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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 38 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.292

27.06.2008 04:42
#26 RE: Gedanken zu Frankreich (24): Abitur Antworten
Sehr geehrter Zettel,

ich hab auch in Bayern Abitur gemacht; man sagt ja, dass das allg. Abi in Bayern besonders schwer sein soll, was ich ernsthaft zu bezweifeln wage.
Kleines Beispiel, durch Zufall entdeckt: Ich habe mich nach dem Abi 1 Semester (erfolglos) am Studium der Elektrotechnik versucht; und einige Monate später rausgefunden, dass ein Freund von mir im Rahmen seines technischen Fach-Abiturs eine Aufgabenreihe lösen musste, die mir im E-Technik-Studium vorgelegt wurde; und das in der 12ten Klasse...
...ich kann nur sagen: Respekt allen Technik-FOSlern, die haben nach der 12ten Klasse mit Fachabi wesentlich mehr Ahnung als ein Abiturient vom Gymnasium...

Zum Thema:
Die Aufgaben klingen verdammt anspruchsvoll... allerdings beschäftigen mich dabei 2 Fragen (ich kenne das franz. Abi überhaupt nicht):

1. Was wird von den Schülern verlangt? Letztendlich könnte man diese Fragen auch deutschen Grundschülern stellen, die werden sicher etwas dazu schreiben. Aber was ist nötig, um das franz. Abi zu bestehen? Oder: Wie streng wird benotet? Wäre interessant zu wissen...

2. Sie haben die Abi-Themen nicht vollständig beschrieben; die Frage ist nämlich, welchen Stellenwert Mathematik dort hat (und ich weiss, dass Sie ein Mathematik-Fetischist sind ;-). Ist das ein Wahlfach? Oder muss das jeder machen, wie in Deutschland?
Mathematik ist m.E. die Grundlage der deutschen Volkswirtschaft; Ingenieure, Techniker, Mechaniker, Manager müssen Mathe drauf haben. Das ist der Fall. Auch wenn die meisten Leute sich schon bemühen müssen, hochdeutsch zu sprechen (von Philosophie ganz zu schweigen): Mathe/Physik haben die Deutschen scheinbar drauf.

...trotzdem: Ich hätte in der französichen Prüfung als potenzieller Deutsch-5er-Schüler wohl gnadenlos versagt ;-)

Schöne Grüße,

F.Alfonzo

P.S.:
Philosophie wird im Gymnasium tatsächlich unterrichtet, nämlich im Fach Ethik (Substitut für Religionsunterricht).
...und soweit ich mich erinnern kann (hatte nur in der 11ten Klasse Ethik), war dieses Fach durchaus anspruchsvoll, im Gegensatz zu den meisten anderen... und ich habe sogar noch 1-2 Sachenim Kopf, die ich dort gelernt habe...
ak Offline



Beiträge: 7

27.06.2008 05:11
#27 RE: Gedanken zu Frankreich (24): Abitur Antworten

Zitat von Zettel
Hier ist eine etwas ausführlichere Darstellung dieser Idee.


Ich habe absichtlich auf den Blogartikel verwiesen, da es mir zunaechst weniger um die These selbst ging, als um die Aehnlichkeit zu den Abiturfragen. Der Autor des Blogartikels beantwortet die Frage "ist wissenschaftlicher Fortschritt ohne Verstaendnis moeglich?" so, wie es ein Abiturient taete - wenn auch kuerzer und flapsiger (wie gesagt, ich wuerde gerne mal eine der Antworten sehen).

Zitat von Zettel
So ganz neu ist sie allerdings nicht.


Das sicher nicht, neu sind aber die technischen Moeglichkeiten. Der Autor des Wired-Artikels behauptet, dass diese dazu fuehren werden, dass die Idee (Verzicht auf Modellbildung) die herkoemmliche Methodik verdraengt.

Einerseits kaeme das der Aufgabe von Idealen der Aufklaerung gleich, da man sich sozusagen in blinden Glauben zurueckbegibt - einem "deus ex machina" gegenueber. Andererseits sehen wir in vielen Faellen, was Modelle bei komplexen Problemen wert sind. Die Klimaforschung ist ein Beispiel. Oder Ihr Zitat vom letzten Montag. Deswegen spreche ich auch lieber von Kristallkugeln als von Modellen, wenn es darum geht, aus einem Haufen Daten und logischen Operationen eine Unheilsprophezeihung zu machen.

