Warum gibt es so einen Hang, für wichtige Dokumentationen, Interviews, etc. immer die schlechtesten Übersetzer anzuheuern? Gibt es in Deutschland nicht genug Anglisten? Ich schaue gerade auf DMAX eine Doku über amerikanische GIs im Irak. Das deren Aussagen "kreativ" und oft sinnverfälschend übersetzt werden, ist ja schon normal. Aber manchmal unterbieten die Übersetzer ihr eigenes Niveau. Vorhin wurde gemäß Übersetzer ein LKW mit einer Wassergranate zerstört. Ich habe eine Weile gebraucht, um zu kapieren, daß da jemand beim Abhören der Tonspur 'mortar' und 'water' verwechselt hat. Wie uninteressiert und ignorant muss jemand sein, um bei einer solchen Doku so einen Fehler zu machen? Wie kann man auf die Idee kommen, die Übersetzung Wassergranate wäre angesichts eines brennenden LKW nach einer heftigen Explosion auch nur annähernd korrekt? Wenn man davon ausgeht, daß der Zuschauer besser selbst übersetzen soll, dann sollte man die Übersetzer weglassen. Sie stören nur, weil sie dauernd Unsinn dazwischenplappern.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Zitat von califaxVorhin wurde gemäß Übersetzer ein LKW mit einer Wassergranate zerstört. Ich habe eine Weile gebraucht, um zu kapieren, daß da jemand beim Abhören der Tonspur 'mortar' und 'water' verwechselt hat.
Aktuelles Beispiel von gestern Abend; nicht ganz so katastrophal: In der Sendung "Das Wunder am Indus" des ZDF werden allerlei Indizien dafür genannt, daß Zeichen, die man für Schrift hielt, das wohl gar nicht sind, und dann heißt es dazu: "Es hängt alles zusammen". Als Übersetzung, offenbar, von it all fits together.
Zitat von califaxWenn man davon ausgeht, daß der Zuschauer besser selbst übersetzen soll, dann sollte man die Übersetzer weglassen. Sie stören nur, weil sie dauernd Unsinn dazwischenplappern.
Erstens tun sie das, und zweitens finde ich das Darüberbrabbeln als solches schon fast unerträglich; ich schalte fast immer weg, wenn es damit losgeht.
Denn wenn man die betreffende Sprache einigermaßen beherrscht, dann versucht man doch logischerweise (versuche ich jedenfalls), zu verstehen, was im Original gesagt wird. Dieser Ton ist aber so gedämpft, daß man große Schwierigkeiten hat (ich jedenfalls), es sozusagen "hinter" dem zu verstehen, was der Übersetzer drüberbrabbelt.
Und warum auch? Warum kann man sich nicht die kleine Mühe machen, Untertitel in den Rechner einzutippen?
Der einzige Fall, wo das Darüberbrabbeln unvermeidlich ist, liegt bei der Simultanübersetzung von Live-Übertragungen vor.
Und die sind sehr oft sogar vorzüglich. Diese Leute müssen eine ungeheure Aufmerksamkeitsleistung vollbringen - gleichzeitig verstehen, übersetzen, sprechen -, und sie bekommen es manchmal glänzend hin.
Alexander Kluge hatte eine Zeitlang eine Simultandolmetscherin, die sogar sowohl Englisch als auch Französisch beherrschte. Das war meisterhaft, selbst bei schwierigen philosophischen Äußerungen.
Das sind halt Profis, diese Simultandolmetscher. Bei den Sendern dagegen, vermute ich, läßt man das von Praktikanten machen oder von Leuten, die auch Englisch in der Schule hatten.
Das Dollste, was ich jemals erlebt habe, war übrigens vor etlichen Jahren die damals sehr erfolgreiche Moderatorin Margarete Schreinemakers. Die tat so, als könne sie Französisch und hat "gedolmetscht", was ein Studiogast sagte.
Sie kann offenbar kein Französisch. Das eine oder anderer Wort verstand sie, und aus dem Rest bastelte sie das, was der Mann ihrer Ansicht nach gesagt haben könnte.
mir ist es schon zuwieder, wenn Nachrichtentexte mit Musik unterlegt werden. Musik appelliert an das Emotionale, das m.E. in Nachrichten nichts zu suchen hat. Bei Übersetzungen aus dem Englischen (Ich kann kein Französich, huuuu!) kippe ich auch manchmal aus den Pantinen. Zettel hat wohl recht, daß da Laien am Werke sind - so bekommt man es halt mit der durchschnittlichen Verteilung von Fähigkeiten in der deutschen "Kreativszene" zu tun, und die sind im technischen Bereich gering und nicht vorhanden, wenn's um's Militärische geht. Selbst wenn da bei der Übersetzung etwas komplett unsinniges herauskommt, merkt's der Übersetzter nicht. Wer nichts weiß, muß halt alles glauben!
Zitat von Thomas Paulimir ist es schon zuwieder, wenn Nachrichtentexte mit Musik unterlegt werden. Musik appelliert an das Emotionale, das m.E. in Nachrichten nichts zu suchen hat.
Ich mußte erst kurz überlegen, lieber Thomas, wann ich das einmal erlebt habe: Richtig, im Hörfunk! Den höre ich Augenmensch aber so gut wie nie.
Im TV braucht man das nicht, weil man die Bilder hat. Denn die Musik dient ja offenbar dazu, die Monotonie eines gesprochenen Textes aufzulockern, auch a bisserl die Formatio Reticularis in Schwung zu bringen. Aber jetzt, wo ich mich erinnere: Ja, ich fand das auch schauderhaft. Ich glaube, da wurde sogar die Nachricht von einem Unfall mit Musik unterlegt.
