Immer ein Lichtlein mehr im Kranz, den wir gewunden, dass er leuchte uns so sehr durch die dunklen Stunden.
Zwei und drei und dann vier! Rund um den Kranz welch ein Schimmer, und so leuchten auch wir, und so leuchtet das Zimmer.
Und so leuchtet die Welt langsam der Weihnacht entgegen. Und der in Händen sie hält, weiß um den Segen!
Da ist auf der Ebene der Dichter auch einer, der im christlichen Brauchtum lebte und wie kaum ein anderer um die Bedeutung des Christentums im Leben jedes einzelnen Menschen und in der Gesellschaft weiß, daran festhält und dies in seinem Werk zu vermitteln sucht.
Mit diesem kleinen Hinweis möchte ich mich für Ihren differenzierten Beitrag zu Schleiermachers "Weihnachtsfeier" bedanken und Ihnen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest wünschen.
Hier noch einen Nachtrag: Das brave Gedicht von Claudius wollte ich doch noch ein wenig unterfüttern. Da wurde ich noch einmal bei Ludwig Weimer fündig.
Zitat Warum bildet das Symbol Jerusalem einen solchen Anstoß? Das immer noch lebende Ärgernis der Existenz der Juden hat der Dichter Werfel in der Nazi-Zeit einmal so beschreiben:
„Israel hat der Welt einen Gott geschenkt, ohne es selbst zu wollen. Es ist ein merkwürdiger Gott, ein Gott, der im aufreizendsten Widerspruch steht zu allen anderen Göttern vor ihm. Diese babylonischen, ägyptischen, griechischen Gottheiten gaben sich zufrieden mit den ihnen gewidmeten Opferdiensten und Mysterien, sie griffen sozusagen nicht über ihr Fach als Götter hinaus. Israels Gott hingegen greift unablässig über sein theologisches Fach hinaus. Er stellt das Menschentier auf den Kopf. Er ist ein ewiger Forderer. Da fordert er z. B. ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!‘ ‚Warum soll ich meinen Nächsten lieben‘, fragt das Menschentier im Naturzustand, ‚ich muss mich ja vor diesem bösen Kerl verteidigen und auf meiner Hut sein?‘ In seiner evangelischen Ausweitung wird Israels Gott noch paradoxer: ‚Liebe deine Feinde!‘, befiehlt er, ‚Verzeihe denen, die dich hassen! Wenn dich einer auf die rechte Backe schlägt, so reiche ihm die linke dar!‘ Das Menschentier blinzelt hilflos. Zweitausend Jahre schon seufzt der natürliche Mensch, ‚der Mensch der Völker‘, der Goi unter diesem ihm aufgezwungenen Paradox des ewig unerfüllbaren ‚Du sollst – du sollst – du sollst‘. Er sehnt sich danach, das zu sein, was er ist, Natur, jenseits von Gut und Böse, spielend-schöpferische Kraft wie Meer und Wolken, Fluss und Gebirg. Die Wissenschaft kommt seiner dumpfen Rebellion zu Hilfe. Sie hat ihm die metaphysischen und theologischen Hemmungen aus dem Weg geräumt. Es ist der gewaltigste Religionskrieg aller Zeiten, den die Menschheit gegen das zweitausendjährige Paradox führt, gegen den Geist, den biblischen Geist in all seinen Ausprägungen.“ (Franz Werfel, Zwischen oben und unten. Aus dem Nachlass hrsg. von Adolf Klarmann, München – Wien: Langen Müller 1975, 334-336).
Da ist auf der Ebene der Dichter auch einer, der im christlichen Brauchtum lebte und wie kaum ein anderer um die Bedeutung des Christentums im Leben jedes einzelnen Menschen und in der Gesellschaft weiß, daran festhält und dies in seinem Werk zu vermitteln sucht.
Bedauerlicherweise, in diesem Fall für Sie, lieber Simon, geben die Beckmesser und Besserwisser niemals Ruhe, nicht mal an Heiligabend. Also: das Gedicht stammt nicht von Matthias Claudius, der 1815 verstarb, während der Adventskranz erst 1839 erfunden wurde.
Zitat von WikipediaDie gelegentlich geäußerte Vermutung, der Adventskranz habe schon lange vor der Zeit von Johann Hinrich Wichern existiert, beruht auf einem Gedicht, in dem der Adventskranz beschrieben und das häufig fälschlich Matthias Claudius (1740–1815) zugeschrieben wird. Tatsächlich stammt das Gedicht von seinem Urenkel Hermann Claudius (1878–1980).
Nichts für ungut und eine fröhliche und schöne Weihnachtszeit!
Bedauerlicherweise, in diesem Fall für Sie, lieber Simon, geben die Beckmesser und Besserwisser niemals Ruhe, nicht mal an Heiligabend. Also: das Gedicht stammt nicht von Matthias Claudius, der 1815 verstarb, während der Adventskranz erst 1839 erfunden wurde.
