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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 9 Antworten
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 Pro und Contra
Nola ( gelöscht )
Beiträge:

03.08.2008 00:38
„juristischer Putsch“ ? Antworten

AKP ist keine Bedrohung gegen die säkularen Prinzipien der von Kemal Mustafa „Atatürk“ 1923 gegründeten Republik.


Urteilsspruch vom 30.07.08
Türkische Partei AKP wird nicht verboten


Das türkische Verfassungsgericht hat ein Verbot der regierenden Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) abgelehnt. Allerdings entzog es der islamisch orientierten Partei von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan die finanzielle Unterstützung des Staates – und sprach dabei eine ernste Warnung aus.



♥liche Grüße Nola

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

03.08.2008 12:37
#2 RE: „juristischer Putsch“ ? Antworten

Nachdem die „Attacke“ der türkischen Staatsanwaltschaft gegen Erdogans Partei abgewehrt wurde, wird ein Beitritt zur EU noch entschlossener vorangetrieben. Zwar hatten sechs (von elf Richtern) sich für ein Verbot der Partei ausgesprochen, allerdings in Anbetracht der schwerwiegenden Entscheidung hätten es jedoch sieben Stimmen Mehrheit sein müssen.

Nun erst recht, jetzt kommt Erdogan als Reformer rüber und wie nicht anders zu erwarten steigt sofort die Boulevard-Presse auf diesen Zug.

Da fragt man sich dann warum und was findet man da?

Hürriyet („Freiheit“) ist eine türkischsprachige Tageszeitung mit Redaktionssitz in Istanbul. Sie befindet sich heute im Besitz von Aydin Doğans Pressekonzern Doğan , an der auch die Deutsche Axel Springer AG mit 25% beteiligt ist.[2] Mit täglich 550.000 gedruckten Exemplaren (2004) ist sie eine der drei auflagenstärksten Zeitungen der Türkei.

Hürriyet ist eine Boulevardzeitung, die sich heute selbst als „liberal-konservativ“ einordnet und eine EU-Mitgliedschaft der Türkei befürwortet. Im Kopf der Zeitung befindet sich neben dem Schriftzug Hürriyet in weißer Schrift auf schwarz-rotem Grund ein Bild des Staatsgründers Atatürk und das Motto Türkiye Türklerindir („Die Türkei gehört den Türken“).

♥liche Grüße Nola

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

03.08.2008 17:28
#3 RE: „juristischer Putsch“ ? Antworten

Aus dem verlinkten Artikel:

Zitat von Bild am Sonntag
Die Lage in der Türkei sei „nach wie vor kompliziert“, so Verheugen zu BILD am SONNTAG. „Der Kampf zwischen europäisch orientierten Reformern und nationalistischen Traditionalisten geht weiter, auch die Kurdenfrage ist nach wie vor hochgefährlich.“

Welch eine Fehleinschätzung!

Der "Kampf" findet nicht zwischen europäisch orientierten Reformern und nationalistischen Traditionalisten statt, sondern zwischen dem Nationalisten und Islamisten Erdogan, der die EU für seinen Nationalismus und Islamismus nutzen will, und europäisch orientierten Hütern des traditionellen, laizistischen, fortschrittlichen türkischen Staats.

Die Berichterstattung in den deutschen Leitmedien ist wieder einmal unterste Schublade. Die AKP, die das Kopftuch in Universitäten erlauben will, wird als "europafreundlich", also fortschrittlich, dargestellt. Die Hüter des Fortschritts, die jetzt die AKP verbieten wollten, werden als "nationalistische Traditionalisten" verunglimpft.

Es ist eine verkehrte Welt.

Bis 1919 war die Türkei die Vormacht in Südosteuropa, bis an die Grenzen von Österreich-Ungarn. Diese Stellung will der Nationalist Erdogan wieder erlangen. Als Islamist will er das zugleich für die Ausbreitung des Islam nutzen.

Deshalb - und um die Türkei wirtschaftlich zu stärken, um sie als Schutzmacht der Türken in Mitteleuropa zu etablieren - strebt er in die EU.

Und das wird von den Kommentatoren als das Ziel von "europäisch orientierten Reformern" verkauft!

Danke für diesen Beitrag, liebe Nola, wie überhaupt für Ihre vielen informativen Beiträge!

Herzlich, Zettel

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

04.08.2008 00:22
#4 RE: „juristischer Putsch“ ? Antworten

Alles nur Verschwörungstheorien?

