And now I will write nothing further about our war, but offer you these books of dreams from Europe as one throws things of value, if only to oneself, at the last moment out of a burning house.
Dunsany The Last Book of Wonder: Aus dem Vorwort 1916, geschrieben im Lazarett Ebrington Barracks
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #1https://zettelsraum.blogspot.com/2020/08/lord-dunsany-der-wachtturm-1912.html#more
Danke, Herr Elkmann, für diese lehrreiche Geschichte, "The Watch-Tower". Höchst lehrreich insofern: vorausgesetzt, man versteht sie elementar als Parabel* auf den Glauben der Offenbarung hin, der bewacht sein will. Stark und Zuflucht gewährend, auch in Zeiten, wo Windstille zu herrschen, endloser Friede greifbar nahe scheint, ein plötzlicher Sturm oder ein unvorhergesehener Ansturm feindlich Gesinnter als "Nebelstreif" er-(ver-)kannt beruhigend wirken könnte.- Dieser Glaube ist eben keine "Religion" mehr im üblichen Sinne, sondern "Aufklärung, die zur Religion geworden ist, wie es Josef Ratzinger/ Benedikt XVI. in seinem berühmten Vortrag** an der Pariser Sorbonne anlässlich eines Kolloquiums der Pariser Sorbonne zum Thema: »2000 ans après quoi?«, gehalten am 27. November 1999, in unnachahmlicher Prägnanz formuliert hat. Es ist in der Gegenwart schwer zu entscheiden, ob es genügt, die Wacht (nur) wirksam zu betreiben, in der Art, wie Jesus sie nach Matthäus in der "Bergpredigt" als Grundgesetz für seine Glaubens-Jünger als seine "Nachfolger" beschrieben hat: absolut gewaltfrei, auf die Macht einer puren geist-geführten "Versammlung", Synagoge/Ekklesia, Gemeinde, Kirche, "Herrschaft des Himmels", als "Vollmacht" in seiner Innen- und Außenwirkung zu setzen. Die Judenschaft bzw. ein Teil ihrer Weltgemeinschaft hat sich nach jahrhundertelanger weltweiter Verfolgung, leider meist durch irregeführte "Christen", die geblendet durch weltliche Schutz-Macht nicht mehr realisierten, dass ihre Existenz überhaupt erst durch die Existenz und den 1000-jährigen Weg des religionskritischen Gottes-Volks bis hin zu dem Christus/Messias, dem Gottes-Gesalbten, dem homo, der ganz zum homo electus, homo dei capax, heranreifen konnte, erst grundgelegt (vgl. Turm) und ermöglicht wurde, für einen Mittelweg entschieden. Paulus hat diese Tatsache der christlichen Anfangsjahre den christlichen Gemeinden in Rom (damals noch gemischt: juden- und heidenchristlich) in seinem Römerbrief (Kap. 9-11) mahnend und hoffnungsvoll, gekleidet in das Gleichnis vom Stamm des Ölbaums und den aus-gerissenen (ausgelagerten) Zweigen, die durch wilde, aufgepfropfte, gärtnerisch wider-natürlich, vorübergehend ersetzt wurden, dass sie am Saft des Stamms teilhätten, ohne dass die ausgerissenen verdorren müssten, ins Gedächtnis gerufen. Aber sie wurde überhört. Der furchtbare holocaust von 6 Millionen Juden "musste" erst (diabolisch durch 90% getaufter Christen) geschehen, bis das 2. Vatikanische Konzil der Katholischen Kirche das paulinische Zeugnis wieder ans Licht hob und seitdem ein Umdenken begann. Begann! Längst nicht ausreichend, um Tower und Wächter in der kompliziert gewordenen und offenbar schwer zu durchschauenden Mächte-Welt wirksam - als solide wehrhafte Reduktion - standhalten zu können. Der Staat Israel - von Ben-Gurion - blitzschnell durch Landerwerb vorbereitet und auf der international anerkannten Balfour-Deklariation gründend aus der Taufe gehoben - enthält beides: das sich Stützen auf ein eschatologisch gelebtes gewaltfreies Leben unter der Gottes- (Himmels-)Herrschaft u n d das Sorgen für Sicherheit Schutzbedürftiger (Juden und Andersstämmigen, die unter dem Schutz leben wollen) in abgesteckten Grenzen *** eines demokratischen Staates, auch, bzw. nachhaltig, mit Waffengewalt und im Rückbezug auf eigenes und international verbrieftes Recht.
Simon
Nachträgliche verdeutlichende Ergänzungen: * als Parabel ... ** ***
Zitat von derInspector im Beitrag #2And now I will write nothing further about our war
Daran hat sich der Lord allerdings im Weiteren nicht gehalten, wie ein Blick in die Sammlung Tales of War (Okt. 1918) zeigt. Wobei man sagen muß, daß sich für uns, aus 100 Jahren Abstand, Skizzen wie "A Walk to the Trenches", "The Nightmare Countries" oder "Spring and the Kaiser" auch wieder anders lesen als für englische (gerade auch amerikanische) Leser der 20er und 30er Jahre, denen das als Kriegspropaganda peinlich war. Ähnlich ist mir das mit den ganz späten Erzählungen von Eduard von Keyserling gegangen, die Manesse vor zwei Jahren zum ersten Mal im ersten Band der Werksausgabe in Buchform gedruckt hat. Die befassen sich direkt, und, sit venia verbo, ohne Abstand, mit dem unmittelbaren Kriegsgeschehen, etwa in "Schützengrabenträume" oder "Pfingstrausch im Krieg". Aus der sicheren Entfernung, aus zweiter Hand, und unter den Bedingungen der Pressezensur. Es fehlt also alles dafür, was "für uns" den Impuls von Büchern wie Remarques Im Westen... oder Robert Graves' Good-Bye to All That ausmacht (der anklagende Gestus aus dem direkten Rückblick), oder der analytische Gestus, welche psychische Verheerung das mit dem Einzelnen und der Gesellschaft anrichtet wie etwa in Pat Barkers "Regeneration"-Trilogie (Regeneration, The Eye in the Door und The Ghost Road), oder auch schon in Ford Madox Fords The Saddest Story.
