"den Errungenschaften des kubanischen Sozialismus"
Vor zwei Jahren war ich in Cuba und habe die Errungenschaften des kubanischen Sozialismus mit eigenen Augen gesehen.
Es sind in Cuba zwei Währungen im Umlauf. Einmal der "Peso convertible", den erhält man, wenn man Devisen wie USD und Euro umtauscht. Dann gibt es noch die "Moneda nacional". Dies ist das Geld mit dem man die Löhne und Gehälter an die normalen Cubaner bezahlt. Muss ich wirklich erwähnen, dass man mit Pesos convertible wirklich alles kaufen und bezahlen kann, während man die Läden und Gaststätten, die Moneda nacional annehmen, erst mal finden muss. In der Altstadt von Havanna gibt es keine einzige Gaststätte, wo man mit Moneda nacional bezahlen kann.
Der normale Arbeitnehmer verdient umgerechnet ca. EUR 30 im Monat. Dies gilt auch für Ärzte und andere Akademiker. Die Preise in den Pesosgeschäften und Gaststätten sind etwa so hoch, wie in Deutschland, wenn nicht sogar etwas höher.
Es gibt keinen funktionierenden Nahverkehr in Havanna. Die meisten Cubaner laufen oder versuchen per Anhalter mitgenommen zu werden. Ich habe dort einen deutschen Touristen kennengelernt. Der hatte sich einen Wagen gemietet, und gerne junge, hübsche Frauen mitgenommen. Er sagte mir, für Pesos convertible kann man jede haben.
Die Altstadt von Havanna wurde zwar auf Unesco Kosten schön restauriert. Die Neustadt dagegen sieht aus, wie nach einem Bombenangriff. Die Häuser zerfallen buchstäblich. Die Folgen einer jahrzehntenlangen Vernachlässigung.
Zitat von Frankfurter"den Errungenschaften des kubanischen Sozialismus"
Vor zwei Jahren war ich in Cuba und habe die Errungenschaften des kubanischen Sozialismus mit eigenen Augen gesehen.
Vom "Peso convertible" hatte ich noch gar nichts gewußt; ich hatte gedacht, die Zweitwährungen seien Dollar und Euro.
Was Sie beschreiben, das deckt sich vollkommen mit dem, was man vor 1990 in den Ländern des real existierenden Sozialismus in Osteuropa erleben konnte.
Als wir Anfang der siebziger Jahre das erste Mal in Prag waren, wurden wir von illegalen Geldwechslern regelrecht belagert, noch bevor wir den Weg vom Bus zum Hotel hinter uns hatten. Als wir dann - meine Frau und ich allein - endlich den Fahrstuhl des Hotels erreicht hatten, stieg der Hotelportier mit ein. Und begann, während der Fahrstuhl sich in Bewegung setzte, uns Geldwechseln anzubieten.
Es ist, lieber Frankfurter, halt dasselbe überall im Sozialismus. Auch die schlimmsten Varianten des Kapitalismus sind nicht so ungerecht, erzeugen nicht so extreme soziale Gegensätze wie unweigerlich der Sozialismus. Da offiziell Gleichmacherei herrscht, entstehen die Ungleichheiten wildwüchsig und sind umso schlimmer.
Cubas Weg in den Sozialismus ist übrigens sehr interessant. Die Kommunisten waren zunächst eine eher unbedeutende Minderheit in Castros Bewegung. Sie haben dann nach und nach die nichtkommunistischen Comandantes entmachtet, ermordet, ins Exil vertrieben.
Ziemlich bald hat Castro offenbar gemerkt, daß er gegen die Kommunisten keine Chance hatte. Er hat sich an ihre Spitze gesetzt und wurde Vorsitzender der Kommunistischen Partei. Sonst würde auch ihn vermutlich heute längst der Boden Cubas decken.
Chávez ist im Augenblick auf demselben Weg. Nicht unter den Boden.
"Was Sie beschreiben, das deckt sich vollkommen mit dem, was man vor 1990 in den Ländern des real existierenden Sozialismus in Osteuropa erleben konnte."
Nicht nur vor 1990, lieber Zettel auch noch während 1990... da war ich im Frühjahr auf Klassenfahrt in Weimar (der Beitritt der D"D"R war ja erst am 3.Oktober 1990)... in den Wechselstuben gab es den offiziellen Kurs von 3:1, also 3 Ostmark für 1 Westmark. Aber draußen in den Straßen, da wurden wir öfter mal angesprochen, ob wir nicht schwarz tauschen wollten. Mal zum Kurs von 6:1, einmal wurden un sogar 10:1 angeboten... es gab nur ein Problem... ich hatte, regulärin der Wechselstube, 5 Westmark gegen 15 Ostmark getauscht... losgeworden bin ich die nicht... was also hätte ich da, 5 Westmark als Basis vorausgesetzt, mit 30 oder 50 Ostmark anfangen können...
Zweitwährungen gab es keine... naja, wozu auch... hat man ja so oder so kaum was bekommen, egal in welcher Währung... sozialistischer Mangelwirtschaft sei "Dank."
gegenüber der Situation im damaligen Ostblock, wie der CSSR oder Rumänien, wo ich einmal war, gibt es in Cuba einen gravierenden Unterschied. Es gibt keinen Schwarzmarkt für Devisen! Jeder der das entsprechende Geld hat, wie USD oder Euros, kann es unbürokratisch und legal! in Pesos Convertibles wechseln.
