bei David Friedman finden Sie einige Informationen in mehreren Einträgen zum Thema - falls Sie denn Lust haben, ein wenig zu stöbern: http://daviddfriedman.blogspot.com/
eine Mischung aus Worms und Waco, und je nach Facon können Sie sich aussuchen, wo die Wahrheit genau liegt. In der englischen Wikipedia ist ein ziemlich umfangfreicher Artikel dazu. Aber selbst damit ist es schwierig sich einen nicht vorschnellen Standpunkt zu bilden. Wenn ich es richtig gelesen habe, dann sind in der Tat 500 Kinder (und Jugendliche) von ihren Eltern mit Gewalt weggeholt worden. Das ist mit Sicherheit traumatisch. War Waco aber eben auch. Wer immer eine solche Entscheidung treffen muss, der kann nur falsch handeln. Holt er die Kinder weg, trauamitisiert er sie und zerstört möglicherweise intakte Familien. Holt er sie nicht weg, riskiert er, dass eine Missbrauchssituation, und um die geht es, weiter bestehen bleibt.
Es ist fast unmöglich zu einer ehrlichen Sicht der Dinge zu kommen. Auf der einen Seite die Kinderschutzbehörde, die, wenn man die Berichterstattung durchsieht, von Leuten dominiert scheint, die in Deutschland eher dem Verein Wildwasser zuzuordnen wären (daher mein Vergleich mit Worms). Das sind Leute auf einem Kreuuzzug, die selbst da, wo es keinen Missbrauch gibt, welchen finden und die ohne grosse Rücksicht auf Folgen durch die Landschaft pflügen.
Umgekehrt ist der Verein aber auch nicht so ganz ohne. Diese "Kirche" hält Polygamie für richtig und gottgewollt. Das dumme (ohne das werten zu wollen) ist, das das Konzept nicht wirklich trägt, denn es führt bei einem Männer:Frauen Verhältnis von 1:1 zu einer Verknappung einer Seite, sprich der Frau. Das hat dann zu den so genannten "lost boys" geführt, wo die Kirche eben männliche Jünger einfach ausgeschlossen hat, was die Konkurrenz um Frauen etwas erleichtert.
Dennoch passt in dieses Klima der Vorwurf der Kinderheirat. Denn wo so viel Konkurrenz herscht, wächst auch der Druck auf die heranwachsenden Mädchen (zynisch würde man sagen, der frühe Vogel fängt den Wurm). Die Kinderschutzbehörde argumentiert, dass über die Hälfte der Mädchen zwischen 14 und 17, die auf dem Areal gelebt haben, bereits Mütter sind. Selbst wenn diese Zahlen übertrieben sind, so ist das in Texas ein unbedingter Grund zu handeln, da nach texanischem Gesetz ein Teenanger bis 17 Jahre keinem einvernehmlichen Sex zustimmen kann.
Es ist schwer hier eine klare Maxime zu formulieren. Einfache Antworten sehe ich jedenfalls nicht. Und ob das so eine gute Idee ist die Kinder wieder zurückzuschicken, schwer zu sagen. Vermutlich das geringere Übel, aber es besteht durchaus berechtigte Sorge, dass es durchaus ein Übel ist.
Ja, es ist, wie so oft in solchen Fällen, sehr schwer, das zu beurteilen. Nur scheint mir, daß in der bisherigen Berichterstattung - jedenfalls, soweit ich sie verfolgt habe - überwiegend die eine Seite dargestellt wurde.
Und dann finde ich, daß es in einem Rechtsstaat keine Kollektivschuld geben kann. Wenn innerhalb einer solchen Gemeinschaft Dinge vorgekommen sind, die strafwürdig sind und vielleicht verlangten, Eltern ihre Kinder wegzunehmen, dann muß das für den Einzelfall geschehen, in dem ein hinreichender Verdacht besteht.
Aber einer ganzen Gemeinschaft alle Kindern wegzunehmen, das kommt mir nicht nur rechtlich fragwürdig, sondern auch äußerst inhuman vor. Ich sehe da zu wenig Respekt vor dem Selbstbestimmungsrecht dieser Menschen, so zu leben wie sie nun einmal wollen, und ich sehe eine Staatsgewalt, die sich anmaßt, darüber zu befinden, was für Kinder gut und was schlecht ist.
Daß mir persönlich diese mormonischen Fundamentalisten von Herzen unsympathisch sind, ist eine andere Sache.
Zitat von RexCramerLieber Zettel, bei David Friedman finden Sie einige Informationen in mehreren Einträgen zum Thema - falls Sie denn Lust haben, ein wenig zu stöbern: http://daviddfriedman.blogspot.com/ MfG
Danke, lieber RexCramer! Sehr lesenswert, was Friedman schreibt.
Als ich Llarian geantwortet habe, hatte ich ihn noch nicht gelesen. Nach dem, was Friedman an Fakten nennt - keines der minderjährigen Mädchen, die man ihren Eltern wegnahm, war schwanger und nur fünf hatten Kinder geboren; was etwa dem Prozentsatz minderjähriger Mütter in der Gesamtbevölkerung entsprechen dürfte - , scheint es mir doch eher nach Worms als nach Waco auszusehen.
Sie haben ganz Recht Zettel: Kinder gehören zu ihren Eltern, es sei denn dort droht ihnen schwerwiegender Schaden.
Das war bei diesen wohl nicht der Fall. Klar ist man hinterher immer schlauer, aber das heißt auch, daß man vor der Wegnahme keine Gründe hatte und einfach so auf Verdacht gehandelt hat.
Es ist übrigens sowohl Worms wie Waco: man hat die Mittel von Waco eingesetzt, um in Worms einzumarschieren.
Übrigens kann man nicht einfach auf das texanische "age of consent" abheben. In dem verlinkten Artikel heißt es:
"It seems clear that, about three years ago, a local legislator introduced a package of bills to the legislature, some of which passed, intended to target the FLDS. They included an increase in the legal age of marriage with parental consent from fourteen to sixteen and raising polygamy to a felony."
Und auch wenn geltendes Recht nunmal geltendes Recht ist. Um Kindesmißbrauch ging es in solchen Fällen gerade nicht.
Gruß, str1977
Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon. Aber beide sind aus Stein gemacht.
Zitat von str1977Übrigens kann man nicht einfach auf das texanische "age of consent" abheben. In dem verlinkten Artikel heißt es: "It seems clear that, about three years ago, a local legislator introduced a package of bills to the legislature, some of which passed, intended to target the FLDS. They included an increase in the legal age of marriage with parental consent from fourteen to sixteen and raising polygamy to a felony." Und auch wenn geltendes Recht nunmal geltendes Recht ist. Um Kindesmißbrauch ging es in solchen Fällen gerade nicht.
Zumindest ist dieser bisher nicht nachgewiewen worden.
Mich hat dieser Artikel auch nachdenklich gemacht, lieber str1977. Man hat den Eindruck, daß da schon längere Zeit eine Kampagne gegen die Sekte geführt wurde und diese jetzige Aktion nur deren Höhepunkt war.
Andererseits möchte ich noch einmal Llarian ausdrücklich zustimmen: Das Abwägen zwischen dem Elternrecht und dem notwendigen Schutz von Kindern gegen Mißbrauch ist eine extrem schwierige Sache. Ein schmaler Grat.
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