Natürlich wird daraus trotzdem keine gute Literatur (oder gar "bedeutend"). Aber mir geht es um die Beleuchtung, in der solche Texte aus dem Abstand gelesen erscheinen.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat "Heute kommen die Sarazenen nicht mehr," sagte ich.
Zitat Daraufhin sagte ich: "Seit vierhundert Jahren hat es hier keinen Sarazenen mehr gegeben, weder in Frankreich noch in Spanien."
Und er sagte: "Ihr wißt nichts von den Listen der Sarazenen. So war es immer mit ihnen. Sie bleiben einige Zeit fort, sie zeigen sich nicht, für lange Zeit nicht, and eines Tages kommen sie zurück."
Zitat Erdogan verbirgt seine osmanischen Bestrebungen nicht länger und betrachtet Israel als einen ausländischen Eindringling in der Umma, der Weltgemeinschaft der Muslime.
Der türkische Diktator betreibt mehrere muslimische Wohltätigkeitsprojekte in Jerusalem, die eingerichtet wurden, um die arabische Gemeinschaft in der Heiligen Stadt für Juden und in geringerem Maße auch für Christen zu radikalisieren.
Erdogan hat auch versucht, den Wakf, den palästinensischen und jordanischen Wächter der muslimischen heiligen Stätten in Jerusalem wie die al-Aqsa-Moschee, zu infiltrieren.
Betrachtet man das Gesamtbild der Aktivitäten der Türkei im Nahen Osten und darüber hinaus, so wird deutlich, dass Erdogan seinen Traum von der Wiederbelebung des Osmanischen Reiches regelrecht aktiv verfolgt.
Zitat Betrachtet man das Gesamtbild der Aktivitäten der Türkei im Nahen Osten und darüber hinaus, so wird deutlich, dass Erdogan seinen Traum von der Wiederbelebung des Osmanischen Reiches regelrecht aktiv verfolgt.
Als jemand, der so das eine oder andere über die Machtdynamiken zwischen Antike und dem Anfang der 20. Jhdts. angeschaut hat (obwohl mir die Levante und der Umkreis da eher fern sind; ich hab immer das Gefühl, da hört es bei mir etwa zu der Zeit auf, als die Römer ihr divide et impera begannen), sehe ich Erdogans Bemühungen nicht ganz so aufgeregt wie viele Kommentatoren. Dergleichen hat es, von der Diadochenzeit über das 19. Jhdt in Fernost, immer wieder gegeben. Und es war nie von Dauer. Von einer vollumfänglichen Restitution der Hohen Pforte dürfte er wohl nicht ernsthaft träumen; wir können davon ausgehen, daß er Realist genug ist, um das hauptsächlich zur inneren Mobilisierung seiner Klientel zu verwenden. Die Dynamik in der Levante ist im Fluß, und er möchte ein möglichst großes Stück vom Kuchen für sich und seine Nachfolger (falls er in diesen Kategorien denkt; die meisten Potentaten sind da historisch blind, fürchte ich). Turkye soll die Nr. 1 als regionale Großmacht werden; die strategische Schwierigkeit liegt darin, daß die Türkei in der umliegenden Umma so beliebt ist wie Preußen in Frankreich nach 1871. Da hilft auch Fortissimo auf der religiösen Orgel nichts. Daß Erdogan sich dessen bedient, um Rückhalt in den eigenen Bevölkerung zu bekommen und sich als Autokrat zu stärken: geschenkt, wenn auch mißlich. Inwieweit dieses Mitspielen in Syrien darauf zielt, Kontrolle & Zugang zu einem nicht unbedeutenden Teil der globalen Energieversorung zu erhalten, durch a. Kontrolle der wichtigen Pipelines vom Golf, b. Zugang zu den zu erschließenden Ölfeldern im östlichen Mittelmeer (die Versuche, da auf griechischen Seegebiet zu explorieren, sind ja seit dem Frühjahr im Gang), ist schwer zu sagen; das ist ein Vabanquespiel mit unsicherem Ausgang. Die Einflußnahme in Jerusalem & "Palästina" dürfte ein Luftschloß bleiben; sowohl aus historischen wie konfessionellen Gründen (s.o.) sehe ich nicht, was anderes dabei herausspringen könnte als eine Verstärkung des bestehenden Ablehnung.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zufälle gibt's... ich sehe gerade, daß die Vision von der Auferstehung des os-manischen Reichs integraler Bestandteil der Globalgeschichte der nächsten 100 (bzw. jetzt 81) Jahre ist, die George Friedman in The Next 100 Years: A Forecast for the 21st Century 2009 vorgelegt hat.
Zitat In the 2020s, the collapse of the Russian government and the fragmentation of mainland China will leave Eurasia in general chaos. Other powers will then move in to annex or establish spheres of influence in the area, and in many cases, regional leaders will secede. In Russia, North Caucasus and other Muslim regions, as well as the Pacific Far East will become independent, Finland will annex Karelia, Romania will annex Moldova, Tibet will gain independence with help from India, Taiwan will extend its influence into mainland China, while the United States, European powers, and Japan will re-create regional spheres of influence in mainland China.
