nicht nur anderer Meinung ist, was für ein Format mit mehreren aufeinandertreffenden Meinungen für sich schon problematisch ist, weil man damit zwangsläufig sich auf die Seite der Gegenpartei stellt. Es geht aber darüber hinaus - man will demonstrieren, dass man sozusagen alle Möglichkeiten ausschöpft, die entsprechende Person bzw. Partei bloßzustellen, und feiert sich damit als Bewahrer der "richtigen" Haltung. Der englische Begriff des "virtue signalling" trifft es am besten.

Das gilt übrigens nicht nur für Talkrunden, sondern auch für die inszenierten Auftrittsverbote - aktuell will die Stadt Nürnberg einen Auftritt von Gauland in der Meistersingerhalle verhindern. Begründung: "Sorge um ihr Ansehen als 'Stadt des Friedens und der Menschenrechte'". Die wissen genau, dass das nächste Verwaltungsgericht mit 99% Wahrscheinlichkeit dieses "Verbot" kippt, aber man hat ja "alles dafür getan", dass der böse Mann nicht in Spuckweite des Reichsparteitagsgeländes sprechen darf.

Gruß Petz

Free speech is so last century. (Brendan O'Neill)

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

07.09.2017 12:07
#11 RE: Warum lasst ihr sie nicht reden? Antworten

Zitat von Meister Petz im Beitrag #10
"Keine Plattform" bedeutet aber aus meiner Sicht etwas anderes.

OK, das hatte ich nicht verstanden. Für mich klang das exakt wie die Totschweige-Strategie.

Zitat
Der englische Begriff des "virtue signalling" trifft es am besten.


Gut, da kann ich mitgehen. "signalling" hat Slomka natürlich reichlich betrieben, und das ist für eine Moderatorin unprofessionell.

Zitat
... aktuell will die Stadt Nürnberg einen Auftritt von Gauland in der Meistersingerhalle verhindern.


Volltrottel.
Du hast völlig recht: Das ist ein Spiel, bei dem sich heuchelnde Gutmenschen und AfDler gegenseitig hochschaukeln und die jeweils andere Seite stärken.
Nennt sich anderswo "Bootleggers and Baptists".

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.430

07.09.2017 12:17
#12 RE: Warum lasst ihr sie nicht reden? Antworten

Informationen ungefiltert und ungeschnitten weiterzugeben wäre sicher mal ein interessantes Experiment für die ÖR.

Allerdings kämen da noch viele weitere Augenöffner in Betracht. Originalzitate von grünen Spitzenpolitikern. Oder von denen der Linke. Übersetzungen von islamischen Predigten - mitten in Deutschland. Strafverfahren gegen Peta. Stellungnahmen von Wissenschaftlern zur neusten Anti-Auto-Kampange.

Ganz am Anfang wollte Focus mal diese journalistische Lücke füllen (Fakten, Fakten, Fakten) und jetzt selbst ein Fakenews-Schmierenblatt. Hart aber Fair ist auch mit diesem Anspruch angetreten und hat es genau in der ersten Sendung durchgehalten, dann war wieder Schluss damit.

___________________
Kommunismus mordet.
Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.

nachdenken_schmerzt_nicht Offline




Beiträge: 2.007

07.09.2017 12:22
#13 RE: Warum lasst ihr sie nicht reden? Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #9
Ich mache Weidel keinen moralischen Vorwurf wegen ihrer Inszenierung, das ist alles noch im legitimen Bereich.
Höchstwahrscheinlich war das eine Inszenierung aber gleich wie man dazu steht, geht es wohl um etwas anderes: Ich glaube es hat viel mit fehlendem Anstand zu tun.

Vera Lengsfeld mag oft polemisch über das Ziel hinausschießen, mit Ihrem Kommentar zu diesem Vorfall auf der ADG trifft sie allerdings ins Schwarze. Zumindest was mich betrifft: Wenn man bei "viele gegen einen" mit draufhaut, läßt man jeden bürgerlichen Anstand vermissen. Das wiegt um so schwerer bei denen, wo man bürgerlichen Anstand eigenlich noch erwarten würde.

