Aber darum geht es in dem Artikel nicht. Sondern um zwei andere Aspekte des gestrigen Ergebnisses als den Sieg Berlusconis: Den Erfolg der Föderalisten von der Lega Nord und die vernichtende Niederlage der Kommunisten. Obwohl sie die Strategie der deutschen Kommunisten kopiert hatten.
Jetzt scheint in Italien Stabilität einzukehren. Während wir in Deutschland uns offensichtlich auf den Weg in italienische Verhältnisse machen.
Es dürfte eine gewisse symbolische Bedeutung haben, daß der erste ausländische Staatsmann, den Berlusconi empfing, Wladimir Putin gewesen ist.
Er hat ihn bei sich zu Hause, in seiner Villa auf Sizilien, wie einen lieben alten Freund empfangen.
Was sie auch sind, seit der vorausgehenden Amtszeit Putins. Die beiden passen zusammen (mit unserem alten Schröder als virtuellem Dritten im Bunde; der würde dazupassen): Self made men, Machtmenschen, Showstars, Egozentriker. Nicht rechts, nicht links, nicht in der Mitte.
Und Berlusconi dürfte als einen ersten Schritte, Italien das internationale Gewicht zurückzugewinnen, das die chaotische, von den Kommunisten faktisch gelähmte Regierung Prodi verloren hatte, auf die Beziehungen zu Rußland setzen.
Umgekehrt kann Putin Berlusconi bestens brauchen, um sozusagen von Süden her sich wieder der EU zu nähern. Anders als die Staaten Ost- und Mitteleuropas haben die Italiener keine Angst vor den Russen.
nichts für ungut, aber "...Er hat ihn bei sich zu Hause, in seiner Villa auf Sizilien, wie einen lieben alten Freund empfangen." seine Villa befindet sich auf Sardinien wie es auch in dem von Ihnen verlinkten Artikel steht: "...welcomed the Russian leader to his holiday villa on the island of Sardinia..."
Zitat von FrankfurterLieber Zettel, nichts für ungut, aber "...Er hat ihn bei sich zu Hause, in seiner Villa auf Sizilien, wie einen lieben alten Freund empfangen." seine Villa befindet sich auf Sardinien wie es auch in dem von Ihnen verlinkten Artikel steht: "...welcomed the Russian leader to his holiday villa on the island of Sardinia..."
Das war jetzt aber ein seltsamer Verschreiber von mir. Ich wußte ja, daß es Sardinien ist und hatte sogar gerade zuvor einen Bericht im russischen Nachrichtenkanal Russia Today gesehen, in dem die Pressekonferenz der beiden gezeigt wurde.
Da scheinen sich meine tippenden Finger selbständig gemacht haben; ob Kaa doch mit ihrer Skepsis bezüglich der Willensfreiheit Recht hat?
Oder Altmeister Freud? Weil irgendwo in meinem Ubw die Assoziation Berlusconi ---> Mafia spukte?
Sehr schöner Beitrag zu den Wahlen und der deutschen Berichterstattung.
Einige persönliche Anmerkungen:
1) Schlimmer als die Berichterstattung über die Lega Nord, bei denen einige immer mal wieder mit extremen Äußerungen auffallen, finde ich diejenige über die Alleanza Nazionale. Während hierzulande eine Partei, die noch vor weniger als 20 Jahren einen Landesteil diktatorisch regiert hat und noch immer von diversen Verfassungsschutzorganen überwacht wird, von den hiesigen Medien wie ein unproblematischer Bestandteil des politischen Systems behandelt wird, dürfen in keiner Berichterstattung, in der von der AN die Rede ist, die Epitheta "extrem rechts" oder "post-" bzw. "neofaschistisch" fehlen. Die Partei kann indes kaum so "faschistisch" sein, wenn Fini seinerzeit als Außenminister sogar nach Israel durfte.
2) Der gemeine Deutsche erfährt seit Jahren, dass im PdL/CdL die Postfaschisten von der AN mit den rassistischen Leghisten und - ach ja - Berlusconi, der sowieso alle gekauft hat. Dass sich im Centrosinistra mit den Kommunisten oder Mastella zweifelhafte Persönlichkeiten getummelt haben, wurde dagegen immer übergangen.