In the 2020s and 2030s, three main powers will emerge in Eurasia: Turkey, Poland, and Japan. Initially supported by the United States, Turkey will expand its sphere of influence and become a regional power, much as it was during the time of the Ottoman Empire. The Turkish sphere of influence will extend into the Arab world, which will have increasingly fragmented by then, and north into Russia and other former Soviet countries. Israel will continue to be a powerful nation and will be the only country in the immediate region to remain outside the Turkish sphere of influence. However, Israel will be forced to come to an accommodation with Turkey due to Turkey's military and political power.
Finally, Poland will continue to lead its military alliance, the "Polish Bloc." Poland and its allies will be a major power, much like the time of the Polish-Lithuanian Commonwealth. Now possessing substantial military strength, Poland will expand its economic influence into what was formerly European Russia, and will begin to compete with Turkey for influence in the important economic region of the Volga River Valley. Around this time, space programs for military use will begin to emerge, and Japan and Turkey will increasingly begin to develop military capabilities in space.
The book asserts that Japan and Turkey, having similar interests, probably will form an alliance near the end of this period, in an effort to counter the overwhelming global power of the United States. The book also speculates that Germany and Mexico may possibly join this anti-United States coalition, although it is generally unlikely.
*Ächz* Die militärischen Supermächte Türkei, Mexiko & Deutschland... Es wird aber noch besser:
Zitat In the mid-21st century, around the year 2050, a Third World War will take place, between the United States, the "Polish Bloc", the UK, India, and China (Allies) on one side, and Turkey and Japan (new Axis) on the other, with Germany and France entering the war in its late stages on the side of Turkey and Japan. According to the book, the war will probably be started by a coordinated Turkish-Japanese sneak attack against the United States and its allies. In the book, Friedman predicts that the attack will take place at a time in which the US will be taken completely off guard, and hypothesizes 5:00 p.m. on November 24, 2050 (Thanksgiving Day) as a potential time.[1]
The Turkish-Japanese alliance's initial strike will cripple the military capabilities of the United States and its allies. The Turkish-Japanese alliance will then attempt to enter negotiations, demanding the United States accept the Turkish-Japanese's alliance's status as a fellow superpower. However, the United States will reject the terms and go to war, refusing to accept Turkish and Japanese hegemony over Eurasia. The Turkish-Japanese alliance will initially possess a military advantage after crippling the United States' military during its first strike. However, as the war progresses, the balance of power will begin to shift as the United States rebuilds and increases its military capabilities, and pioneers the use of new military technologies. The war will ultimately end with a victory by the United States and its allies.
The primary weapons of the war will be long-range hypersonic aircraft and infantrymen with highly sophisticated, powered body-armor. Control of space will be crucial over the course of the conflict, with space-based weapons systems and military bases on the Moon playing a significant role. The war will last about two or three years. According to Friedman, the war will be a limited war, and very different precision-guided munition will minimize collateral damage. Friedman estimates that the war will cost somewhere around 50,000 lives.
Zitat Among the technological predictions made in the book are the development of hypersonic aircraft and missiles, new space-based technology that will foster the development of military bases on the Moon and manned military orbiting platforms (referred to in the book as "Battle Stars"), and armored robotic battle suits for infantrymen that run on solar power. In addition, the Earth will come to be powered by solar energy collected from satellites beaming the energy down in the form of radiation to receiving stations on Earth
Ich würde Friedman ja mal einen Grundkurs für Kraftmaschinen anraten, in Sachen Carnot & Energiedichte. Es wird aber noch besser: George Friedman ist der Kopf hinter Stratfor. Ich überlege mir gerade, ob ich mir nicht ein Exemplar sichern sollte, aus lauter Spaß & zur Dokumentation. Das käme dann ins Regal neben Gordon G. Changs The Coming Collapse of China, der im Vorwort im Jahr 2001 schrieb:
Zitat The end of the modern Chinese state is near. The People's Republic has five years, perhaps ten, before it falls. This book tells why.
Nachdem China 2011 noch nicht zusammengebrochen war, schrieb Chang übrigens:
Zitat von Foreign Policy, December 29, 2011"The Coming Collapse of China: 2012 Edition I admit it: My prediction that the Communist Party would fall by 2011 was wrong. Still, I'm only off by a year.
Instead of 2011, the mighty communist party of China will fall in 2012. Bet on it."
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #8Ich glaube, das nennt man Chuzpe
Da hier dieses aus der hebräisch denkenden, fühlenden und handelnden "Levante" stammende Wort, wenn auch unter dem Vorbehalt: "ich glaube" als Vermutung gebraucht wird, sei es erlaubt, dazu einen m.E. erhellenden Absatz aus Wiktionary zu zitieren:
"Im Hebräischen enthält der Begriff eine negative Bewertung für jemanden, der die Grenzen von Höflichkeit oder Anstand aus egoistischen Motiven überschreitet. Im Jiddischen und in den meisten europäischen Sprachen schwingt Anerkennung für eine Form sozialer Unerschrockenheit mit. Hier spricht man insbesondere von Chuzpe, wenn jemand in einer eigentlich verlorenen Situation mit Dreistigkeit noch etwas für sich herauszuschlagen versucht. Beispiele
Die Bedeutung lässt sich gut durch Beispiele illustrieren.