Nur ohne Pesos Convertibles läuft nichts. Fast alle Gaststätten, Geschäfte, Taxis, Benzin, Flugtickets und sogar Busse, die zuverlässig fahrplanmässig eine bestimmte Strecke fahren, sind nur mit Pesos Convertibles zu bezahlen.
Es gibt natürlich auch Gaststätten und Geschäfte, wo es mit Moneda Nacional geht. Der normale Cubaner hat natürlich kein anderes Geld. Nur die paar Geschäfte, die ich gesehen habe, hatten ein Niveau und ein Angebot, dass mich an die Situation in Zimbabwe erinnerte.
Dagegen war es doch wohl in Prag oder Bucharest so, dass man mit der regulären Landeswährung alles bezahlen konnte. Wobei es für Ausländer u.U. bestimmte Einschränkungen gab. Wie den Nachweis, dass man den Betrag offiziel gewechselt hatte.
Was ich dabei jetzt nicht so verstehe... können denn die Einheimischen - und ich red nicht von Parteibonzen, sondern vom normalen Arbeiter und Bauern - ihre moneda nacional nicht in den peso convertible umtauschen ?
natürlich könnte der normale Cubaner seine Moneda Nacional in Peso Convertible umtauschen. Dann bekäme er für sein Monatsgehalt ca. Eur 30,00 bei Preisen wie in Deutschland.
Da geht er doch lieber in die Moneda Nacional Läden, ein schlimmes Angebot, meistens ist das, was er sucht nicht da. Aber er kann überleben.
Zitat von Frankfurtergegenüber der Situation im damaligen Ostblock, wie der CSSR oder Rumänien, wo ich einmal war, gibt es in Cuba einen gravierenden Unterschied. Es gibt keinen Schwarzmarkt für Devisen! Jeder der das entsprechende Geld hat, wie USD oder Euros, kann es unbürokratisch und legal! in Pesos Convertibles wechseln.
Verstehe. Eine glänzende Idee! Dadurch gelangen die Devisen ständig sofort in die Staatskasse, statt erst im Land zu kursieren.
Besser kann man die Klassengesellschaft im Sozialismus ja im Grunde nicht für jeden sichtbar machen als dadurch, daß es für die Herrschende Klasse und das Volk sogar zwei verschiedene Währungen gibt.
"Eine glänzende Idee! Dadurch gelangen die Devisen ständig sofort in die Staatskasse, statt erst im Land zu kursieren."
Aus diesem Grunde steigt bei uns ja auch stetig die Abgabenlast... so gelangt das von der Bevölkerung erarbeitete geld direkt ins Staatssäckel anstatt erst im Lande zu kursieren
hier einige Fotos, die ich gefunden habe. Für jeden der richtig tippt, welches man den den Pesos Compartible und welches man den Moneda Nacional Beziehern zuordnen kann, gebe ich ein ein Bier aus. Bei C. natürlich eine Riesling-Schorle.
Zitat von FrankfurterLiebe Freunde, hier einige Fotos, die ich gefunden habe. Für jeden der richtig tippt, welches man den den Pesos Compartible und welches man den Moneda Nacional Beziehern zuordnen kann, gebe ich ein ein Bier aus. Bei C. natürlich eine Riesling-Schorle.
Und für mich, wenn's recht ist, ein Sachsenhäuser Äbbelwoi, bitte. Geht das?
Da es ja bei Cuba um ein spanisch sprechenden Land geht: Claro que si
Übrigens was Hans-Christoph Buch angeht, der gerade folgenden Artikel im Faz.net geschrieben hat:
Kenia und der kaputte Kontinent
wobei er unter anderem schreibt, man höre und staune:
"Wer den Finger auf die Wunde legte und die Dinge beim Namen nannte, wurde von der großen Koalition politisch korrekter Gutmenschen an den Pranger gestellt und als Schwarzseher, Rassist oder Kolonialist gebrandmarkt, obwohl oder weil die Krisensymptome unübersehbar waren."
Nun fiel mir vor Tagen beim Aufräumen meines Speichers folgendes Buch von ihm aus dem Suhrkamp Verlag in die Hand: "Karibische Kaltluft". Es geht dabei um Berichte aus der Karibik und Lateinamerika. Über Cuba schreibt er u.a.:
"...Kuba war vor der Revolution das Bordell des US-Imperialismus, und es gehört zur neu gewonnenen Würde des Kubaners, dass sie für niemanden käuflich sind...
..Natürlich ist Kuba keine Demokratie nach westlichem Vorbild ... sondern eine revolutionäre Diktatur für das Volk und durch das Volk..." und so weiter und so fort.
Es ist interessant, lieber Frankfurter, jetzt das cubanische TV CubaVision zu verfolgen. Ich hatte es in den letzten Stunden im Hintergrund laufen.
Castros Rücktritt wird als ein gesto de grandeza beschrieben, als ein Akt der Größe (der Würde, der Großmut).
Es werden Stellungnahmen aus aller Welt verlesen. Darunter überraschend viele, die sagen, jetzt müsse es in Cuba eine Demokratisierung geben. So etwas habe ich noch nie in CubaVision gehört.
Chávez spielt in der Berichterstattung eine große Rolle. Sein eigener Kommentar: Castro verschwinde ja nicht von der politischen Bühne, sondern werde als Ratgeber, als geistiger Führer weitermachen.
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