Ob das von Weidel alles inszeniert war oder nicht, spielt für diese Betrachtung gar keine Rolle. Meine Oma hätte gesagt: "Sowas tut man nicht." Dieser bürgerliche Anstand scheint allerdings auf dem Rückzug.

Dass dieser bürgerliche Anstand (hätte er denn stattgefunden) höchstwahrscheinlich denen mit anständigem Verhalten und nicht Weidel und ihrer AfD geholfen hätte, hat Petz meines Ermessens richtig beschrieben. Nur das merken die Anstandlosen längst nicht mehr: Das Anstand eben im Kern aus den Notwendigkeiten eines freien und verträglichen Miteinanders entsteht.

Zettel hat dazu übrigens im Rahmen seiner OsterplauderEIen einen für mich äußerst erhellenden Artikel verfasst, der die Reziprozität von Anstand als Gradmesser für die Freiheit innerhalb einer Gesellschaft beschreibt. Zettel formuliert seine Gedanken dazu in Bezug auf Freundlichkeit, nicht auf Anstand, verbindet diese Freundlichkeit aber auch mit guten Manieren, was im Kern Anstand ist.

Bitte recht freundlich! Über gute Manieren.

Beim Verfolgen dieses Tribunals (ob inszeniert oder nicht) kann einem, folgt man Zettels Beitrag, durchaus um die Freiheit innerhalb unserer Gesellschaft Angst um Bang werden.

Herzlich


nachdenken_scherzt_nicht

"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu

strubbi77 Offline



Beiträge: 337

07.09.2017 12:33
#14 RE: Warum lasst ihr sie nicht reden? Antworten

Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #4
Das Plakat bestand aus dem Slogan:
„SPD: Bildung darf nichts kosten. Außer etwas Anstrengung.“

Warum nur "etwas"? Warum läßt man das nicht weg? Warum ist man nicht ehrlich und schreibt statt "etwas" "viel", denn der Weg zu Bildung hält durchaus viel Anstrengung bereit?

Meine Antwort wäre, weil man seine (potentiellen) Wähler nicht nur für unmündig, sondern auch für arbeitsscheu hält. Was für ein abstoßendens Menschenbild, auch bei denen, die sich selbst gerne in wohlfeiler Menschlichkeit sonnen.
Das "etwas" finde ich auch extrem befremdlich. Die "Malocher"partei eben. Um auf ein gewisses Fachniveau zu kommen reicht "etwas" nicht aus, da muss man schon Durchhaltewillen und entweder Ehrgeiz oder Talent haben.

Aber das würde ja dagegen sprechen, dass jeder alles erreichen kann. Er muss es nur wollen. Und genau dieses Bild ist grundfalsch.
Man könnte jetzt der SPD zugutehalten, dass sie "etwas"

Zitat von Duden->etwas
1. a. bezeichnet ein nicht näher Bestimmtes, eine [gewisse] Sache, ein Ding, Wesen o. Ä.
b. bezeichnet eine nicht näher bestimmte Sache, die bedeutsam erscheint
c. bezeichnet einen nicht näher bestimmten Anteil
2. ein bisschen, ein wenig

im Sinne von 1.c. definiert hat. Aber Mehrdeutigkeiten gehen zulasten des Senders. Somit gilt für mich 2. und das ist bei Bildung zu wenig. Es wird so oft über die Lehrer geschimpft aber wenn die Eltern+Schüler mit so einer Anspruchshaltung kommen, dass ein wenig Anstrengung ausreicht um maximalen Bildungserfolg zu erreichen, dann muss man diese in Schutz nehmen.

strubbi
Es geht nichts verloren, ausser der Fähigkeit es wiederzufinden.

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 14.544

07.09.2017 12:46
#15 RE: Warum lasst ihr sie nicht reden? Antworten

Ich zitier mal, audiatur et altera pars, die Stellungnahme eines der ma(a)sgeblichen Protagonisten.