Oft zitiert wird der Dialog zwischen dem Bettler Nachum (in der jidd. Alltagssprache ist Reb die Anrede für einen orthodoxen Juden[1]) und dem wohlhabenden Fleischer Lazar Wolf in dem Musical Anatevka (wobei schon die Namensgebung für den Bettler von Chuzpe zeugt: Der als "Reb Nachum" bekannte Nachum Kaplan war ein bedeutender Schriftgelehrter der jüdischen Überlieferung[2]):
Nachum: „Eine milde Gabe, Herr, eine milde Gabe bitte!“ Lazar: „Da, Reb Nachum, hast du eine Kopeke.“ Nachum: „Waaas, nur eine Kopeke? Vorige Woche hast du mir zwei gegeben.“ Lazar: „Ooj..., ich hatte eine schlechte Woche.“ Nachum: „Wie, wenn du eine schlechte Woche hast, soll ich darunter leiden?“
Ein weiteres Beispiel für Chuzpe ist die Geschichte von dem Mann, der Vater und Mutter erschlägt und dann den Richter um mildernde Umstände bittet, da er ja Vollwaise sei.
Ein jüdischer Witz definiert und illustriert zugleich Chuzpe so:
Ein Jude wird wegen Ehrenbeleidigung verklagt. Er habe jemandem Chuzpe vorgeworfen. Der Richter jedoch kennt das Wort gar nicht und bittet den Juden, es zu erklären. Der Jude erklärt den Begriff zunächst für unübersetzbar. Endlich erklärt er sich bereit, Chuzpe mit „Frechheit“ zu übersetzen. „Allerdings“, fügt er hinzu, „ist es keine gewöhnliche Frechheit, sondern Frechheit mit Gewure.“ Der Richter: „Was ist Gewure?“ „Gewure – das ist Kraft.“ „Chuzpe ist also eine kräftige Frechheit?“ „Ja und nein. Gewure ist nicht einfach Kraft, sondern Kraft mit Ssechel.“ „Und was ist Ssechel?“ „Ssechel – das ist Verstand.“ „Also ist Chuzpe eine kräftige, verstandesvolle Frechheit.“ „Ja und nein. Ssechel ist nicht einfach Verstand, sondern Verstand mit Taam.“ „Schön – und was ist Taam*?“ „Ja sehen Sie, Herr Richter: Taam ist eben etwas, was man einem Goi** nicht erklären kann.“[3]
Zitat von Simon im Beitrag #9definiert und illustriert zugleich Chuzpe
Am besten dieses Faß nicht aufmachen... Wir kommen da in den Bereich der Begriffe, die angeblich einer bestimmten Sprache eigen sind und in anderen entweder völlig fehlen - oder aber deren eigentliche Intensität, Intention und all die Nebenschwingungen entbehren, die dem Original innewohnen. Nabokov hat immer darauf bestanden, daß das Russische пошлость völlig unübersetzbar sei und ist deshalb auch im Englischen bei "poslosht" geblieben, statt bei "Kitsch", "Geschmacksverirrung" oder ähnlichem. Für "Schadenfreude" hält sich das gleiche Gerücht. Fürs Chinesische ist das Konzept des "Gesichtswahrens", 面子 / mianzi geläufig ("großes Gesicht", "kleines Gesicht"; man muß nur "Gesichtswahrung" daneben setzen oder "Ansehen", um zu sehen, daß es sogar semantisch genau übertragen werden kann). Freilich stellt sich bei näheren Hinsehen dann meist heraus, daß selbst bei wasserdicht scheinenden Fällen Mystifikation oder Selbstüberschätzung vorliegt. "The Blues" ist dem Vernehmen nach nicht exportierbar in andere Sphären (ob nun sprachlich, geographisch oder ethnisch); es wird stets betont, daß es nicht Niedergeschlagenheit oder Depression ist, sondern eben mehr: eine tiefe, aber gelassen grundierte Schwermut - und dann trifft es sich eben 1:1 mit dem portugiesischen "saudade", dem italienischen "nostalghia", dem türkischen "hüzün" und dem Russischen "Тоска/Toska" - allesamt ebenso uniek und unübersetzbar.
vermelden als Beispiel für "untranslatable German words" an erster Stelle "Treppenwitz". Mal davon abgesehen, daß der Begriff erst durch Hertslets historische Anekdotenkompilation von 1882 überhaupt kurrent gemacht wurde (er erklärt die Bedeutung im Vorwort express) - es handelt sich um einem Import aus dem Französischen: l'esprit de l'escalier. Und bei den meisten anderen Wendungen hat man sich durch die Neigung des Deutschen zur Bildung von Komposita nasführen lassen.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #10Wir kommen da in den Bereich der Begriffe, die angeblich einer bestimmten Sprache eigen sind und in anderen entweder völlig fehlen - oder aber deren eigentliche Intensität, Intention und all die Nebenschwingungen entbehren, die dem Original innewohnen.
Denkste puppe, das 1. Beispiel in Wiktionary versucht es deutlich zu machen, freilich ohne letztlich - auch nicht durch Erklärungsversuche - einsichtig machen zu können. Es fängt eben Erfahrungstatsachen ein, die nur der kennt und zu begreifen weiß, der im selben Erfahrungsraum lebt und auf dessen Wahrheits-Gehalt rekurrieren und pochen kann. Man stelle sich eine Liebes-Ehe vor in der "einvernehmlich" vorgegeben wird, sie gewähre jegliche Freiheit, auch die, welche gesetzlich - auch strafrechtlich nach meinem Kenntnisstand . immer noch geschützt, alias unter Strafe untersagt ist. Aber jeder weiß, wie mit dieser kostbaren Wahrheit umgegangen, wie sie umgangen wird! vgl. Bei Frauen steht auf Ehebruch eine Haftstrafe von bis zu zwei Jahren, Männer werden dagegen nur mit bis zu sechs Monaten Haft bestraft und auch nur dann, wenn sie den Ehebruch am ehelichen Wohnsitz begangen haben. (Ehebruch – Wikipedia) - Hahaha! Hast du jemals schon von so einem Urteil in deinem Umkreis gehört oder gelesen?