Zitat von Thomas PauliBei Übersetzungen aus dem Englischen (Ich kann kein Französich, huuuu!) kippe ich auch manchmal aus den Pantinen.
Es gibt ja auch für diese Übersetzungen praktisch keine Rückmeldung. Egal, wie hundsmiserabel sie sind - noch nicht mal die Kritiker achten darauf.
Gutes Übersetzen kostet nun mal Zeit, also Geld. Ich habe mal von einem Übersetzer gehört: Wenn Sie mir zwanzig Mark für die Seite bezahlen, dann bekommen Sie eine Zwanzig-Mark-Übersetzung. Wenn sie fünfzig Mark bezahlten, bekommen Sie eine Fünfzig-Mark-Übersetzung.
Wenn man gur übersetzen will, dann kann es sein, daß man sich lange um ein einzelnes Wort bemüht, bis man die genau treffende Übersetzung gefunden hat; daß man die Syntax immer wieder überarbeitet, bis es wirklich Deutsch klingt und nicht eben nach übersetztem Englisch oder Französisch. Das kostet halt Zeit.
Ich glaube auch, daß die Leute, die das fürs TV machen, keine Profis sind. Wirklich gute Simultandolmetscher sind sauteuer, aber auch ihr Geld wert. Es gibt welche, die es wirklich hinbekommen, in Realzeit eine optimale Übersetzung zu liefern.
Aber nicht der Praktikant, dem man eine fertig geschnittene Sendung gibt und sagt: Jetzt machen sie mal den deutschen Text fertig.
nicht nur das - wenn man als Übersetzer vom Gegenstand des Textes nicht die blasseste Ahnung hat, dann kriegt man den Unsinn überhaupt nicht mit! Da kommen dann die klassischen Größenordnungsfehler (Billion) zustande, wonach etwa in Deutschland 80 Milliarden Leutchen wohnen sollen oder die Sonne 150 Millionen Meter (statt Kilometer) von der Erde entfernt sein soll usw usw usw. Ein einziger solcher Fehler zerstört die gesamte Glaubwürdigkeit einer Information, denn wieviele dieser Klopper hat man nicht bemerkt? Einer meiner Freunde arbeitete als Übersetzer in London beim British Standard Institute und seine Wohnung quoll über von Fachlexika, die er für seine Arbeit ständig brauchte. Ohne sie, meinte er, würde er noch viel mehr Unsinn verzapfen!
Zitat von Thomas Paulinicht nur das - wenn man als Übersetzer vom Gegenstand des Textes nicht die blasseste Ahnung hat, dann kriegt man den Unsinn überhaupt nicht mit!
Ich habe einmal einen krassen Fall dieser Art erlebt: Ein Kollege, dessen Englisch nicht das beste war, der aber ausgezeichnete wissenschaftliche Arbeiten schrieb, wollte endlich auch auf Englisch publizieren. Er schrieb ein Manuskript auf Deutsch und engagierte dann eine Übersetzerin, die die englische Fassung herstellen sollte. Diese zeigte er einem amerikanischen Fachmann. Dessen Reaktion: "I don't understand a word."
Der betreffende Kollege konnte das gar nicht fassen, denn: "Sie hat doch zehn Jahre in England gelebt!"
Übersetzen findet halt, psychologisch gesehen, nicht von der einen Sprache in die andere statt, sondern von der einen Sprache in eine abstrakte kognitive Repräsentation, und von dieser in die andere Sprache. Wenn man die Sache nicht kennt, kann man diese Repräsentation nicht richtig erstellen, und es kommt eine Übersetzung heraus, die zwar an der Oberfläche keine "Fehler" enthält, die nur leider unverständlich ist.
Zitat von Thomas PauliEiner meiner Freunde arbeitete als Übersetzer in London beim British Standard Institute und seine Wohnung quoll über von Fachlexika, die er für seine Arbeit ständig brauchte. Ohne sie, meinte er, würde er noch viel mehr Unsinn verzapfen!
Noch schwieriger ist es beim Übersetzen historischer Texte. Als Arno Schmidt an (seinem Anteil an) der Poe-Übersetzung arbeitete, hat er sich - laut eigener Auskunft - erst einmal ein englisches Konversationslexikaon vom Anfang des 19. Jahrhunderts besorgt und es durchgearbeitet, um seine "Hirnwindungen in die Falten dieser Zeit zu legen"; so ähnlich hat er es formuliert.
Und auch aus dem Umfeld von Arno Schmidt: Das Expeditionstagebuch von Lewis und Clark ist ein wunderbares Dokument, von den beiden Expeditionsführern in ihrem unbeholfenen, von Fehlern wimmelnden Englisch geschrieben. Das hat der Übersetzer Friedhelm Rathjen in ebenso drolliges, gutschlechtes Deutsch gebracht. Ich fand es höchst amüsant zu lesen; aber in der Arno-Schmidt-Gemeinde gab es viel Kritk an den "Fehlern"!
Zitat von ZettelWenn man die Sache nicht kennt, kann man diese Repräsentation nicht richtig erstellen, und es kommt eine Übersetzung heraus, die zwar an der Oberfläche keine "Fehler" enthält, die nur leider unverständlich ist.
das wird dann genau wie eine Übersetzung eines Computers, nur eben ohne grammatikalischen Bockmist. :)
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