Was dem Time Magazine sein Putin, das ist dem Zettel sein George W. Bush.
Nur daß ich als "Staatsmann des Jahres", anders als Time die "Person of the Year", nicht denjenigen sehe, der am meisten bewirkt, sondern der am meisten Gutes bewirkt hat.
Mal überlegen... ein Kriegstreiber, der unter einem erfundenen Vorwand á la "Überfall auf den Sender Gleiwitz", noch dazu mit falschen "Belegen" vor der UN mit ein paar Schergen in ein souveränes Land einmarschiert, soll also "Staatsmann des Jahres" sein... manchmal hat Zettel ein erstaunliches Faible für Verbrecher, siehe auch Churchill.
Ich habe mich anfangs - in den ersten Jahren seiner Amtszeit - oft gefragt, warum Präsident Bush soviel Haß auf sich zieht. Ein paar Antworten habe ich in dem Artikel zu geben versucht, - Ursachen, die für die inneramerikanische Auseinandersetzung und für das schlecht Image verantwortlich sein könnten, das Bush in vielen Ländern (nicht in allen - in Osteuropa zum Beispiel nicht) hat.
In Deutschland allerdings kommt offenbar noch etwas sehr Peinliches dazu, wofür der Beitrag von Sparrowhawk, den ich schon wegen seines gehässigen Tons nicht beantworten werde, ein Beispiel ist.
Auch dir, lieber R.A., alles Gute für das Neue Jahr. Ich freue mich auf interessante Lektüre bei Euch im B.L.O.G. und auf spannende Diskussionen dort und hier.
Ich nutze die Gelegenheit, dir, lieber Zettel, auch alles Gute, Gesundheit und Schreibfreude für dieses anbrechende Jahr zu wünschen! Dein Blog war für mich die Entdeckung des Jahres 2007 (oder schon 2006?) und wird - deinen Fleiß vorausgesetzt - regelmäßige Lektüre bleiben.
Sparrowhawk
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01.01.2008 22:12
#6 RE: Jahresrückblick (4): Präsident Bush, Staatsmann des Jahres
Das "Peinliche" ist, wenn man Churchill mit denselben Maßstäben misst, mit denen die Nazis zurecht gemessen wurden. Wenn Guernica oder Warschau anno 39 Kriegsverbrechen waren, dann waren es Hamburg oder Dresden allemal. Und wie hieß der Kriegs- und Premierminister, der das veranlasst hatte ? Merke: ob man, wenn man gezielt Zivilisten angreifen läßt, hinterher als Verbrecher oder Staatsmann gilt, hängt davon ab, auf welcher Seite derjenige welche gestanden hat... welch ekelhafte Doppelmoral.
Und was an Bush "peinlich" war ? Die Nummer, die Powell vor der UN abziehen musste, das allerdings war oberpeinlich. Erst recht die WMD-Beschuldigung an sich... "Der Irak hat WMD...." er HATTE sie in Form von C-Waffen und setzte sie mehrfach gegen Kurden ein, schon Ende der 80´er und dann nochmal, nachdem Kuwait befreit war und Kurden und Schiiten glaubten, sie könnten sich Saddams entledigen. Da allerdings schauten die "Der Irak hat WMD" - USA tatenlos zu. Damals hätte wohl niemand den USA ein erneutes Einmarschieren mittels Resolution verwehrt, aber die USA wollten ja nicht - das allerdings ist nicht peinlich, sondern höchst doppelzüngig, aber das ist die Außenpolitik der USA ja des öfteren... "He's a son of a bitch, but he is OUR son of a bitch."
Diese höchst peinlichen Vorwände, um eine Kriegs-Resolution der UN zu bekommen... ob man aus den "serious consequences," von denen in der tatsächlichen Resolution die Rede ist, eine Kriegslegitimation ableiten kann oder nicht, dürfte davon abhängen, wie sehr man sich den Krieg wünscht.
Feynman
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02.01.2008 10:06
#7 RE: Jahresrückblick (4): Präsident Bush, Staatsmann des Jahres
In Antwort auf:Nur daß ich als "Staatsmann des Jahres", anders als Time die "Person of the Year", nicht denjenigen sehe, der am meisten bewirkt, sondern der am meisten Gutes bewirkt hat.
