Die erste Strophe von Rilkes "Herbsttag" wird immer in drei Versen zitiert, obwohl sie, wenn man den Reim als Versende ansieht, eigentlich wie folgt lauten müsste:
Zitat Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, Und auf den Fluren Laß die Winde los.
Die beiden kurzen Verse am Ende der ersten Strophe sorgen erst für deren Großartigkeit.
Alles in allem: ein sehr schönes Gedicht Rilkes. Obwohl ich ja Hesses "Verfrühte[n] Herbst" - mit den Kornfeldern, die "leer und ohne Blick" dastehen (hat Kästner sein "stumm und ohne Blick" in "Kurt Schmidt, Statt einer Ballade" von dort oder umgekehrt?) und den Wettern, die "unserm müden Sommer das Genick" brechen - in seiner Mischung aus Poesie und prosaischem Ausdruck auch gern mag.
Der Binnenreim ist aber von Rilke so intendiert und in allen Buchfassungen so gehalten. Dergleichen setzt bei ihm zu der Zeit ein und wird dann im Spätwerk dominierend. (Bei Celan gibts ja genau die gleich Entwicklung - die frühen Sachen sind mit Paar- und Wechselreim und strenger Metrik; nur daß das bei ihm bis zur völligen Auflösung des Sprachflusses reicht. Bei Günter Eich übrigens auch.) Seit 2016 gibts beide Fassungen des Buchs der Bilder, 1902/06, in zeilengenauer Paginierung als POD:
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