Zitat von Zettel
Aktuell sind solche Überlegungen wieder, seit man mit lernfähigen konnektionistischen Modellen Gehirn- und kognitive Leistungen zu simulieren versucht. Wenn man ein solches Modell lange genug trainiert, erbringt es die gewünschte Leistung (zB das Erkennen gesprochenen Textes - M. Schneider hat mir dazu gerade einen Tip gegeben). Aber man weiß nicht genau, wie es das eigentlich macht. Man kann es, wenn es gelernt hat, gewissermaßen einer Autopsie unterziehen und nachsehen, welche Kanten zwischen welchen Knoten welche Gewichte (welche Synapsen welche Konnektivität) haben usw.


Als man mir vor einigen Jahren Computer-Spracherkennung erklaerte, kamen darin kuenstliche neuronale Netze vor, unter anderem eine Kohonenkarte zur Klassifikation von Vokalen. Mittlerweile scheint man aber von diesem Ansatz abgerueckt zu sein.

Eine interessante (aber wohl bedeutungslose) Analogie zwischen neuronalen Netzen (auch natuerlichen) und der These aus dem Wired-Artikel koennte man uebrigens in der Hebbschen Regel sehen: in beiden Faellen wird quasi aus Koinzidenz Kausalitaet.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.06.2008 09:24
#28 RE: Gedanken zu Frankreich (24): Abitur Antworten

Lieber Califax,

Zitat von califax
Der Vergleich zwischen den Knoten des Modells und Synapsen ist gewagt.

Ja, es gibt natürlich riesige Unterschiede zwischen einem auch nur einfachen biologischen Neuronennetz und einem solchen Modell - schon die schiere Zahl der Elemente und Verbindungen, die Zahl der Parameter usw. Ein Vergleich zwischen einem Knoten und den ihm zugeordneten Gewichten in einem solchen Modell und einem realen Neuron und seinen Synapsen ist ungefähr so, als wenn man ein Flugzeug mit einem Vogel vergleicht.

Aber der Vergleich ist historisch relevant, denn die Ideen kamen aus der Neurobiologie (man kann das zurückverfolgen bis in die fünfziger Jahre). Und je nach ihrem Zweck können solche Modelle auch recht nah an der Neurobiologie sein; man versucht dann zum Beispiel, die Eigenschaften unterschiedlicher Typen von realen Neuronen zu simulieren (Computational Neuroscience).
Zitat von califax

Wenn man nicht weiß, was drinsteckt, oder die eigene Objektivität überprüfen will, lohnt es sich oft, eine In-Out-Statistik aufzustellen und zu analysieren. Das kann peinlich werden, wenn der fiese Kollege das Innere der Box austauscht und man es anhand der Ergebnisse nicht bemerkt...

Nicht unbedingt, lieber Califax. Denn der Grundgedanke bei der Black Box ist ja, daß im Prinzip unendlich viele Architekturen im Inneren der Black Box (was natürlich eigentlich ein Widerspruch ist, denn sie ist eben schwarz) dasselbe Korrelationsmuster zwischen Input und Output erzeugen können.

Man tendiert in der Forschung freilich dazu, das nicht konsequent durchzuhalten; auch Hulls Intervenierende Varibale hatten die Tendenz, sich zu Hypothetischen Konstrukten zu entwickeln. Der Mensch will halt wissen, wie es wirklich ist.
Zitat von califax
Dann stellte sich heraus, daß das Netz gelernt hatte, Fotos mit Wolkenschatten von Fotos ohne zu unterscheiden.

Das genau ist das Reizvolle an solchen Systemen: Was genau sie gelernt haben, weiß man oft nicht. Nur ist das bei Lebewesen ja nicht anders.

Ein Beispiel: Unser Hund wurde in letzter Zeit häufiger mal übers Wochenende zu Bekannten gebracht, weil wir verreisten. Das mochte er anfangs nicht, und er gab uns das zu verstehen, indem er sich sträubte, ins Auto zu hüpfen, wenn die Signale darauf hindeuteten, daß meine Frau mit ihm dorthin fahren würde. Einmal nun zeigte er dieses Sträuben nicht, sondern war munter und guter Dinge.

Unsere Erklärung (die natürlich auch falsch sein kann): Er hatte gelernt, daß immer meine Frau allein mit ihm dorthin fuhr. Diesmal war aber auch ich mit von der Partie - also konnte es nicht zu den Bekannten gehen.
Zitat von califax
Man kann die Blackboxmethode benutzen, um Vermutungen anzustellen und zu überprüfen. Ganz praktisch. Aber es bleiben Vermutungen.