Zitat von Simon im Beitrag #11Man stelle sich eine Liebes-Ehe vor in der "einvernehmlich" vorgegeben wird, sie gewähre jegliche Freiheit, auch die, welche gesetzlich - auch strafrechtlich nach meinem Kenntnisstand . immer noch geschützt, alias unter Strafe untersagt ist. Aber jeder weiß, wie mit dieser kostbaren Wahrheit umgegangen, wie sie umgangen wird! vgl. Bei Frauen steht auf Ehebruch eine Haftstrafe von bis zu zwei Jahren, Männer werden dagegen nur mit bis zu sechs Monaten Haft bestraft und auch nur dann, wenn sie den Ehebruch am ehelichen Wohnsitz begangen haben. (Ehebruch – Wikipedia) - Hahaha! Hast du jemals schon von so einem Urteil in deinem Umkreis gehört oder gelesen?
Ich stehe gerade exemplarisch auf dem sprichwörtlichen Schlauch. Was hat der Wandel kultureller Normen und die Änderung von Rechtsnormen mit der "Unübersetzbarkeit" elementarer Begrifflichkeiten zu tun? Gerade die Frage der Untreue ist kulturübergreifend eine ziemliche Konstante in Sachen gesellschaftlicher Ahndung; daß hier dem männlichen Part mehr Freiheit verstattet ist als der Frau, ist eine ebensolche Konstante (und hat handfeste biologische Gründe) und das bestimmt seit der Seßhaftwerdung der Menschen. Ebenso die Tatsache, daß es in manchen Kulturen mit Steinigung oder Blutrache endet und in anderen mit der Scheidungsklage. Zudem ist diese alte deutsche Rechtsnorm ja in den 60er Jahren ad acta gelegt worden, weil sie bei Scheidungsprozessen unschöne und unergiebige Folgen hatte; die Akzeptanz der "einvernehmlichen Trennung" ersparte dann den Prozeßparteien das "Waschen schmutziger Wäsche" vor dem Publikum im Gerichtssaal, was vorher Bedingung für die gerichtliche Aufhebung des Ehebundes war; es mußte die Untreue (so weit es eben ging) nachgewiesen werden. Es ging NICHT um Freiheitsentzug.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #7Als jemand, der so das eine oder andere über die Machtdynamiken zwischen Antike und dem Anfang der 20. Jhdts. angeschaut hat (obwohl mir die Levante und der Umkreis da eher fern sind; ich hab immer das Gefühl, da hört es bei mir etwa zu der Zeit auf, als die Römer ihr divide et impera begannen)
Das ist natürlich zu bedauern. Erst neulich las ich wieder so ganz nebenbei, aber sehr einleuchtend, dass der sog. fruchtbare Halbmond, gemeint ist die geographische Gegend um die schmale Landbrücke, die nach Salomon und dem Zerfall seines Großreiches aus befestigten Städten erst zu relativ später Stunde unseres blauen Planeten - weiß Gott, wieviele Jahre da schon vergangen waren, nicht erst als die auch Krieg führenden, dem Menschen nahe verwandten Primaten, von den Bäumen gestiegen waren, sich aufrichteten, seit ihr Gehirn zunahm infolge einer Umrüstung vom Pflanzen- auch zum Fleischfresser, sich ausbreiteten ...- ISRAEL und JUDA genannt wurde, die Wiege unserer gesamten hochentwickelten Kultur ("Religion" inbegriffen) darstellt. - Nach dem Untergang des nördl. Königreichs und der Verbannung eines Teils der Bevölkerung, die noch am Leben war - blieb das vormalige Davids-Reich mit JUDA als südlich um Bethlehem und Jerusalem lagerndem Stamm übrig, das aber die gleichlautende Gottes - (JHWH) Tradition des Nordreichs, soweit sie in Erinnerung blieb, in gereinigterer Form übernahm und noch 200 Jahre überdauerte, bis es 586/85 von einem anderen Tribut fordernden östlichen Großreich - erst belagert, dann zerstört und die Oberschicht ins Exil nach Babylon geführt wurde. Dort blieb es, bis die Perser an die Macht gelangten und einer ihrer weitersichtigen Könige - Kyros - den Rest-Stamm nicht nur zur Wiederbesiedlung in die vor rund 70 Jahre verlassene und zerstörte Öde um Jerusalem ziehen, sondern sie ihre Kultstadt mitsamt dem Tempel, der Priesterschaft, den Jahres-Festen ... wieder aufbauen ließ. Das tat er natürlich nicht aus reinem Großmut, sondern auf diese Weise ließ sich ein Großreich noch intensivieren und mit zufriedeneren Bürgern noch leichter kontrollieren und durch regelmäßige ("freiwillige") Tributabgabe zu nutzen.