Zitat
Heiko Maas
Gestern um 11:31 ·
..
Wir sollten uns hüten, auf diese geplante, peinliche Inszenierung hereinzufallen. Es ist ein billiger Trick von Rechtspopulisten, sich als Opfer darzustellen. In Wirklichkeit sind es geistige Brandstifter.

Demokraten debattieren, aber daran hat die AfD keinerlei Interesse. Sie spaltet, hetzt, radikalisiert und duldet Neonazis in den eigenen Reihen. Nicht alle Wähler der AfD sind Rechtsradikale, aber die Partei versucht offensichtlich, das Erbe der NPD anzutreten.



https://www.facebook.com/heiko.maas.98/



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Kallias Offline




Beiträge: 2.310

07.09.2017 12:54
#16 RE: Warum lasst ihr sie nicht reden? Antworten

Zitat von strubbi77 im Beitrag #14
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #4
Das Plakat bestand aus dem Slogan:
„SPD: Bildung darf nichts kosten. Außer etwas Anstrengung.“

Warum nur "etwas"? Warum läßt man das nicht weg? Warum ist man nicht ehrlich und schreibt statt "etwas" "viel", denn der Weg zu Bildung hält durchaus viel Anstrengung bereit?

Meine Antwort wäre, weil man seine (potentiellen) Wähler nicht nur für unmündig, sondern auch für arbeitsscheu hält. Was für ein abstoßendens Menschenbild, auch bei denen, die sich selbst gerne in wohlfeiler Menschlichkeit sonnen.
Das "etwas" finde ich auch extrem befremdlich. Die "Malocher"partei eben. Um auf ein gewisses Fachniveau zu kommen reicht "etwas" nicht aus, da muss man schon Durchhaltewillen und entweder Ehrgeiz oder Talent haben.
Aus hobbywerbepsychologischer Sicht vermute ich einen anderen Grund für das Wörtchen "etwas": das Wort "Anstrengung" erinnert an die damit verbundenen unangenehmen Gefühle, die sich mit dem Kontext SPD, Schulz etc. assoziieren könnten. Durch die Verniedlichung wird das vermieden.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

07.09.2017 13:32
#17 RE: Warum lasst ihr sie nicht reden? Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #12
Informationen ungefiltert und ungeschnitten weiterzugeben wäre sicher mal ein interessantes Experiment für die ÖR.

Allerdings kämen da noch viele weitere Augenöffner in Betracht. Originalzitate von grünen Spitzenpolitikern. Oder von denen der Linke. Übersetzungen von islamischen Predigten - mitten in Deutschland. Strafverfahren gegen Peta. Stellungnahmen von Wissenschaftlern zur neusten Anti-Auto-Kampange.

Ganz am Anfang wollte Focus mal diese journalistische Lücke füllen (Fakten, Fakten, Fakten) und jetzt selbst ein Fakenews-Schmierenblatt. Hart aber Fair ist auch mit diesem Anspruch angetreten und hat es genau in der ersten Sendung durchgehalten, dann war wieder Schluss damit.

Aber woran liegt das?

Auf die Gefahr hin zu langweilen, ich behaupte, das liegt an der grundsätzlichen Mischung aus Konsensbedürfnis und Obrigkeitshörigkeit in weiten Teilen der Gesellschaft und quer durchs politische Spektrum. Die machen das, weil das Publikum es so will. Das Publikum will nicht den Wettbewerb der Argumente, sondern eine Berichterstattung, die der eigenen Meinung entspricht, und eine Politik, die diese Meinung in möglichst rigide Gesetze gießt, die das Gegenteil nicht zulassen.

Man merkt das ja ganz gut an den von mir zitierten Reaktionen der AfD-Fans auf die im Blog erwähnten, vergleichsweise ausgeglichenen Interviews auf Phoenix und der DW. Die unterscheiden sich in keinem Deut von den Reaktionen auf Slomka.

