Vielen Dank für den schönen Einblick in das Werk der Nobelpreisträgerin. Ihre "Telescope"-Übersetzung gefällt mir gut, auch im Vergleich mit der stärker am Wortlaut orientierten Luchterhand-Übersetzung von Ulrike Draesner. Aber was hat Sie bewogen "...a place where human life has no meaning." mit
Zitat da, wo Menschenleben nichts mehr bedeuten.
zu übersetzen? Ist nicht "Menschenleben bedeuten nichts" im allgemeinen Sprachgebrauch eine ganz andere Aussage als "das menschliche Leben hat keine Bedeutung"?
Das ist in der Tat eine Gaffe. Lyrirkübersetzungen sind ja ein Work in Progress; bei etwa einem Drittel der Zeilen ist es ganz klar, wie die Übertragung lauten muß; ein weiteres Drittel sind glückliche Funde (gerade wenn es sich um gereimte Verse handelt), die einem das im Hintergrund laufende Unterbewußtsein schenkt - ein weiterer Hinweis darauf, daß die bewußten Inhalte der mentalen Prozesse nur einen kleinen Teil der Gesamtheit ausmachen; und bei rund einem Drittel läuft es eher auf die Macime Reim-dich-oder-ich-freß-dich hinaus, nicht wirklich efriedigend und nachbesserungsedürftig (wobei man nichts durch Ausprobieren oder Herumschrauben ausbessern kann). In dem konkreten Fall fiel dieser erste Versuch so aus, weil das näher am Rhythmus und dem Auf und Ab des Originals war, ohne in diesem Zusammenhang den Sinn des Gesagten zu sehr zu entstellen. Das ist, meiner Erfahrung nach, bei solchem "Closer Reading" ein nicht ganz unwichtiger Punkt für Dissenz: daß Metaphern oder Wendungen dem einen Leser grundsätzliche Unterschiede signalisieren, während ein anderer nur eine andere Weise wahrnimmt, denselben Sachverhalt auszudrücken.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
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