So richtig liberal ist dieser Vorschlag wohl nicht. Aber da wir auf dem Land leben (bis vor einigen Jahren konnte ich von meinem Arbeitszimmer aus die Kühe sehen, inzwischen hat der Bauer die Milchwirtschaft aufgegeben), weiß ich, daß die Sorgen der Bauern begründet sind.
Und vielleicht hat ja jemand einen besseren Vorschlag?
Wahrscheinlich sollte man mal die gesamte Lieferkette betrachten, wer wo was verdient. Bei all diesen Dingen mit "fair" dran habe ich immer Bedenken, daß irgendwo dann noch mehr Reibach gemacht wird. Wenn auch alle guten Menschen leuchtende Augen bekommen...
Im übrigen ist unser Argrarmarkt ganz sicherlich kein freier Markt, siehe EU etc. Da liegt soviel im Argen. Letztlich sehe ich nicht ein, für dieses ganze verkorkste Konstrukt dann auch noch mehr zu bezahlen.
Zitat von HStafoLetztlich sehe ich nicht ein, für dieses ganze verkorkste Konstrukt dann auch noch mehr zu bezahlen.
Kann ich verstehen, lieber HStafo; Ihrer Diagnose ist ja auch nur zuzustimmen.
Nur haben Bauern, die Konkurs gehen (man nennt das nicht so, sondern sagt "den Hof aufgeben") wohl das Pech, als Selbständige kaum einen Mitleidseffekt zu erzielen.
Sie hätten ja gleich eine Kolchose gründen können, dann wäre ihnen das nicht passiert.
Mein Mitgefühl haben sie, weil ich ja auch sehe, was sie mit ihrem oft 14-Stunden-Tag leisten. Ohne Urlaub; denn Kühe haben die unangenehme Eigenschaft, daß man sie nicht so mal einfach drei Wochen stillegen kann.
Zitat von ZettelUnd vielleicht hat ja jemand einen besseren Vorschlag?
vor kurzem laß ich, daß nur rund 10 % der Milch überhaupt frei gehandelt wird oder werden kann. Daß es in einem Markt, der derartig überreguliert ist, (massive) Probleme gibt, dürfte nicht überraschen, oder!? Wetten, daß der Politik als "Lösung" nur weitere Regelungen einfallen?
Das Etikett ist eine Idee. Eine andere wäre es, wenn sich die Bauern etwas aus der Abhängigkeit von Großmolkereien (und nur solche gibt es heutzutage noch) lösen könnten, indem sie beispielsweise wieder selbst Milcherzeugnisse herstellen. Mittlerweile müsste man da vieles automatisieren können - Butter beispielsweise benötigt schon langen keine Handarbeit mehr. Dieser Schritt in die ganze Kette bis zum Verbraucher hat dem Biomarkt bei Schaf- und Ziegenmilch zumindestens sehr gut getan.
Aber um eines wird man letztliche nicht herumkommen, wenn sie nicht immer wieder solche Planwirtschaftsprobleme wie gerade bekommen sollen - das ist eine Anpassung der Milchproduktion an Marktpreis und Kosten, also weg von Quote und Förderungen.
Seien wir doch mal ehrlich: Wir schätzen kleine Höfe, sofern wir nicht selbst dort im Direktvertrieb einkaufen, doch nur als Landschaftspfleger. Die preiswerten Massenprodukte kaufen wir lieber von großen, effizienten Betrieben. Also sollte man doch auch so ehrlich sein, und die kleinen Bauern für ihre Landschaftspflegemaßnahmen bezahlen und nicht für Nahrungsmittel, die mangels Nachfrage vernichtet oder hochsubventioniert in Länder exportiert werden, wo sie die lokale Landwirtschaft ruinieren - was uns dann wiederum dazu zwingt, in diesen Ländern mit Entwicklungshilfe und Militär einzugreifen.
Wenn die Quoten weg sind und sich das Angebot an den Marktpreisen orientiert, werden sich Wege finden, daß durch die lange Investitionsdauer entstehende Preisrisiko abzusichern, wie das beispielsweise bei Autobauern schon ganz gut funktioniert.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
____________________________________________________ ..., people ignored the fact that democracy cannot be permanently maintained when free enterprise, free trade, and economic freedom do not exist. Ludwig von Mises
ich hab einen Vorschlag: Marktwirtschaft. Genaugenommen das, was den Milchbauern nicht passt. Die Situation ist ja gänzlich anders als bei Legebatterien, wo sich der Preis der Eier direkt in Tierquälerei niederschlägt. Die Konsquenz eines niedrigen Milchpreises ist aber (zumindest soweit mir bekannt) keine Tierquälerei an der Milchkuh, sondern der eine oder andere Milchbauer der pleite geht. So what ? Gibt schliesslich auch keine fairgehandelten Autos nur weil Rover pleite ist. Oder fairgehandelte MP3-Player, weil Franjo Pooth sich mit Maxfield verspekuliert hat. Wenn sichs für den Milchbauern nicht rechnet soll er doch was anderes tun. Das müssen Millionen anderer Menschen jeden Tag genauso, ich wüsste keinen Grund diesen besonders zu protektionieren.
Und was die Blockade der Molkereien angeht, so habe ich auch einen Vorschlag: Einsperren das ganze Volk. Ich finds einen Skandal sondergleichen, dass es in einem freien Land möglich ist, dass eine Horde von Privatpersonen ohne jedwelche rechtliche Legitimation die Geschäfte anderer sabotieren kann. Das hat weder etwas mit Freiheit noch das geringste mit Rechtsstaat zu tun. Leute, die so etwas veranstalten brauchen keine höheren Milchpreise sondern eine Lektion in Rechten anderer.
Das geht mir runter wie Öl. Vielleicht zur Ergänzung: Das Zettel'sche Argument der 14stündigen Arbeitszeit halte ich auch für ziemlich schwach. Wie viele Selbständige (aber nicht nur!) können ein Lied von völlig ungeregelten, endlosen Arbeitstagen singen? Aber die habe ja auch keine Lobby bzw. Gewerkschaften, die sich um sie kümmern.