Hier gibt es unter anderem, wie Sie, lieber Zettel, schon selbst ganz richtig schreiben verschiedene Ansatzpunkte für Herrn Erdogan.

In Antwort auf:
Diese Stellung will der Nationalist Erdogan wieder erlangen. Als Islamist will er das zugleich für die Ausbreitung des Islam nutzen.
Deshalb - und um die Türkei wirtschaftlich zu stärken, um sie als Schutzmacht der Türken in Mitteleuropa zu etablieren - strebt er in die EU.



Aus einer Fülle von Informationen, die ich hoffentlich halbwegs geordnet hier einstelle, ergeben sich völlig neue Perspektiven.

Die jüngsten Attentate Juli 2008 in der Türkei sprechen für ein erhöhtes Gefahrenpotential. Aber „man“ weiß ja ganz genau, wer hierfür verantwortlich ist.

Genau, die Kurden, die PKK. Ja, sie hatten drei bayerische Bergsteiger entführt. Das ist verdammens- und verachtenswert und erst recht ein Eklat von internationalem Interesse.

Aber leitet sich daraus ab, das zwangsläufig jegliches Attentat in der Türkei von den Kurden begangen wird? Insider, die solcherlei Bombenattentate als untypisch für die PKK erklären, gehen in der allgemeinen Öffentlichkeit unter.

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Auszug: Neues Deutschland 29. Juli 2008
Die kurdischen Separatisten dementierten allerdings heftig. Dies sei ein »dunkles Ereignis«, sagte der Leiter der politischen Abteilung der PKK, Zubeyir Aydar, es habe »keinerlei Verbindung zum Kampf der Kurden für Freiheit«. So wurde Aydar jedenfalls von der PKK-nahen Nachrichtenagentur Firat (Euphrat) zitiert.

In türkischen Medien fand dieses Dementi indessen kaum einen Widerhall. Dies liegt sicher auch daran, dass die Wiedergabe von Verlautbarungen der PKK in der Türkei zu strafrechtlichen Konsequenzen führen kann. Indessen ist auch ein Dementi noch kein Beweis der Unschuld.

In den letzten Jahren hat eine angebliche Absplitterung der PKK, die sich »Freiheitsfalken Kurdistans « (TAK) nennt, Anschläge auch auf Passanten in Istanbul unternommen. Allerdings nie einen Anschlag dieser Größenordnung. Ob und wie weit die TAK sich tatsächlich von der PKK entfernt hat, ist schwer zu beurteilen.

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Hier geht es auch um ein dreißigjähriges Feindbild, welches man endlich aus der Welt haben will, deshalb setzt die Türkei seit den siebziger Jahren das sogenannte Südostanatolienprojekt (Güneydogu Anadolu Projesi - GAP), ein gigantisches Staudammbauprogramm zur Gewinnung von Elektroenergie und Bewässerungswasser um. Durch das Projekt sind die kurdischen Provinzen Gaziantep, Urfa, Adiyaman, Malatya, Elazig, Tunceli, Diyarbakir, Mardin, Siirt, Batman und Sirnak betroffen.

Das jüngste Projekt: Der Ilisu-Staudamm
Er soll ca. 65 km stromaufwärts von syrischer und irakischer Grenze nahe bei der Stadt Dargeçit mit einer Länge von 1820 m und einer Höhe von 135 m den Tigris aufstauen. Entstehen soll ein See mit einer Fläche von 313 km² und einem maximalen Fassungsvermögen von 10,4 Mrd. m³. Der Stausee wird auf etwa 120 km Länge den Tigris-Strom in ein stehendes Gewässer umwandeln. Dies hat immense ökologische Folgen.

Hilfreich für o.g. Vorhaben ist unter anderem:
Der Ilisu Staudamm im Südosten, denn er bringt ca. fünfzig bis siebzigtausend zumeist kurdische Einwohner um ihren Lebensraum. Viele unserer Mitbürger mit Migrationshintergrund sind aus eben diesen Gebieten und ein Ende ist nicht abzusehen, weil:
Seit Jahren nehmen die Schlagzeilen um das Projekt Ilisu-Staudamm kein Ende.

Dafür gibt es viele Gründe:
Trotz des vernichtenden Urteils ihrer eigenen Expertenkomission über die (Nicht-)Erfüllung der vertraglich von der Türkei zugesagten Auflagen zum Bau des Ilisu-Staudamms, haben die drei Exportkreditagenturen (ECAs) der Türkei eine neue Frist gewährt um einen Plan vorzulegen, wie sie diese künftig einhalten wollen.