Und mal ganz ernsthaft und auf Ehre: Meint denn hier wirklich irgendjemand, dass ein AfD naher Journalist wie Fest oder Elsässer vor einem mehrheitlich AfD nahem Publikum mein "Merkelexperiment" bestehen würde?

Gruß Petz

Free speech is so last century. (Brendan O'Neill)

hubersn Offline



Beiträge: 1.342

07.09.2017 14:07
#18 RE: Warum lasst ihr sie nicht reden? Antworten

Zitat von Meister Petz im Beitrag #17

Aber woran liegt das?

Auf die Gefahr hin zu langweilen, ich behaupte, das liegt an der grundsätzlichen Mischung aus Konsensbedürfnis und Obrigkeitshörigkeit in weiten Teilen der Gesellschaft und quer durchs politische Spektrum. Die machen das, weil das Publikum es so will. Das Publikum will nicht den Wettbewerb der Argumente, sondern eine Berichterstattung, die der eigenen Meinung entspricht, und eine Politik, die diese Meinung in möglichst rigide Gesetze gießt, die das Gegenteil nicht zulassen.



Ist es nicht egal, woran das liegt?

Die einzige Rechtfertigung für den ÖR-Betrieb ist doch die durch Zwangsgebühren erlangte Unabhängigkeit von der Publikumsgunst. Wenn die Unfähigen nicht gleichzeitig einen hochbezahlten und zudem sicheren Arbeitsplatz hätten, sie könnten mit etwas mehr Nachsicht rechnen.

Gruß
hubersn

--
Mein Politik-Blog: http://politikblog.huber-net.de/
Mein Mischmasch-Blog: http://miscblog.huber-net.de/

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

07.09.2017 14:13
#19 RE: Warum lasst ihr sie nicht reden? Antworten

Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #13
Wenn man bei "viele gegen einen" mit draufhaut, läßt man jeden bürgerlichen Anstand vermissen.

Die Wertschätzung für "bürgerlichen Anstand" teile ich. Den sollte man auch bei heftigen Diskussionen wahren - was aber durchaus auch mit aggressivem Vorgehen kompatibel ist.

Ob es an Anstand gefehlt hat, kann man aber nur an den Äußerungen selber messen. Im Rahmen einer politischen Diskussion (noch dazu in der heißen Wahlkampfphase) geht da manches, was im Kaffeekränzchen degoutant wäre. Gerade in der Politik gilt eben auch "if you can't stand the heat" ...
Ich kann mich nicht erinnern, ob in der fraglichen Diskussion Äußerungen gefallen sind, die wirklich gegen den Anstand verstoßen. Die zum Auslöser des Eklats benutzten Worte des CSUlers taten dies jedenfalls nicht, insbesondere als Reaktion auf Weidels grenzwertigem Zwischenruf.
Überhaupt scheint mir die AfD ein relativ schlechtes Beispiel zu sein für "Anstand" in der Politik, insbesondere auch angesichts dessen, was da innerparteilich läuft.

Was nun aber völlig irrelevant ist, das ist das Zahlenverhältnis. Was Frau Lengsfeld da schreibt, ist absurd unpolitisch. Als würde sie es dem FC Bayern zum Vorwurf machen, wenn er 3:0 führt und trotzdem noch versucht ein Tor zu schießen.
"Alle gegen Einen" ist nicht nur zulässig. Wenn jemand eine Position hat, und die anderen alle eine andere, dann dürfen die anderen trotzdem alle ihre Position vertreten. Und auch alle dem Einen widersprechen. Das muß er aushalten - eine Position ist nicht besonders schützenswert, nur weil alle anderen sie für doof halten.

Und vor allem: Im politischen Bereich ist "Alle gegen Einen" ein immenser taktischer Vorteil. Dann hat man nicht nur den Jackpot, nämlich ein Alleinstellungsmerkmal, man hat es auch geschafft, die Diskussion darauf zu fokussieren. Für mich sind ja "Alle gegen Einen"-Diskussionen im politischen Bereich immer das Normale gewesen. Das macht nicht nur mehr Spaß, sondern bringt auch Erfolg.