Und noch eine Anmerkung: Die Presse versucht schon seit geraumer Zeit, den Verbrauchern nahezubringen, wie gut es sei, daß jetzt die Preise stiegen, weil sie ja doch vieeel zu tief seien, weil sie sich endlich angleichen müßten etc. Aus meiner Sicht sind das völlig sinnfreie und meist mit Hinweis auf die Milchbauern belegte Argumente. Nur - sind nicht die Preise für Milchprodukte zwischenzeitlich doch sehr deutlich gestiegen (auch wenn sie letzthin wieder etwas gefallen sind)? Und trotzdem bleibt nichts (oder nicht genug, aber was ist schon "genug") bei den Milchbauern hängen? Das muß doch einen Grund haben...
Aber auch faire Milch ist immer noch Milch. Zum Trinken empfehle ich lieber faires Bier! Und zwar nicht so verlogenes wie Günter Jauchs "Saufen für den Regenwald", sondern eins, wo die regionalen Bauern was davon haben. Gibts wo? Natürlich in der Oberpfalz (Gott erhalt's)! http://sonntags.zdf.de/ZDFde/inhalt/13/0...41,00.html?dr=1
warum funktioniert eigentlich nirgendwo auf der Welt ein freier Agrarmarkt? In der EU kann davon, da haben Sie ja völlig Recht, keine Rede sein. In den USA gab und gibt es ebenfalls massiven Agrarprotektionismus; vor Jahrzehnten führte das mal zu dem berüchtigten "Hähnchenkrieg" gegen die damalige EWG.
Könnte es nicht etwas mit der Beschaffenheit des Produkts zu tun haben?
Wenn es bei Handys Absatszprobleme gibt, dann erfindet man ein neues Gimmick, so daß die Kids ihr altes wegwerfen und ein neues kaufen. Die Textilhersteller erneuern ihren Markt ständig, indem neue Moden verkündet und durchgsetzt werden. In fast jedem Markt kann man expandieren, indem man neue Bedürfnisse schafft oder neue Arten, die alten zu befriedigen, wobei die bisherigen Produkte jeweils einem moralischen Verschleiß unterworfen sind.
Beim Essen geht das nur in sehr beschränktem Maß, vor allem nicht bei den Rohprodukten, die die Bauern liefern. Mehr als sich den Bauch vorschlagen kann man nicht, und vernünftigerweise tut man nicht noch mal das. Es ist kein Markt wie jeder andere.
Zweitens haben wir in der EU, in den USA, fast überall außerhalb der früher kommunistischen Länder eine noch gewissermaßen handwerkliche Produktion, der wenige große Abnehmer gegenüberstehen. Diese Abnehmer können faktisch die Preise diktieren.
Sollte man also die Landwirtschaft ins 21. Jahrhundert befördern, indem man die Bauern niederkonkurriert und Kolchosen schafft, auf denen sie als Landarbeiter wirken dürfen, wenn sie das denn wollen?
Haben Sie einmal eine Satellitenaufnahme von Deutschland nach der Wiedervereinigung gesehen? Man kann, jedenfalls wenn die Aufnahme aus dem Sommer stammt, die alte Zonengrenze noch genau sehen: Im Westen die vielen kleinen Felder, im Osten diese Monokulturen.
Produktionstechnisch gewiß günstiger, wenn die Kolchosen als kapitalistische Unternehmen statt mit sozialistischem Schlendria betrieben werden. Anfreunden kann ich mich damit nicht.
Zitat von ZettelZweitens haben wir in der EU, in den USA, fast überall außerhalb der früher kommunistischen Länder eine noch gewissermaßen handwerkliche Produktion, der wenige große Abnehmer gegenüberstehen. Diese Abnehmer können faktisch die Preise diktieren.
Genau. Lebensmittelhandel und -Produktion (Fertiggerichte etc) sind sehr stark automatisiert und hochtechnisiert, während die Landwirtschaft ein Handwerk ist. Bei anderen Produkten kommt der hohe Preisunterschied gegenüber dem Rohstoff durch den aufwendigen Veredelungsprozess (vom Eisenerz zur S-Klasse). Beim Ackerbauprodukt aus kleinen und mittleren Höfen stecken, auch aufgrund der Zeit des Wachstums, die man oft kaum beeinflussen kann, eine Menge Manntage drin. Der Preisunterschied zum veredelten Produkt im Handel existiert dagegen nicht mehr (eine Fertigpizza kostet einen Bruchteil von dem, was ich für Mehl, Hefe, Tomaten, Käse und Salami ausgeben müsste). Oft esse ich als Single sogar in einem einfachen Gasthof günstiger, als wenn ich mir die gleiche Mahlzeit (sogar in der gleichen Qualität) selbst zubereiten würde.
Ein ähnliches Verhältnis bestehe auch bei gewissen Dienstleistungen der Daseinsvorsorge. Privatisierte Krankenhäuser funktionieren hervorragend, weil durch die Menge an krankenversicherten Patienten und dem berechenbaren Aufkommen und die Kompetenzverteilung auf Fachzentren (ich brauche nicht in jedem Krankenhaus einen Spezialisten für Tropenmedizin) die Möglichkeit besteht, einen angemessenen Erlös für den Aufwand zu erzielen. Weil aufgrund der freien Arztwahl sogar Wettbewerb möglich ist. Warum funktioniert es dann nicht, die Feuerwehr zu privatisieren? Weil der Erlös (Versicherung zahlt im Einsatzfall) in keinem Verhältnis zu den Kosten steht, eine Feuerwehr bereitzustellen. Darum wird die Feuerwehr wohl bis auf weiteres auf kommunale Zuschüsse und engagierte Bürger angewiesen sein.
eine etwas platte Antwort, die gar nicht so platt gemeint ist, gebe ich gerne auf die Eingangsfrage, warum es einen solch freier Markt so selten ist: Weil jedes mal, wenn das versucht wird, jemand seinen Besitzstand in Gefahr sieht und Himmel und Hölle in Bewegung setzt, damit bloss kein freier Markt entsteht. Wir sehen das ja jetzt bei den Milchbauern, die sicher alles wollen, aber ganz sicher keinen freien Markt. Das ist natürlich nur die halbe Wahrheit: Die andere ist Psychologie. In der Vergangenheit war jedes Land bestrebt vom Ausland unabhängig zu sein, besonders bei Gütern des Überlebens. So hat man jahrelang in Deutschland ja auch Kohlezechen weiterbetrieben, weil man immernoch die Möglichkeit offen halte wollte, selber ausreichend Energie herstellen zu können. Bei Lebensmitteln ist die Überlegung ähnlich. Und da jedes Land das so sieht und durch die Subventionen der anderen der Druck selber welche einzusetzen steigt, kommt man eben dazu, dass es so unfrei ist. Aber in dem selben Maße, wo wir uns international mehr vertrauen, bräuchten wir auch keine Subventionen mehr. Ich halte das ohnehin für etwas obsolet, wenn man sieht wie abhängig Deutschland beispielsweise von Stromimporten geworden ist (und das wird schlimmer). Wenn uns das Ausland den Strom abstellt verhungern wir schneller als wenn es kein Korn mehr gäbe.
