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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 6 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

29.05.2008 15:36
Zitat des Tages: Wie der Irak heute aussieht Antworten

Wir erinnern uns noch daran, wie unsere Medien - allen voran "Spiegel Online" täglich voll waren mit neuen Schreckensmeldungen aus dem Irak.

Inzwischen geht es im Irak steil aufwärts. Was die Sicherheitslage angeht, aber auch wirtschaftlich.

Daß diese sensationelle Entwicklung bei uns die Medien füllt, wird man nicht sagen können.

Sie paßt ja auch nicht zu der Selbstbeweihrücherung vieler Deutscher, die so sehr stolz darauf waren, "daß wir uns daran nicht beteiligt haben", an der Befreiung des Irak nämlich.

Llarian Offline



Beiträge: 7.117

30.05.2008 11:03
#2 RE: Zitat des Tages: Wie der Irak heute aussieht Antworten

Lieber Zettel,

ich möchte eins hinzufügen: Nicht nur jeder Iraker sollte fünfmal beten, dass der nächste Präsident John McCain heisst. Oder, wenn man die Personen mal aussen vor lässt, der nächste Präsident den Job zu Ende bringt. Der Irak wird im Positiven wie im Negativen das zukünftige Beispiel dafür sein, ob es so etwas wie "Nation Building" in der heutigen Zeit noch gibt, oder ob das Nachkriegsdeutschland ein historischer Sonderfall bleibt.

Wenn der Irak scheitert, scheitert auch auf lange Zeit die Idee Menschenrechte zu exportieren und wir werden noch sehr lange in einer Welt leben, in der Menschenrechte einer vergleichsweise kleinen Minderheit zugestanden werden. Der Irak ist meines Erachtens nach ein Symbol von ganz erheblicher Tragweite, im Positiven wie im Negativen. Das dürfte auch mit der wichtigste Grund dafür sein, warum die deutsche Presse so ein breites Interesse daran bekundet ein möglichst negatives Bild zu zeigen und auf keinen Fall den Eindruck aufkommen zu lassen, es würde sich etwas zum besseren wenden. Wenn überhaupt, darf das im Sinne unserer Presse, erst dann besser werden, wenn die Amis abgezogen sind.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.05.2008 14:12
#3 RE: Zitat des Tages: Wie der Irak heute aussieht Antworten

Zitat von Llarian
ich möchte eins hinzufügen: Nicht nur jeder Iraker sollte fünfmal beten, dass der nächste Präsident John McCain heisst. Oder, wenn man die Personen mal aussen vor lässt, der nächste Präsident den Job zu Ende bringt. Der Irak wird im Positiven wie im Negativen das zukünftige Beispiel dafür sein, ob es so etwas wie "Nation Building" in der heutigen Zeit noch gibt, oder ob das Nachkriegsdeutschland ein historischer Sonderfall bleibt.

Das sehe ich genauso, lieber Llarian.

Präsident Bush sieht es ja auch so. Er hat das eigentliche Ziel seiner Irakpolitik - das war vermutlich ein Fehler - allerdings erst sehr spät öffentlich dargelegt, und zwar in der Rede zu seiner zweiten Amtseinführung und in der State of the Union Address 2006. Es geht ihm um eine offensive Politik einer Demokratisierung des Nahen Ostens als Voraussetzung für einen dauerhaften Frieden zwischen den Arabern und Israel. Und er ist der Überzeugung, daß auch nur diese Politik den Terrorismus besiegen kann.
Zitat von RexCramer
Der Irak ist meines Erachtens nach ein Symbol von ganz erheblicher Tragweite, im Positiven wie im Negativen. Das dürfte auch mit der wichtigste Grund dafür sein, warum die deutsche Presse so ein breites Interesse daran bekundet ein möglichst negatives Bild zu zeigen und auf keinen Fall den Eindruck aufkommen zu lassen, es würde sich etwas zum besseren wenden. Wenn überhaupt, darf das im Sinne unserer Presse, erst dann besser werden, wenn die Amis abgezogen sind.