Lieber Zettel, es ist immer problematisch, dieses was wäre gewesen wenn - in diesem Fall, wenn die Demokraten den Abzug der US-Truppen aus dem Irak durchgesetzt hätten. Ein möglicher Einwand ist, dass die Demokraten dies gar nicht getan hätten, wenn sie die Macht dazu - und damit auch die volle Verantwortung - gehabt hätten. Die Rhetorik der Demokraten ist klar, aber sie ist bisher nicht einem rigorosen Realitäts-Check unterzogen worden. Ein gutes Beispiel für die Diskepanz von Rhetorik und Realität mag Barack Obama sein, der im Wahlkampf seine Gegnerschaft zum Irak-Krieg unterstreicht, aber in seinem Buch "The Audacity of Hope" (2006) realitätsnäher die Notwendigkeit hervorhebt, dass die USA der Sheriff der Welt bleiben und das Recht für unilaterale Aktion behalten müssen (siehe John Vinocur in der International Herald Tribune von heute). Die Bedeutung von Bush und seiner Politik wird leider weiterhin und immer mehr enorm unterschätzt, vor allem in Deutschland und insbesondere von jenen Leuten, die ihn schlicht als Verbrecher bezeichnen, damit aber nur ihr mangelhaftes politisches und historisches Verständnis demonstrieren. Meine Gratulation für diesen Jahresrückblick. Die sinkende Zahl von US-Fatalities im Irak und Anschlagopfern unterstreicht die Richtigkeit von Bushs Strategie und Unbeirrbarkeit. Es bleibt zu hoffen, dass Bush 2008 mit seiner jetzt verfolgten Politik weiter Erfolg hat. Das wäre wünschenswert vor allem für den Irak und seine Bevölkerung - und würde daneben in die realitätsarme Rhetorik einen notwendigen Schuss von Realität bringen. Herzlich Andreas
Zitat von AndreasEin möglicher Einwand ist, dass die Demokraten dies gar nicht getan hätten, wenn sie die Macht dazu - und damit auch die volle Verantwortung - gehabt hätten. Die Rhetorik der Demokraten ist klar, aber sie ist bisher nicht einem rigorosen Realitäts-Check unterzogen worden.
Das mag sein, lieber Andreas. Nur macht es ja die Sache für die Demokraten nicht besser.
Wenn sie den Abzug nur gefordert haben, weil die Mehrheit der Amerikaner seit Anfang 2006 kriegsmüde war, wenn sie das nur gefordert haben, um die Kongreßwahlen zu gewinnen, dann ist das doch armselig.
Warum sind Linke oft so armselig, warum sind Konservative es selten? Ich frage mich das schon lange und habe noch keine Antwort. Jedenfalls hat Schröder sich mehrfach exakt so verhalten: Als er die "Neue Mitte" verkündete, um die Wahlen zu gewinnen, und dann sofort eine scharf linke Politik begann. Als er 2002 im Wahlkampf kein Wort von Maßnahmen à la Agenda 2010 sagte und sie durchpeitschte, kaum daß er wieder fest im Sattel saß. Und so fort, es gibt noch mehr Beispiele. Aber ich schweife ab.
Zitat von AndreasEin gutes Beispiel für die Diskepanz von Rhetorik und Realität mag Barack Obama sein, der im Wahlkampf seine Gegnerschaft zum Irak-Krieg unterstreicht, aber in seinem Buch "The Audacity of Hope" (2006) realitätsnäher die Notwendigkeit hervorhebt, dass die USA der Sheriff der Welt bleiben und das Recht für unilaterale Aktion behalten müssen (siehe John Vinocur in der International Herald Tribune von heute).
Interessant. Werde ich gleich mal lesen.
Zitat von AndreasDie Bedeutung von Bush und seiner Politik wird leider weiterhin und immer mehr enorm unterschätzt, vor allem in Deutschland und insbesondere von jenen Leuten, die ihn schlicht als Verbrecher bezeichnen, damit aber nur ihr mangelhaftes politisches und historisches Verständnis demonstrieren.
So ist es.
Lieber Andreas, wenn ich Beiträge wie den jetzt von Ihnen lese, dann hüpft mein Herz immer a bisserl. Weil sie zeigen, daß es neben dem Bild, das die meisten deutschen Medien, das viele deutsche Blogs sowohl erzeugen als auch vermitteln, doch auch noch Menschen gibt, die kenntnisreich und mit Vernunft über den Atlantik blicken.