Schon das ist eigentlich zu viel. Vermutungen über das Innere der Black Box entsprechen eigentlich nicht der Logik dieses Denkens. J.J. Gibson hat, wenn ich mich recht erinnere, einmal gesagt, das Gehirn könne von ihm aus wie ein Pudding sein - es interessiere ihn nicht.



Übrigens, lieber Califax, sind wir selbst ja im Umgang mit der Welt Black-Box-Theoretiker. Daß wir Korrelationen ausnutzen, ohne ihren kausalen Hintergrund zu verstehen, ist gang und gäbe. Wir reagieren richtig auf das Verhalten unserer Mitmenschen (jedenfalls manchmal), ohne eine Ahnung davon zu haben, welche Hirnprozesse es zustande bringt. Ein Fußballer schickt den Ball in die richtige Ecke, obwohl er nicht den Schimmer von der Physik einer Wurfbewegung (sic) hat. Und wir greifen zu dem Bier und der Wurst, mit denen wir aufgewachsen sind, ohne die zugrundeliegenden Faktoren und Mechanismen zu kennen.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.06.2008 10:24
#29 RE: Gedanken zu Frankreich (24): Abitur Antworten

Zitat von ak
Das sicher nicht, neu sind aber die technischen Moeglichkeiten. Der Autor des Wired-Artikels behauptet, dass diese dazu fuehren werden, dass die Idee (Verzicht auf Modellbildung) die herkoemmliche Methodik verdraengt.

Ja, und das halte ich allerdings, lieber ak, für abwegig. Darüber sollte man vielleicht mal ausführlicher diskutieren: Wissen ist Macht. Aber Macht (also hier die Fähigkeit, Input-Output-Beziehungen zu beherrschen) ist noch kein Wissen.
Zitat von ak
Einerseits kaeme das der Aufgabe von Idealen der Aufklaerung gleich, da man sich sozusagen in blinden Glauben zurueckbegibt - einem "deus ex machina" gegenueber.

Ja, exakt. Es ist der Unterschied zwischen Bauernregeln und wissenschaftlicher Meteorologie.

Übrigens ist ja auch das Programm des Behaviorismus vollständig gescheitert. (Außer daß Skinners Techniken noch bei der Dressur von Labormäusen eingesetzt werden, und allerdings in der Verhaltenstherapie. Solange man die hirnphysiologischen Ursachen einer psychischen Störung halt noch nicht verstanden hat).
Zitat von ak
Andererseits sehen wir in vielen Faellen, was Modelle bei komplexen Problemen wert sind. Die Klimaforschung ist ein Beispiel. Oder Ihr Zitat vom letzten Montag. Deswegen spreche ich auch lieber von Kristallkugeln als von Modellen, wenn es darum geht, aus einem Haufen Daten und logischen Operationen eine Unheilsprophezeihung zu machen.

Vorhersagen zu machen ist in einer ordentlichen Wissenschaft nur ein methodisches Instrument, um Theorien zu testen. Wenn jetzt von den sogenannten Klimaforschern verlangt wird, in die Zukunft zu gucken, und wenn sie das sogar selbst anbieten, dann ist das Scharlatanerie. Ihre "Kristallkugel" hat mir gleich sehr gut gefallen.
Zitat von ak
Als man mir vor einigen Jahren Computer-Spracherkennung erklaerte, kamen darin kuenstliche neuronale Netze vor, unter anderem eine Kohonenkarte zur Klassifikation von Vokalen. Mittlerweile scheint man aber von diesem Ansatz abgerueckt zu sein.

Im Klassifizieren sind konnektionistische Netzwerke sehr gut; Kohonen selbst war ja zunächst daran interessiert. Ihr großes Problem ist die Analyse zeitlicher Verläufe. Die Dimension "Zeit" wird gewissermaßen schon dadurch "verbraucht", daß das Modell über die Zeit hinweg unterschiedliche Zustände annimmt, bis es vielleicht in einem stabilen Zustand Ruhe findet (das heißt ja "to settle" auch). Also, in solch einem Modell zeitliche Verläufe abzubilden, ist sehr schwierig. Während natürlich Markow-Modell geradezu geschaffen dafür sind.
Zitat von ak
Eine interessante (aber wohl bedeutungslose) Analogie zwischen neuronalen Netzen (auch natuerlichen) und der These aus dem Wired-Artikel koennte man uebrigens in der Hebbschen Regel sehen: in beiden Faellen wird quasi aus Koinzidenz Kausalitaet.

