Der WDR hat ihn vom Sonntag auf den Samstag verschoben, den Dittsche. Zum Glück kann man ihn Sonntags noch im NDR sehen; freilich zu späterer Stunde.
Zwei Anmerkungen dazu:
Erstens paßt dieses selbstherrliche Hinweggehen über die Wünsche sowohl von Olli Dittrich (der auf dem Sonntag bleiben wollte) als auch der Zuschauer genau zum WDR. Zu einem Sender, der in jeder Hinsicht sozusagen öffentlich-rechtlicher ist als alle Öffentlich-Rechtlichen.
Kein Privater, der ja Zuschauer haben will, würde eine ungewöhnlich beliebte Sendung gegen den Wunsch des Autors und gegen den Wunsch der Zuschauer auf einen ungünstigen Sendeplatz verschieben.
Der WDR kann das, denn den Funktionären, die dort das Sagen haben, können Zuschauer und Autor ja wurscht sein.
Man kennt dazu viele Beispiele. Der WDR - dh große Journalisten, die er einmal hatte, wie Dieter Thoma und Hellmut Prinz - haben das "Magazin"-Format mit Musik und Telefonaten mit Korrespondenten und Interviewpartner als erste in Deutschland entwickelt. Das "Morgenmagazin" und das "Mittgsmagazin" im WDR-Hörfunk waren einmal das Vorbild für die anderen Sender, bevor im WDR die rotgrünen Seilschaften die Macht übernahmen, politisch unabhängige Journalisten allmählich ausbooteten und den Sender auf Linie trimmten. Die guten Jorunalisten gingen, wie Reinhard Münchenhagen und Klaus Jürgen Haller. Heute ist der WDR-Hörfunk belanglos bis ärgerlich.
Zweite Bemerkung: Dittsche ist wirklich einsame Spitze, meines Erachtens. Und zwar nicht nur wegen des subtilen Humors, der oft an Karl Valentin erinnert. Sondern, weil Olli Dittrich im Lauf der Zeit es auch verstanden hat, der Figur menschliche Tiefe zu geben. Dieser traurige Blick, wenn er wieder etwas vebockt hat, diese verzweifelte Beharrlichkeit, mit der er die Welt verstehen will, diese Unerschrockenheit, mit der er auf seinen eigenen Denkpfaden voranmarschiert: Das ist schon genial.
Also, ich will mich nicht mit den Fachleuten bei Dittsche.de messen, die diese erste Folge der neuen Staffel sehr unterschiedlich, aber doch insgesamt sehr verhalten bewerten. Aber doch ein Kurzkommentar:
Am Überraschendsten fand ich, wie man die Kameras versteckt hatte.
Im Imbiß sind die ja logischerweise so montiert, daß keine im Blickfeld irgendeiner anderen ist. Gar nicht so einfach auf so einem kleinen Raum. Wie sie das in dieser Gefängniszelle hingekriegt haben, das fand ich aber wirklich erstaunlich. (Naja, für eine reichte es nur noch auf dem Gang; wo dann die Stimmen genauso laut zu hören waren wie innen - eine Schlamperei, wie sie sonst in dieser Sendung nicht vorkommt.)
Dittsche war nicht in Form. Aber wie sollte er auch, im Knast sitzend? Noch dazu zu Unrecht? Und mit diesem bayerischen Muffel als Sidekick, der kaum einen Satz über die Lippen brachte? Dazu noch ohne Bier?
Angesichts dieser erschwerten Umstände fand ich seinen Geist doch wach wie eh und je.
Immer den Dingen auf den Grund gehend. Immer dort fragend, wo andere nichts Erklärungsbedürftiges erkennen: felix, qui potuit rerum cognoscere causas.
Wer hat sich bisher zum Beispiel auf dieser Welt gefragt, warum der Geller gerade "Uri" heißt? Weil er der "Ur-I" ist, dem jetzt die neuen Gellers folgen.
Darüber können Sie nicht lachen? Dann können Sie, fürchte ich, auch nicht über Karl Valentin lachen oder über Groucho Marx. Oder über Arno Schmidt.
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