Ich stimme der Wahl vom Zettel zu (Obwohl ich nach langen Nachdenken bestimmt noch weitere Kanditaten gefunden hätte. Vaclav Klaus fällt mir da auf die Schnelle ein)
Ich bin bis heute fassungslos, wie normalerweise Menschen, die so viel Wert auf Differenzieren legen und nicht blöd sind, auf das Reizwort Busch sofort Schaum vor dem Mund bekommen So habe ich mittlerweile aufgehört mit meinen Bekannten und Kollegen über Busch oder Amerika zu sprechen. Ich bin da manchmal zu feige und will nicht die Bekanntschaft zerstören und so bin ich still. Aber manchmal gibt es Ausnahmen, da reißt mir der Geduldsfaden. Vor 3 Jahren machte ich die Bekanntschaft mit einem Deutschlehrer, der in seinen Antiamerikanismus so richtig schwelgte. Bis er sich zu der Aussage verstiegt: "Er wisse nicht ob man Amerikanern zu Homo Sapiens zählen kann". Nach kleiner Zurechtweisung hielt er sich dann mit seinen Aussagen ziemlich zurück.
PS: Ich glaube der Hauptgrund wieso ich Bush verteidige, trotz vieler seiner Fehler, ist einfach das die meisten Vorwürfe gegen ihn so maßlos sind, dass ich wohl automatisch auf seiner Seite bin. Ein anderer Grund sind wohl seine Gegner. Wie war noch mal der Spruch? "..an seinen Feinden soll man ihn erkennen"
Zitat von KaneIch glaube der Hauptgrund wieso ich Bush verteidige, trotz vieler seiner Fehler, ist einfach das die meisten Vorwürfe gegen ihn so maßlos sind, dass ich wohl automatisch auf seiner Seite bin. Ein anderer Grund sind wohl seine Gegner. Wie war noch mal der Spruch? "..an seinen Feinden soll man ihn erkennen"
Beides, lieber Kane, hat auch bei mir anfangs die entscheidende Rolle gespielt. Da war beispielsweise dieser unsägliche Michael Moore, der damals ja als Top-Dokumentarfilmer verehrt wurde. Inzwischen beginnt sich herumzusprechen, mit welchen Agitprop-Methoden er arbeitet.
Wenn jemand einen solchen Haß auf sich zieht, noch dazu von solchen windigen Gestalten wie Moore, dann kann der eigentlich gar nicht so übel sein - dachte ich damals.
Inzwischen ist meine Hochachtung vor Bush gewachsen. Erstens, weil ich seine Strategie - Frieden durch Demokratisierung - verstanden habe. Zweitens, weil ich seine Geradheit und Charakterstärke bewundere.
Daß ausgerechnet gegen ihn alle diese "Lügner"-Kampagnen rollten, ja auch in den USA, hat mich wohl am meisten für ihn eingenommen.
Übrigens könnte ich mir denken, daß er in einem Jahr mit besseren Popularitätswerten aus dem Amt scheidet, als man jetzt vermutet.
Herzlich, Zettel
PS: Herzlich willkommen im kleinen Zimmer! Ich freue mich auf viele Beiträge von Ihnen.
Feynman
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04.01.2008 13:12
#13 RE: Jahresrückblick (4): Präsident Bush, Staatsmann des Jahres
In Antwort auf:Ich bin bis heute fassungslos, wie normalerweise Menschen, die so viel Wert auf Differenzieren legen und nicht blöd sind, auf das Reizwort Busch sofort Schaum vor dem Mund bekommen
Da reicht meist die Frage, was genau und warum sie das an Bush stört. Das Wissen zu diesen Themen ist bei Einigen sehr oberflächlich, unter Druck zerspringt es wie dünnes Eis.
ich finde irgendwie immer, dass die Meinungen zu Bush rein emotional sind. Einmal gilt er als der bösartige Eroberer (wie in den unsäglichen Bush-Hitler-Vergleichen oder Gleichsetzungen...) oder als Trottel. Wenn man dann antwortet, dass Bush als ehemaliger Jet-Pilot und mit Abschlüssen in Yale und Harvard ja nicht so dumm sein kann, dann hat das natürlich alles sein Vater erkauft... Sich vernünftig mit seiner Rolle auseinderzusetzen können und wollen viele wahrscheinlich auch nicht.