Soweit der heutige Nachhilfeunterricht aus dem Stand heraus - mit vielen Lücken und Ungenauigkeiten. Er muss natrlich weiter erfolgen, wenn einer nicht ewig auf dem Schlauch stehen will gegenüber dem, was Herr Weimer schon über Jahre - als ungeheuer wichtig - zu vermitteln sucht. Wikipedia und wie die Lexika von heute alle heißen weiß zum Teil davon und kennt u.a. z.B. auch die feine Unterscheidung dessen, was Chuzpe ursprünglich im hebräischen Erlebnis-, Kultur- und Sprachraum bedeutet hatte und bis heute als kostbarer Schatz nicht nur von Super-Gläubigen gehütet und überliefert wird, sondern als biblische Überlieferung, von Agnostikern zumindest als anthropologisch lehrreiche Geschichte, g e l e b t wird. Von Ben Gurion bzw. über sein Denken und Handeln ist seit längerer Zeit ein O-Ton-Film im Internet anzuschauen und anzuhören. Dass er erhalten ist, stellt - nebenbei erwähnt - schon ein kleines Wunder dar. Aber diese Tatsache charakterisiert ihn beinahe: stammt doch von ihm, dem Gewinner des ersten Verteidigungskrieg gegen alle umliegenden Staaten des neugegründeten Staates ISRAEL, der Satz: "Wer nicht an Wunder glaubt, der ist kein Realist." Gute Nacht! Simon
Ich versuche mit dem "Unterricht" fortzufahren: Aber nicht (nur) die in #7 eingangs erwähnte Hypothese der "Erfindung" (Findung) der Hochkultur in diesem Großraum (und doch - zunächst auch in einem relativ beschränkten - im Vergleich zum ganzen Planeten) ist "so eminent wichtig", dass sie wahrgenommen werden sollte. Vielmehr ist hinzuweisen auf das einzigartige Phänomen, dass ausgerechnet innerhalb dieses Großraums (relativen) Großraums (Ägypten mit seinen Totenkultpyramiden im Süden - im Nord-Osten einander sich ablösende Großreiche mit Himmels-Stufen-Pyramiden, um auf deren Spitze jährliche Baals-Hochzeit des Herrscherpaares zu halten) ein kleines Stämme-Volk sich zusammengetan bzw. - nach ihrem eigenen Zeugnis in den Schriften der Bibel - entstanden ca. ab 1000 v. Chr.: zusammengeführt worden ist. Und zwar gehört zum Ur-Zeugnis: dass es sich befreit wusste aus der Knechtschaft der Oberherrschaft in Ägypten - und - hineingeführt worden ist in ein Land, das es teils selber als menschlichen Erfüllungs- und Zielweg gesucht, aber andereits auf vielen Umwegen doch nicht betreten konnte (noch nicht!): Mose stirbt an der Ostgrenze des Landes. Soweit kursorisch das Zeugnis des AT. - Es schlägt sich auch in der Jahres-Tora-Lesung der Synagoge nieder (Beginn wieder von vorne: Genesis mit Erschaffung der Welt und des Menschen mit unbeschwertem Umgang vom ersten Menschenpaar = der Menschheit mit ihrem Schöpfer-Gott im P a r a d i e s - - - Tod des Mose außerhalb des Landes)
Das NT setzt da an, wo das letzte Buch des AT aufhört. Im Buch Maleachi heißt es am Schluss (3, 23-24) = Ende der atl. Schriften: Bevor aber der Tag des Herrn kommt, der große und furchtbare Tag, seht, da sende ich zu euch den Propheten Elija . Er wird das Herz der Väter wieder den Söhnen zuwenden, und das Herz der Söhne ihren Vätern, damit ich nicht kommen und das Land dem Untergang weihen muss.
Gleich zu Beginn des NT steht im 1. Evangelium, dem nach Matthäus, der kommentatorisch zu verstehende sog. Stammbaum Jesu. Er zeigt an, dass der unerwartet schon gekommene Elias nicht vom Himmel gefallen ist, sondern der aus David, des (eines) Sohnes Abrahams, geboren ist: Jesus von Nazareth, und sich als der Messias (Christus) als von einer Frau Geborener erwiesen hat. (vgl. Nachweis im ältesten Ev. nach Markus (9,11-13), das Jesus auf dem Weg nach Jerusalem die Worte in den Mund legt: " Ich sage euch: Elija ist schon gekommen, doch sie haben mit ihm gemacht, was sie wollten wie es in der Schrift (= AT) steht."
Warum ist dieser "Unterrichtsteil" so eminent wichtig, warum sollte er gewusst werden? Eine der Teilantworten aus der Europäischen Geistesgeschichte: Wir stehen nicht nur im Beethhoven-Jahr, sondern feiern 250 Jahre Gedenken an die Person und die Wirkungsgeschichte des großen, als Philosophen angesehenen, T h e o l o g e n Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Er studierte und lebte als Hochbegabter in seinen jungen Jahren, teils zusmmen auf einer Bude, mit anderen Hochbegabten der Zeit, in der "Landeszuchtanstalt" (Verzeihung) im herzoglichen Stift in Tübingen für die Ausbildung von ev. Pfarrern im Herzogtum Württemberg . Sie alle wurden aber nicht "Pfarrer", wie es für das politisch vorherrschende Luthertum im Herzogtum Würthemberg erwartet wurde, sondern verdienten sich ihr Brot lieber, teils auch sehr sauer, auf anderen Wegen: einige wurden Hauslehrer und waren nebenbei große Dichter. Hegel schaffte es zuletzt in die Wissenschaft als Lehrer an der Uni (Jena und Berlin).
Genaueres ist u. a. in m.E. großartigen* aufschlussreichen Artikeln in der neuen Ausgabe "Die Zeit" nachzulesen und zu bedenken. Doch dabei entsteht die Frage: Von welchem Maßstab her bin ich in der Lage, mir ein solides Urteil zu bilden: dass das großartig und verlockend erscheinende Gedankengebäude vom unpersönlich wirkenden "Weltgeist" des Theologen (Philosophen) Hegel mit eminenter geschichtlicher Nachwirkung: theologisch und weltgeschichtlich bedeutsam! dennoch falsch, schief, eher Verderben als Fortshritt bringend, keine wirklich fruchtbare, Glück und Frieden schenkende Antwort, für das erwartete Ziel der Menschheit auf diesem Planeten - jeweils von Geschlecht zu Geschlecht - ist?