Donald Hebb war in der Tat einer der Väter von det Janze. Ein Außeneiter, ein Feuerkopf, ein Spekulant, der damals, als sein Buch erschien, heftig attackiert wurde. Aber er hatte die richtige Intuition, daß die Zukunft - ganz in der Tradition von Locke, nicht Leibniz - in der Erklärung komplexer kognitiver Leistungen durch einfache Assoziationsmechanismen liegen würde, und daß man diese in der Verknüpfung zwischen Neuronen zu suchen habe.

Herzlich, Zettel


FTT Offline



Beiträge: 30

27.06.2008 12:16
#30 RE: Gedanken zu Frankreich (24): Abitur Antworten

In meinem (bayerischen) Latein-LK-Abi war u.a. eine Frage zur Einschätzung der Stoa im Vergleich zum Epikureismus dabei. Ansonsten kann ich mich nicht mehr so richtig dran erinnern, außer dass während der Kurs-Phase einmal in einer Griechisch-LK-Klausur konkret anhand eines Zeitungsberichts über einen jungen Verkehrstoten die Frage zu diskutieren war, inwieweit die Bezeichnung "tragisch" für sein Schicksal angemessen sei.

In Italien werden den Schülern übrigens ebenso anspruchsvolle Fragen vorgelegt. Nach den Erfahrungen mit meinen französischen Kommilitonen nach meinem Auslandsjahr an einer französischen Universität würde mich persönlich das Niveau der Antworten allerdings noch mehr als das der Fragen interessieren.

Letzten Endes finde ich auch, dass man sich als - tendenziell doch eher zurückhaltender - Deutscher nicht von der beeindruckenden französischen Rhetorik in einem Land blenden lassen darf, das mittelfristig wahrscheinlich nicht zurückschrecken wird, eines Tages eine Volkshochschule als "pôle d'excellence" zu bezeichnen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.06.2008 15:12
#31 RE: Gedanken zu Frankreich (24): Abitur Antworten

Zitat von FTT
In meinem (bayerischen) Latein-LK-Abi war u.a. eine Frage zur Einschätzung der Stoa im Vergleich zum Epikureismus dabei.

Auf Latein zu beantworten?

Ich habe das Graecum extern nachgemacht, weil ich nicht auf einem humanistischen Gymnasium gewesen war; beim Schulamt am Beginn meines zweiten Semesters. Das bestand - wie es sich meines Erachtens gehört - in einer schriftlichen Übersetzung mit einer anschließenden mündlichen Prüfung zum Stoff der Übersetzung. Das Thema war die Herrschaft der Dreißig.

Epikuräer gegen Stoa? Klingt gut, weil es Gelegenheit gibt, die landläufigen Vorurteile über beide (die einen Hedonisten, die anderen Asketen) zu korrigieren.
Zitat von FTT
Ansonsten kann ich mich nicht mehr so richtig dran erinnern, außer dass während der Kurs-Phase einmal in einer Griechisch-LK-Klausur konkret anhand eines Zeitungsberichts über einen jungen Verkehrstoten die Frage zu diskutieren war, inwieweit die Bezeichnung "tragisch" für sein Schicksal angemessen sei.

Auch eine gute Frage (vielleicht ist ein Unfall ja wirklich tragisch; wenn der Verursacher unschuldig schuldig geworden ist, vielleicht auf dem Weg, einen Menschen zu retten, zu schnell gefahren?). Aber was mich auch a bisserl wundert, wie bei dem Thema oben - sollte es bei den alten Sprachen nicht primär eben um das Erlernen der Sprache gehen?

Schopenhauer hat noch anfangs teilweise auf Latein geschrieben; noch in der Generation meiner Großeltern lernte man Latein so intensiv, daß man es aktiv beherrschte. Das war schon nicht mehr der Fall, als ich in den fünfziger Jahrn aufs Gymnasium ging. Aber flüssig lesen - also so, daß man nicht konstruieren muß - konnten wir damals Latein und ich, nach dem Graecum, auch Griechisch (wovon ich das meiste aber schnell wieder vergessen habe, weil ich es zu schnell gelernt hatte).
Zitat von FTT
In Italien werden den Schülern übrigens ebenso anspruchsvolle Fragen vorgelegt. Nach den Erfahrungen mit meinen französischen Kommilitonen nach meinem Auslandsjahr an einer französischen Universität würde mich persönlich das Niveau der Antworten allerdings noch mehr als das der Fragen interessieren.