In Antwort auf:Produktionstechnisch gewiß günstiger, wenn die Kolchosen als kapitalistische Unternehmen statt mit sozialistischem Schlendria betrieben werden. Anfreunden kann ich mich damit nicht.
Müssen Sie nicht. Ist aber genaugenommen auch nichts was man entscheiden dürfte, das ist schliesslich Sache derjenigen, denen das Land gehört. Ich halte Agrargroßbetriebe (meinetwegen auch Kolchosen) für eine logische Folge der Rationalisierung. Man siehts in den USA, wo das was man hierzulande Betrieb nennt, oftmals kaum als Hobbyfarm durchgeht. Wo ist der Vorteil kleine Bauernhöfe zu betreiben ? Warum soll ein Feld statt eines Hektars nicht einen Quadratkilometer groß sein und von automatischen Erntemaschinen abgeernet werden ? Letzten Endes ist doch Landwirtschaft nur eine andere Form von Industrie.
Zitat von LlarianWo ist der Vorteil kleine Bauernhöfe zu betreiben ? Warum soll ein Feld statt eines Hektars nicht einen Quadratkilometer groß sein und von automatischen Erntemaschinen abgeernet werden ? Letzten Endes ist doch Landwirtschaft nur eine andere Form von Industrie.
Die ehrliche Antwort lautet: Eine Landschaft mit vielen kleinen Höfen und echten Dörfern ist einfach liebenswerter. Wir mögen und lieben sie. Politisch sollte die Antwort auch entsprechend ehrlich sein: Wir bezahlen kleine Höfe direkt für die Aufrechterhaltung der Kulturlandschaft, die den betroffenen Regionen ja auch klare Vorteile bei Tourismus und Zuwanderung von Gutverdienern bringt. Der eigentliche Ertrag der Höfe bei der Nahrungsmittelproduktion wird dafür nicht mehr subventioniert, er ist Nebeneffekt der als Auftrag ausgeschriebenen Landschaftserhaltung. Und wenn wenn ein Bauer dann einen Weg findet, seine Nahrungsmittel direkt an Kundschaft zu verkaufen und dadurch höheren Gewinn zu machen, darf er natürlich nicht durch Kürzung der Landschaftspflegemittel bestraft werden. Das hätte dann auch eine interessante Diskussion zur Folge: Was ist uns eine schöne bäuerliche Landschaft wert? Viele Städter würden fluchen - klar. Aber die regional wichtigsten Steuerzahler leben nicht mehr in der Stadt sondern auf dem Land - eben wegen der vielen kleinen Höfe.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Zitat von Meister Petz Aber auch faire Milch ist immer noch Milch. Zum Trinken empfehle ich lieber faires Bier!
Lieber ein fairer Wein, da ist im Notfall die Selbstversorgung einfacher. 700 bis 1000l schaffen manche Weinbauern persönlich im Jahr.
____________________________________________________ ..., people ignored the fact that democracy cannot be permanently maintained when free enterprise, free trade, and economic freedom do not exist. Ludwig von Mises
Zitat von califaxDie ehrliche Antwort lautet: Eine Landschaft mit vielen kleinen Höfen und echten Dörfern ist einfach liebenswerter. Wir mögen und lieben sie.
Da ich einige Bauern in der Verwandtschaft habe: Mir sind die mit dem größeren (für österreichische Verhältnisse) Betrieb sympatischer, nicht so viel Zeit zum Saufen.
In Antwort auf: Wir bezahlen kleine Höfe direkt für die Aufrechterhaltung der Kulturlandschaft, die den betroffenen Regionen ja auch klare Vorteile bei Tourismus und Zuwanderung von Gutverdienern bringt.
Ist das wirklich so? In ein Bauernkaff zieht kein Gutverdiener, zunmindest nicht in die Nähe eines Misthaufens.
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In Antwort auf:Wir bezahlen kleine Höfe direkt für die Aufrechterhaltung der Kulturlandschaft,
Nun, wenns so ist, kann man dazu nur eins sagen: "Wir" tun das vielleicht, aber nur "Sie" tun es freiwillig. Wenn einem die Erhaltung der Kulturlandschaft so wichtig ist, dann soll man dafür bezahlen, aber bitte nur diejenigen, denen das ein Bedürfnis ist. Es gibt ein Wort dafür: Liebhaberei. Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden, solange die Liebhaber ihre Leidenschaft selbst finanzieren und die anderen damit nicht behelligen.
In Antwort auf:Aber die regional wichtigsten Steuerzahler leben nicht mehr in der Stadt sondern auf dem Land - eben wegen der vielen kleinen Höfe.
Es scheint heute der Tag der platten Aussagen zu werden, denn: Das glauben Sie doch wohl selber nicht ! Eine Menge Menschen leben inzwischen in Vororten, das ist keine Frage, aber das ist deswegen noch lange nicht das Land. Im Gegenteil versuchen die meisten Leute den Kontakt mit der Landwirtschaft zu vermeiden, was auch naheliegend ist, da niemand so richtig Lust hat sich morgens vom Trecker wecken zu lassen und wochenlang den zarten Geruch von Gülle auf der Terasse zu geniessen.
Deswegen habe ich eine viel besseren Vorschlag zur Diskussion: Was ist IHNEN eine schöne bäuerliche Landschaft wert ? Denn mich können Sie nicht meinen, finanzieren Sie ihre romantischen Vorstellungen selber ! Ich finde die Diskussion unglaublich surreal, denn als jemand, der großenteils auf dem Land groß wurde (und nicht in einem Vorort), habe ich solch romantische Verklärung nicht zu bieten. Landwirtschaft ist laut und macht Dreck (und ist nebenbei harte Arbeit), ein schönes Naherholungsgebiet hat nichts mit Landwirtschaft zu tun.