Zitat von Simon im Beitrag #14Von welchem Maßstab her bin ich in der Lage, mir ein solides Urteil zu bilden: dass das großartig und verlockend erscheinende Gedankengebäude vom unpersönlich wirkenden "Weltgeist" des Theologen (Philosophen) Hegel mit eminenter geschichtlicher Nachwirkung: theologisch und weltgeschichtlich bedeutsam! dennoch falsch, schief, eher Verderben als Fortshritt bringend, keine wirklich fruchtbare, Glück und Frieden schenkende Antwort, für das erwartete Ziel der Menschheit auf diesem Planeten - jeweils von Geschlecht zu Geschlecht - ist?
a. Durch den Blick in den historischen Rückspiegel. Die Anwendung hegelscher Begrifflichkeit in der Umdeutung von Marx & Consorten hat die Fatalität hinreichend dagelegt. Geschichtliche Prozesse sind weder teleologisch noch planbar. Es kommt aber zu sich systemisch ausprägenden Folgen, die sich als "zielgerichtet" beschreiben lasen. Ein ziemlich exemplarisches sehen wir zurzeit direkt vor uns: die Zerstörung aller deutschen (vielleicht auch: westeuropäischen) Geschichte, Kultur und Zukunft durch historisch wahnsinnig gewordene Politik, Medien und Erziehung. Dieser Wahn hat Gründe, sie lassen sich recht präzise angeben.
b. Durch die Lektüre von Karl Popper & Leszek Kolakowski. Wobei ich auf die andere Seite der Gleichung Kojève und Charles Taylor setzen würde.
c. Ein grundsätzlich falsches Menschenbild kann keine positiven Handlungsanleitungen nach sich ziehen. Der Mensch ist von Herkunft & biologischer Ausstattung, nicht dafür eingerichtet, "glücklich" zu sein. Schon gar nicht als Kollektiv. Das Unbehagen ist biologisch determiniertes Appetenzverhalten wie das Gruppenverhalten. Genau deswegen müssen ja alle Utopisten mit dem "Neuen Menschen" um die Häuser ziehen.
Was an Hegel wirkmächtig geworden ist, dürfte recht bündig dem Linkshegelianismus zuzuschlagen sein. Seine Philosophie umfaßt ja einiges mehr als nur die Geschichtsphilosophie. Ich mußte erstaunt entdecken, daß meine Deutung der Geschichte viel stärker in hegelschen Kategorien verläuft, ohne daß ich ihn je gelesen hätte; das gleiche gilt im Fall von Gregory Bateson, den ich beim Durchgehen als ebenso unlesbar empfunden habe, dessen biologische Systemdeutung ich aber, soweit ich es aus den Abrissen aus zweiter Hand sehe, teile.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat von Simon im Beitrag #14Aber nicht (nur) die in #7 eingangs erwähnte Hypothese der "Erfindung" (Findung) der Hochkultur in diesem Großraum (und doch - zunächst auch in einem relativ beschränkten - im Vergleich zum ganzen Planeten) ist "so eminent wichtig", dass sie wahrgenommen werden sollte.Vielmehr ist hinzuweisen auf das einzigartige Phänomen, dass ausgerechnet innerhalb dieses Großraums (relativen) Großraums (Ägypten mit seinen Totenkultpyramiden im Süden - im Nord-Osten einander sich ablösende Großreiche mit Himmels-Stufen-Pyramiden, um auf deren Spitze jährliche Baals-Hochzeit des Herrscherpaares zu halten) ein kleines Stämme-Volk sich zusammengetan bzw. - nach ihrem eigenen Zeugnis in den Schriften der Bibel - entstanden ca. ab 1000 v. Chr.: zusammengeführt worden ist.
Zitat von vaticannews.vaIch kann den Neandertaler, der wieder nach Afrika zurückgelaufen ist, weil es wieder kälter geworden ist, auch hier finden.
Leider nein. D.h. in Israel schon; in Afrika eher nicht. Die Funde in Shanidar (& Umgebung) sind die südwestlichsten Fundstätten, wo Relikte von Homo sapiens neanderthalensis ausgegraben worden sind (das war eine Fundstätte, die Anfang der 70er Jahre bekannt wurde, weil Blumen - bzw. deren Pollen - als Grabbeigaben nachgewiesen werden konnten; nb. zählen die zu den ältesten Fundstätten mit ca. 120.000 Jahren b.p.). Ansonsten ist das Verbreitungsgebiet auf Europa, Vorderasien bis knapp hinter dem Schwarzen Meer beschränkt. Der Nachweis von Neandertaler-Genen, in kleinen Anteilen in der Population Nordafrikas, der Anfang dieses Jahres wieder mal in den Nachrichten aufschien, dürfte eher auf einen Eintrag nicht zuletzt aus europäischer Besiedlung (bzw. südeuropäischer) seit dem Imperium Romanum sowie aus 1500 Jahren Versklavung solcher Leute durch die Barbareskenstaaten sein. Wir haben für die Randgebiete nördlich der Sahara, also für den Maghreb, mitochondriale Erbgutanteile zwischen 52% (Tunesien) und 46% (Marokko) der Gesamtbevölkerung (bzw der analysierten Kohorten), bei denen dieser Anteil mehr als 2% des Erbguts ausmacht. Beim Rest der afrikanischen Bevölkerungen liegt er bei exakt 0%. Für Nord- und Westeuropa liegt der bei 75% oder mehr; nach Osten hin nimmt das beständig zu; für Ostsibirien und Australien/Neuguinea südlich der Huxley-Linie steigt dieser Anteil auf 100%. (Dort hat es auch niemals Neandertaler gegeben; es ist nur so, daß die Vorfahren der dortigen Populationen diesen Anteil mitbekommen und über die 1000e Generationen weitergegeben haben.). Sh. S. Sankararaman et al., "The Genomic Landscape of Neanderthal Ancestry in Present-Day Humans," Nature, Bd. 507 (2014), S. 354-357.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat Wir haben Ägypter bis ins zwölfte Jahrhundert in dieser Gegend um Gaza herum, damals die größte Stadt in dieser Gegend, und da ist eigentlich gar nichts Außergewöhnliches dabei. Aber die Bibel verkauft sich dann eben auch gerne.