Es ist ja wirklich absurd, lieber Llarian: Geht es im Irak schlecht, dann fordert man den Abzug der US-Truppen, weil der Irak ohnehin verloren sei. Geht es besser, wie jetzt, dann fordert man ihn, weil man offenbar glaubt, jetzt seien die Truppen ja gar nicht mehr erforderlich.

Wobei ich gezögert habe, das "glaubt" zu tippen. Denn für so ignorant, wirklich zu glauben, daß der demokratische Irak jetzt schon stabil genug sei, um ohne die Koalitionstruppen standzuhalten, - für so ignorant halte ich noch nicht einmal diese Journalisten.

Sondern ich fürchte, daß sie die jetzige positive Entwicklun bedauern, weil sie sie (zu Recht) als einen Sieg Bushs, der USA, des Kapitalismus, des freiheitlichen Westens sehen. Ich fürchte, daß es diesen Journalisten lieber gewesen wäre, wenn ihre eigene Propaganda eingetroffen wäre und der Irak in einen Bürgerkrieg versunken wäre.

Es war ja Anfang letzten Jahres nah daran. Der angebliche Bürgerkrieg existierte zwar nicht, aber es gab die reale Gefahr, daß er ausgebrochen wäre, wenn die Demokraten sich gegen Präsident Bush mit ihrer Forderung eines Zeitplans für den Rückzug durchgesetzt hätten.

Daß Präsident Bush damals diesem immensen Druck standgehalten hat und sogar die Charakterstärke hatte, in dieser Situation das Risiko des Surge einzugehen, sichert ihm in meinen Augen einen Platz in der Geschichte. Deshalb habe ich ja damals geschrieben, daß er es verdient gehabt hätte, bei "Time" der Mann des Jahres 2007 zu werden.

Herzlich, Zettel

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

30.05.2008 14:54
#4 RE: Zitat des Tages: Wie der Irak heute aussieht Antworten

Lieber Zettel,

ich lese gerade "Moment of Truth" von Michael Yon, der mit Unterbrechungen jahrelang über diesen Krieg berichtet hat. Nach ihm müßte auch General Petraeus mit auf's Treppchen, denn ohne eine fundamentale Neuausrichtung der Taktik wäre der Irak tatsächlich verlorengegangen! Petraeus scheint aus Vietnam die richtigen Folgerungen gezogen zu haben, indem er begriff, daß man die Zivilbevölkerung nicht dem Feind ausliefern darf; denn die, Sympathien hin oder her, wählt die Seite, von der sie sich ihr Überleben verspricht. Also haben die Truppen ihre stark gesicherten Stützpunkte verlassen und zehntausende von Posten eingerichtet, mitten in den Wohnvierteln. Seit viele Iraker ihr Überleben eher von den Koalitionstruppen gesichert sehen, werden Bomben gemeldet, bevor sie Schaden anrichten können. Und nun kann man mit Fug und Recht behaupten, daß Al Quaida im Irak geschlagen ist.
Das verletzt natürlich das Diktum, daß Kriege etwas positives bewirken können.

Herzlich, Thomas

califax Offline




Beiträge: 1.502

30.05.2008 15:45
#5 RE: Zitat des Tages: Wie der Irak heute aussieht Antworten

Dazu kommt risk-sharing. Solange die Bomben auf Marktplätzen oder Schnellstraßen explodieren, redet man sich ein, es treffe einen ja nicht. Wird schon gut gehen! Wenn die Truppen, die das interessanteste Anschlagsziel sind, aber direkt vor der Haustür sitzen, man ihnen wirklich ständig begegnet und man nachts neben ihnen schläft, hat man plötzlich ein ganz, ganz anderes Interesse daran, Anschläge auf sie zu verhindern. Da kann man einfach nicht mehr ausweichen.

Außerdem wird es auch viel einfacher, etwas unauffällig zu melden. Und man sieht die Gesichter unter den Helmen, gewöhnt sich an sie. Da setzt dann auch eine Dedämonisierung ein.

Klug und fleißig - Illusion
Dumm und faul - das eher schon
Klug und faul - der meisten Laster
Dumm und fleißig - ein Desaster

The Outside of the Asylum

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.05.2008 17:49
#6 RE: Zitat des Tages: Wie der Irak heute aussieht Antworten

Zitat von Thomas Pauli
ich lese gerade "Moment of Truth" von Michael Yon, der mit Unterbrechungen jahrelang über diesen Krieg berichtet hat.