Zitat von Wikipedia Die gelegentlich geäußerte Vermutung, der Adventskranz habe schon lange vor der Zeit von Johann Hinrich Wichern existiert, beruht auf einem Gedicht, in dem der Adventskranz beschrieben und das häufig fälschlich Matthias Claudius (1740–1815) zugeschrieben wird. Tatsächlich stammt das Gedicht von seinem Urenkel Hermann Claudius (1878–1980).
Nichts für ungut und eine fröhliche und schöne Weihnachtszeit!
[Ach, du liebe Zeit, das ging aber daneben. Vielen Dank und eine gute Weihnachtszeit! Simon
Ich habe den Text nochmals sehr aufmerksam gelesen und mir kommt vor, er umkreist die eine Frage: Was ist eine (echte) Beziehung!..? Ich will auf jeden Fall, meiner Erfahrung gemäß, eine Antwort versuchen. Auf der menschlichen Ebene kann man sagen, Beziehung vollzieht sich in Begegnungen, in denen man sich vom anderen in seinem Wesen berührt fühlt. Der Mensch hat die Fähigkeit mit seiner Existenz über seine Grenzen hinausgehen zu können, eine Fähigkeit, mit welcher der Urmensch angefangen haben könnte, Mensch zu sein. Das ist das Religiöse im Menschen. - Ich las auch mal den Satz, der mir gut vorkam: Begegnung ist Austausch des Wesens. Das Jüdisch-Christliche zeichnet sich dadurch aus – denke ich - dass es aufzeigt, dass dem Menschen eine Beziehung in dieser Weise auch mit der Person Gottes möglich ist. Im Alten Testament der Bibel wird berichtet, dass Abraham von einer starken Erfahrung beseelt, riskierte, mit seiner ganzen Sippe in ein noch unbekanntes Land aufzubrechen. - Die Propheten sind Überbringer des Wortes Gottes. Sie preisen ihn und mahnen das Volk, wenn es vom Weg abgekommen ist. Das Wort Gottes zu verkünden ist in ihnen ein ganz starker Impuls. Jeremia z.B ruft dem Volk Gottes zu, dass er nicht schweigen, nicht stille sein kann, bis Gottes Gerechtigkeit hervorbricht (Jer. 62). - Aber man muss unterscheiden, es gibt auch falsche Propheten! Da kommt die Vernunft zum Einsatz. In Jesus von Nazareth ist diese Beziehung vollkommen, sodass seine Zeitgenossen und letztlich die Kirche in der Beurteilung seines Lebens, in langen Auseinandersetzungen zu dem Schluss kam: in diesem Menschen ist Gott ganz gegenwärtig. Er hat jedem Menschen, der glaubt und nach Gottes Gesetzen lebt, den Weg zu einer Gott-Mensch-Beziehung freigemacht.
...Barth übersieht, dass jener (Schleiermacher) hier das zentrale Weihnachtsgeheimnis zu beschreiben suchte und sich der vermissten „weihnachtliche Mitte“ (483), dem Erreichen einer vollen Gott-Mensch-Beziehung auch für aufgeklärte Postchristen seiner Zeit zu nähern suchte...
Es kann sein, dass es für „aufgeklärte Postchristen“ schwieriger ist, diesen Weg zur „weihnachtlichen Mitte“ zu finden, weil es um hingebungsvolles Vertrauen geht. Gott, der in diesem Geschehen die Initiative hat, kann aber nur dem Menschen begegnen, der existentiell vertrauensvoll für ihn offen ist. Die Vernunft hat ihre Rolle dann in der Reflexion der Begegnung, in der Einordnung in die Wirklichkeit. Die Hirten in der biblischen Weihnachtsgeschichte, zeigen diesen Weg! Sie horchen auf die noch nie gehörte Botschaft von Gottes Kommen in unsere Welt, sind zutiefst berührt und folgen dieser im Vertrauen, um zu sehen, ob es wahr ist. Und mit ihrer klaren Vernunft erkenne sie dies! Ich sehe es nicht, was für einen aufgeklärten Postchristen noch fehlen könnte, um gewiss sein zu können, dass so eine verheißene Beziehung mit Gott einzugehen, möglich ist?! – Aber wahrscheinlich bin ich da theologisch zu ungebildet, um die Probleme wahrzunehmen. Ist aber der angefügte Hinweis auf das Zeugnis von John Henry Newman, nicht auch klärend genug?
an Ihrem Beispiel Hirten an der Krippe will ich Ihnen in Kürze erklären, worin ein Problem liegt. Für Postchristen ist jedes Wunder und jede Engelerscheinung fraglich, weil es in ihrem Leben heute nicht vorkommt. Das übertragen sie auf die Bibel und sagen: das gab es auch nicht, das ist Erfindung. Die Hirtengeschichte gibt es nur bei Lukas. Sie deutet, was die Geburt Jesu bedeutet. Abraham und die Erzväter waren Hirten, Halbnomaden. Von ihnen rührt es her, dass es Israel gibt und die Messiashoffnung. Die Hirten waren in der Zeit des Lukas auch Gegenstand der römischen Dichter. Für die Juden dieser Zeit waren sie unrein (hatten ja keine Zeit für die Gebote und den Synagogenbesuch). Dass ausgerechnet sie den Engel hören und Jesus finden, meint: Die wichtigen Leute am Tempel und im Hohen Rat haben Jesus abgelehnt, einige kleine Leute haben ihn verstanden, also gefunden; vor allem aber: (Da Lukas für die Heiden und Heidenchristen schreibt und wirbt) Die Anhänger Jesu gleichen diesen Hirten.
