"Früher gingen die Kapitäne als Letzte von Bord. Heute gehen sie als Erste und nehmen noch die Kriegskasse mit.", sagte der rheinland-pfälzische FDP-Chef Rainer Brüderle über die Manager-Moral.
Es ist in letzter Zeit immer seltener vorgekommen, daß ich einem FDP-Politiker zugestimmt habe... in diesem Fall aber hat Brüderle recht.
Naja, als die Kapitäne noch die Eigner waren gab's halt eine höhere Identifikation mit dem Schiff. Manchmal kommen mir die Aufsichtsräte wie die Bundesligavereine vor: Keine Nachwuchsarbeit aber mit anderen Vereinen mit Millionengagen um 'fertige' Stars konkurrieren. So wird das Angebot verknappt und die Preise steigen, stand doch bestimmt in irgendeinem Ökonomiebuch, oder? Und dann sollte der Herr Brüderle das auch kennen...
warum beschäftigt dieses Thema "Bezahlung von Managern" eigentlich so sehr die deutsche Öffentlichkeit?
Mir ist das ... nein, leider nicht rätselhaft.
Viele Menschen verdienen bei uns sehr viel mehr als der Durchschnitt - Models, Fußballer, Bestseller-Autoren, Unternehmer, TV-Unterhalter, Schönheitschirurgen. Und eben auch Manager.
Warum diese nachgerade zwanghafte Befassung mit den Gehältern von Managern? Ich fürchte, lieber Sparrowhawk, weil sie sozusagen den Kapitalismus personifizieren.
Mag schlägt den Sack und meint den Esel. Der Haß auf diejenigen, die in diesem Wirtschaftssystem Leitungsfunktion haben und die in besonderem Maß von diesem Wirtschaftsysstem profitieren, wird aufgebaut, um dieses Wirtschaftssystem madig zu machen. Das geht freilich nur, weil die Propaganda auf fruchtbaren Boden fällt.
Ja, aber stimmt nicht sogar Angela Merkel ein, jetzt sogar Brüderle? Natürlich. Sie kennen ja die Umfragedaten. Sie versuchen, das Thema aufzunehmen und diese irrationale Wut, diesen Neid, der offenbar einen großen Teil der Deutschen bereits erfaßt hat, in halbwegs rationale Bahnen zu lenken.
Was, lieber Sparrwohawk, macht eigentlich ein Mann wie Cromme mit seiner Abfindung?
Kauft er sich davon den Maßanzug, den er sich jetzt endlich leisten kann? Den Ferrari? Bezahlt er davon seine Urlaubsreise?
Wohl kaum. Er konnte auch zuvor alles bezahlen, was er sich wünschte, oder was seine Familie sich wünschte. Er kann jetzt vielleicht zehntausend Maßanzüge kaufen, oder vierzig Ferraris, oder er kann vierzehn Tage lang ständig um die Erde herumfliegen, statt einmal auf die Malediven oder wohin auch immer.
Es liegt doch auf der Hand, daß er das Geld nicht verprassen, sondern investieren wird. Daß es also in den Wirtschaftskreislauf zurückfließt.
Ja, aber nimmt er das Geld denn nicht den Beschäftigten weg? Nein, keinen Cent. Deren Gehalt hängt von den Tarifen ab und, bei Leitenden Angestellten, von deren Verträgen.
Hiernach wird bezahlt, mit und ohne Cromme-Abfindung. Wenn überhaupt jemand darunter finanziell "leidet", dann sind es die Aktionäre, denn die soundsoviel Millionen werden ja aus dem Gewinn bezahlt.
Irgendwie "leiden" viele Menschen bei uns aber offenbar auch allein dadurch, daß ein anderer viel Geld bekommt. Es schadet ihnen nicht materiell, es kostet sie nichts.
Aber es macht, daß sie sich schlecht fühlen. Nein, das ist eigentlich nicht der richtige Ausdruck. Daß sie "böse werden". Das ist es. Der Neid ist ein Teil der menschlichen Bosheit.
Als solcher uns allen angeboren, vermutlich. Aber nichts von dem, worauf wir stolz sein können.
Herzlich, Zettel
Feynman
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gelöscht
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26.12.2007 19:40
#4 Eine hoffentlich berechtigte Kritik an Managern
Bsp: Ein Bauer möchte seinen Betrieb lange erfolgreich bewirtschaften, und dann seinen Sohn übergeben. (Manche Nachwuchsbauern leben aber vom Kapital des Hofes und nicht vom Ertrag.) Irgendwie ist ein Bauer (oder dessen Frau, wenn er eine hat ) auch Geschäftsführer bzw. Manager, ist aber nicht auf kurzfristig hohen Ertrag aus, sondern handelt sehr langfristig. Er könnte sich einen Manager anstellen, der den Ertrag steigert. Klappt. Ein, zwei Jahre. Hof geht gut, Bauer lebt gut, Manager verdient gut. Der Manager möchte noch einmal den Ertrag steigern, klappt nicht: Hof tot, Bauer tot (Strick), Manager auf Jobsuche. Mit fremden Kapital, das man ohne große Konsequenzen verspielen kann, geht man leicht Risiken ein, das hätte der Bauer vorher bedenken sollen.
Anderes Bsp: Wenn mir jemand sagt, dass eine kurvenreiche Strecke auch bei Schneefahrbahn mit 120 zu fahren ist, sollte er auch bereit sein Beifahrer (= selbes Risiko) zu spielen.
Sparrowhawk
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Gast
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27.12.2007 00:46
#5 RE: Eine hoffentlich berechtigte Kritik an Managern
du irrst. Mit Neid hat es nicht das Geringste zu tun.
- Ich kann keinen Grund dafür sehen, daß ein Manager, der ohnehin schon ein sechs- bis siebenstelliges Jahresgehalt bekommt (ob er es auch verdient, lasse ich mal hier stehen) nochmal ordentlich was dazubekommen sollte... was für einen verschwenderischen Lebensstil muß ein Manager pflegen, wenn er mit einem Jahresgehalt von z.B. 600´000 Euro NICHT auskommt... also ganz ehrlich... 600 K p.a., das sind 50´000 Euro im Monat, und wir reden wir von Nettogehältern. Welch arme Kirchenmaus, für die 50 K per Monat viel zu wenig sind... hach, wie bedauerlich. Solche Leute können gern mal zu mir kommen, ich zeige ihnen dann, wie man mit einem Bruchteil dessen auskommt... das kostet sie auch nur ein Monatsgehalt, zahlbar an mich .
- Ich kann keinen Grund dafür sehen, daß ein Manager, der einen Betrieb in die Pleite geritten hat, noch mit einer Abfindung für seine Nichtleistung belohnt werden sollte... erst recht nicht mit einer Millionenabfindung... ja, wo kommt denn das Geld dafür her, wenn die Firma angeblich so pleite ist, daß sie ihre Mitarbeiter nicht mehr brzahlen kann ??
- Wo ist die Relation, wenn der ohnehin schon üppig bezahlte Vorstand sich durch die Bank weg mal eben das Gehalt um 62% erhöht und dann der Belegschaft eine Lohnerhöhung durch die Bank weg verweigern will wie wie bei der Bahn ? Oder, wie vor ein paar Jahren bei der Telekom, nur wollte der Vorstand sich sein Gehalt um 90% erhöhen ? Wenn ich, wie bei o.g. Beispiel, 600 K p.a. bekomme, dann brauche ich sicher keine Gehaltverdoppelung, denn mein Lebensstil erlaubt es mir, mit 50 K im Monat auszukommen UND noch Geld zu investieren. Stattdessen sollten solche Frechheiten seitens der Vorstandsetage ausbleiben und die belegschaft mit einer Lohn-/Gehaltserhöhung bedacht werden, denn das hebt die Stimmung und die Arbeitsmoral.
- Worin sollte ein Ackermann, ein Cromme, ein Mehdorn denn sein Geld investieren ? In Fonds ? In Aktien ? Muss er dafür 1, 2, 3 Millionen im Jahr bekommen ? Oder langen dafür auch 400, 500 K ?
Einkommensunterschiede gehören unabdingbar zu jeder freien Gesellschaft: "Die Befürworter der Gleichheit der Einkommensverteilung übersehen nämlich den wichtigsten Punkt: daß nämlich die Summe dessen, was verteilt werden kann, das jährliche Produkt der gesellschaftlichen Arbeit, nicht unabhängig ist von der Art und Weise, in der verteilt wird... Nur weil unsere Gesellschaftsordnung die Ungleichheit des Eigentums kennt, nur weil sie jeden anspornt, soviel als möglich und mit dem geringsten Aufwand an Kosten zu erzeugen, verfügt die Menschheit heute über die Summe von jährlichem Reichtum, den sie nun verzehren kann. Würde man diesen Antrieb beseitigen, so würde man die Ergiebigkeit der Produktion so sehr herabdrücken, daß die Kopfquote des Einkommens bei gleichmäßiger Verteilung tief unter das fallen würde, was selbst der Ärmste heute erhält." Ludwig von Mises
Genau so ist es. Nur wenn ich die Chance habe mit mehr Einsatz mehr zu verdienen, bringe ich mehr Einsatz. Und überhaupt, was soll das ganze Gezeter über die Managergehälter, Zettel hat vollkommen Recht, es ist der blanke Neid.
Es steht doch in einer freien Marktwirtschaft jedem frei, selber Manager mit einem solchen Gehalt zu werden. Er muss nur einen Konzern davon überzeugen, dass er ihm so viel wert sein sollte. Wenn er das nicht kann, kann er zB. schon weniger als der Manager, dem das gelungen ist.
Ein Hauptproblem gerade in Deutschland ist die Tatsache, das genau die über Managergehälter zetern, die selber noch nie einen Betrieb geführt haben, sich aber anmaßen die Fehler der Betriebsführung erkennen zu können.
In Deutschland wird jede Fehlentwicklung der deutschen Wirtschaft, den Vorständen in die Schuhe geschoben. Bei jeder Gelegenheit. Die deutsche Politik verstößt seit Jahrzehnten gegen die Regeln der Marktwirtschaft. Zum Beispiel bei der Blockade des Arbeitsmarktes. Oder bei der Weigerung, die Sozialversicherungssysteme rechtzeitig zu reformieren.
In Deutschland lösen Entlassungen immer gleich Katastrophen aus. In der Öffentlichkeit finden Sie dafür erst dann Verständnis, wenn die Firma bereits rote Zahlen schreibt. Aber dann steht sie oft schon vor der Pleite. In Deutschland darf man erst reagieren, wenn es ganz offensichtlich nötig, also oft zu spät ist. Das liegt unter anderem auch an der Mitbestimmung im Aufsichtsrat, denn die Arbeitnehmervertreter sind oft erst dann von der Notwendigkeit drastischer Maßnahmen zu überzeugen, wenn es zu eigentlich schon zu spät ist.
Deutschland hat mittlerweile ein Akzeptanzproblem der freien Marktwirtschaft.
Nicht so beim angelsächsischen, schwedischen oder holländischen Bürger. Wenn man sich Rankings von Berufsgruppen ansieht, dann sind nur in Deutschland Unternehmenschefs auf dem Niveau von Politikern und Gewerkschaftsführern - nämlich ganz unten. Früher waren sie ziemlich oben. Und das sind sie in anderen Ländern immer noch - selbst in Frankreich, einem Land, das ähnliche Probleme mit der Akzeptanz der Marktwirtschaft hat wie Deutschland.
Übrigens liegen die Managergehälter im internationalen Vergleich keineswegs hoch, sondern eher im unteren Drittel.
Und außerdem welcher linke Hohlkopf hat überhaupt mal das Wort „gerecht“ in die ganzen Diskussionen gebracht? Wo bitte steht geschrieben, die Welt sei gerecht? Sie war es nie, und sie wird es auch nie sein. Auch Gehälter haben nichts mit Gerechtigkeit zu tun.
Ich habe außerdem einen Vorschlag für das nächste Unwort des Jahres. Es ist das Lieblingswort der linken Kreise in Deutschland, „unanständig“.
Zitat von M.Schneider"... Nur weil unsere Gesellschaftsordnung die Ungleichheit des Eigentums kennt, nur weil sie jeden anspornt, soviel als möglich und mit dem geringsten Aufwand an Kosten zu erzeugen, verfügt die Menschheit heute über die Summe von jährlichem Reichtum, den sie nun verzehren kann. Würde man diesen Antrieb beseitigen, so würde man die Ergiebigkeit der Produktion so sehr herabdrücken, daß die Kopfquote des Einkommens bei gleichmäßiger Verteilung tief unter das fallen würde, was selbst der Ärmste heute erhält."
Diese simple Einsicht, lieber M. Schneider, scheint sich vielen Menschen schwer zu erschließen. Sie scheinen zu glauben, daß der Reichtum sozusagen naturgegeben ist und es nur noch darum geht, in "gerecht" zu verteilen. Obwohl doch jeder Versuch, den Sozialismus einzuführen, immer nur zu Armut und Unterdrückung geführt hat; Unterdrückung schon deshalb, weil nur so ein Regime sich halten kann, dessen Ideologie Armut mit Notwendigkeit erzeugt.
Und jeder Schritt in Richtung Sozialismus hat immer nur diese Wirkung. Selbst solche vergleichsweise bescheidenen Schritte wie die unter Rotgrün genügten, um Deutschland ans Ende der EU-Länder zu befördern, was die Wirtschaftsdaten angeht.
Aber sie lernen's nicht, die von "Gerechtigkeit" Träumenden.
Natürlich wird der systematisch geschürte Haß auf die Reichen nicht gleich den Sozialismus herbeiführen. Aber das schafft ein Klima, das in der nächsten Rezession, falls sie - was sehr gut 2009 der Fall sein könnte - mit einem Wahltermin zusammenfällt, die Volksfront an die Regierung bringen könnte.
Herzlich, Zettel
Sparrowhawk
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27.12.2007 23:10
#8 RE: Eine hoffentlich berechtigte Kritik an Managern
Zitat von Sparrowhawkdu irrst. Mit Neid hat es nicht das Geringste zu tun.
Wenn du sagst, lieber Sparrowhawk, daß es bei dir nichts mit Neid zu tun hat, dann nehme ich dir das so ab. Aber daß es generell nichts mit Neid zu tun hat, daß die Leute sich über hohe Gehälter Anderer aufregen - davon wirst du mich nicht überzeugen können.
Zitat von Sparrowhawk- Ich kann keinen Grund dafür sehen, daß ein Manager, der ohnehin schon ein sechs- bis siebenstelliges Jahresgehalt bekommt (ob er es auch verdient, lasse ich mal hier stehen) nochmal ordentlich was dazubekommen sollte...
Der Grund ist einfach, daß er einen entsprechenden Vertrag hat.
Du fragst aber wohl nicht nach dem Grund, sondern nach einer Rechtfertigung.
Die gibt es aber nicht und kann es nicht geben. Wieviel jemand verdient, das bestimmt allein der Markt. Es gibt so wenig einen "gerechten" Lohn, wie es einen "gerechten" Preis einer Ware gibt.
Ist es "gerecht", daß heute eine Übernachtung in einem mittleren Hotel mehr kostet als ein High-Tech-Gerät wie ein DVD-Player? Oder wäre es "gerecht", wenn der DVD-Player so viel kosten würde wie ein ganzer Monat im Hotel?
ja klar, da wird der Neid geschürt, weil er sich prima politisch instrumentalisieren läßt! Und das geht, ebenso natürlich, so einfach, weil dem Bundesbürger auch die geringsten Kenntnisse der Ökonomie in der Schule einfach vorenthalten werden (wer sollte sie auch vermitteln?). Aber es gibt noch eine andere Seite, die die Öffentlichkeit eigentlich nichts angeht, da sie eine Sache zwischen privaten Vertragspartnern ist: Warum zahlen unsere Unternehmen auch den größten Verschwendern von Aktionärskapital so riesige Abfindungen? Tät' mich schon interessieren...
Herzlich, Thomas
Sparrowhawk
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Beiträge:
28.12.2007 13:57
#11 RE: Warum sollen Manager nicht soviel verdienen, wie sie aushandeln können?
"Warum zahlen unsere Unternehmen auch den größten Verschwendern von Aktionärskapital so riesige Abfindungen? Tät' mich schon interessieren..."
Weil sie froh sind, daß sie sich der Nieten in Nadelstreifen entledigen können...
Aber Spaß beiseite... wenn bei der Karstadt-Sanierung die Belegschaft für ihre Arbeit mit Einkommenskürzungen "belohnt" wird, der geschasste Ex-Chef Urban, der für die finanzielle Schieflage des Konzerns verantwortlich ist, hingegen für seine Unfähigkeit noch mit gut 8 1/2 Millionen Euro "bestraft" wird... dann liegt das wirklich jenseits jeglichen Verständnisses von mir.
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