Bereits am Donnerstag könnte eine entscheidene Weichenstellung für das umstrittene Ilisu-Staudamm-Projekt in der Türkei fallen. © Reuters

Die Exportrisikoversicherer aus der Schweiz, Deutschland und Österreich haben seit Dienstag letzter Woche in Wien neue Beratungen über den Ilisu-Staudamm aufgenommen. Dabei dürfte ein Vorentscheid über die Zukunft des Projekts fallen.

Expertenbericht sieht Mängel bei Ilisu-Projekt

Die Kreditvergabe für das heftig umstrittene türkische Ilisu-Staudamm-Großprojekt ist diese Woche in eine entscheidende Phase gegangen. Am Donnerstag könnte in Wien eine Weichenstellung zur weiteren Vorgangsweise erfolgen: Da sollen die drei risikoversichernden Exportkreditagenturen (ECA) aus Österreich (Oesterreichische Kontrollbank, OeKB), Deutschland (Euler Hermes) und der Schweiz (Schweizerische Exportrisikoversicherung Serv) den zuständigen Ministern eine Empfehlung über Fortsetzung oder Abbruch des Projekts vorlegen.

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"Die Bundesregierung bemüht sich, /business as usual/ zu betreiben und einfach mit der türkischen Seite neue Fristen für die nächsten Schritte zu vereinbaren", urteilt Heike Drillisch, von der Umwelt- und Entwicklungsorganisation WEED. "In Wahrheit enthüllt der Bericht das Fiasko, in das die Regierung sich mit ihrer Bürgschaftsbewilligung für den Ilisu-Staudamm begeben hat." Wie der Mangel an qualifiziertem Personal, die unzureichende Sicherheitslage in Teilen der Region oder das Fehlen von Ersatzland für die Umsiedlungsopfer behoben werden sollen, kann keiner der Zuständigen beantworten.
"Die Bundesregierung muss daher akzeptieren, dass internationale Standards nicht erreicht werden können, und ihre Bürgschaft zurückziehen", fordert Ann-Kathrin Schneider von International Rivers.

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Die Türkei ist durch die Stauseen in der Lage, Syrien und den Irak politisch zu erpressen. Aus diesen Gründen entschied die Weltbank 1984, sich nicht an der Finanzierung von GAP zu beteiligen (Bosshard 1998b). Das Südostanatolienprojekt verstößt in wesentlichen Komponenten gegen die UNO-Konvention über die nichtschiffbare Nutzung internationaler Wasserwege vom 21.5.97.

Der Südosten der Türkei zählt zu den seismisch relativ aktiven Regionen, da hier die arabische und die anatolische Scholle aufeinander treffen. Der Bau großer Stauseen ist in seismisch aktiven Regionen besonders riskant und kann selbst zu einer Erhöhung der Erdbebenaktivität führen. (Meyer in Hinz-Karadeniz/Stoodt 1993)

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Das absolute Stillschweigen über alle Verhandlungen und über neueste Beschlussfassungen sprechen eine deutliche Sprache. Weder die Exportrisikoversicherer, noch die Regierung der Türkei, äußert sich bis jetzt öffentlich. Zumindest habe ich nichts aktuelles finden können. Fest steht, das uns präsentierte Bild der neuen EU-Anwartschaft Türkei, ist aus strategischen Gründen für die einen Willkommen, für die anderen bietet sie ein Gefahrenpotential über die eigenen Grenzen hinaus und könnte sich ausbreiten innerhalb der EU.

♥liche Grüße Nola

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

07.08.2008 15:22
#5 Die Türkei und das Kurdenproblem Antworten
Hier ein Auszug aus einem Aufsatz von Jochen-Hippler über die verpassten Möglichkeiten das Kurdenproblem friedlich zu lösen.


Nach dem Zusammenbruch des Omanischen Reiches im I. Weltkrieg schlossen Großbritannien und der Sultan im August 1920 den Vertrag von Sevres. Darin wurde unter anderem die Möglichkeit der Gründung eines unabhängigen, kurdischen Staates vorgesehen.

Nach Artikel 64 des Vertrages konnten die kurdischen Bewohner der Türkei innerhalb eines Jahres für Unabhängigkeit votieren und diese beim Rat des Völkerbundes beantragen. Wenn dieser zustimmte, hatte sich die Türkei zur Gewährung der Unabhängigkeit verpflichtet. Dieses Recht sollte sich auch auf die Provinz Mosul beziehen. Aufgrund zweier miteinander verbundener Entwicklungen kam es nicht zur Durchführung dieser Bestimmungen: einmal entfielen durch den Aufstieg Mustafa Kemals (Atatürks) innerhalb der Türkei die Voraussetzungen. Kemal war zur Gewährung der Unabhängigkeit nicht bereit, er konzentrierte sich vielmehr mit allen Mitteln auf die Konservierung des noch bestehenden türkischen Territoriums und eine Türkisierung der Minderheiten.

Zugleich verlor Großbritannien das Interesse an einem unabhängigen kurdischen Staatswesen: während es zuvor an der Stimulierung kurdischen Selbständigkeitsstrebens gegen das Osmanische Reich interessiert gewesen war, galt es nun, den neuen irakischen Staat zu unterstützen, der unter britischer Kontrolle war. Und in der Provinz Mosul lagerten beträchtliche Ölvorkommen, die die britische Regierung unter irakische Herrschaft zu bringen gedachte - und damit unter ihre eigene. Ein kurdischer Staat würde da nur hinderlich sein.

Angesichts der Machtinteressen von beiden Seiten war damit die Entscheidung gegen ein unabhängiges Kurdistan gefallen, auch wenn der Völkerbund Ende September 1924 eine dreiköpfige Kommission ernannte, um in der türkischen Provinz Mosul ein Referendum durchzuführen. Ein Jahr später entschied die Kommission für eine Eingliederung von Mosul in den Irak, der Völkerbundrat beschloß entsprechendes zum Jahresende, was die Türkei Mitte 1926 widerwillig akzeptierte.

Die nächste Chance kurdischer Staatlichkeit entstand als Folge des II. Weltkrieges. Sowjetische Truppen hatten im Krieg Teile des nördlichen Irans besetzt und dadurch eine Machtstellung im Iran erreicht. Die UdSSR förderte die Selbständigkeitsbestrebungen der iranischen Minderheiten, insbesondere der Aseris und der Kurden - in dem nicht eben selbstlosen Versuch, die iranische Regierung zur Vergabe einer Erdölkonzession zu veranlassen. Im Zuge dieser Situation entstand ein neuer Kleinstaat im iranischen Aserbaidschan und ein noch kleinerer, kurdischer Staat in der Stadt Mahabad.

Diese Kurdenrepublik war der erste und einzige kurdische Staat in der Geschichte, sein Einfluß reichte über die Stadtgrenzen kaum heraus. Selbst die kurdischen Stämme der Umgebung konnten nur mühsam zur Loyalität gebracht werden. Der irakisch-kurdische Stammesführer Mullah Mustafa Barzani hatte zur gleichen Zeit mit seinen Kriegern aus dem Irak fliehen müssen, wo er mit rivalisierenden Stämmen und der irakischen Armee in Konflikt gelegen hatte. Er bot der Kurdenrepublik seine militärische Unterstützung an. Als die sowjetischen Truppen sich Ende 1946 aus dem Iran zurückzogen, verloren die beiden neuen Staaten ihre Existenzgrundlage, sie wurden noch im Dezember von iranischen Truppen besetzt, die Anführer hingerichtet.

Nun ist es nicht so, daß es ansonsten in Kurdistan bis zum Ende des II. Weltkrieges ruhig und konfliktfrei gewesen wäre. Widerstand, Zusammenstöße und Kämpfe hatte es in den zwanziger, dreißiger und vierziger Jahren reichlich gegeben, und zwar in der Türkei, dem Iran und dem Irak. Allerdings würde eine Interpretation in die Irre führen, die dies von Anbeginn an oder vorwiegend als einen nationalen Befreiungskampf deuten wollte. Davon kann erst einmal nur sehr indirekt die Rede sein.

Kurdistan war traditionell von seinen Stammesverbänden geprägt, im neunzehnten Jahrhundert waren dann deutliche Feudalisierungstendenzen dazugekommen, die die Stammesgesellschaften geschwächt, aber nicht völlig aufgelöst hatten. Die Osmanen, vor allem aber der britische Einfluß führte dann zusätzlich zur Herausbildung bürgerlich kapitalistischer Gesellschaftssektoren. Vor diesem Hintergrund wird verständlich, daß die Kurden sehr lange über kein "nationales" Bewußtsein, über keinen "Nationalismus" verfügten, der einen Nationalstaat gefordert hätte.

♥liche Grüße Nola

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

08.08.2008 21:17
#6 RE: Die Türkei und das Kurdenproblem Antworten
Das "Öl der Zukunft" : Wasser.

Viele wichtige Flüsse wie Tigris, Euphrat, Aras, Kura, Habur und Ceyhan entspringen in Nordkurdistan.
Im GAP-Gebiet befinden sich 22 Dämme und Stauseen sowie 19 Wasserkraftwerke. Hier werden mit 27 Millionen Kilowattstunden 40% der türkischen Strom-Gesamterzeugung generiert. Dies verdeutlicht, wie wichtig die Kurdengebiete für die Energieversorgung der Türkei sind.

Doch nicht nur aus energiepolitischen Gründen ist das GAP - Gebiet für die Türkei von strategischer Bedeutung:
wenn das GAP - Projekt vollendet ist, wird die Wassermenge, die Syrien erreicht, um 40% geringer sein. Das "Öl der Zukunft" taugt also als Druckmittel gegen die südlichen Nachbarn. Die Türkei hat bisher 16 Mrd. USD in das Gap-Projekt investiert, weitere 16 Mrd. USD wird das Land noch bis 2040 in das Projekt pumpen.

Wirtschaftliches Ziel der Türkei ist es, zu einem Strom- , Wasser- und Agrarexporteur für den gesamten Nahen Osten zu werden. Die Macht der Türkei soll mit der zunehmenden Wasserverknappung im Nahen Osten weiter steigen. Innenpolitisches Ziel ist es, aus der über Jahrhunderte vernachlässigten Region, einen Teil der Türkei zu machen, in dem es keinerlei Separatistenbewegungen mehr gibt.

Dazu wurden im Zuge des Masterplans Gutachten über die ansässigen Bevölkerungsgruppen erstellt. Darin wurde die Stimmungslage in den einzelnen Provinzen exakt beschieben und die Einwohner in Kategorien von Türkei-freundlich bis separatistisch eingestuft. Auch der Einfluss bestimmter Personen auf Dorfgemeinschaften wurde ausgelotet. Ziel ist es, mit den gewogenen Bürgern einen Entwicklungsmagneten aufzubauen und die missliebigen Kurden gezielt zu vertreiben

Im restlichen Kurdistan ist das Wasser von weniger strategischer Bedeutung.
In Südkurdistan befinden sich Staudämme in Derbandixan, Dukan und Mossul, in Ostkurdistan in Bokan sowie Mehabad und in Südwestkurdistan in Rakka.


Erdöl: In Kurdistan befinden sich insgesamt angeblich 45 Mrd. Barrel Erdöl.

Nordkurdistan: Die einzigen nennenswerten Erdölvorräte innerhalb der Türkei befinden sich in Batman, Amed (Diyarbakır) und Semsúr (Adıyaman). Erst kürzlich wurde eine Quelle entdeckt, aus der man laut TPAO täglich 400 Barrel Erdöl fördern könne.

In Südkurdistan befinden sich angeblich 36 Mrd. Barrel Erdöl : In Kerkuk, Xanekin und Mossul sowie in Çiya Surkh, Cembur, Muşhorab, Ain Zalah, Butmah und Sasan.

In Südwestkurdistan befindet sich das erdölreiche Jazira - Gebiet und in Ostkurdistan ist das Kirmanşah - Gebiet von nicht geringer Bedeutung.

♥liche Grüße Nola

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

15.08.2008 08:53
#7 Türkei in neuer Position? Antworten
Welche Chancen sieht jetzt die Türkei ihr Einflußgebiet zu vergrößern? Die Grenzen zum Kriegsgebiet Georgien und deren Pipeline bis ins innerste der Türkei. Der nahe Osten und die neue Verbrüderung. Man darf weiterhin gespannt sein.

Im nahen Osten bewegt sich was ...

Seit gestern ist Ahmadinedschad erstmals in der Türkei. Die 3-jährigen Bemühungen um eine Einladung hatten jetzt Erfolg, weil dies ist erst durch die Wahl des islamisch-konservativen Politikers Abdullah Gül zum Staatspräsidenten möglich geworden ist. Vom Staats zum Arbeitsbesuch wurde das Treffen allerdings herabgestuft, weil Ahmadinedschad einen von jedem Staatsgast erwarteten Besuch am Grabmal des Republikgründers Atatürk verweigerte.

Man wird über engere Zusammenarbeit auf dem Energiesektor sprechen und eine Beteiligung der staatlichen türkischen Erdölgesellschaft TPAO an der Erdgasförderung im Iran, den Bau neuer Pipelines für den Transport von iranischem und turkmenischem Erdgas über die Türkei nach Europa, sowie auch den gemeinsamen Kampf gegen kurdische Rebellen.

Der bis jetzt noch ungelöste Atomstreit behindert aber eine engere Zusammenarbeit mit dem Iran, allerdings bestätigt der türkische Außenminister Ali Babacan hierzu intensive Kontakte.

♥liche Grüße Nola

♥liche Grüße Nola

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

15.08.2008 10:02
#8 Annäherung oder Schulterschluß ? Antworten

Irakisches Außenministerium berichtet über Einberufung von gemeinsamer Arbeitsgruppen zwischen Teheran und Bagdad

14.08.08
Bagdad (Mehrnews) - Das irakische Außenministerium meldete, dass eine gemeinsame Arbeitsgruppe zwischen Irak und Iran zur Festlegung des Grenzstreifens eingerichtet wird. Mohammad Al-Hadsch Hamud aus dm irakischen Außenministerium erklärte, Irak und Iran haben zwei Komitees einberufen, die die Grenzangelegenheiten am Boden und zur See zur Festlegung des Grenzstreifens untersuchen werden.
Hamud sagte, in kürze wird eine Gruppe in den Iran geschickt, damit die Grenzlinie markiert werden kann.
Iran und Irak haben eine 1458 km lange gemeinsame Grenze.

♥liche Grüße Nola

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

15.08.2008 10:14
#9 im Nahen Osten bewegt sich was ... Antworten

Syrien und Libanon wollen gemeinsamen Grenzverlauf klären
Donnerstag, 14. August 2008, 13:27 Uhr

Damaskus (Reuters) - Syrien und der Libanon wollen die Festlegung des gemeinsamen Grenzverlaufs fortsetzen.

Beide Seiten seien übereingekommen, dass der gemeinsame Ausschuss zur Grenzziehung seine Arbeit wieder aufnehmen solle, teilten der libanesische Präsident Michel Suleiman und sein syrischer Amtskollege Baschar al-Assad nach einem Treffen in Damaskus am Donnerstag mit.
Am ersten Tag seines Antrittsbesuchs in Damaskus hatten Suleiman und Assad am Mittwoch die baldige Aufnahme diplomatischer Beziehungen vereinbart. Das umstrittene Gebiet der Schebaa-Höfe werde bei der Grenzziehung aber ausgeklammert, solange es unter israelischer Kontrolle sei, erklärte der syrische Außenminister Walid al-Mualem. Israel betrachtet die Schebaa-Höfe als Teil der Golan-Höhen, die es 1967 von Syrien annektierte. Für den Libanon und Syrien handelt es sich dabei um libanesisches Gebiet.

♥liche Grüße Nola

str1977 ( gelöscht )
Beiträge:

06.04.2009 12:14
#10 RE: „juristischer Putsch“ ? Antworten

Hier sieht man, daß die Türkei sehr weit davon entfernt sind, eine freiheitliche Demokratie zu sein.

Tatsächlich läßt eine bestimmte, sozial-ideologisch bestimmte Oberschicht es zu, daß unter ihrer Oberherrschaft ein wenig Demokratie gespielt wird, solange ihre Ordnung nicht in Frage gestellt wird.

Die Türkei und der Iran sind sich was ihre politischen System angeht doch sehr ähnlich (nur das der Iran etwas besser mit seinen Minderheiten umgeht).

Der Konflikt ist in der Tat nicht zwischen "europäisch orientierten Reformern und nationalistischen Traditionalisten"

Der Konflikt ist zwischen semi-faschistischen Nationalisten in Militär, Justiz und Polizei und semi-islamischen Reformern in der AKP.

Gruß,
str1977

Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon. Aber beide sind aus Stein gemacht.

Liberalismus ist die Ideologie, die, wenn etwas zu verderben droht, nicht nur nichts unternimmt, sondern auch anderen von Gegenmaßnahmen abrät, um anschließend das verfaulte Resultat zum Ideal zu erklären.

The business of Progressives is to go on making mistakes. The business of the Conservatives is to prevent the mistakes from being corrected. (G.K. Chesterton)

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