Das heißt: Wenn man die Gestaltungsabsicht, die Formgeschichte und literarische Gattung der Hirtenerzählung nicht kennt, tut man sich - wie die Postchristen - schwer mit dem Bericht von den Gloria-singenden Engeln. Matthäus geht anders vor: Da finden die heidnischen Weisen zur Krippe, nämlich genau über die jüdischen Schriften, die das Stichtwort Bethlehem kennen, denn der König David ist von dort gewesen, und Jesus ist der neue messianische König. Also auch hier die Heiden, die zu Jesus finden.
Am 1. oder 2. Januar erscheint dazu übrigens ein weiterer Beitrag, über Dreikönig, von mir in "Zettels Raum". Ihnen ein gesegnetes Neues Jahr wünschend Ludwig Weimer
Schleiermacher steht für eine Übersetzung christlicher Auffassungen in die Sprache der Romantik. Er setzt an die Stellen, an denen der christliche Glaube von Gott spricht, das Universum und so antwortet der Mensch bei Schleiermacher auf die Offenbarung des Universums und nicht auf die Offenbarung Gottes. An einer Stelle in "Über die Religion" schreibt er von der Bibel, sie sei "nur ein Mausoleum, der Religion ein Denkmal, dass ein großer Geist da war, der nicht mehr da ist" und an anderer Stelle "nicht der hat Religion, der an eine heilige Schrift glaubt, sondern der, welcher keiner bedarf und wohl selbst eine machen könnte" (S. 122). Eine Übersetzung des Christlichen, an deren Ende der Einzelne die Religion selber macht, ist wohl nur für einen hohen Preis zu haben, nämlich dem der Entkirchlichung des Glaubens und der Theologie schlechthin. In einem Leserbrief in der aktuellen Ausgabe der Zeit beklagt jemand "die allgemeine Verwirrung über den christlichen Glauben". Diese Verwirrung hat ihre Ursachen einerseits in der Entfremdung gegenüber dem Judentum, aber anderseits sicherlich auch in der noch nicht abgeschlossenen Übersetzung des Christlichen in die moderne Zeit und die ist vom Subjektivismus geprägt, der sich vielfach als Beliebigkeit äußert - auch in der Deutung von Weihnachten.
Ich glaube nicht, dass man Schleiermacher so deuten muss, dass er das Universum an die Stelle Gottes setzt, denn sein Gottesbegriff ist ja nun wirklich ganz geistig und transzendent und nicht materiell.
Wenn Sie ihn zitieren, dass das gelebte Christentum seiner Zeitgenossen nur ein Mausoleum und Denkmal sei, und "dass ein großer Geist da war, der nicht mehr da ist", dann bedauert er ja gerade, dass das biblische Christentum groß war und jetzt abgefallen ist.
Und auch Ihr zweites Zitat zur Praxis der Religion hat einen anderen Skopus: Man soll kein fundamentalistischer Schriftanbeter sein, sondern ein Glaubender, der in seiner Existenz,an seinem Leben seinen Glauben zeigt. Die Wendung "selbst eine machen könnte" ist sehr interessant. Sie bestätigt mir, was Heilige Schrift für Christen bedeutet: Die zwei Bücher (Jüdische Bibel und Neues Testament) sind kanonischer, maßgeblicher Maßstab für das, was bis heute weiterging und heute und in Zukunft weitergehen soll, nämlich die "Heilsgeschichte", die Geschichte von Menschen mit Gott. Nur der Kanon ist abgeschlossen, nicht die Heilsgeschichte, so das Axiom meiner röm.-kath. Kirche.
Allerdings: Leider können und dürfen aus wissenschaftsmethodischen Gründen die heutigen Kirchenhistoriker nur eine historische Reflexion liefern, nicht aber eine theologische. Es gibt keine "Geschichtstheologie" mehr wie bei Augustinus und im Mittelalter.
Schleiermacher hat an der Verarmung der Christenheit gelitten. Ich wollte gutmachen, was ihm an Missverständnissen und Vorwürfen angetan wurde.
Lieber Herr Weimer, vielen Dank für Ihre Gedanken. Es ist nicht meine Absicht Schleiermacher in die Schublade einer "puren Romantik" zu stellen. Seine Theologie ist Teil eines Bezugssystems, das heute für unser Verständnis von Religion und Christentum bestimmend ist. Wenn Geschichtstheologie noch einmal möglich werden soll, müssen die Theologen die Wirkungsgeschichte der großen theologischen Systeme der Neuzeit verstehen lernen - auch die philosophischen Systeme Fichtes, Schellings, Hegels usw.. Insofern finde ich es großartig, dass Sie die Theologie Schleiermachers ins Wort heben.
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