Und für die AfD ist ja "Alle gegen Einen" die gewußt gewählte strategische Grundposition. Alleine schon der Name! Sie betrachten sich nicht als Teil des Spektrums, sondern als Alternative zum "etablierten" Spektrum. Dieskussionen laufen schlecht für die AfD, wenn sie nur als eine von mehreren Positionen dasteht wie beim "Fünfkampf" am Montag. Erst wenn die Frontbildung funktioniert und die AfD alleine dasteht kann der volle Mobilisierungserfolg erreicht werden. Und als Kulisse für die "Mimimi"-Opferrolle ist "Alle gegen Einen" ohnehin absolut notwendig.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

07.09.2017 14:30
#20 RE: Warum lasst ihr sie nicht reden? Antworten

Zitat von hubersn im Beitrag #18
Die einzige Rechtfertigung für den ÖR-Betrieb ist doch die durch Zwangsgebühren erlangte Unabhängigkeit von der Publikumsgunst. Wenn die Unfähigen nicht gleichzeitig einen hochbezahlten und zudem sicheren Arbeitsplatz hätten, sie könnten mit etwas mehr Nachsicht rechnen.

Und genau hier liegt die Crux - wahrscheinlich ist auch die journalistische Qualität genau deswegen in den Spartensendern hoch und im ZDF nicht. Denn das ZDF will Publikumsgunst haben. Dazu gibt es einen schönen Rant vom ehemaligen ZDF-Mitarbeiter (und jetzigen Tichykolumnisten) Wolfgang Herles:

Zitat
Auch im Mainstream kann man nicht ertrinken. Die öffentlich-rechtlichen Medien halten sich daran. Zur Hofberichterstattung fehlt oft nicht viel. Kein Wunder, dass ARD und ZDF, wie jüngste Umfragen bestätigen, als Teil des Systems und nicht als unabhängige journalistische Instanzen gesehen werden. Nicht Angela Merkel übt Zensur, sondern der Teufel der Gefallsucht.

http://www.tagesspiegel.de/medien/oeffen...n/13556944.html

Gruß Petz

Free speech is so last century. (Brendan O'Neill)

Emulgator Offline



Beiträge: 2.875

07.09.2017 14:39
#21 RE: Warum lasst ihr sie nicht reden? Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #15
Ich zitier mal, audiatur et altera pars, die Stellungnahme eines der ma(a)sgeblichen Protagonisten.

Zitat
Heiko Maas
Gestern um 11:31 ·
..
Wir sollten uns hüten, auf diese geplante, peinliche Inszenierung hereinzufallen. Es ist ein billiger Trick von Rechtspopulisten, sich als Opfer darzustellen. In Wirklichkeit sind es geistige Brandstifter.

Demokraten debattieren, aber daran hat die AfD keinerlei Interesse. Sie spaltet, hetzt, radikalisiert und duldet Neonazis in den eigenen Reihen. Nicht alle Wähler der AfD sind Rechtsradikale, aber die Partei versucht offensichtlich, das Erbe der NPD anzutreten.


https://www.facebook.com/heiko.maas.98/



Was ist denn dieses Debattieren? Nach meinem Verständnis gehört dazu, sich über einsichtige Prämissen zu einigen, Argumente auszutauschen und gegenseitig deren Validität zu prüfen. Jemanden einen "geistigen Brandstifter" zu nennen, ihm irgendetwas zu unterstellen oder ihn schuldig durch Assoziation zu sprechen, ist jedenfalls keine valide Argumentation.

Wenn Maas und Genossen nichts besseres gegen die AfD einfällt, gönne ich ihnen eine ordentliche Zahl von AfD-Abgeordneten im künftigen Bundestag, mit denen sie sich gegenseitige solche ad-hominem-Argumente an den Kopf werfen können.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

07.09.2017 14:52
#22 RE: Warum lasst ihr sie nicht reden? Antworten

Zitat
Was ist denn dieses Debattieren? Nach meinem Verständnis gehört dazu, sich über einsichtige Prämissen zu einigen, Argumente auszutauschen und gegenseitig deren Validität zu prüfen. Jemanden einen "geistigen Brandstifter" zu nennen, ihm irgendetwas zu unterstellen oder ihn schuldig durch Assoziation zu sprechen, ist jedenfalls keine valide Argumentation.