3) Sehr bezeichnend ist ebenfalls ein Artikel in der aktuellen Cicero-Ausgabe, in denen Veltroni vorgestellt wurde. Die Autorin beschreibt diesen darin als ein frisches Gesicht in der italienischen Politik, ungeachtet der Tatsache, dass Veltroni sein ganzes Leben nichts anderes als Politik betrieben hat und auch schon seit Jahrzehnten dabei ist.
Zitat von FTT Schlimmer als die Berichterstattung über die Lega Nord, bei denen einige immer mal wieder mit extremen Äußerungen auffallen, finde ich diejenige über die Alleanza Nazionale. Während hierzulande eine Partei, die noch vor weniger als 20 Jahren einen Landesteil diktatorisch regiert hat und noch immer von diversen Verfassungsschutzorganen überwacht wird, von den hiesigen Medien wie ein unproblematischer Bestandteil des politischen Systems behandelt wird, dürfen in keiner Berichterstattung, in der von der AN die Rede ist, die Epitheta "extrem rechts" oder "post-" bzw. "neofaschistisch" fehlen. Die Partei kann indes kaum so "faschistisch" sein, wenn Fini seinerzeit als Außenminister sogar nach Israel durfte.
Exakt. Das illustriert diese Linkslastigkeit der deutschen Italien- Berichterstattung besonders gut.
Ganz anders ist es bei Massimo d'Alema, Finis Amtsnachfolger und dem aktuell noch amtierendem Außenminister; einmal sogar andertalb Jahre lang Ministerpräsident. Er hat eine lupenreine kommunistische Kader-Karriere hinter sich, in der er u.a. Generalsekretär des kommunistischen Jugendverbands und Chefredakteur der Parteizeitung "L'Unitá" war. Der durchschnittliche deutsche Medienkonsument erfährt davon kaum etwas; wie ja überhaupt das Wort "neokommunistisch" im Unterschied zu "neofaschistisch" so gut wie nie verwendet wird.
Auch daß nicht nur Veltroni, sondern auch der Staatspräsident Napolitano Altkommunisten sind, wird nicht eben an die große Glocke gehängt.
das ist mir auch aufgefallen, dass die deutsche Presse allen voran natürlich wie immer SPON, von dem Wahlergebnis nicht begeistert war. So wie es aussieht, haben die Italiener nach ihrer Ansicht "falsch" gewählt.
Als seriöses Medium nehme ich SPON schon lange nicht mehr ernst. Der einzige Grund, warum ich es immer noch lese, ist dass sie immer recht zeitnahe die neuesten Nachrichten haben. Aber man muss bei ihnen, wie vielleicht früher beim "Neuen Deutschland" oder der "Prawda" zwischen den Zeilen lesen, um die Fakten aus der Meinungssauce herauszufiltern.
Was "die Epitheta "extrem rechts" oder "post-" bzw. "neofaschistisch" fehlen" angeht, so darf natürlich auch der Begriff "rechtspopulistisch" nicht fehlen. Was wohl zur Zeit ein schlimmer Vorwurf zu sein scheint.
Zitat von FrankfurterWas "die Epitheta "extrem rechts" oder "post-" bzw. "neofaschistisch" fehlen" angeht, so darf natürlich auch der Begriff "rechtspopulistisch" nicht fehlen. Was wohl zur Zeit ein schlimmer Vorwurf zu sein scheint.
Es ist ja auch ein ganz leerer Begrifff. Denn - darüber haben wir, glaube ich, ja schon einmal diskutiert - diejenigen, die mit diesem Wort belegt werden, haben politisch so gut wie nichts gemeinsam. Darunter ist der französische Rechtsextreme Le Pen, der Schweizer Konservative Blocher, der holländische Liberale Wilders, der italienische Föderalist Bossi.
Gemeinsam ist ihnen nur, daß sie keine Linken sind.
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.