Ein Kommentar von Charles Krauthammer ist immer lesenswert. Und der, über den ich hier berichte, besonders, denn er weist auf eine der Gefahren hin, die von einem Präsidenten Obama ausgehen würden: Eine fatale Außenpolitik.
"Lächerlich und ohne Beispiel" nennt Krauthammer das Versprechen Obamas, er werde sich innerhalb eines Jahres nach Amtsantritt jeweils getrennt mit den Führern Nordkoreas, des Iran, Cubas, Syriens und Venezuelas treffen.
Aus deutscher Sicht möchte ich noch anmerken, daß Obama sicherlich der Wunschkandidat derer ist, die bei uns die Volksfront wollen. Ein Präsident, der innerhalb eines Jahres die schwierigsten Probleme, die die USA außenpolitisch haben, durch Gipfeltreffen lösen will, wird nicht zugleich sein Augenmerk auf Europa richten können.
Freie Bahn also für einen erneuten Schwenk der deutschen Außenpolitik in Richtung Rußland, wie ihn Schröder 2003 versucht hatte.
Obama wird eh nicht Praesident. Ich setze da auf McCain.
Davon abgesehen, wird in dem von Ihnen beschriebenen Szenario die 'Loesung' so aussehen, dass externe Effekte fuer das Scheitern der eigenen, neuen Politik verantwortlich gemacht werden. So ist es doch immer, wenn einer meint, alles neu und anders machen zu muessen. (und es nicht doch im Krieg endet).
Zitat von DagnyObama wird eh nicht Praesident. Ich setze da auf McCain.
Ihr Wort in Gottes Ohr!
Man muß nur sehen, daß bei Umfragen dann, wenn nur gefragt wird, ob man lieber einen Demokraten oder lieber einen Republikaner im Weißen Haus hätte, ungefähr eine 60:40-Mehrheit für einen Demokraten ist; bei machen Umfragen ist der Abstand noch größer.
McCain muß also mit seiner persönlichen Glaubwürdigkeit und Erfahrung diesen parteibezogenen Trend umkehren. Das wird, fürchte ich, nicht einfach werden.
Zitat von DagnyDavon abgesehen, wird in dem von Ihnen beschriebenen Szenario die 'Loesung' so aussehen, dass externe Effekte fuer das Scheitern der eigenen, neuen Politik verantwortlich gemacht werden. So ist es doch immer, wenn einer meint, alles neu und anders machen zu muessen. (und es nicht doch im Krieg endet).
Ja, da haben Sie vermutlich Recht, liebe Dagny. Man kann ja zB im Vorfeld schon dafür sorgen, daß ein Treffen gar nicht erst zustandekommt.
So, wie ich Obama aufgrund seines Verhaltens zu Chicagoer Zeiten einschätze, als er sich als eiskalter Machtpolitiker hervortat, wird er am Tag seiner Amtseinführung alles vergessen, was er im Wahlkampf gesagt hat. Das große Treffen mit Ahmadinedschad und Co. wird nicht stattfinden.
Im "Spiegel" von heute berichtet Ralf Beste über die "Obamania", die jetzt auch Berlin erfaßt habe, bis in konservative Kreise hinein.
Bei diesen kann ich das nicht verstehen; außer bei den Ultrarechten, die immer schon die USA gern raus aus Europa haben wollten. Daß die Linken sich auf Obama freuen, kann man sich lebhaft vorstellen.
Da Obama offenkundig von Außenpolitik so wenig versteht wie von Wirtschaftspolitik, wird allerdings vieles davon abhängen, wen er zum Außenminister macht.
Jetzt schreibe ich, liebe Dagny, schon so, als hätte er gewonnen. Ich fürchte halt in der Tat, daß es McCain sehr schwer haben wird. Ich habe ihn ja schon favorisiert, als er im Nominierungsrennen noch weit hinten lag. Aber seine Chancen habe ich leider auch immer pessimistisch eingeschätzt.
Bei der Nominierung habe ich mich geirrt. Vielleicht ja auch bei den Wahlen im November.
Ja, Mr Obama hat wenig bis keine Ahnung von Außenpolitik (wobei er aber nicht der erste Präsident wäre - die Gründe ihn abzulehnen sind viel vielfältiger).
Nur, diesmal ist es Krauthammer's Kritik, die Beckmesserei sind (z.B. sind schon manche Gipfeltreffen nicht nur von Beamten dominiert worden und vor allem muß man sie erst mal machen damit jemand im Hintergrund etwas vorbereiten kann.)
