Erst schien es nur eine weitere Beschädigung der Würde des Staatspräsidenten Sarkozy zu sein. Aber seit gestern sieht es mehr nach einem entstehenden Skandal aus.
In dem Blog Arrêt sur Images sind, offenbar basierend auf Informationen aus der Redaktion des Nouvel Observateur, Interna aus dem Blatt zu lesen.
Danach hat der Chef der Online-Redaktion, Patrick Fiole, entschieden, die Meldung von Airy Routier zu bringen, obwohl dieser keine Angabe über seine Quelle gemacht hatte.
Schon eine Viertelstunde nach dem Posting intervenieren aufgescheuchte Redakteure bei der Chefredaktion des gedruckten Nouvel Observateur. Diese entscheidet aber, daß es zu spät sei, die Meldung zurückzuziehen.
Es schließen sich turbulente Redaktionskonferenzen an. Eine Fraktion meint, Sarkozy sei selbst schuld, wenn so etwas über ihn geschrieben werde; schließlich habe er selbst sein Privatleben vor der Öffentlichkeit exponiert. Die andere Fraktion sagt, solch eine Meldung sei unter dem Niveau des Blatts.
Jean Daniel, der für den Nouvel Observateur das ist, was Augstein für den "Spiegel" war, stellt sich eindeutig auf die Seite der Kritiker.
Dann, zwei Tage nach der Veröffentlichung, kommt aber die Strafanzeige Sarkozys, die die Redaktion zum Schulterschluß zwingt. Nach außen demonstriert sie seither Einigkeit.
Und Carla Bruni? Heute sieht es so aus, als käme sie glimpflich davon. Die vorherrschende Meinung ist, daß sie zwar eine Eselei begangen habe, das aber durch ihre schnelle Entschuldigung halbwegs hingebogen habe.
Daß man ihre Äußerung nicht als antijüdisch interpretiert, dürfte wohl auch daran liegen, daß sie selbst - so berichtet es jedenfalls die jüdische WebSite Juif.org - jüdische Vorfahren hat. Nach Angaben von Juif.org heiratete ihr jüdischer Großvater Tedeschi eine Katholikin und wurde darauf aus der jüdischen Gemeinde ausgeschlossen. Carla Bruni selbst wurde katholisch erzogen.
Über den aktuellen Stand der Affäre hat jetzt Ronnie Grob in Medienlese berichtet. Dabei wird auch auf meinen Bericht Bezug genommen, leider aber nicht ganz korrekt. Ich habe deshalb dort einen Kommentar gepostet:
Lieber Herr Grob,
für Richtigstellungen bin ich immer dankbar.
Nur haben Sie, als Sie mich jetzt zitiert haben, den Kontext nicht beachtet.
Die "Affäre", von der ich in der zitierten Passage sprach, war nicht - und das geht eindeutig aus dem Zusammenhang hervor - der Bericht über diese angebliche oder tatsächliche SMS, sondern es war eine Äußerung von Carla Bruni, die das Vorgehen des "Obs" mit dem der Gestapo gegen Juden in Zusammenhang gebracht hatte.
Und da wir schon beim Richtigstellen sind: Nein, Airy Routier ist nicht "der Chefredakteur" des "Obs".
Er ist, wie es in der von Ihnen übersetzten Passage heißt, "rédacteur en chef au Nouvel Observateur".
"Au", nicht "du", lieber Herr Grob. Und ein "rédacteur en chef" ist kein Chefredakteur, sondern ein Ressortleiter. "Chefredakteur" heißt auf Französisch "directeur".
Routier hat beim "Obs" ungefähr die Aufgabe, die früher beim "Spiegel" Hans Leyendecker hatte - er ist für die investigativen Sachen zuständig und erscheint auch als Chef des betreffenden Ressorts ("Enquête") im Impressum.
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