Mal sehen, ob ich etwas finde. Der "Nouvel Observateur" hatte vor einigen Jahren einmal eine Titelgeschichte über das Bac, in der auch die Leistungen früherer und heutiger Jahrgänge verglichen wurden. Vielleicht ist da noch was im Archiv.
Zitat von FTT
Letzten Endes finde ich auch, dass man sich als - tendenziell doch eher zurückhaltender - Deutscher nicht von der beeindruckenden französischen Rhetorik in einem Land blenden lassen darf, das mittelfristig wahrscheinlich nicht zurückschrecken wird, eines Tages eine Volkshochschule als "pôle d'excellence" zu bezeichnen.

Wenn Sie schon länger in ZR mitlesen, lieber FTT, und sich vielleicht mal das eine oder andere aus der Serie "Gedanken zu Frankreich" angesehen haben, dann wissen Sie, daß ich zwar Frankreich, seine Sprache und Kultur sehr mag, aber auch kritisch sehe.

Die Aufschneiderei, das Pathos gehören natürlich dazu. Wenn ein deutscher Politiker so reden würde wie Sarkozy, würden alle vor Lachen vom Stühlchen fallen.

Herzlich, Zettel

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

27.06.2008 22:52
#32 RE: Welche Themen heute? Antworten

Zitat von Zettel

Mich würde, liebe Dagny - die Frage geht an alle, die etwas jünger sind als ich - interessieren, welche Themen heute im deutschen Abitur gestellt werden.


Philosophie gab es bei uns auch nur als Wahlfach, aber das Deutschabitur gibt für die Anforderungen an Aufsätze auch gute Hinweise. Ich hatte im Deutschabitur (LK, Bayern 1998) das Thema (sinngemäß) "Vergleichen Sie zwei Künstlerfiguren in der Literatur aus verschiedenen Epochen und gehen Sie dabei auch auf die Bedeutung der Kunst in der Epoche ein".

Das war eine richtig schöne, anspruchsvolle Aufgabe. An die anderen Wahlmöglichkeiten kann ich mich nicht mehr erinnern, ich meine es gab noch ein Gedicht und einen Romananfang zu interpretieren. Das habe ich aber immer gehasst, drum hab ich das mit den Künstlern genommen.

Viele Grüße, Petz

Chripa Offline



Beiträge: 132

28.06.2008 12:09
#33 RE: Gedanken zu Frankreich (24): Abitur Antworten

Hallo,
hier ist ein Bericht aus dem "Focus" über das frz.Schulsystem.
Da heißt es, dass die Schüler hauptsächlich lernen, irgendwelche
Prüfungen zu bestehen, mehr aber auch nicht. Wenig überraschend ist,
dass das Niveau von den vielen unqualifizierten Einwanderern herunter-
gezogen wird.
http://www.focus.de/schule/schule/bildun...aid_314049.html
Allerdings lassen sich Aufgaben, wie die, die sie zitiert haben,
nicht so ohne weiteres einstudieren.
Grüße,
Chripa

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

28.06.2008 16:49
#34 Die Kehrseite des französischen Schulsystems Antworten

Diese Reportage, lieber Chripa, schildert - soweit ich das beurteilen kann, sehr zutreffend - die Kehrseite des französischen Schulsystems.

Es wurde - auch in Frankreich gab es ja die "Reformen", die aus 1968 hervorgegangen waren - Ende der siebziger Jahre umgekrempelt, als das Gymnasium auf die Oberstufe reduziert wurde. Bis dahin gibt es nach der Grundschule die Gemeinschaftsschule, das Collège.

Es ist also das realisiert worden, was bei uns jetzt wieder gefordert wird: das "gemeinsame Lernen" bis zur 10. Klasse.

Das hat dazu geführt, daß, wer es sich leisten kann, seine Kinder auf eine Privatschule schickt. Selbst atheistische Linke schicken ihre Kinder, wenn sie es sich leisten können, ihre Kinder auf eine Katholische Privatschule.