Sicher war das "Ja" auf die Frage aus dem Publikum aus der Hüfte geschossen aber die Antwort war dennoch genau richtig. "Would you be willing ..." war die Frage. Obama hat nicht versprochen, sich mit irgendwem zu treffen. Nein, er hat nur gesagt er sei willens sich mit diesen Leuten zu treffen. Und warum sollte er sich denn nicht mit ihnen treffen? Hätte sich FDR denn nicht mit Churchill und Stalin in Jalta treffen sollen? Hätte JFK sich einem Treffen mit Chruschtschow verweigern sollen? Klar haben beide Fehler gemacht und ich fürchte, Obama wäre hier viel schlimmer. Aber das ist das Problem - nicht das er zu Treffen willens wäre.
An der Expertise des Herrn Krauthammer kommen mir hier (erneut) Zweifel. Und übrigens: "nachweisen" ist ein sehr starkes Wort und ich glaube nicht, daß die Krauthammer'schen Kommentare so über jeden Zweifel erhaben sind.
PS. Oder so erschien es mir: Krauthammer's Artikel bezieht sich weniger auf Obamas Ansinnen als über seine Kritik daran, was die Bush-Administration alles angeblich nicht täte. Und da hat Krauthammer ganz recht.
Gruß, str1977
Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon. Aber beide sind aus Stein gemacht.
Zitat von str1977 Nein, er hat nur gesagt er sei willens sich mit diesen Leuten zu treffen. Und warum sollte er sich denn nicht mit ihnen treffen?
Aus den Gründen, die Krauthammer genannt hat, lieber str1977. Weil solche Treffen nur erfolgversprechend sind, wenn zuvor auf diplomatischem Weg eine Konvergenz der Interessen ermittelt worden ist. Weil es eine solche Konvergenz zwischen den USA und den genannten Staaten gegenwärtig nicht gibt. Und weil ein gescheitertes Gipfeltreffen die Lage nicht verbessert, sondern sie ganz massiv verschlechtern kann.
Zitat von str1977Hätte sich FDR denn nicht mit Churchill und Stalin in Jalta treffen sollen?
Aber ja. Es war ja ein Treffen unter Verbündeten, und es ging um die Nachkriegsordnung.
Zitat von str1977 Hätte JFK sich einem Treffen mit Chruschtschow verweigern sollen?
Aber entschieden. Kennedy war politisch weit erfahrener als Obama; das haben wir ja einmal diskutiert. Aber er war nicht erfahren genug, um die Gefahren eines solchen Treffens richtig einzuschätzen.
Es war im Grunde nichts zu bereden. Beide wollten den anderen kennenlernen, um zu wissen, wie weit sie im Machtpoker gehen konnten.
Chruschtschow gewann damals den Eindruck, daß Kennedy ein Pokerspiel nicht durchhalten würde. (Wenn ich mich recht erinnere - ich habe das jetzt nicht nachgesehen -, litte Kennedy damals besonders schlimm an seinem Rückenleiden und war kaum verhandlungsfähig). Und aufgrund dieses Eindrucks riskierte Chruschtschow die Berlin- und dann die Cubakrise.
Er hatte sich in Kennedy getäuscht. Dieser war in Wahrheit ein Zocker, der bis an den Rand eines Kriegs ging.
Ich hatte nicht gewußt, daß Berater von Obama ihm damals im Sommer 2007 gleich empfohlen hatten, diese Äußerung zu korrigierenl, und daß er selbst aber darauf bestanden hatte, sie so stehen zu lassen.
Wenn - Ende des Artikels - Gary Hart ihm jetzt gute Ratschläge gibt, dann ist das ja fein. Und man kann sich für Obama nur freuen, wenn er allmählich das politische Einmaleins lernt.
Nur - ist das Amt des Präsidenten wirklich der richtige Ort für das Learning-by-Doing eines Politikers?
Zitat von DagnyObama wird eh nicht Praesident. Ich setze da auf McCain.
Ihr Wort in Gottes Ohr!
Die Dagny prognostiziert auch ein relativ fruehes* Aus des EM-Titelaspiranten Deutschland. Nur so als Benchmark uber meine Prognosefahigkeit. *spaetestens Halbfinale
Ich würde das umgekehrt sehen, liebe Dagny.
Wenn Sie bei der EM recht haben, dann sinkt die Wahrscheinlichkeit, daß Sie auch bei Obama recht haben.
Denn daß jemand zweimal nacheinander recht hat, das ist doch so unwahrscheinlich, wie daß man zweimal nacheinander eine sechs würfelt.
Herzlich, Zettel
(der sich der gambler's fallacy nicht immer entziehen kann; ich glaube, niemand kann das wirklich)
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