Zur Abwechslung (schließlich ist dies das einundzwanzigste Jahrhundert, der Schauplatz so vieler Zukunftsliteratur) zum Jahresauftakt eine kleine Science Fiction-Erzählung.
Und in der neuesten Ausgabe des "Bargfelder Boten", Lfg. 417-419, Dezember 2017, finde ich heute dieses Zitat von Arno Schmidt:
Zitat MARTINA (etwas geschmeichelt=verleg'n; hastig): "Da ängstn se Ein'n mit GeschichtsZahln, noch vor Wihelm Conquestors Zeitn; mit zweidäutijn umwölktn Fragn über 'unterschweflige Salze' - in Schimmi hab ich ooch ne 4: läuft doch bloß auf einen 'weißen käsigen Niederschlag' hinaus, diese ganze ScheideKunst." (Abend mit Goldrand [1975], S. 17)
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
haben Sie das selbst geschrieben? Dann: Hut ab, wirklich sehr gut!
Über die Weihnachtsfeiertage habe ich übrigens einen SciFi-Roman gelesen, der in eine ähnliche Richtung geht wie Ihr Werk: Artemis (https://www.amazon.de/Artemis-Novel-Andy...eywords=artemis) von Andy Weir. Andy Weir ist der Autor des (sehr zu empfehlenden) "The Martian". Artemis spielt auf dem Mond. Mit recht ähnlichen Prämissen wie Ihr Werk. Speziell die Frage der ökonomischen Nachhaltigkeit und der technischen Machbarkeit einer Mondkolonie ist m.E. sehr gut ausgearbeitet. (Hier ist ein Interview des Ökonomen Tyler Cowen mit dem Autor Andy Weir zum Buch: https://medium.com/conversations-with-ty...an-7087b6873260 SEHR lesenswert). Und übrigens: Falls Sie Tyler Cowen nicht kennen: Er ist Autor des (sehr guten) Blogs www.marginalrevolution.com Ich lese den Blog gerne. Cowen ist sehr umfassend interessiert und sehr belesen. Sehr inspirierend, weil er in sehr viele Richtungen Denkanstöße gibt.
Merci beaucoup. In der Tat selbst gekocht. Mit einer Zubereitungszeit von ziemlich genau zehn Stunden. Vier Stunden reine Schreibzeit, drei für die Recherche, und weitere drei, um Löcher in die Luft zu starren.
Wobei die Zutaten ja bereit liegen, wenn man diverse Jahre im Genre unterwegs ist. Insofern erleichtert das die Vorlaufphase ungemein. Die moderne Tranche von Marsromanen, von denen "The Martian" der letzte Ausläufer war, hat mit Lewis Shiners "Frontera" 1984 begonnen und dann mit der Ankündigung von Buch dem Ersten 1989, zum 20. der Mondlandung, bis 2019 eine bemannte Marslandung nachzuschieben, Fahrt aufgenommen. In der ersten Hälfte der 90er schien das so, als ob jetzt jeder SF-Autor auch noch eine Mars-Aventiure abliefern würde. Höhepunkt war die Trilogie von Kim Stanley Robinson, Red Mars, 1992, Green Mars, 1993, und Blue Mars, 1996. Danach lief das langsam wieder aus. Das hat sich im Nachhinein als ganz typischer Wellenverlauf dieses Untergenres erwiesen. Die erste Welle kam mit den Spekulationen um die "Marskanäle" (und zwar durch die großen Pressekampagnen von Percival Lowell, ab 1892/94), angefangen mit "The War of the Worlds" und "Auf zwei Planeten", beide 1897, bis zum ersten Weltkrieg. Die zweite Welle, als sich abzeichnete, daß "demnächst" bemannte Raumfahrt angesagt sein würde, die versucht hat, das als realistisches Sujet zu behandeln, ist mit Heinleins drittem Jugendroman, "Red Planet" 1949 angelaufen und mit Sputnik versandet. "Stranger in a Strange Land" hat schon rein nichts mehr mit dem Mars zu tun und nimmt die Sixties mit allem Irrsinn vorweg. Die NASA hat ihr Programmziel übrigens 1996, ziemlich stillschweigend, kassiert.
Die Korrosivität des Marsstaubs aufgrund des Schwefelanteils ist mir übrigens aus Geoffrey A. Landis einzigem Roman "Crossing Mars", 2001, geläufig. Der Autor ist im Zivilstand Geologe bei der NASA und hat an der Instrumentenentwicklung für Pathfinder mitgearbeitet. (Übrigens schreibt er - Wahnsinn steckt an - auf seiner Netzseite seinen Namen in chinesischen 汉字.)
"Der Marsianer" war übrigens nicht Teil meines Vorlaufs (ich muß zugeben, daß ich auch nur den Film, diesen aber mehrmals, gesehen habe, und nicht das Buch gelesen habe. Immerhin war das der SF-Film, auf den ich seit "2001" gewartet habe. Aber das ist eine andere Geschichte). "The Martian" (die Buchvorlage), bzw. seine Rezeption, zeigt übrigens eine Entwicklung in dem Komplex des "harten Genrepublikums" (bei uns gibts diese Entwicklung schon länger, weil der harte Kern viel kleiner war und das Genre praktisch nicht ernsthaft bespielt wird), also den überlappenden Teilmengen aus Genrefans, Lesern, Kritikern und den Betrieb zwischen Verlagen und Multiplikatoren. Das Buch, obschon von seiner Substanz ganz zentraler Teil des Genres, ist ignoriert worden, es hat keine "Welle", keinen "buzz" gegeben. Rezipiert worden ist das hauptsächlich außerhalb dieser kleinen Welt. Das hat sich mit Liu Cixins "Three-Body-Problem" fortgesetzt. Nun gab es immer Autoren, Werke, auch Moden, die allgemein, übergreifend rezipiert wurden, und die als trendsetzend, als identitätsstiftend empfunden worden sind. Das war etwas, das das Feld esentiell bestimmt hat. (Das andere war der beständige Dialog, die Entwicklung der Tropen und Themen). Es gab immer gut ein Dutzend Romane pro Jahr, die man "einfach gelesen haben mußte", jener Art, daß aufgrund der Besprechungen, des Rummels darum jeder die kannte, auch wenn man kein Wort davon gelesen hatte. Robinsons Mars-Trilogie, 20+ Jahre alt, markiert hier den Schlußpunkt. (Interessant übrigens, daß beim Mal davor, bei William Gibson, einzig "Neuromancer" diesen Status erlangt hat.) Seitdem wird höchstens noch diskutiert, ob ein Autor, dessen Werk ganz eindeutig zum Kernbestand des Genres zählt, überhaupt ein "richtiger SF-Autor" sei; bei jedem neuen Roman von Neil Stephenson seit seinem Erstling "Snow Crash", 1992, kann man das beobachten. So richtig fiel mir dieses Verdunsten des zentralen Selbstbilds des Genres auf, als unisono anläßlich von "The Matrix" erklärt wurde: das sei gar keine SF. (Man hätte ja noch sagen können: gut es ist keine gute SF, es ist symbolisch heillos überfrachtet, es ist Unlogik hoch 3. Tatsache bleibt, daß, hätte es die Story 20 Jahre zuvor in gedruckter Form gegeben, das sofort als Klassiker des Genres vereinnahmt worden wäre.) Weirs zweiter Roman, Artemis, ist KOMPLETT ignoriert worden; wohlgemerkt, das Erscheinen des Buchs Mitte November. Das hat schon etwas Gespenstisches. Daniel Suarez hat diese Art von Karriere-Entwicklung vor 10 Jahren mit "Daemon" schon vorgezeichnet.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
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