Das Lycée, also die gymnasiale Oberstufe, ermöglicht auch den staatlichen Schulen noch, ihr altes Nveau einigermaßen zu halten, weil dorthin nur die begabten Schüler kommen.

Das Zweite ist, daß natürlich auch Frankreich große Schwierigkeiten mit der Assimilation von Einwanderern hat.

Und ein Drittes, auch bei uns nicht fremd, ist der Autoritätsverlust der Lehrer. Ich habe vor ein paar Jahren im Nouvel Observateur den deprimierenden Berichts eines Collége-Lehrers aus der Banlieue gelesn - Unterricht sei kaum noch möglich, weil die Schüler schlicht nicht gehorchten.

Und wie in Deutschland hat man in den siebziger Jahren den Lehrern weitgehend die disziplinarischen Mittel genommen, dem zu begegnen.

Herzlich, Zettel






Anonymity Offline



Beiträge: 6

29.06.2008 12:59
#35 RE: Welche Themen heute? Antworten

Zitat von Zettel
Zitat von Dagny
Bei den Themen muss ich sagen: Respekt. (und ich hab bayrisches Abitur genossen).

Mich würde, liebe Dagny - die Frage geht an alle, die etwas jünger sind als ich - interessieren, welche Themen heute im deutschen Abitur gestellt werden.


Hier kann man sich die Vorgaben fuer das Zentralabitur in NRW und jeweils eine Beispielaufgabe fuer Grund- und Leistungskurs anschauen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

29.06.2008 14:29
#36 RE: Welche Themen heute? Antworten

Zitat von Anonymity
Hier kann man sich die Vorgaben fuer das Zentralabitur in NRW und jeweils eine Beispielaufgabe fuer Grund- und Leistungskurs anschauen.

Danke, liebe(r) Anonymity. Und willkommen im kleinen Zimmer!

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

05.07.2008 23:40
#37 AKTUELLE ERGÄNZUNG: 74,9 Prozent haben bestanden Antworten

Am gestrigen Freitag, 4. Juli, sind die Ergebnisse des diesjährigen Bac veröffentlicht worden.

Ja, veröffentlicht. Denn wie schon erwähnt, wird das Abschneiden jedes einzelnen Kandidaten öffentlich mitgeteilt.

Ich habe einmal die Ergebnisse für die Académie von Montpellier herausgesucht. Eine Académie ist eine Art Bezirk für das Abitur, rund um jeweils eine Universität, die für die Durchführung und Beurteilung verantwortlich ist. Wie man sieht, sind viele arabisch oder afrikanisch klingende Namen dabei. Ich habe keine Zahlen nachgesehen, bin aber ziemlich sicher, daß der Anteil der Kinder von Einwanderern, die das Abitur erreichen, in Frankreich höher ist als in Deutschland.



In Deutschland dürfen nicht einmal am schwarzen Brett eines Universitätsinstituts die Ergebnisse einer Klausur mit den Namen der Kandidaten ausgehängt werden (nur mit Matrikelnummer). Auch das ist vielleicht unter dem Gesichtspunkt interessant, welche gesellschaftliche Bedeutung in Deutschland und in Frankreich akademischen Leistungen beigemessen wird.



Feynman ( gelöscht )
Beiträge:

06.07.2008 20:00
#38 RE: AKTUELLE ERGÄNZUNG: 74,9 Prozent haben bestanden Antworten

Zitat von Zettel
In Deutschland dürfen nicht einmal am schwarzen Brett eines Universitätsinstituts die Ergebnisse einer Klausur mit den Namen der Kandidaten ausgehängt werden (nur mit Matrikelnummer).


In Österreich darf man das ebensowenig, gemacht wird es aber trotzdem. Wird das in D strenger gehandhabt? (Mit Matrikelnummer lässt sich leicht der Name herausfinden.)

____________________________________________________
..., people ignored the fact that democracy cannot be permanently maintained when free enterprise, free trade, and economic freedom do not exist. Ludwig von Mises

califax Offline




Beiträge: 1.502

06.07.2008 20:09
#39 RE: AKTUELLE ERGÄNZUNG: 74,9 Prozent haben bestanden Antworten

Eine der Lieblingsbeschäftigungen von Jurastudenten ist es, die eigene Uni wegen irgendwelchem Unsinn zu verklagen.

Klug und fleißig - Illusion
Dumm und faul - das eher schon
Klug und faul - der meisten Laster
Dumm und fleißig - ein Desaster

The Outside of the Asylum

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