Ganz exakt stimmt das Datum nicht; ich bin erst gerade darüber gestolpert & habe es um vier Monate verpaßt. Wer hat es erfunden? Bzw. den Namen dafür. Offiziell haben Sergey Brin und Larry Page ihre Suchmaschine nach dem Wort für eine 1 mit 100 Nullen benannt (10000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000), das der Mathematiker Edward Kasner 1938 geprägt hat: dem Googol. Der Vorschlag kam von ihrem Kommilitonen in Stanford, Sean Anderson, der statt des bis dahin in Betracht gezogenen Namens "BackRub" für das Projekt den irgendwann 1997 Namen "Googolplex" vorschlug. (eine 1 gefolgt von einem Googol Nullen).
Tatsächlich kommt es zuerst bei Raymond Chandler vor (ja: DER Raymond Chandler), der sich in einem Brief an seinen literarischen Agenten, H. N. Swenson am 14. März 1953 zu einem gerade in Mode gekommenen Genre der Unterhaltungsliteratur äußert:
Zitat Did you ever read what they call Science Fiction? It’s a scream. It’s written like this: ‘I checked out with K19 on Adabaran III, and stepped out through the crummaliote hatch on my 22 Model Sirus Hardtop. I cocked the timeprojector in secondary and waded through the bright blue manda grass. My breath froze into pink pretzels. I flicked on the heat bars and the Bryllis ran swiftly on five legs, using the other two to send out crylon vibrations. The pressure was almost unbearable, but I caught the range on my wrist computer through the transparent cysicites. I pressed the trigger. The thin violet glow was ice-cold against the rust-colored mountains. The Bryllis shrank to half an inch long and I worked fast stepping on them with the poltex. But it wasn’t enough. The sudden brightness swung me round and the Fourth Moon had already risen. I had exactly four seconds to hot up the disintegrator and Google had told me it wasn’t enough.'
Waren das nicht damals auch eher populärwissenschaftliche Bücher, bzw. Bücher, welche sich an den gemeinen Mann (die gemeine Frau) richteten?
At first, I feared the answer, until I realized that I would fear the open question even more. For it is in the questioning that we find our true selves.
Nein, Raymond Chandler meint die Sachen, die in den bunten Pulp-Magazinen gedruckt wurden, auf die ich ja auch immer wieder gerne zurückkomme. Und da trifft er durchaus ins Schwarze. Diese Art von Bildungsvermittlug hat es im Genre immer schwer gehabt - Jules Verne hat seine "Voyages extraordinaires" ausdrücklich mit diesem Anspruch geschrieben; die gesamte Reihe war dazu konzipiert, die Bildungsdefizite französischer Schüler auszugleichen, und desegen lesen die sich ungekürzt auch immer zur Hälfte wie ein endloser Schulfunk - und Heinlein hat seine jährlich erscheinenden Jugendbücher ab 1947 in den erten Bänden durchaus noch am tatsächliche Wisen der späten 40er Jahre orientiert (ab "Starman Jones," 1953, war das nicht mehr möglich, weil es da interstellar wurde und die Krummeliot-Luken die Szenerie bestimmten). Und natürlich haben einige SF-Autoren ebenfalls populäre Sachbücher über Astronomie & Technik geschrieben; Asimov & Arthur C. Clarkes Werk in diesem Bereich ist um einiges umfangreicher als ihr erzählerisches.
Aber in der Regel haben sich Genreautoren um solche Einschränkungen noch nie sehr gekümmert. Im Bereich der visuellen Medien - Kino wie TV - war das natürlich noch notorischer. Seit Star Trek ist ein solches Hantieren mit solchen letztlich sinnfreien Vokabeln als "Technobabble" bekannt. Und da gilt dann, daß es für die Autoren darauf ankommt, innerhalb ihres Erzählkosmos einigermaßen konsistent zu bleiben und nicht allzu viele interne Widersprüche zu früheren Folgen zu erzeugen. Bei Serien, die über eine wirklich lange Zeit laufen, gibt es dann express dazu Leute in den Redaktionen, die die Drehbücher oder Autorenvorgaben ("Exposés") darauf abklopfen: bei "Perry Rhodan" wie bei "Star Trek". Irgendwann wird dann auch da eine Art "interner Neustart" nötig, der für einen Schnitt sorgt.
Nachtrag.
Der kleine bibliographische Pedant meldet sich auch gerade mal wieder. Chandler hat seine Sottise Anfang 1953 geschrieben. Als Fan & langjähriger Leser des Genres hat man im Hinterkopf, daß die Wasserscheide in der öffentlichen Wahrnehmung des Genres 1950 begann, mit den ersten "ernsthaften" Buchveröffentlichungen bei großen, renommierten Verlagen und dem Erscheinen der beiden nicht mehr an Weltraumschmonzetten billiger Strickart orientierten Magazinen, Galaxy und F&SF, im Digest-Format. Der Verlag war Doubleday Books, der 1950 Bradburys Marschroniken und Asimovs "The Stars Like Dust" und "I, Robot" herausgebracht hat. Die beiden Taschenbuchverlage, die in den fünfziger Jahren den Markt beherrschten, Ace Book und Ballantine Books, haben ihre allerersten Titel erst genau zu dem Zeitpunkt, an dem Chandler seinen Brief schrieb, an die Kioske gebracht (die meisten Buchhändler faßten zu der Zeit das neue Format noch nicht mit spitzen Fingern an). Der erste Ballantine-Titel war im Februar 1953 Fred Pohls Anthologie "Star Science Fiction Stories 1," mit Band 2 im Dezember (aus dem ich vor kurzem die kleine Erzählung von James Blish übersetzt habe); die erste Ausgabe bei Ace war A.E. van Vogts "The World of Null-A" im Oktober 1953. Ace hat 1953 gerade einmal 2 einschlägige Titel herausgebracht, im Folgejahr 9; für Ballantine Books lauten die Zahlen 11 und 14 Titel. Doubleday war, wie gesagt, der einzige renommierte Verlag, der so etwas druckte, und die Zahl der Titel belief sich dort für 1905 auf 8, 1951: 11, 1952: 7 und 1953: 6 (Neuauflagen außen vor gelassen). Die New York Times hat 1951 eine kleine Rubrik eingerichtet, die in Kürzestnotizen von 5 bis 10 Zeilen auf diese Bücher verwiesen hat, die anonym gehalten war und als "In the Realm of the Spacemen" alle 6 bis 8 Wochen einmal erschien. Taschenbücher waren damals noch durchweg Wegwerfartikel (wie bei uns dann ein Jahrzehnt später).
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
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