Auf Michael Yon, lieber Thomas, bin ich zuerst im Januar 2007 aufmerksam geworden und habe ihm dann im Juni einen Artikel gewidmet. Wie auch Bill Ardolino gehört er für mich zu denjenigen, deren Berichten aus dem Irak man trauen kann. Erstens, weil sie nicht nur in Bagdad im Hotel sitzen und sich erzählen lassen, wie die Dinge stehen. Zweitens, weil ich bei beiden den Eindruck habe, daß sie als Reporter berichten, was ist, statt Vorurteile zu bedienen.
Zitat von Thomas Pauli
Nach ihm müßte auch General Petraeus mit auf's Treppchen, denn ohne eine fundamentale Neuausrichtung der Taktik wäre der Irak tatsächlich verlorengegangen! Petraeus scheint aus Vietnam die richtigen Folgerungen gezogen zu haben, indem er begriff, daß man die Zivilbevölkerung nicht dem Feind ausliefern darf; denn die, Sympathien hin oder her, wählt die Seite, von der sie sich ihr Überleben verspricht.

Ja, das war wohl das Entscheidende. Vor allem gegenüber den Sunniten war dieses Taktik offenbar sehr erfolgreich. Es kam natürlich zupaß, daß vor allem die Beduinen genug von der El Kaida hatten und den Amerikanern schon deshalb freundlicher begegneten.

Übrigens zu Vietnam, lieber Thomas: Mir hat als einzige Parallele immer nur die eingeleuchet, daß ein Abzug der USA jetzt aus dem Irak ebenso schändlich wäre, wie es damals schändlich war, Millionen Menschen, die auf die USA vertraut hatten, den Kommunisten auszuliefern.

Ansonsten sehe ich nur Unterschiede. In Vietnam wurde ja gar nicht primär gegen Terroristen gekämpft, sondern gegen die hochgerüstete Armee Nordvietnams, das Südvietnam angegriffen hatte, nachdem es dieses zunächst durch seine Vietcong-Guerrilleros destabilisert hatte. Und anders als die El Kaida im Irak war diese Truppe in der Bevölkerung verankert, denn man hatte ja gemeinsam gegen die Japaner und gegen die Franzosen gekämpft.

Herzlich, Zettel


Zettel Offline




Beiträge: 20.200

02.06.2008 08:48
#7 AKTUELLE ERGÄNZUNG: "Im Irak geht es aufwärts" Antworten

"The Iraqi Upturn" ist ein Editorial in der gestrigen Washington Post betitelt. Fazit:

Zitat von Washington Post
When Mr. Obama floated his strategy for Iraq last year, the United States appeared doomed to defeat. Now he needs a plan for success.

Als Obama vergangenes Jahr seine Strategie für den Irak in Umlauf brachte, schien eine Niederlage der Vereinigten Staaten unabwendbar. Jetzt braucht er eine Plan für den Erfolg.

Kommentar: Wieso Obama?

Er war und ist der Kanidat der Niederlage im Irak. Seit Beginn seines Wahlkampfs verkündet er, daß die USA den Irak räumen müßten. Daß das vor einem Jahr, als er es zu fordern begann, nicht nur den Bürgerkrieg bedeutet hätte, sondern eine dramatische Verschlechterung der gesamten Situation im gesamten Nahen Osten, war und ist ihm offenbar ebenso egal wie Hillary Clinton.

Beide haben, populistisch, ihre Irakpolitik nicht auf die dortigen Erfordernisse aufgebaut, sondern auf die Kriegsmüdigkeit der Amerikaner, deren Stimmen sie haben wollen.

Jetzt, wo es aufwärts geht, könnte der Irak wieder ein Wahlkampfthema werden. Aber eines, das McCain nützt und das ihn, der als einziger von den drei verbliebenen Kandidaten in Sachen Irak Verantwortungsbewußtsein und Standfestigkeit gezeigt hat, ins Weiße Haus bringen könnte.

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