Kaum eine Mannschaft singt bei der EM so inbrünstig die Nationalhymne wie die türkische; und kaum eine Mannschaft scheint, bei aller fußballerischen Schwäche, über eine solche mentale Stärke zu verfügen. Ob es da einen Zusammenhang gibt?
Wie auch immer - das Zitat des Tages stammt nicht von einem Türken, sondern von einem Holländer. Oder sollte ich schreiben, einem Russen?
Ich finde es toll, dass sich das Mitsingen der Hymne (gerade der deutschen) sowohl bei den Spielern, als auch bei den Zuschauern mittlerweile durchgesetzt hat. Es ist immer wieder ein erhebender Moment.
Ein Trainer allerdings, der ja nur Angestellter des jeweiligen Verbandes ist, sollte nur die Hymne des eigenen Landes im Herzen tragen. Alles andere wäre verlogen, opportunistisch, eine Farce, oder einfach ein "nicht ernst nehmen" der Landeshymne.
Nunja. Aber was speziell die russische (früher sowjetische) Nationalhymne angeht: Ich kenne keine, die dermaßen "unter die Haut geht" ... da kommt die Marseillaise nicht mit, Star-Spangled Banner schon garnicht (viel zu oft verhunzt) und auch God save the Queen klingt dagegen schon etwas angestaubt.
Nur unsere eigene Hymne lässt mir einen ähnlichen Ehrfurchtsschauer den Rücken runterrieseln.
Zitat von CalimeroAber was speziell die russische (früher sowjetische) Nationalhymne angeht: Ich kenne keine, die dermaßen "unter die Haut geht" ... da kommt die Marseillaise nicht mit, Star-Spangled Banner schon garnicht (viel zu oft verhunzt) und auch God save the Queen klingt dagegen schon etwas angestaubt. Nur unsere eigene Hymne lässt mir einen ähnlichen Ehrfurchtsschauer den Rücken runterrieseln.
Für meine Reaktion, lieber Calimero, spielt zweierlei eine Rolle: Einmal die Qualität der Melodie; zweitens die Assoziationen, die ich damit verbinde.
Am "schmmissigsten" finde ich wohl die italienische Hymne; aber ich habe kaum Assoziationen dazu (außer Schumis Siege seligen Angedenkens). Musikalisch gut finde ich auch die Marseillaise.
Die intensivsten Assoziationen habe ich - außer natürlich zur deutschen Hymne - zur amerikanischen, die ich schon als Kind im Amerikahaus gehört habe, zur Marseillaise, weil ich halt ein ziemlich enges Verhältnis zu Frankreich habe und - negativ - zur sowjetischen/jetzt russischen Hymne.
Ich habe das, glaube ich, schon mal irgendwo geschrieben: Diese Hymne war nach meiner Erinnerung das Pausenzeichen der sowjetischen Propagandasendungen auf Kurzwelle; jedenfalls wurde sie dort oft gespielt.
Ich fand es einerseits aufregend, damals - in den fünfziger, sechziger Jahren - auf Kurzwelle das verrauschte Radio International (so hieß es, glaube ich) aus Moskau zu hören; andererseits hat sich damit alles assoziiert, was ich mit der UdSSR verbunden habe.
ich bin da etwas anderer Meinung. Ich habe es nie verstanden, warum die Spieler ihre Nationalhymne mitsingen müssen. Wenn die Nationalhymne für meine Mannschaft gespielt wird, verstehe ich das als Ehrenbezeugung, die ich stumm und würdig entgegennehme. Da singe ich genauso wenig mit, wie ich mitklatsche, wenn ich einen Applaus erhalte (das erinnert mich immer an kommunistische Funktionäre). Bei den Olympischen Spielen kommt ja auch kein Sieger auf die Idee, seine Hymne mitzusingen, wenn er auf dem Siegerpodest steht.
Zu den Melodien der Hymnen selbst: Ich mag die spanische gern (die finde ich wesentlich schmissiger als die italienische), und bei der schweizerischen bekomme ich eine Gänsehaut. Aber am schönsten wäre es doch, wenn die "inoffiziellen Hymnen" gespielt würden, so "Rule Britannia" für England oder der Radetzkymarsch für Österreich!
Zitat von Meister Petzich bin da etwas anderer Meinung. Ich habe es nie verstanden, warum die Spieler ihre Nationalhymne mitsingen müssen. Wenn die Nationalhymne für meine Mannschaft gespielt wird, verstehe ich das als Ehrenbezeugung, die ich stumm und würdig entgegennehme. Da singe ich genauso wenig mit, wie ich mitklatsche, wenn ich einen Applaus erhalte (das erinnert mich immer an kommunistische Funktionäre).