Es dürfte sich herumgesprochen haben, daß zumindest der archäologische Befund (der freilich immer höchst lückenhaft ist) im Heiligen Land keine Belege für die kriegerische/gewaltsame Einnahme durch das Volk Israel im Zeitraum des Buchs der Richter hergibt. Isreal Finkelsteins & Neil Silbermans "The Bible Unearthed. Archaeology's New Vision Ancient Israel and the Origin of Its Sacred Texts" (New York: The Free Press, 2001) mag nicht unumstritten sein, besonders was den zweiten Part des Untertitels betrifft; faßt aber die die Grabungsbefunde recht gut zusammen. Gerade im 12. Jhdt. v. Chr., also für die Zeit der Hyksos/der Seevölker, wird es mit der Datierung haarig; wir haben für Ägypten zwei Zeitleisten, die um gut 200 Jahre auseinanderlaufen; wir haben meist bei Fundstätten schlicht nichts, auf das sich eine genaue Datierung stützen könnte: nichts Schriftliches; schon gar keine Namen, und natürlich keine Münzen, aus denen man einen Terminus post quem ableiten könnte, weil dergleichen noch nicht erfunden worden war.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
"Aber das ist auch ein Problem. Denn wenn Sie an diesen Fund von Kirjat Gat denken, wird dann sofort gesagt, „ach, das beschreibt die Richter-Zeit", was der Fund überhaupt nicht tut. Denn wir haben hier weder Kanaanäer, noch Philister, noch Israel, was in der Pressemeldung immer wieder vorkommt. Nein, wir haben schlicht ein ägyptisches Gouverneurs-Haus hier, das war ein Mensch, der von Landwirtschaft lebte, also von Kolonialismus, der hatte die Leute, die dort wohnten, unter seiner Knute, und er musste sich und seine Reichtümer ganz gut schützen. Deshalb baute er so einen Palast. Insofern wird dann auch manchmal die Aufmerksamkeit der Europäer oder Deutschen damit gestraft, weil wir immer gleich denken, da wird die Bibel belegt oder widerlegt. Und das ist in diesem Fall gar nicht der Fall, sondern das, was da passiert, ist ganz klar: Wir haben Ägypter bis ins zwölfte Jahrhundert in dieser Gegend um Gaza herum, damals die größte Stadt in dieser Gegend, und da ist eigentlich gar nichts Außergewöhnliches dabei. Aber die Bibel verkauft sich dann eben auch gerne"
Vielen Dank, Herr Elkmann, für Ihre Aufmerksamkeit und Ihr kritisches Verfolgen solcher Nachrichten. Der flapsige Schlenker am Schluss dieses Zitats verführt aber leicht auf einen Holzweg, was die Bibel betrifft. Sie ist kein Sensationsbuch, auch wenn es von manchen Sensationhungrigen im Stile "Und die Bibel hat doch recht" oder auch "Keine Trompeten für Jericho" gerade auf Grund der Archäologie in diesem Durchzugsgebiet so gelesen, gedeutet und ge-/bewertet wird.
Ludwig Weimer hat uns wiederholt aufgrund seiner auch archäolgischen Interessen und Kenntnisse darauf hingewiesen, dass das Buch der Richter, einschließlich Josua (?), aufgrund der belegenden Funde, wozu auch der ausgegrabene Turm des Ackerbau betreibenden Ägypters gehört, höchstwahrscheinlich eine Literatur nach dem Vorbild der damaligen großspurigen, groß-mächtigen Zins-Nehemer ist, welche die jungen Leute unter den im Exil lebenden Judäer, die nach den vernichteten oder verschleppten JHWH-Gläubigen - schon im Jahre 722 - 200 Jahre nach dieser Katastrophe (nach 586/85 v. Chr.) - als (gläubiger) "Rest" noch übrig geblieben ist, ermutigen soll durchzuhalten, bis sich eine Aussicht auf Rückkehr in das (Abraham und seinen Nachkommen) prophetisch verheißene Land ergibt. Bekanntlich ist mit dem Perserkönig Kyros I. der unerwartbare Moment eingetreten, dass genau dieser Rest der Mutigen, die nichts mehr zu verlieren hatten und zurückkehrten, um das verödete Land wieder zu besiedeln, eingetreten. - Wahrscheinlich gehörte die Sippe des Jesus von "Nazareth" zu einem heimgekehrten Stamm/"Zweig" (hebr. n e z e r), der sich in einer nördlichen Gegend von Jerusalem (mit dem Zion), vgl. "im Land Galiläa der Heiden-(Völker)", die zu diesen wirren Zeiten der Großreich-Eroberer aus dem Süden und Nord-osten umgesiedelt worden sind, (namengebend für den Ort) angesiedelt hat. - Bargil Pixner OSB, Angehöriger der Dormitio-Abtei und interessierter Hobby-Archäologe (in Bezug auf die "Essener", vgl. "Essener"-Tor u.a.) vertritt u.a. diese These, die der kritische Historiker und ntl. Exeget Rudolf Pesch, der auch eine Zeit lang im heutigen Staat Israel (Jerusalem) lebte und in "Die Tagespost" berichtete, nicht von der Hand weisen wollte bzw. in Stellen der sog Kindheitsgeschichgten des NT (bei Mt und Lk) aber auch bei Markus, in dessen ältestem "Evangelium", andeutungsweise bestätigt sah.
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