Diesen Artikel habe ich schon vor ein paar Tagen begonnen; er wurde aber immer wieder durch Aktuelleres verdrängt. Hier ist er jetzt also; ich denke, das Thema wird so schnell nicht an Aktualität verlieren.
Interessant übrigens, wie vorsichtig die Medien (ja auch ich in meinem kleinen Beitrag zur Medienlandschaft) mit dem Thema umgehen. Das hat Gysi mit seiner Prozeßhuberei erreicht, daß jeder dreimal prüft, ob das, was er schreibt, denn gerichtsfest ist.
"Der Spiegel" zum Beispiel hat sich von der Meldung über die Freigabe der Akten am 20. Mai in "Spiegel Online" bis zu der Ausgabe des gedruckten Spiegel 23/2008 vom 2. Juni Zeit gelassen, um überhaupt über das Thema zu berichten.
Und dann besteht die Berichterstattung aus einer Reportage von Matthias Matussek über Gysi sowei einem Kasten, in dem Peter Wensierski den Inhalt der freigegebenen Akten kurz schildert. Wie anders war das einmal, als der "Spiegel" Gysi sogar die Titelgeschichte widmete.
Übrigens, wie in meinem Artikel erwähnt: Ein GMS wurde formal nicht als IM geführt und mußte auch weder eine schriftliche Verpflichtungserklärung unterzeichnen noch sich per Handschlag verpflichten.
Goldige Rede von Gysi! Da hat also der kleine Dissidentenanwalt Gysi mit den Mächtigen vom ZK der SED Tacheles geredet. Klar, jeder noch so kleine DDR-Anwalt, insbesondere die, die Dissidenten vertraten, hatte prima Kontakte zum ZK der SED! Merkwürdig auch, daß die Katja Havemann, die Ehefrau von Robert Havemann nicht vor Dankbarkeit gegenüber Gysi in Tränen ausbricht, sondern der Meinung ist, daß Gysi Robert Havemann verraten hat. Undankbares Gesindel, das. Siehe hier: http://www.welt.de/print-welt/article528...manns_Ziel.html `Nach ihrer Überzeugung ist auch jener kleinwüchsige Anwalt, damals mit Bart, langem Haar und dicker Hornbrille, der ganz plötzlich aufgetaucht war, sich bei jeder Begrüßung devot verbeugte und Havemann penetrant mit "Herr Professor" ansprach, der Reihe der Spitzel zuzuordnen: Gregor Gysi. Dessen Behauptung, seine Gespräche mit Robert Havemann seien abgehört worden, könnten so nicht stimmen. "Das Haus war zu dieser Zeit gar nicht verwanzt."´ Auch witzig, wie er den vermutlichen Medien-Coup, Havemann mit Honecker auftreten zu lassen, als Glanztat herauskehrt. Wenn´s nicht der Selbstdarstellung der DDR-Diktatoren gedient hätte, wäre Havemann irgendwo verschimmelt. Er war aber populär. Sein Fall war in den Medien. Also dreht man den Spieß doch um. Und die Medien, vermutlich vorneweg der STERN (auf den komme ich noch zu sprechen) waren baff. Er prahlt damit, daß er wegen seiner Kontakte zur Ständigen Vertretung Westdeutschland und zu westdeutschen Journalisten unter Beobachtung der Stasi stand. Wie Kontakte zu Westjournalisten eingefädelt wurden, und das ging ungestraft NUR über die Stasi, lässt sich in dem Buch "Der diskrete Charme der DDR - Stasi und die Westmedien" von Hubertus Knabe nachlesen. Vor allem Leute der "kritischen" Medien, hier wiedrum an vorderster Stelle der STERN, wurden von Leuten, z.B., des DDR-Journalistenverbands angesprochen. Nachdem eine Vertrauensbeziehung aufgebaut war, offenbarten diese sich als heimliche Kritiker des DDR-Systems. Natürlich glaubten die Westjournalisten gerne solchen heimlichen "Dissidenten". Diese waren aber ausnahmslos Stasi-Agenten! Auf diese Weise konnte die Stasi das , z.T. vertrauliche Wissen der Westjournalisten über Politiker, Wirtschaftsführer, Presseleute usw. im Westen, deren Verhalten in bestimmten Situationen, deren inoffizielle Meinung zu bestimmten Vorgängen usw. abschöpfen. Und Informationen/Fehlinformationen an Politiker, Medien usw. im Westen über die geköderten Journalisten gezielt lancieren. Daß Gysi, das kleine tapfere Schneiderlein, einfach mal so mit Westjournalisten oder gar der Ständigen Vertretung über Gut und Böse plappern konnte, ohne daß er bei unerwünschtem Verhalten aus dem Verkehr gezogen worden wäre oder zumindest eine auf´s Dach bekommen hätte, erscheint vor diesem Hintergrund schlicht nur als äußerst lächerlich.
Zitat von F. HoffmannAuch witzig, wie er den vermutlichen Medien-Coup, Havemann mit Honecker auftreten zu lassen, als Glanztat herauskehrt.
Das fand ich auch sehr seltsam, lieber F. Hoffmann.
Was in aller Welt sollte Havemann davon gehabt haben, mit Honecker gemeinsam aufzutreten? Den Vorteil davon hatte doch offensichtlich das Regime, das erstens Liberalität demonstrieren konnte und zweitens zeigen, daß Havemann ihm gegenüber keineswegs völlig negativ eingestellt sei.
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