Hm, der Applaus gilt Ihnen, verehrter Meister. Die Hymne wird aber nicht für die Mannschaft gespielt, sondern zu Ehren des betreffenden Landes.
Dieses Klatschen der Kommunisten kann man heute noch im cubanischen TV sehen (das gestern übrigens stundenlang eine Militärparade mit viel Stechschritt anläßlich des Abschlusses eines Jahrgangs der Militärakademit übertragen hat; da wird munter weiter der Barras geschwungen).
Das Selbstklatschen besagt, vermute ich, daß nicht der Redner selbst beklatscht wird, sondern die überirdische marxistische oder revolutionäre Wahrheit, die er verkündet hat.
Zitat von Meister Petz Bei den Olympischen Spielen kommt ja auch kein Sieger auf die Idee, seine Hymne mitzusingen, wenn er auf dem Siegerpodest steht.
Ganz sicher bin ich da nicht, aber ich glaube, Sie haben Recht. Da allerdings gilt - anders als vor dem Fußballspiel - die Hymne ja in der Tat (zum Teil) dem Athleten, der eine Leistung für sein Land vollbracht hat (nicht sie vollbringen soll, wie die Fußballer).
Allerdings erweisen die Geehrten mancher Länder ja schon der Hymne und Fahne ihre Ehrerbietung, indem sie zB - wenn sie Amerikaner sind - die Hand aufs Herz legen. Einer hat das einmal, ich glaube in den siebziger Jahren, verweigert, weil er Black Panther war, und das hat ihm viel Ärger eingebracht. (Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht).
Zitat von Meister PetzZu den Melodien der Hymnen selbst: Ich mag die spanische gern (die finde ich wesentlich schmissiger als die italienische), und bei der schweizerischen bekomme ich eine Gänsehaut.
Bei der schweizerischen? Da muß ich das nächste Mal mal hinhören. Ich habe keine Vorstellung von ihr.
Zitat von Meister Petz Aber am schönsten wäre es doch, wenn die "inoffiziellen Hymnen" gespielt würden, so "Rule Britannia" für England oder der Radetzkymarsch für Österreich!
Ich weiß nicht, lieber Petz. Mir ist das eigentlich erst in den letzten Jahren aufgegangen, so ganz erst seit 2006, wie wichtig und nützlich doch der Sport für das Nationalgefühl ist.
Vielleicht ist ja wirklich etwas dran, daß wir nun mal ein natürliches Bedürfnis haben, uns mit unserer Gruppe zu identifizieren, komplett mit Bemalen und Gesängen (Jedenfalls dürfte das ja schon für die Lucy und ihre Hordengenossen von Vorteil gewesen sein). Wie auch immer - auch wenn es nur kulturell verwurzelt sein sollte, ist es jedenfalls ein starkes Bedürfnis.
Und dazu gehört das Feierliche. Was der Radetzkymarsch, bei aller Wertschätzung (bei mir löst der Deutschmeistermarsch wg. Romy Schneider noch stärkere Gefühle aus) doch nicht so recht bringen kann.
Ich halte es für ein Nicht-Thema, daß der russische Nationaltrainer die russische Nationalhymne mitsingt.
Interessanter wäre es gewesen, wenn der DDR-Nationaltrainer 1980 seine Hymne (mit)gesungen hätte. ;-)
Und wenn Trainer oder Spieler die Hymne nicht mitsingen (wobei meine Beobachtungen sich ziemlich von denen Zettels unterscheiden) ist es auch gut. Jedem wie er mag.
In Antwort auf:Einer hat das einmal, ich glaube in den siebziger Jahren, verweigert, weil er Black Panther war, und das hat ihm viel Ärger eingebracht. (Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht).
Nicht ganz. Diejenigen (ich glaube es waren zwei) haben ja stattdessen das Black Panther zeichen (schwarz behandschuhte Faust in die Luft gereckt) gemacht. Das war es, was den Ärger verursacht hat.
Was den Selbstapplaus angeht, daß hat man aber auch schon bei Frau Merkel gesehen. Sie hat es natürlich gleich bemerkt und sein lassen, aber ein bißchen vorgeprägt ist sie halt doch. Und da hier gerade von Kuba die Rede war, wäre nicht ein Beitrag zu den derzeitigen Distanzierungsbemühungen zwischen Castro II und Venezuela angebracht.
Gruß, str1977
Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon.
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