In Antwort auf:Wir bezahlen kleine Höfe direkt für die Aufrechterhaltung der Kulturlandschaft,
Nun, wenns so ist, kann man dazu nur eins sagen: "Wir" tun das vielleicht, aber nur "Sie" tun es freiwillig.
Bezahlt wird es sowieso, nur bisher eben über Umwege wie Quoten oder bei den Streuobstwiesen über das Branntweinmonopol. Ich glaube auch nicht, daß es politische Mehrheiten gegen den Erhalt der Kulturlandschaften gibt. Ich bin für Ehrlichkeit.
Zitat von Llarian Wenn einem die Erhaltung der Kulturlandschaft so wichtig ist, dann soll man dafür bezahlen, aber bitte nur diejenigen, denen das ein Bedürfnis ist. Es gibt ein Wort dafür: Liebhaberei. Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden, solange die Liebhaber ihre Leidenschaft selbst finanzieren und die anderen damit nicht behelligen.
Da es in Deutschland Tradition hat, Gemeinschaftsaufgaben staatlich anzuschieben, und es wohl kaum eine Mehrheit für ein Massensterben der Höfe samt Verwilderung der Kulturlandschaft geben wird, müssen Sie sowieso zahlen. Wie wäre es mit Realismus?
Zitat von Llarian
In Antwort auf:Aber die regional wichtigsten Steuerzahler leben nicht mehr in der Stadt sondern auf dem Land - eben wegen der vielen kleinen Höfe.
Es scheint heute der Tag der platten Aussagen zu werden, denn: Das glauben Sie doch wohl selber nicht !
Doch, sonst hätte ich es nicht geschrieben. Ich weiß nicht, wo Sie leben, aber hier in Bayern zieht so ziemlich jeder, der es sich leisten kann, zwischen die Felder. Nicht gerade in München, aber dort wäre der Weg dann auch zu weit, und die Leute mögen das Nachtleben der Stadt. Es sind vor allem Professoren, Doktoren, Unternehmer, Ingenieure, Ärzte, natürlich Künstler, und natürlich viele Familiengründer. Die machen das nicht, weil sie Angst vor Güllegestank hätten. SO schlimm ist der übrigens auch nicht, wenn man nicht gerade selbst beim Spritzen auf dem Traktor sitzt.
Zitat von Llarian Eine Menge Menschen leben inzwischen in Vororten, das ist keine Frage, aber das ist deswegen noch lange nicht das Land. Im Gegenteil versuchen die meisten Leute den Kontakt mit der Landwirtschaft zu vermeiden, was auch naheliegend ist, da niemand so richtig Lust hat sich morgens vom Trecker wecken zu lassen und wochenlang den zarten Geruch von Gülle auf der Terasse zu geniessen.
Ich rede nicht von Vororten, ich rede vom Dorf. Wobei sich manche Dörfer durch ungebremste Siedlungspolitik in Satellitenstädtchen verwandeln, das stimmt und ist ein Dauerthema in der Kommunalpolitik. Und naja, also hier knattert dauernd der Traktor durch, woanders hat man stattdessen LKWs, Straßenbahnen, Testosteronorgeln mit Kanonenrohrauspuff und Ufffzuffz-Musik, etc. Der Traktor ist mir lieber, der fährt langsamer. Und wie gesagt: So schlimm stinkt Gülle nun wirklich nicht, zumal die Bauern hier eh fast nur bei Windstille ausbringen.
Zitat von Llarian Deswegen habe ich eine viel besseren Vorschlag zur Diskussion: Was ist IHNEN eine schöne bäuerliche Landschaft wert ?
Zunächst einmal ist es mir etwas wert, was Ihnen wohl zu teuer ist: Einen realistischen Blick auf die politische Wirklichkeit nämlich. Und die lautet: Ein Politiker, der sich zuwachsende Felder, verfallende Höfe und versandete Weiher aufs Revers stecken kann, hat keine Chance, wiedergewählt zu werden und seine Politik dauerhaft zu machen. Punkt. Willkommen in der Wirklichkeit.
Zitat von Llarian Denn mich können Sie nicht meinen, finanzieren Sie ihre romantischen Vorstellungen selber ! Ich finde die Diskussion unglaublich surreal, denn als jemand, der großenteils auf dem Land groß wurde (und nicht in einem Vorort), habe ich solch romantische Verklärung nicht zu bieten. Landwirtschaft ist laut und macht Dreck (und ist nebenbei harte Arbeit), ein schönes Naherholungsgebiet hat nichts mit Landwirtschaft zu tun.
Ich finde es eher surreal, wenn man gleichzeitig die Wirklichkeit leugnet und anderen Romantisierei vorwirft. :-) Ich kenne die Landwirtschaft gut genug und weiß auch, warum ich kein Bauer bin. Ich könnte es (sogar ohne eigenes Geld) jederzeit werden - in Bayern sind genügend Höfe vakant - , aber mir passen der Arbeitstag und der Verzicht auf Urlaub nicht. Übrigens gehören für viele Menschen in Deutschland zu einem schönen Naherholungsgebiet auch Felder, Forste und Fischteiche. Haben Felder, Forste und Fischteiche (ich wiederhole es extra, damit es durch Ihre Aufregung durchdringt) ganz sicher nichts mit Landwirtschaft zu tun? Ganz, ganz sicher? ;-)
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Zitat von califax Wir bezahlen kleine Höfe direkt für die Aufrechterhaltung der Kulturlandschaft, die den betroffenen Regionen ja auch klare Vorteile bei Tourismus und Zuwanderung von Gutverdienern bringt.
Ist das wirklich so? In ein Bauernkaff zieht kein Gutverdiener, zunmindest nicht in die Nähe eines Misthaufens.
Hier ist es so, sofern das Kaff in einem gewissen Radius zur Stadt liegt. Innerhalb von 30 Autominuten werden die Dörfer von Familiengründern und Leuten mit dicken Autos regelrecht überschwemmt. Innerhalb einer Autostunde hat man weniger junge Familien aber noch viele wohlhabende Siedler, die sich alte verfallende Bauernhäuser aufarbeiten oder gleich neu bauen. Darunter viele Architekten, die wahrscheinlich den ganzen Tag damit beschäftigt sind, Leuten zu erklären, das Wohnen auf dem Land wäre stilloser Kitsch, unbequem, irgendwie dumm und keine echte Alternative zu ihren modernen, anspruchsvollen, zeitgemäßen und stilvollen Stadtentwicklungsprojekten. Innerhalb von zwei Autostunden werden die Leute älter, das sind nach meinem Eindruck oft Leute, die genug Geld haben, um vor der Demenz nicht in die Stadt zu müssen, und sich auf einen Ruhestand mit vielen Spaziergängen und eventuell einem Jagdschein vorbereiten.
Und der Tourismus? Der lebt hier hauptsächlich von Leuten, die das bäuerliche Flair suchen. Misthaufen und "frische Landluft" inklusive.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
> ... daß die Sorgen der Bauern begründet sind. Nu - viele Leute haben begründete Sorgen. Deswegen gibt es keinen Grund für Dritte (oder gar den Staat), hier einzugreifen.
Wobei ich nichts dagegen habe, wenn irgendwelche Leute privat beschließen, für Milch mehr Geld zu bezahlen. Durchsetzen wird sich das m. E. nicht.
Man kommt letztlich nicht gegen Angebot und Nachfrage an.
Durch höhere Nachfrage gab es im letzten Jahr die großen Preissteigerungen. Da haben sich die Bauern gefreut und die Verbraucher geärgert (und irgendwelche Politiker wollten gleich eingreifen, um die Verbraucher zu "schützen").
Dann haben die Bauern mehr Milch produziert, um von den hohen Preisen zu profitieren. Und prompt gibt es ein Überangebot, das drückt die Preise wieder - ganz normaler Schweinezyklus.
Es wird keine seriöse Maßnahme geben können, bei der die Bauern nach Gusto mehr produzieren und trotzdem ihren Lieblingspreis kriegen.
Zitat von califax Ich glaube auch nicht, daß es politische Mehrheiten gegen den Erhalt der Kulturlandschaften gibt.
Immer wenn man Angst davor hat, dass man die persönliche Liebhaberei auch selber bezahlen muss, kommt der Hinweis auf irgendwelche obskuren Mehrheiten, die man freilich nicht belegen kann, aber ja mal behaupten kann. Natürlich würde fast ein jeder bei der Frage, ob er die Landschaft erhalten will, dies bejahen. Ob er es dagegen auch bezahlen will darf man gerne bezweifeln. Es ist auch jeder dafür, dass weltweit niemand hungert, freilich Geld dafür geben ist ein ganz anderes Thema.
In Antwort auf:Ich bin für Ehrlichkeit.
Na, das ist ja schön. Ich bin für Unehrlichkeit (Was für ein sinnloses Gelaber).
In Antwort auf:Da es in Deutschland Tradition hat, Gemeinschaftsaufgaben staatlich anzuschieben, und es wohl kaum eine Mehrheit für ein Massensterben der Höfe samt Verwilderung der Kulturlandschaft geben wird, müssen Sie sowieso zahlen. Wie wäre es mit Realismus?
Ja, wie wäre es mit Realismus ? Führen Sie doch, analog zu dem was Zettel sich vorstellt, fairgehandelte Milch ein und schauen Sie zu, wie das funktioniert. Das könnte einen lustigen Realitätsschock auslösen.
In Antwort auf: Ich weiß nicht, wo Sie leben, aber hier in Bayern zieht so ziemlich jeder, der es sich leisten kann, zwischen die Felder. Nicht gerade in München, aber dort wäre der Weg dann auch zu weit, und die Leute mögen das Nachtleben der Stadt. Es sind vor allem Professoren, Doktoren, Unternehmer, Ingenieure, Ärzte, natürlich Künstler, und natürlich viele Familiengründer.
Es ist bisweilen sinnlos über etwas zu streiten, was Sie statistisch nicht belegen können, ebensowenig wie das Gegenteil belegbar ist. Aber das schöne ist, man muss es auch nicht. Denn wenn das alles so ist, dann sind ja genügend Leute da, die die ganze Landromantik und Landschaftspflege auch bezahlen können, wenn ihnen das soviel wert ist. Ingenieure, Professoren, Unternehmer, Ärzte, das klingt doch alles sehr nach gehobener Klientel, pfundweise Geld vorhanden. Worüber also streiten ?
In Antwort auf: Zunächst einmal ist es mir etwas wert, was Ihnen wohl zu teuer ist: Einen realistischen Blick auf die politische Wirklichkeit nämlich. Und die lautet: Ein Politiker, der sich zuwachsende Felder, verfallende Höfe und versandete Weiher aufs Revers stecken kann, hat keine Chance, wiedergewählt zu werden und seine Politik dauerhaft zu machen. Punkt. Willkommen in der Wirklichkeit.
Etwas wird nicht deshalb zur Realität, weil es ihrer Wahrnehmung entspricht, egal mit viel arroganter Konnotation Sie Punkte dahintersetzen und mit dem Füßchen aufstampfen. Höfe sterben seit Jahren, stört kein Schwein und ist der Gang der Dinge. Es besteht ein himmelweiter Unterschied zwischen dem, was man für schön hält und dem, was man bereit ist zu finanzieren. Es würde sich auch niemals eine Mehrheit dafür finden, eine Oper oder ein Schwimmbad zu schliessen. Das heisst nicht, dass viele Leute bereit sind, sich dem auch monetär entgegen zu stellen. Man könnte es einfach aufs Exempel testen: Man bietet Milch von "Landschaftspflegehöfen" an, die ihrem wunderschönen Bild entsprechend und ganz normale, großindustriell produzierte Milch daneben. Wird ja bei "Bio" auch so gemacht. Das könnte sehr lustig enden. Aber irgendetwas sagt mir, dass Ihnen das so nun gar nicht passen würde. Weil es doch einfach ist, irgendwelche Mehrheiten zu behaupten und die Leute zu ihrem Glück (das sie in Wirklichkeit ja alle wollen) zu zwingen, nicht wahr ?