Ich frage mich ja immer, wie man Bush, wenn 9/11 und der nachfolgende War on Terror nicht stattgefunden hätte, in Deutschland sehen würde, befürchte aber fast nicht sehr viel anders.
MfG Schneewambo
Feynman
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04.01.2008 16:07
#15 RE: Jahresrückblick (4): Präsident Bush, Staatsmann des Jahres
Dumm sicher nicht, verglichen mit Durchschnittsbürgern, aber für einen Präsidenten des mächtigsten Staates, sollten andere Vergleichsmaßstäbe gelten. Aber alleine schon die Tatsache, dass er es geschafft hat dieses Amt zu erreichen, sollte Kritiker verstummen lassen. Etwas anderes ist, seine Politik zu kritisieren, da kann es durchaus angemessene Kritik geben, auch am Irakfeldzug, und an vielen anderen Dingen.
Herzlich, Feynman
Sparrowhawk
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04.01.2008 16:10
#16 RE: Jahresrückblick (4): Präsident Bush, Staatsmann des Jahres
Naja, hier bei uns wäre der Islam Staatsreligion geworden und Türkisch und Arabisch zur Pflichtsprache erklärt worden, nebst der Umbenennung des Landes in Islamische Republik Deutschlandistan.... um künftige Terroranschläge zu vermeiden...
Zitat von schneewamboich finde irgendwie immer, dass die Meinungen zu Bush rein emotional sind. Einmal gilt er als der bösartige Eroberer (wie in den unsäglichen Bush-Hitler-Vergleichen oder Gleichsetzungen...) oder als Trottel. Wenn man dann antwortet, dass Bush als ehemaliger Jet-Pilot und mit Abschlüssen in Yale und Harvard ja nicht so dumm sein kann, dann hat das natürlich alles sein Vater erkauft...
Ja, es ist das typische Argumentationsmuster von Ideologen. Was nicht paßt, daran sind finstere Machenschaften hinter den Kulissen schuld.
Das Ärgerliche an dieser Art des "Argumentierens" ist, daß überhaupt nicht der Versuch gemacht wird, die jeweilige Behauptung zu belegen. Gibt es irgendwelche Dokumente, die einen Einfluß von Bush sen. beweisen? - Nein, natürlich nicht, das machen die telefonisch. - Ja, aber in Yale werden die Studenten doch nach Leistungstest und nach Prüfungsgesprächen ausgesucht. - Ja, aber bei den Söhnen der Reichen wird eben gemogelt.
Und so fort. Gegen dieses paranoide Weltbild zu argumentieren ist völlig nutzlos. Wobei es ebenso ein links- wie ein rechtsextremes sein kann. Ob sich nun das Kapital oder die Juden oder die Zionisten oder - neuerdings beliebt - das US-Kapital im Bündnis mit den Zionisten - hinter allem Übel der Welt verbirgt: Jedenfalls vermeint man alles zu durchschauen.
Und hat doch in Wahrheit von nix einen Schimmer.
Herzlich, Zettel
PS: Willkommen im kleinen Zimmer. Bitte entschuldigen Sie die verspätete Antwort; es gab zu viele aktuelle Themen.
Zitat von KaaHast Du uns auch das schon mal erzählt? Daß nämlich Bush in Afrika aktiv ist? Und habe ich das einfach überlesen?
Es war mir, liebe Kaa, bis zu Bushs kürzlicher Afrika-Reise auch nicht gegenwärtig, daß er so viel für Afrika getan hat.
Das wird halt von den Medien nicht an die Große Glocke gehängt. So, wie vermutlich auch der Irak längst aus den Schlagzeilen verschwunden wäre, wenn es dort wie geplant von vornherein den erfolgreichen Aufbau eines demokratischen Staats gegeben hätte.
Über Bush wird "die Geschichte anders urteilen", als es heute die Leitmedien tun; das erscheint mir sehr wahrscheinlich.
Wie ja auch über Ronald Reagan. Als Präsident wurde er - der "Kalte Krieger", gar der "Sternenkrieger", der "Reaktionär" - ziemlich genauso beurteilt wie heute Bush.
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