Wenn Maas und Genossen nichts besseres gegen die AfD einfällt, gönne ich ihnen eine ordentliche Zahl von AfD-Abgeordneten im künftigen Bundestag, mit denen sie sich gegenseitige solche ad-hominem-Argumente an den Kopf werfen können.


Maas und #Pöbelralle unterscheiden sich tatsächlich weder im Niveau noch in Punkto Selbstgerechtigkeit von denen, die sie vorgeblich bekämpfen und denen sie faktisch die Stimmen zuschanzen.

Gruß Petz

Free speech is so last century. (Brendan O'Neill)

Florian Offline



Beiträge: 3.179

07.09.2017 15:31
#23 RE: Warum lasst ihr sie nicht reden? Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #19
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #13
Wenn man bei "viele gegen einen" mit draufhaut, läßt man jeden bürgerlichen Anstand vermissen.

Die Wertschätzung für "bürgerlichen Anstand" teile ich. Den sollte man auch bei heftigen Diskussionen wahren - was aber durchaus auch mit aggressivem Vorgehen kompatibel ist.

Ob es an Anstand gefehlt hat, kann man aber nur an den Äußerungen selber messen. Im Rahmen einer politischen Diskussion (noch dazu in der heißen Wahlkampfphase) geht da manches, was im Kaffeekränzchen degoutant wäre. Gerade in der Politik gilt eben auch "if you can't stand the heat" ...
Ich kann mich nicht erinnern, ob in der fraglichen Diskussion Äußerungen gefallen sind, die wirklich gegen den Anstand verstoßen. Die zum Auslöser des Eklats benutzten Worte des CSUlers taten dies jedenfalls nicht, insbesondere als Reaktion auf Weidels grenzwertigem Zwischenruf.
(...)


Absolute Zustimmung.
Dass in der heißen Wahlkampf-Phase mit harten Bandagen gekämpft wird ist absolut ok.

Ich würde sogar noch weiter gehen:
Es ist selbst ok, wenn man dabei persönlich wird.

Denn zur Wahl steht nicht nur das Wahlprogramm - sondern auch konkrete Personen, die das dann mit leben füllen werden.
Gerade hier im Forum wird ja oft auf das Problem hingewiesen: das offizielle Wahlprogramm 2013 der CDU wäre ja ok gewesen. Aber Merkel hat sich daran dann schlicht nicht gehalten. Und es sind eben gewisse Charaktereigenschaften von Frau Merkel (und weniger das offizielle Parteiprogramm), die die CDU für manche hier im Forum nicht mehr wählbar machen.
Dass der politische Gegner auch die handelnden Personen kritisch unter die Lupe nimmt ist daher absolut legitim.
Und das ist auch im Falle der AfD legitim.

Geht mir persönlich übrigens auch so: Wenn ich mir das Wahlprogramm der AfD anschaue gefällt mir da sehr viel sehr gut. Man wünscht sich oft, dass die z.B. die FDP in der Energiepolitik eine ähnlich klare marktwirtschaftliche Position vertreten würde wie die AfD.
Aber das Wahlprogramm der AfD ist das eine. Die zur Wahl stehenden Personen das andere. Und es ist absolut legitim, wenn der politische Gegner extreme Aussagen einzelner AfD-Politiker herauskramt um diese in die Nazi-Ecke zu stellen. Genauso wie seinerzeit die "rote Socken"-Kampagne der CDU legitim war, um auf SED-Altlasten in der PDS hinzuweisen.
Gebracht hat das damals der CDU wenig, vermutlich wird es auch diesmal im Kampf gegen die AfD nicht viel bringen. Aber legitim ist es natürlich.