In Antwort auf: Übrigens gehören für viele Menschen in Deutschland zu einem schönen Naherholungsgebiet auch Felder, Forste und Fischteiche. Haben Felder, Forste und Fischteiche (ich wiederhole es extra, damit es durch Ihre Aufregung durchdringt) ganz sicher nichts mit Landwirtschaft zu tun?
Wenn Sie sich selber schon in zwei Dritteln widersprechen, dann ist es schwer, ernst zu bleiben und Sie nicht auszulachen (ganz ohne das man sich aufregen würde). Was haben denn Fischteiche in Deutschland mit Landwirtschaft zu tun ? Ist der Rhein, weil gerne Menschen an ihm wohnen, vielleicht auch schon ein landwirtschaftlicher Betrieb für Sie (ich mein ja nur so, weil Fische gibts im Rhein auch) ? Und den Unterschied zwischen Land und Forstwirtschaft wird Ihnen auch beizeiten mal jemand erklären müssen, falls Sie sich doch noch mal dazu entschlössen, Bauer zu werden. Was dann übrig bleibt sind Felder. Und ich bin ziemlich sicher, ihre Weltsicht mag sich da unterscheiden, dass den meisten Menschen die an einem Wald wohnen, an einem Daich oder an einer Rheinsenke sich kaum von Ihnen erzählen liessen, dass das ganze nur dadurch zu einem Naheerholungsbiet werden kann, wenn da Felder wären. Naherholungsgebiete sind einfach unterschiedlichste Grünflächen, wie und ob die genutzt werden, ist vollkommen belanglos. Eine Fläche wächst ja nicht deshalb, weil ein Bauer sie bewirtschaftet, das tut sie von ganz alleine. In der Regel sogar erheblich schöner.
ich verfolge mit viel Interesse Ihre Diskussion, weil jeder von Ihnen sozusagen einen Teil meiner in diesem Punkt gespaltenen Seele repräsentiert.
Deshalb freue ich mich auf weitere Beiträge von Ihnen beiden. Allerdings läßt Wamba Ihnen mit leicht erhobenem Zeigefinger ausrichten, daß er herzlich - aber auch nachdrücklich, wie es seine Art ist - darum bittet, die Diskussion in dem hier üblichen freundlichen und respektvollen Ton weiterzuführen.
Deutschlands intellektuelle Bildzeitung hat eine aktuelle Ergänzung:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,557095,00.html Der Spiegel schreibt unter anderem "Um ihrer Position Nachdruck zu verleihen, blockierten Landwirte am Montag erneut Molkereien". Was für eine Camorra ist da eigentlich am Werk, die sich erdreistet einfach Strassen und Zufahrten zu blockieren ? Wo ist eigentlich der Unterschied dazu, wenn jemand hinginge und die Zufahrt zum Frankfurter Flughafen blockierte, wenn er nicht in Zukunft pro Woche 10.000 Euro von der Fraport bekäme ? Was für ein Rechtsstaat ist das eigentlich, wo sich eine solch mafiöser Verein noch offen hinstellt und ankündigt wie lange sie ihre Erpressung noch durchzuführen gedenkt ? Erkläre mir wirklich jemand mal den Unterschied zwischen einer Blockade eines Flughafens und einer Molkerei.
Zitat von LlarianErkläre mir wirklich jemand mal den Unterschied zwischen einer Blockade eines Flughafens und einer Molkerei.
Ich sehe keinen, lieber Llarian. Blockade ist im Regelfall Nötigung.
Allerdings scheint mir, daß dann, wenn Gewerkschafter so etwas machen - zum Beispiel den Zugang zu Fabriken blockieren, um Streikbrecher am Zutritt zu hindern - , dies selten beanstandet und wohl auch selten strafrechtlich verfolgt wird.
Ich halte Rechtsbruch für inakzeptabel, egal, welche Ziele man damit durchsetzen will. Es ist nur leider so, daß Rechtsbrecher fast automatisch eine Publicity bekommen, von der diejenigen, die sich strikt an die Gesetze halten, oft nur träumen können.
Die Konsequenz darf nicht sein, den Rechtsbruch (sei es durch "Globalisierungsgegner", durch Neonazis, durch Greenpeace oder durch Milchbauern) zu verharmlosen.
Sondern die Konsequenz sollte sein, daß Programmverantwortliche nicht den jeweiligen Agitatoren auf den Leim gehen und ausführlich berichten, sobald es zu Rechtsbrüchen kommt.
Nur kann man ihnen das natürlich nicht verbieten. Und solange sie sich Quote davon versprechen, werden sie es tun. Solange wird es also Rechtsbrecher geben, die mit ihrem Rechtsbruch Publicity ergattern wollen.
Also zunächst einmal verstehe ich nicht, warum Sie sich so aufregen. Bisher werden die entsprechenden Kosten in Lebensmittelpreisen und Protektionismus versteckt. Warum explodieren Sie so, wenn man die Kosten offenlegen und von der Nahrungsmittelproduktion entkoppeln möchte?
Zitat von Llarian
Zitat von califax Ich glaube auch nicht, daß es politische Mehrheiten gegen den Erhalt der Kulturlandschaften gibt.
Immer wenn man Angst davor hat, dass man die persönliche Liebhaberei auch selber bezahlen muss, kommt der Hinweis auf irgendwelche obskuren Mehrheiten, die man freilich nicht belegen kann, aber ja mal behaupten kann.
Sie scheinen schon eine ganze Weile vom Land weg zu sein. Kommen Sie doch einfach mal nach Franken oder in den Alpenraum und schauen Sie sich die Situation vor Ort an. Sie können natürlich auch andere kleinbäuerlich geprägte Räume wählen. Aber bei der Almwirtschaft, den fränkischen Streuobstwiesen oder der Aischer Weiherlandschaft können Sie ein gutes kühles Bier trinken, während Sie die Prügel der Eingeborenen aussitzen. Als das Branntweinmonopol auf der Liste der zu streichenden Subventionen auftauchte, kam der Beckstein hier gewaltig ins Schwitzen. Denn von dieser Subvention wird der Erhalt der Streuobstwiesen in der fränkischen Schweiz finanziert. Und wer da die Axt anlegt, kriegt es halt nicht nur mit der Tourismusbranche und den Schnapsbrennern, sondern vor allem mit der Bevölkerungsmehrheit zu tun. Und die will ihre "Fränggische" so behalten, wie sie jetzt aussieht.
Zitat von Llarian
In Antwort auf:Ich bin für Ehrlichkeit.
Na, das ist ja schön. Ich bin für Unehrlichkeit (Was für ein sinnloses Gelaber).
Regen Sie sich halt nicht so auf, dann ist doch sofort klar, was ich meine. Ich will die Kosten offengelegt haben, statt sie weiter in der Überschussproduktion zu verstecken.
Zitat von Llarian
In Antwort auf:Da es in Deutschland Tradition hat, Gemeinschaftsaufgaben staatlich anzuschieben, und es wohl kaum eine Mehrheit für ein Massensterben der Höfe samt Verwilderung der Kulturlandschaft geben wird, müssen Sie sowieso zahlen. Wie wäre es mit Realismus?
Ja, wie wäre es mit Realismus ? Führen Sie doch, analog zu dem was Zettel sich vorstellt, fairgehandelte Milch ein und schauen Sie zu, wie das funktioniert. Das könnte einen lustigen Realitätsschock auslösen.
Landschaftspflege ist etwas anderes als Milchproduktion. Wenn Sie sich beruhigt haben, wird ihnen das sicher auch auffallen. ;-) Da Sie es so mit Experimenten haben: Hier in der Gegend bröckelt gerade die Parteienbindung der Wähler. Wenn in erzkatholischen CSU-Hochburgen ein schwuler SPDler ins Bürgermeisteramt gewählt wird, ist fast alles möglich. Also kommen Sie doch einfach nach Bayern und probieren Sie mal aus, wie der Wähler darauf reagiert, wenn Sie die Subventionen ersatzlos streichen wollen. Wie die Tourismusverbände und die Einheimischen reagieren, wenn Sie sich als "Totengräber" der Almwirtschaft oder der kleinen fränkischen Obstbauern präsentieren. Eine politische Maßnahme muss auch durchführbar sein. Ist sie das nicht, ist sie unrealistisch. Da können Sie zetern und schimpfen, soviel sie wollen.
Zitat von Llarian
In Antwort auf: Ich weiß nicht, wo Sie leben, aber hier in Bayern zieht so ziemlich jeder, der es sich leisten kann, zwischen die Felder. Nicht gerade in München, aber dort wäre der Weg dann auch zu weit, und die Leute mögen das Nachtleben der Stadt. Es sind vor allem Professoren, Doktoren, Unternehmer, Ingenieure, Ärzte, natürlich Künstler, und natürlich viele Familiengründer.
Es ist bisweilen sinnlos über etwas zu streiten, was Sie statistisch nicht belegen können, ebensowenig wie das Gegenteil belegbar ist.
Ich werde die Statistiken jetzt nicht alle anfordern, zumal Sie mir für den Aufwand wohl höchstens die nächste Schimpfkanonade an den Kopf werfen würden. Bayern führt Buch über die Wanderungsbewegungen im Freistaat. Und die Kommunen registrieren sehr genau, wer wann wohin zieht. Übrigens ist das nicht nur in Bayern so. Da hängen nämlich die Steuereinnahmen, Raumplanungen, Baulandausweisungen, Dorfentwicklungspläne, etc. dran. ;-) Vielleicht bin ich da ja auch naiv, aber wenn die Bürgermeister fast überall denselben Siedlungstrend feststellen und sich die Kommunalpolitik ständig darum dreht, wie man am besten davon profitiert, dann glaube ich den Leuten. Und wenn sich Baulandparzellen für lockerluftige 100.000 Euro verkaufen, während Parzellen für 30.000 unbesiedelt bleiben, sagt mir das etwas über die finanzielle Lage und die Ansprüche der Käufer. Das gleiche gilt für die Häuser, die gebaut werden. Tendenziell große Einfamilienhäuser, oft genug auch Architektenufos, kaum billige Doppelhaushälften.
Aber wenn sie glauben, daß ich Sie anlüge, können Sie ja selbst in den Statistiken nachblättern oder einfach mal vorbeikommen und sich die Situation anschauen. Die Neubauten und die Renovierungen sind ja nicht versteckt, sondern stehen auch für Fremde sichtbar in der Gegend herum. Der neueste Schrei scheinen seltsame Steinplatten zu sein, die man völlig zweckfrei in den Garten rammt, als hätte Obelix einen fliehenden Barden gejagt.
Zitat von Llarian
In Antwort auf: Zunächst einmal ist es mir etwas wert, was Ihnen wohl zu teuer ist: Einen realistischen Blick auf die politische Wirklichkeit nämlich. Und die lautet: Ein Politiker, der sich zuwachsende Felder, verfallende Höfe und versandete Weiher aufs Revers stecken kann, hat keine Chance, wiedergewählt zu werden und seine Politik dauerhaft zu machen. Punkt. Willkommen in der Wirklichkeit.
Etwas wird nicht deshalb zur Realität, weil es ihrer Wahrnehmung entspricht, egal mit viel arroganter Konnotation Sie Punkte dahintersetzen und mit dem Füßchen aufstampfen.
Sie gehen also davon aus, daß Seehofer und Huber die Milchbauern öffentlich in ihrer Blockade unterstützen, weil die beiden unbedingt die Wahl verlieren wollen. Wenn Sie das so sehen, bitte sehr. Es hat aber nichts mit Arroganz zu tun, wenn man das für unsinnig hält und sich an vorhergehende Versuche erinnert, Landwirtschaftssubventionen ersatzlos abzuschaffen. Es ist ja nicht so, daß die Idee neu wäre. Die Wand ist schon ganz blutig von den ganzen Köpfen, die dagegen angerannt sind. Der Aufstand wegen der Branntweinsteuer ist ja auch noch nicht solange her und steckt Beckstein und Co. sicher noch in den Knochen.
Zitat von Llarian Höfe sterben seit Jahren, stört kein Schwein und ist der Gang der Dinge.
Es stört Sie nicht. Hier muss jeder Kandidat oberhalb der Kommunalebene (und selbst da manchmal) im Wahlkampf erklären, was er gegen das Höfesterben zu unternehmen gedenkt. "Gar nichts" ist die Antwort, mit der man den Saal schlagartig räumt. Dann kann man vor leeren Tischen reden und wird auf der Straße nur noch angepöbelt. Kommen Sie doch einfach mal zum Urlaub in den Freistaat. Ich empfehle die Wahlkampfzeit dafür. Dann gibt es viel Bier, leckeres Essen und interessante Einblicke in die hiesige politische Wetterlage.
Zitat von Llarian Man könnte es einfach aufs Exempel testen: Man bietet Milch von "Landschaftspflegehöfen" an, die ihrem wunderschönen Bild entsprechend und ganz normale, großindustriell produzierte Milch daneben.
Och, genau das ist der Trick mit dem Landliebe, Andechs, Kloster Weihenstephan, etc. einen Haufen Geld verdienen. Die Sache ist also längst entschieden, ohne daß das Versprechen auf Landschaftspflege ernsthaft gehalten werden müsste. Das Image alleine zieht. Als ich das letzte Mal danach geschaut habe, hat Andechser Milch doppelt soviel gekostet wie normale und sich trotzdem ganz gut verkauft. Aber die Idee, die sie nicht zur Kenntnis nehmen wollen, ist ja eben, die Landschaftspflege von der Nahrungsmittelproduktion zu trennen. Das hätte natürlich Folgen für die Milchproduktion (sie würde sinken). Aber meine These ist eben, daß die meisten Leute nicht deshalb Subventionen verteidigen, weil sie unbedingt ein Überangebot von Milch wollen, sondern weil ihnen die kleinbäuerlich gepflegte Landschaft gefällt. Also soll man dann eben auch direkt für die Landschaftspflege zahlen und nicht für Planwirtschaft im Stall. Dann wird man auch ehrlicher darüber reden können, wieviel der Tourismusbranche beispielsweise die Obst- bzw. Almwiesen wert sind. Bisher gelten sie als landwirtschaftliche Flächen. Tatsächlich sind sie touristische Infrastruktur wie Dampfbahnen oder Freilichtmuseen.
Zitat von Llarian
In Antwort auf: Übrigens gehören für viele Menschen in Deutschland zu einem schönen Naherholungsgebiet auch Felder, Forste und Fischteiche. Haben Felder, Forste und Fischteiche (ich wiederhole es extra, damit es durch Ihre Aufregung durchdringt) ganz sicher nichts mit Landwirtschaft zu tun?
Wenn Sie sich selber schon in zwei Dritteln widersprechen, dann ist es schwer, ernst zu bleiben und Sie nicht auszulachen (ganz ohne das man sich aufregen würde). Was haben denn Fischteiche in Deutschland mit Landwirtschaft zu tun ? Ist der Rhein, weil gerne Menschen an ihm wohnen, vielleicht auch schon ein landwirtschaftlicher Betrieb für Sie (ich mein ja nur so, weil Fische gibts im Rhein auch) ?
Nun ist der Rhein kein Weiher, wie Ihnen ja auch schon aufgefallen ist. Und da Sie mir wohl eh nicht glauben: Kommen Sie doch einfach mal her, und schauen Sie sich das Landleben mal an. Ich weiß ja nicht, wo Sie herkommen. Aber hier sind viele Wälder und Waldnutzungsrechte im Privatbesitz. Und zwar im Besitz von Landwirten. Und ob man einen Karpfenweiher oder ein Getreidefeld hat, ist eine Frage der zukünftigen Gewinnerwartungen. Als die Karpfenvermarktung vor zwei Jahren einen wachsenden Markt versprach, wurden hier Felder ausgebuddelt und zu Weihern gemacht. Der Forst, der das Dorf hier umgibt, ist ein Karomuster aus ehemaligen Karpfenweihern, in denen man irgendwann Bäume gepflanzt hat. Wäre der Wald nicht gesetzlich geschützt, hätte man in den letzten Jahren wohl einige dieser alten Weiher wieder freigerodet und gefüllt. Stattdessen mussten eben Felder dran glauben. Woanders werden wieder Weiher zugeschüttet - manchmal für Bauland, manchmal für Felder oder Baumschulen, was auch immer. Ich weiß nicht, was Sie sich unter Landwirtschaft vorstellen, aber hier gehören dazu Feld, Vieh, Obstwiese, Heuwiese, Holz und Weiher. Sie müssen mir das nicht glauben - kommen Sie einfach her und schauen Sie selbst. Es lohnt sich übrigens, die Landschaft ist mit ihrem ständigen Wechsel von Feld, Wald und Weiherkette sehr schön und ideal für Wanderungen und Radtouren. Nur die Weiher stinken manchmal. Aber dafür gibt's am Bauernhof neben Karpfenfilets und Frühkartoffeln auch noch die frischen Steinpilze aus dem eigenen Wald. Und wenn Sie genügend Geld mitbringen auch gutes Holz. Sie sollten aber nicht unbedingt beritten kommen. Reiter sind den Eingeborenen nicht immer willkommen, weil sie die Wege zertrampeln.
Zitat von Llarian Und ich bin ziemlich sicher, ihre Weltsicht mag sich da unterscheiden, dass den meisten Menschen die an einem Wald wohnen, an einem Daich oder an einer Rheinsenke sich kaum von Ihnen erzählen liessen, dass das ganze nur dadurch zu einem Naheerholungsbiet werden kann, wenn da Felder wären.
Wo nehmen Sie denn das Wörtchen "nur" her? Viele Menschen bevorzugen mit Kinderwagen und Fahrrad nun mal lieber Felder und Wiesen statt beispielsweise dichter Waldgebiete oder verwilderter Felder. Ist das für Sie eine so spektakuläre Aussage? Dann fahren Sie an sonnigen Abenden und Wochenenden doch einfach mal in den Nahbereich von Nürnberg oder München und schauen Sie nach, wo mehr Leute herumspazieren - auf den Feldwegen oder im Gestrüpp. Ich wage es wirklich zu bezweifeln, daß eine Brombeerhecke mit Brennesseln mehr Leute anzieht als ein Kornfeld oder eine Rinderweide.
Und ich glaube nicht, daß das irgendwas mit Arroganz zu tun hat. ;-)
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Zitat von califaxDas Etikett ist eine Idee. Eine andere wäre es, wenn sich die Bauern etwas aus der Abhängigkeit von Großmolkereien (und nur solche gibt es heutzutage noch)
Hoere ich da etwa raus, dass staatliche regulierung kleine molkereien vor ort erschwert?
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