Danke für diese Analyse, der ich zustimme. Zwei Punkte fallen mir ein:
1. Die Zustandsbeschreibung ist in dieser Form natürlich vernichtend und es leuchtet kaum ein, warum jemand wollen könnte, dass Deutschland diese Party in dieser Form bezahlt. Wie könnte man denn ihrer Meinung nach, werter Llarian, den Gegner stark machen, also diese Umverteilung rechtfertigen? Nicht dass ich glaube, es gäbe wirklich gute Argumente zur Rechtfertigung, dennoch wäre ich interessiert, einen Versuch hier zu diskutieren. 2. Wie konnte es soweit kommen? Sind die Deutschen mittlerweile so ungebildet, so desinteressiert, so naiv, so verdrängend, dass sie das in der breiten Masse nicht merken? Es geht da dem normalen Deutschen an sein bisschen Geld, man müsste meinen, spätestens dann wacht der Michel auf und rebelliert? Ich kenne quasi nur EU-Befürworter und die Tatsache, dass Deutschland zahlt, wird immer mit dem Profit Deutschlands gerechtfertigt (das als Beitrag zu meiner Frage unter 1.)
Ich finde das alles höchst rätselhaft. Lässt sich das "deutsche Volk" (Zitat Auswärtiges Amt) wirklich wie ein Schaf zur Schlachtbank führen?
Wenn das alles wäre, aber es kommt ja noch schlimmer, heute aus Steingarts Morgenbriefing:
Zitat Die EZB finanziert den italienischen Haushalt und wird die Kraft der finanziellen Injektionen bei der nächsten Sitzung des EZB-Rates erhöhen. Frankreichs Notenbankchef François Villeroy de Galhau: „Im Namen unseres Mandats müssen wir höchstwahrscheinlich noch weiter gehen.“
Es geht um das Pandemie-Notfallankaufprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme), das erst am 18. März aufgelegt worden war. Für 750 Mrd. Euro darf die Notenbank demnach Anleihen und Aktien einzelner Länder aufkaufen, um diese zu stabilisieren. Bisher wurden vor allem italienische Staatsanleihen gekauft.
Bereits im Herbst sind die 750 Milliarden verpulvert, sodass jetzt schon nachgeladen werden soll. Die Frankfurter „Börsen-Zeitung“ hat sich unter den Mitgliedern des EZB-Rates umgehört: „Viele setzen auf eine Aufstockung um 500 Mrd. Euro, einige erwarten aber auch eine Verdopplung auf 1,5 Bill. Euro.“
Fazit: Das ist Wahnsinn mit Methode. Die Aufkäufe italienischer Staatsanleihen plus die EU-Zuschüsse werden damit in Höhe eines kompletten italienischen Haushalts stattfinden. Das Europa der Regionen und der Eigenverantwortung stellt sich damit die Kapitulationsurkunde aus. Italien ist de facto zum 17. Bundesland der Bundesrepublik geworden.
Das PEPP kommt noch on top.
Vielleicht macht Merkel das, damit sie im Gegenzug die Lufthansa retten darf, aber wirklich nachvollziehbar ist dieser Schwenk nicht.
Zitat von Ueberseebaecker im Beitrag #2Danke für diese Analyse, der ich zustimme. Zwei Punkte fallen mir ein:
1. Die Zustandsbeschreibung ist in dieser Form natürlich vernichtend und es leuchtet kaum ein, warum jemand wollen könnte, dass Deutschland diese Party in dieser Form bezahlt. Wie könnte man denn ihrer Meinung nach, werter Llarian, den Gegner stark machen, also diese Umverteilung rechtfertigen? Nicht dass ich glaube, es gäbe wirklich gute Argumente zur Rechtfertigung, dennoch wäre ich interessiert, einen Versuch hier zu diskutieren. 2. Wie konnte es soweit kommen? Sind die Deutschen mittlerweile so ungebildet, so desinteressiert, so naiv, so verdrängend, dass sie das in der breiten Masse nicht merken? Es geht da dem normalen Deutschen an sein bisschen Geld, man müsste meinen, spätestens dann wacht der Michel auf und rebelliert? Ich kenne quasi nur EU-Befürworter und die Tatsache, dass Deutschland zahlt, wird immer mit dem Profit Deutschlands gerechtfertigt (das als Beitrag zu meiner Frage unter 1.)
Ich finde das alles höchst rätselhaft. Lässt sich das "deutsche Volk" (Zitat Auswärtiges Amt) wirklich wie ein Schaf zur Schlachtbank führen?
Beste Grüsse
Teigwarenafficionado aus Übersee
Alternativhypothese: das gesamte System besteht längst nur noch aus Monopolygeld, das nur deshalb noch funktioniert, weil alle daran glauben. Als die EZB ihr Anleihenaufkaufprogramm gestartet und die Nullzinspolitik begonnen hat, wurden von den kritischen „Topökonomen“ zwei Dinge vorhergesagt. Erstens daß die Sparer enteignet werden (ist so eingetroffen; skandalös genug). Und zweitens ein heftiges Anziehen der Inflation. Auf die warte ich allerdings bis heute. Warum ist das so? Es wird massiv Geld in die Märkte gepumpt, das aber dennoch nicht signifikant seinen Wert verliert. Ich kann mir das beim besten Willen nicht erklären. Aber irgendwie funktioniert es soweit, gegen jede Vorhersage, bis heute. Es ist vielleicht eine Variation auf das Thema „Die Dicke singt nicht“; man wurstelt sich so durch und vermeidet die Schlußrechnung ad infinitum. Wer weiß, vielleicht funktioniert es auch weiterhin?
Zitat von Ueberseebaecker im Beitrag #2 1. Die Zustandsbeschreibung ist in dieser Form natürlich vernichtend und es leuchtet kaum ein, warum jemand wollen könnte, dass Deutschland diese Party in dieser Form bezahlt. Wie könnte man denn ihrer Meinung nach, werter Llarian, den Gegner stark machen, also diese Umverteilung rechtfertigen? Nicht dass ich glaube, es gäbe wirklich gute Argumente zur Rechtfertigung, dennoch wäre ich interessiert, einen Versuch hier zu diskutieren.
Wie lautet mein Lieblingssatz noch so schön? Sein schafft Bewusstsein. Aus Sicht des Empfängers ist eine Umverteilung nahezu immer richtig, in Italien, Griechenland oder Spanien werden wir nicht viele Kritiker daran finden, dass Deutschland ihre maroden Staatsfinanzen ausgleicht. Das kann man sich dann schön reden in dem man darauf hinweist, dass die Deutschen ja ungeheuer davon profitieren würden (was sie unterm Strich nicht tun), dass sie halt viel reicher sind (was sie nicht sind) und wenn alles nicht hilft nimmt man einfach den zweiten Weltkrieg zur Hand und belegt, dass Deutschland nur deshalb so reich und man selber so arm ist, weil einem die Nazi alles geklaut haben. Der Mechanismus ist auch keinesfalls auf Staaten begrenzt, die allermeisten Harz-4 Empfänger sind absolut der Meinung, dass ihnen die Umverteilung von "Reichen" einfach zusteht.
Aus neutraler Sicht gibt es eigentlich kaum ein gutes Argument für den Transfer, zumindest nicht für einen Transfer in dieser Größenordnung. Das man rein aus sozialen Gesichtspunkten einen Ausgleich schafft ist nahe liegend. Und kann durchaus auch sinnvoll sein (so ist beispielsweise die Kriminalität in Deutschland nicht zuletzt deshalb so niedrig, weil es die Sozialtransfers gibt). Das Problem ist, dass sie Transfers aus dem Ruder gelaufen sind, im Wesentlichen deshalb, weil wir von Politikern regiert werden (dabei ist insbesondere aber nicht nur Merkel zu nennen), die das Wohlergehen "der Deutschen" kein bisschen interessiert.
Das wirklich schlimme daran ist, auch wenn das jetzt ein bischen über die Frage hinaus geht, man hilft damit keinem. Weder dem Geschröpftem noch dem Empfänger. Griechenland ist heute weit maroder als vor den Rettungsaktionen der EU. In Italien und Spanien sieht es nicht besser aus, von der französischen Wirtschaft gar nicht angefangen. Denn Geldtransfers können ganz massiv zerstören. Warum geht es der deutschen Wirtschaft in den letzten Jahren vermeintlich so gut? Weil das ganze Geld der deutschen Sparer, dass man nach Italien, Spanien und Griechenland verschenkt zu einem Teil zurück fließt. Und wie kann das sein? Weil die deutsche Wirtschaft deutlich konkurrenzfähiger ist. Und die griechische oder italienische Wirtschaft wird nicht besser, wenn man sie mit Milliarden zuschmeißt. Ganz exakt im Gegenteil, d.h. die Abhängigkeit von den Transfers wird vergrößert. Mal ganz plump: Conte will sich seine Toten versilbern lassen in dem er von den Deutschen dafür 100 Milliarden verlangt. ABER: Er hat gar nicht die Wahl. Er braucht das Geld so oder so. Und er hätte es auch gebraucht, wenn Corona nicht gekommen wäre. Und er wird es auch wieder brauchen, wenn das Geld alle ist. Das ganze Geld das man gen Süden pumpt verhindert gerade den notwendigen Strukturwandel.
Zitat 2. Wie konnte es soweit kommen? Sind die Deutschen mittlerweile so ungebildet, so desinteressiert, so naiv, so verdrängend, dass sie das in der breiten Masse nicht merken?
Sie sind vor allem sehr gut indoktriniert. Die meisten Deutschen glauben das Märchen vom "reichen Deutschland". Sie glauben vieles, was bei Licht betrachtet Unsinn ist. Weil ihnen die Tagesschau das erzählt. Wir haben in Deutschland nach meinem Dafürhalten nicht unbedingt ein politisches Problem. Wir haben ein gewaltiges Medienproblem. Die Medien, nicht zuletzt der ÖR, indoktriniert die Bürger. Und am Ende sogar die Politiker (Merkel tut doch gar nichts, bevor sie nicht eine Woche die Zeitungen gelesen hat, um dann genau das zu tun, was die ihr vorgeben). In Deutschland gibt es eine ganz fatale Wechselwirkung zwischen Indoktrination und dem Glauben daran unheimlich informiert zu sein.
Wenn sich in Deutschland wirklich etwas zum Besseren wenden soll, dann muss man an allererster Stelle die öffentlichen Medien einstampfen.
Zitat von Doeding im Beitrag #4 Alternativhypothese: das gesamte System besteht längst nur noch aus Monopolygeld, das nur deshalb noch funktioniert, weil alle daran glauben.
Das ist aber schon seit dem verschwinden des Goldstandards der Fall, lieber Andreas.
Zitat Als die EZB ihr Anleihenaufkaufprogramm gestartet und die Nullzinspolitik begonnen hat, wurden von den kritischen „Topökonomen“ zwei Dinge vorhergesagt. Erstens daß die Sparer enteignet werden (ist so eingetroffen; skandalös genug). Und zweitens ein heftiges Anziehen der Inflation. Auf die warte ich allerdings bis heute. Warum ist das so? Es wird massiv Geld in die Märkte gepumpt, das aber dennoch nicht signifikant seinen Wert verliert. Ich kann mir das beim besten Willen nicht erklären.
Ich schon. Weil Du vor einem Taschenspieler sitzt und auf die Karten schaust und nicht auf seine Hände. Wir haben eine gewaltige Inflation. Du musst nur hinschauen. In Deutschland wird "offiziell" die Inflation an dem berühmten Warenkorb gemessen. Und gemessen an diesem haben wir eine niedrige Inflation, was nicht zuletzt an dessen teilweise absurden Zusammensetzung liegt. NUR: Das ist nicht die wahre Inflation. Denn tatsächlich müsste dieser Warenkorb heute DEUTLICH weniger kosten, tut er aber nicht. Die Landwirtschaft wie auch die Produktion von täglichen Gütern (die den Warenkorb dominiert) ist durch die letzten Jahre massiv effizienter geworden, oder simpel: Das Kilo Butter produziert der Landwirt heute deutlich günstiger. NUR: Der Preis kommt bei Dir nicht an. Du zahlst im Gegenteil heute für das Kilo Butter etwa 20 Prozent mehr als vor 10 Jahren. Eigentlich müsstest Du weniger zahlen, deutlich weniger. Das sieht man vor allem dann, wenn man Güter betrachtet, die nicht beliebig effizient produziert werden können. Beispielsweise Gold oder Immobilien. Beide sind massiv(!) teurer geworden. Und daran kannst Du auch deine reale Inflation sehen. Vor 10 Jahren kostete Dich ein Kilo Butter x Milligramm Gold. Heute dagegen kostet das Kilo Butter mehr als das doppelte in Gold. Und das gilt für nahezu alle Güter, die nicht deutlich effizienter produziert werden. Der Grund warum wir beispielsweise eine extreme Aufwertung der Aktienkurse erlebt haben ist durch Gewinne und Gewinnerwartungen nicht zu erklären. Aber sehr wohl dadurch, dass die Währung nichts mehr wert ist. Wir haben eine gewaltige Inflation, sie wird nur amtlich versteckt.
Zitat Aber irgendwie funktioniert es soweit, gegen jede Vorhersage, bis heute. Es ist vielleicht eine Variation auf das Thema „Die Dicke singt nicht“; man wurstelt sich so durch und vermeidet die Schlußrechnung ad infinitum. Wer weiß, vielleicht funktioniert es auch weiterhin?
Wie lange funktioniert es denn schon? 20 Jahre? 30? Die DDR hat 28 Jahre gewurschtelt bis sie vor die Wand fuhr, die Sovietunion brauchte fast doppelt so lange. Was wir aber derzeit erleben ist eine exponentielle Steigerung. Die Deutschen haben inzwischen durch die letzten 13 Jahre fast 20 Prozent ihres Vermögens exportiert (oder verschenkt, wenn man es böse ausdrücken wollte). Und die Rate des Verschenkens nimmt zu. Da ist irgendwann Ende.
Aber vielleicht etwas abstrakter bezüglich der dicken Dame: Prinzipiell kann man mit Geld zwei Dinge tun. Man kann es konsumieren oder investieren. Was wir in den südlichen Ländern erleben ist im Wesentlichen Konsum. Man möchte sein Rentenalter bei 58 lassen, man möchte Urlaub, Annehmlichkeiten und alle den Schnickschnack, den man sich eigentlich nicht leisten kann. Wenn das Geld aber immer mehr in den Konsum fließt, ist keine Investition mehr da. Und dann kann das nur schief gehen.
Modern monetary theory?! Das wird doch grade ohne jedes "Pam-Pam" etabliert, nicht? Dernach sind Staatsverschuldung und Haushaltsdefizite kein Problem, da kontrollierbar durch die Herrschaft via Notenbanken. Geld kann unlimitiert in der eigenen Währung zur Verfügung gestellt werden. Das sehen wir momentan. Der Staat besorgt sich über die eigene Notenbank das Geld, was er braucht. Da sind alle Budgetgrenzen hinfällig. Die Geldmenge, die Kontrolle über den Geldwert, wird über Abgaben und Steuern geregelt, aber nicht mehr über die Kosten des Geldes,den Zins. Das bedeutet nicht Inflation für den Verbraucher, wohl aber für Assets, wie Immobilien und Aktien. Im Grunde läuft das seit der Finanzkrise 2008. Aus 1929 hat man gelernt.
P.S.: Bin mittlerweile als Hayek- und Goldstandard-Anhänger ins Keynes-Lager übergelaufen. Funktioniert seit Jahrzehnten und hat enormen Wohlstand erbracht.
Zitat von Llarian im Beitrag #6Das sieht man vor allem dann, wenn man Güter betrachtet, die nicht beliebig effizient produziert werden können. Beispielsweise Gold oder Immobilien. Beide sind massiv(!) teurer geworden. Und daran kannst Du auch deine reale Inflation sehen. Vor 10 Jahren kostete Dich ein Kilo Butter x Milligramm Gold. Heute dagegen kostet das Kilo Butter mehr als das doppelte in Gold. Und das gilt für nahezu alle Güter, die nicht deutlich effizienter produziert werden. Der Grund warum wir beispielsweise eine extreme Aufwertung der Aktienkurse erlebt haben ist durch Gewinne und Gewinnerwartungen nicht zu erklären. Aber sehr wohl dadurch, dass die Währung nichts mehr wert ist. Wir haben eine gewaltige Inflation, sie wird nur amtlich versteckt.
Inflation als allgemeinen Preisniveauanstieg kann man nicht so gut verstecken und Sie geben selber zu, daß ein allgemeiner Anstieg tatsächlich nicht vorliegt, sondern nur ein spezieller bei bestimmten Gütern, bei anderen Gütern hingegen nicht. Das ist nur schlüssig. Beispielsweise reagieren handelbare Güter anders auf Preisniveauänderungen als nicht handelbare. Bei den handelbaren Gütern (allgemein alles, was man in Schiff oder Lastwagen stecken kann) kommt nämlich auch noch der Außenbeitrag hinzu, etwa über Erwartungen zu Wechselkursänderungen. Bei den nicht handelbaren Gütern (Immobilien oder personengebundene Dienstleistungen wie Physiotherapien usw.) fallen solche Effekte weg.
Ein wahrer Kritikpunkt ist allerdings, daß es ein törichtes Kriterium ist, auf die Inflationsrate zu schauen, wenn eine Zentralbank über den Geldmarktzins nachdenkt. Dieser Indikator ist bekanntermaßen nicht eindeutig. Töricht ist es auch, negative Zinsen zu setzen, weil negative Zinsen ökonomisch nur Sinn haben, wenn es bekanntermaßen kein Morgen gibt. Ich glaube, so weit sind wir noch lange nicht.
Deutschland hat genau eine Möglichkeit in dieser Realität nicht der Dumme zu sein: Massive Konjunkturprogramme (Infrastruktur in jeder Hinsicht) auf Pump. Die schwarze Null ist ja mittlerweile kassiert. Richtig so, denn sie schadet nur uns. Die Staats-"Schulden" werden bis in unbestimmte Zukunft bei der EZB geparkt.
Goldstandard: Gold ist im Grunde nichts wert. Es ist begrenzt, ja, daher leiten wir dessen Wert ab. Und ja, wir vertrauen ihm, dem Gold, als Werterhalt. Nur ist das irrational. Genauso gut könnte man Sand als Standard und Referenz nehmen. Sand ist auch begrenzt verfügbar.
(So funktioniert ja auch der Bitcoin. Der hat nur ein Problem in Zukunft: Den Quantencomputer, der die Blockchain auflöst und so unbegrenzt Bitcoins ermöglicht)
Zitat von HR2 im Beitrag #10Goldstandard: Gold ist im Grunde nichts wert. Es ist begrenzt, ja, daher leiten wir dessen Wert ab.
"Wert" ist allg. ein schwieriger Begriff, da subjektiv. Aus Gold kann man Schmuck machen, der bei vielen Leuten hoch im Kurs steht, beispielsweise in Indien. Ob dieser "Wert" gut im Verhältnis zum Preis ist, ist eine andere Frage, aber da ist die Diskrepanz sicherlich kleiner als bei Papiergeld, das den Materialwert der Zeitung von gestern hat und deshalb auch einen Preis nahe null annehmen kann. Bei Bitcoins ist es ja noch extremer, die verbrauchen nur Energie und man kann damit überhaupt nichts anderes machen als zu bezahlen.
Und letztendlich ist es ja die Idee beim Goldstandard, dass man ein beliebig teilbares Gut mit relativ konstantem Angebot und konstanter Nachfrage und damit stabilem Preis als Referenz verwendet.
Zitat von HR2 im Beitrag #10Goldstandard: Gold ist im Grunde nichts wert. Es ist begrenzt, ja, daher leiten wir dessen Wert ab.
"Wert" ist allg. ein schwieriger Begriff, da subjektiv. Aus Gold kann man Schmuck machen, der bei vielen Leuten hoch im Kurs steht, beispielsweise in Indien. Ob dieser "Wert" gut im Verhältnis zum Preis ist, ist eine andere Frage, aber da ist die Diskrepanz sicherlich kleiner als bei Papiergeld, das den Materialwert der Zeitung von gestern hat und deshalb auch einen Preis nahe null annehmen kann. Bei Bitcoins ist es ja noch extremer, die verbrauchen nur Energie und man kann damit überhaupt nichts anderes machen als zu bezahlen.
Und letztendlich ist es ja die Idee beim Goldstandard, dass man ein beliebig teilbares Gut mit relativ konstantem Angebot und konstanter Nachfrage und damit stabilem Preis als Referenz verwendet.
Man darf nicht vergessen, daß Gold eben auch ein recht knappes Gut darstellt. Gilt ja noch stärker für Diamanten. Wenn es Morgen einen Tag lang Diamanten regnete, wären sie Übermorgen nix mehr wert. „Wert“ korrespondiert stark mit der Knappheit eines Gutes, weniger mit seiner realen Funktionalität, was ja so wiederum auch für Währungen bzw. Geld gilt: je knapper, desto höher der Wert, und hier wundere ich mich weiterhin, daß die Geldflutungen/Aufkaufprogramme der EZB nicht bereits viel drastischere Entwertungseffekte/Inflation erzeugt haben (was ja erinnerlich von etlichen Ökonomen seinerzeit so vorhergesagt worden ist).
Lieber Herr Döding, warum wundern Sie sich? Um die Inflation zu befeuern, bräuchte man Lohnerhöhungen und/oder Engpässe in der Kapazität bei fast jedweder Konsumgüterproduktion. Beides ist überhaupt nicht in Sicht.
Man darf nicht vergessen, daß Gold eben auch ein recht knappes Gut darstellt. Gilt ja noch stärker für Diamanten. Wenn es Morgen einen Tag lang Diamanten regnete, wären sie Übermorgen nix mehr wert. „Wert“ korrespondiert stark mit der Knappheit eines Gutes, weniger mit seiner realen Funktionalität, was ja so wiederum auch für Währungen bzw. Geld gilt: je knapper, desto höher der Wert, und hier wundere ich mich weiterhin, daß die Geldflutungen/Aufkaufprogramme der EZB nicht bereits viel drastischere Entwertungseffekte/Inflation erzeugt haben (was ja erinnerlich von etlichen Ökonomen seinerzeit so vorhergesagt worden ist).
Herzliche Grüße, Andreas
Das ist eine gute Frage, die verschiedene Ursachen haben kann. Preisdruck durch die Globalisierung (was immerhin gut für den Konsumenten ist), oder gehemmter Lohnzuwachs, womöglich verursacht durch sinkendes Produktivitätswachstum, auf welches das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung schon letztes Jahr aufmerksam gemacht hat mit der Vermutung, dass u.a. eine erhöhte Bürokratisierung der Grund dafür sein könnte. Vielleicht wurden aber auch seit der Finanzkrise von 2008 durch die Hilfe von Regierung und Zentralbank eigentlich schon bankrotte Unternehmen gerettet, was den Lohnzuwachs bremsen könnte. Ein weitere Ursache kann der vermehrte Einsatz von künstlicher Intelligenz auf dem Arbeitsmarkt sein, die eine höhere Lohnforderung auf Seiten der Arbeitnehmer verhindert.
Zitat von Publius im Beitrag #14 Das ist eine gute Frage, die verschiedene Ursachen haben kann. Preisdruck durch die Globalisierung (was immerhin gut für den Konsumenten ist), oder gehemmter Lohnzuwachs, womöglich verursacht durch sinkendes Produktivitätswachstum, auf welches das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung schon letztes Jahr aufmerksam gemacht hat mit der Vermutung, dass u.a. eine erhöhte Bürokratisierung der Grund dafür sein könnte. Vielleicht wurden aber auch seit der Finanzkrise von 2008 durch die Hilfe von Regierung und Zentralbank eigentlich schon bankrotte Unternehmen gerettet, was den Lohnzuwachs bremsen könnte. Ein weitere Ursache kann der vermehrte Einsatz von künstlicher Intelligenz auf dem Arbeitsmarkt sein, die eine höhere Lohnforderung auf Seiten der Arbeitnehmer verhindert.
Gruß
Publius
Sie haben die gute Frage gut und richtig beantwortet. Einen Effekt von KI auf die Lohnentwicklung sehe ich zwar noch nicht, aber das könnte in Zukunft ein Faktor werden. Dass die Geldmenge, die beim Verbraucher ankommt, über Steuern und Abgaben (Bürokratie)geregelt wird , hatte ich oben beschrieben. Das billige Geld, sprich der negative Zins, dient in erster Linie der Entwertung der Staatschulden. Das ist so gewollt und bleibt so (bis zu einer Währungsreform). Auch wäre es eine volkswirtschaftliche Katastrophe, jetzt die Zombie-Unternehmen über Zinsanhebung in die Pleite zu schicken. Das wäre heute (Corona) volkswirtschaftlich eine Dummheit, bedeutete noch mehr Arbeitslosigkeit und Kosten. Mit Null-Zins geht nunmal aber eine Asset-Inflation einher, denn wo soll das Geld in diesem Zinsumfeld hin, wenn nicht in Immobilien und Aktien? In negative Staatsanleihen? Und hierbei sind es nicht nur die Privatanleger, die momentan den Aktienmarkt treiben, auch die institutionellen Anleger haben keine Wahl. Diese Konstellation wird den Aktien und Wohnimmobillienmarkt in schwindelerregende Höhen treiben. Das ist nur logisch. Nur bedeutet das keine Inflation im Verbraucherpreisindex. In dem sind Mieten z.B ja gar nicht enthalten. Die sind aber ein anschauliches Beispiel für die Entkoppelung, denn die Mieten haben sich, relativ zu dem enormen Anstieg der Immoboilienpreise, kaum über das Inflations-Grundrauchschen von 2% erhöht.
"Und letztendlich ist es ja die Idee beim Goldstandard, dass man ein beliebig teilbares Gut mit relativ konstantem Angebot und konstanter Nachfrage und damit stabilem Preis als Referenz verwendet.[/quote]"
Warum sollte eine Notenbank die Geldmenge, die sie in den Umlauf bringt, von der Verfügbarkeit eines wertlosen Metalls abhängig machen? Sie könnte auch ganz unabhängig von Gold die Geldmenge begrenzen.
Zitat von HR2 im Beitrag #16 Warum sollte eine Notenbank die Geldmenge, die sie in den Umlauf bringt, von der Verfügbarkeit eines wertlosen Metalls abhängig machen? Sie könnte auch ganz unabhängig von Gold die Geldmenge begrenzen.
Sie könnte schon, nur macht sie das idR eben nicht. Hund und Knochenvorrat... Durch den Goldstandard würde man die Währung eben von der Politik entkoppeln. Jedenfalls so lange, bis er abgeschafft wird damit man Geld drucken kann...
Zitat von HR2 im Beitrag #10Goldstandard: Gold ist im Grunde nichts wert. Es ist begrenzt, ja, daher leiten wir dessen Wert ab. Und ja, wir vertrauen ihm, dem Gold, als Werterhalt. Nur ist das irrational. Genauso gut könnte man Sand als Standard und Referenz nehmen. Sand ist auch begrenzt verfügbar.
Völlig irrational: https://schiffgold.com/key-gold-news/gol...-credit-crunch/ Wer weiß, vielleicht ist es bald tatsächlich Sand. Den können dann die Migranten in der Sahara gleich in ihre Rucksäcke schaufeln und so ihre Überfahrt bezahlen.
Zitat von TF im Beitrag #24Es gibt nur eine Rettung vor dem EU-Irrsinn: Marine Le Pen muss die Präsidentschaftswahl gewinnen.
Bei aller Sympathie für Le Pen, das wird das Problem aus deutscher Sicht kaum lösen. Frankreich ist inzwischen auf die deutschen Ersparnisse angewiesen, das Ende der EU wäre auch der wirtschaftliche Zusammenbruch Frankreichs. Le Pen kann allenfalls die französischen Interessen noch deutlich vertreten (was ja auch ihre Aufgabe ist/wäre).
Der gordische Knoten könnte nur durch Deutschlands Ausstieg aus der EU platzen. Und dafür sind nicht einmal ansatzweise Mehrheiten erkennbar.
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