Während ich also harte Bandagen im Kampf "Partei gegen Partei" für absolut in Ordnung halte, halte ich parteiischen Journalismus für nicht in Ordnung.
Frau Slomka ist ein Musterbeispiel für solcherart schlechten Journalismus.
Ganz besonders eine Nachrichten-Sprecherin sollte sich beim Vortragen von Nachrichten einer eigenen Wertung enthalten. Trennung von Nachricht und Meinung eben. Und dagegen wird gerade im Heute-Journal von Klaus Kleber und Marietta Slomka in z.T. krasser Weise verstoßen.
Insofern teile ich auch die Kritik an Frau Slomka.
Allerdings fand ich die Reaktion von Frau Weidel dann doch übertrieben. SO krass falsch verhalten haben sich die Journalisten in der Gesprächsrunde dann eben auch nicht, dass man dafür gleich das Studio verlassen muss.
Und ganz konkret: die Sprüche des CSU-Generalsekretärs sind schlicht der falsche Anlass für eine solche Reaktion. Mit Anwürfen des politischen Gegners muss man sich als Politiker eben auseinandersetzen. Da hat man keinerlei Anspruch auf "vornehme Zurückhaltung" oder "bürgerlichen Anstand".

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

07.09.2017 18:15
#24 RE: Warum lasst ihr sie nicht reden? Antworten

Zitat von Meister Petz im Beitrag #10
aktuell will die Stadt Nürnberg einen Auftritt von Gauland in der Meistersingerhalle verhindern. Begründung: "Sorge um ihr Ansehen als 'Stadt des Friedens und der Menschenrechte'". Die wissen genau, dass das nächste Verwaltungsgericht mit 99% Wahrscheinlichkeit dieses "Verbot" kippt, aber man hat ja "alles dafür getan", dass der böse Mann nicht in Spuckweite des Reichsparteitagsgeländes sprechen darf.

War klar:

Zitat
Juristischer Sieg für die AfD: Eine Wahlkampfveranstaltung der Partei mit Spitzenkandidat Alexander Gauland in Nürnberg kann wie geplant am Samstag stattfinden.

http://www.rp-online.de/politik/ausland/...n-aid-1.7066522

Und jeder hat, was er wollte: Gauland und alle seine Besucher können sich im wohligen Außenseitertum suhlen und Maly und Genossen haben so getan, als ob sie "ein Zeichen setzen".

Gruß Petz

Free speech is so last century. (Brendan O'Neill)

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 14.544

07.09.2017 18:49
#25 RE: Warum lasst ihr sie nicht reden? Antworten

Der Vorschlag, mal ungefiltert alles durchzulasen, was so abgesondert wird, hat in der Tat so einiges für sich.

Nur dann auch bitte nicht nur unilateral. Von wejen Gleichheit und so. Die CSU beispielsweise hat gestern als Reaktion auf das Slomka-Desaster das hier als Wahlplakat für den Endspurt rausgehauen:

Zitat von Gestern um 15:23
CSU

Illegale Einwanderung verhindern!

+ Illegale Einreise muss strafbar bleiben!
+ Straffällige Migranten haben hier nichts zu suchen!
+ Abgelehnte konsequent abschieben!



https://www.facebook.com/CSU/photos/a.31...?type=3&theater
https://www.facebook.com/CSU/?ref=br_rs

Und der Herr Lindner von der Pünktchenpartei kam heute mit dem hier aus dem Knick:

Zitat
BILD-WAHL-INTERVIEW MIT FDP-CHEF CHRISTIAN LINDNER: Alle Flüchtlinge müssen zurück!



http://www.bild.de/politik/inland/christ...25272.bild.html

Immerhin kann man ihm nicht vorwerfen, daß er schamlos die rechtsextremen Forderungen der AfD einfach kopiert, um Gratispunkte abzugreifen. Dergleichen findet sich nämlich in deren Programmatik nicht. Näheres steht auf S. 120-22 unter Punkt 9.1 des Wahlprogramms.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Seiten 1 | 2 | 3
«« Pluralismus
 Sprung  



Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.



Xobor Xobor Forum Software
Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz