Der Sachverhalt ist bekannt; aber in dem Artikel in der heutigen NYT, dem ich dieses Zitat des Tages entnommen habe, findet man Genaueres darüber, wie sich der gestiegene Ölpreis auf den Welthandel auswirkt.
ich halte diese Meldung für maßlos übertrieben. In einem 40"-Container passen bspw. rd. 20000 Jeans, d.h in diesem Jahrzehnt stiegen die Transportkosten pro Jeans von 0,15$ auf 0,40$. Der Großteil dürfte Sprit, der Rest die Dollarschwäche sein. Ich habe so meine Zweifel, ob dieser Kostenpunkt bei einem Preis von mindesten 30-50€ pro Jeans wirklich ernsthaft ins Gewicht fällt. Gleiches gilt für Turnschuhe, Rohöl, Eisenerz, Videorekorder etc. Ich weiß nicht, wie die Agrar-Subventionitis in den USA aussieht, aber bei den aktuell in der EU vorhandenen Importzöllen auf außereuropäische Agrarprodukte spielt auch hier die Transportkosten keine Rolle. Das Problem sind nicht die interkontinentalen Transporte. Durch die enormen Schiffsgrößen ist der Transport der einzelnen Ware kein nennenswerter Kostenfaktor mehr, selbst bei einer Verteuerung, die weit oberhalb der heutigen liegt. Und die Schiffsgrößen werden in Zukunft nochmals deutlich wachsen.
China hat das Problem, dass es durch mangelnde Qualität, die sich auch nicht bessert, hohe Löhne bei geringer Produktivität und ungehinderten Ideenklau sehr viele Sympatien verspielt hat. Das schlägt jetzt einfach durch.
Zitat von Mickich halte diese Meldung für maßlos übertrieben. In einem 40"-Container passen bspw. rd. 20000 Jeans, d.h in diesem Jahrzehnt stiegen die Transportkosten pro Jeans von 0,15$ auf 0,40$. Der Großteil dürfte Sprit, der Rest die Dollarschwäche sein. Ich habe so meine Zweifel, ob dieser Kostenpunkt bei einem Preis von mindesten 30-50$; pro Jeans wirklich ernsthaft ins Gewicht fällt. Gleiches gilt für Turnschuhe, Rohöl, Eisenerz, Videorekorder etc.
Sie können das, lieber Mick, besser beurteilen als ich. Mir hat der Artikel eingeleuchtet; ich zitiere hier einmal ein paar Passagen. Ihr Kommentar würde mich interessieren:
Zitat von New York TimesThe industries most likely to be affected by the sharp rise in transportation costs are those producing heavy or bulky goods that are particularly expensive to ship relative to their sale price. Steel is an example. China’s steel exports to the United States are now tumbling by more than 20 percent on a year-over-year basis, their worst performance in a decade, while American steel production has been rising after years of decline. Motors and machinery of all types, car parts, industrial presses, refrigerators, television sets and other home appliances could also be affected.
Plants in industries that require relatively less investment in infrastructure, like furniture, footwear and toys, are already showing signs of mobility as shipping costs rise. (...)
Soaring transportation costs also have an impact on food, from bananas to salmon. Higher shipping rates could eventually transform some items now found in the typical middle-class pantry into luxuries and further promote the so-called local food movement popular in many American and European cities. (...)
One likely outcome if transportation rates stay high, economists said, would be a strengthening of the neighborhood effect. Instead of seeking supplies wherever they can be bought most cheaply, regardless of location, and outsourcing the assembly of products all over the world, manufacturers would instead concentrate on performing those activities as close to home as possible.
Rother zitiert aus der Untersuchung, aus der auch mein "Zitat des Tages" stammt, eine Schätzung, wonach die aktuelle Erhöhung der Frachtkosten einem Handelszoll von neun Prozent entspricht.
Ich würde Mick hier voll zustimmen, die Idee scheint mir auch eher etwas unvergoren zu sein, bei dem genannten Beispiel der Batterien mag das hinhauen, weil Batterien schwer sind und im Verhältnis zu ihrem Gewicht wenig wert sind, aber auf den Großteil der Waren trifft das nicht zu. Gerade für höherwertige Produkte, wie sie beispielsweise Deutschland exportiert, sind die Transportkosten fast zu vernachlässigen.
Und was China angeht, trifft Mick den Punkt ebenso. Die Art wie in China Geschäfte gemacht werden und der Umgang mit dem berüchtigten geistigen Eigentum dürfte erheblich verheerender für die chinesische Wirtschaft sein, als die Transportkosten. Viele Firmen haben inzwischen gemerkt, dass sie die 2-3 Jahre, die man mit der Produktion in China gutes Geld verdient, sich ganz böse rächen, wenn die ganzen Ideen, die man in 20 Jahren so realisiert hat, dadurch verschenkt hat. Dazu kommen dann Gängelungen, dass man immer chinesische Partner braucht und ähnliches. So was nimmt man hin, wenn der Preisvorteil sehr gross ist, aber der schmilzt eben in dem selben Tempo, wie die chinesische Wirtschaft wächst.
str1977
(
gelöscht
)
Beiträge:
04.08.2008 09:27
#5 RE: Zitat des Tages: Transportkosten hemmen die Weltwirtschaft
Ich weiß nicht, ob alles so stimmt, wie es dargestellt worden ist (siehe vorherige Postings).
Aber:
In Antwort auf:The cost of moving goods, not the cost of tariffs, is the largest barrier to global trade today (...) and has effectively offset all the trade liberalization efforts of the last three decades.
hört sich so nach Beschwerde an, nach einem Klagen über Hemnisse, die beseitigt werden müssen, damit der Freihandel triumphieren kann.
Aber ebenso könnte man dann sagen, andere Kostenarten behinderten den Handel. Oder das Knausern der Käufer behinderten den Handel. Oder die Transportkosten behinderten den Handel zwischen Kiel und München.
Die Transportkosten sind wie sie sind. Das führt natürlich zu Anpassungsschwierigkeiten, aber eigentlich ist die Entwicklung ganz gut, denn bisher hat der spottbillige Transport eben zu einer absurden weitgestreuten Produktion geführt, die fern von Märkten produziert und sich darauf verläßt, das die Transportwege immer und jederzeit vorhanden sein werden. Wehe, da kommt etwas ins Stocken - dann bricht gleich alles zusammen.
Vielleicht ändert sich das nun zumindest etwas zum Bessern. Aber wie gesagt: ob die zugrendeliegende Darstellung so stimmt, kann ich nicht beurteilen.
Gruß, str1977
Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon.
Ich kann da Mick nur Recht geben. Transportkosten, gerade im Container-Transport, hängen von der Mengen an Schiffen, die zwischen bestimmten Relationen verkehren, ab. So ist der Transport eines 20' Containers von Livorno/Italien nach Mumbai/Indien für den Versender wesentlich teurer als ein 40' Container von Livorno nach Incheon/Südkorea, obwohl die Strecke nicht einmal die Hälfte ist.
Feynman
(
gelöscht
)
Beiträge:
04.08.2008 16:23
#7 RE: Zitat des Tages: Transportkosten hemmen die Weltwirtschaft
In Antwort auf:In einem 40"-Container passen bspw. rd. 20000 Jeans, d.h in diesem Jahrzehnt stiegen die Transportkosten pro Jeans von 0,15$ auf 0,40$. Der Großteil dürfte Sprit, der Rest die Dollarschwäche sein. Ich habe so meine Zweifel, ob dieser Kostenpunkt bei einem Preis von mindesten 30-50€ pro Jeans wirklich ernsthaft ins Gewicht fällt. Gleiches gilt für Turnschuhe, Rohöl, Eisenerz, Videorekorder etc.
Zustimmung, nur bei Rohstoffen (wie Eisenerz) wirken sich Transportkosten schon beträchtlich aus.
In Antwort auf: Und die Schiffsgrößen werden in Zukunft nochmals deutlich wachsen.
Die Knock Nevis alias Jahre Viking alias Seawise Giant ist seit fast 3 Jahrzehnten das größte Schiff der Erde, und hat nun ein wenig ruhmreiches Ende als schwimmendes Zwischenlager für Rohöl gefunden. Die Containerfrachter haben in der Zwischenzeit deutlich an Größe zugelegt, aber viel mehr als die fette Emma (http://de.wikipedia.org/wiki/Emma-M%C3%A6rsk-Klasse) geht nicht.
____________________________________________________ ..., people ignored the fact that democracy cannot be permanently maintained when free enterprise, free trade, and economic freedom do not exist. Ludwig von Mises
Vielleicht sollte man dann eher sagen, die Schiffe werden effizienter. Vielleicht nicht direkt durch Grösse, aber durch besseren Wirkungsgrad, bessere Anstriche, vielleicht auch durch so Dinge wie dieses seltsame Segel, dass vor einem halben Jahr durch die Presse geisterte.
Danke übrigens für diesen interessanten Link: Bei dem Foto geht mir nur eins durch den Kopf: Was für ein Monster ! :)
Pentas
(
gelöscht
)
Beiträge:
04.08.2008 16:38
#9 RE: Zitat des Tages: Transportkosten hemmen die Weltwirtschaft
Zitat von ElomanIch kann da Mick nur Recht geben. Transportkosten, gerade im Container-Transport, hängen von der Mengen an Schiffen, die zwischen bestimmten Relationen verkehren, ab. So ist der Transport eines 20' Containers von Livorno/Italien nach Mumbai/Indien für den Versender wesentlich teurer als ein 40' Container von Livorno nach Incheon/Südkorea, obwohl die Strecke nicht einmal die Hälfte ist.
Extrem große und effiziente Frachter wie die Emma Maersk können nur wenige Hafen anlaufen.
Pentas
(
gelöscht
)
Beiträge:
04.08.2008 16:41
#10 RE: Zitat des Tages: Transportkosten hemmen die Weltwirtschaft
Zitat von LlarianVielleicht sollte man dann eher sagen, die Schiffe werden effizienter. Vielleicht nicht direkt durch Grösse, aber durch besseren Wirkungsgrad, bessere Anstriche, vielleicht auch durch so Dinge wie dieses seltsame Segel, dass vor einem halben Jahr durch die Presse geisterte.
Durch die Presse geistern viele Dinge, eingesetzt werden Segel (noch) nicht.
Wenn sie es schon würden, könnte man sich ja auch nicht mehr verbessern. :)
Nein, ernsthaft: Die Dinger sind zumindest kein Zeichenbrettprodukt, sondern ernsthaft in der Erprobung. Keine Ahnung, obs was bringt, aber wenn wir den Herstellerhype von seinen 30% mal auf vielleicht realistische 10-15% runterbrechen, dann kann man sich überlegen, dass selbst das ein ganz ordentliches Potential ist. Aber ich bin besser leise, ich hielt auch Cargolifter für ne coole Idee.....
Zitat von ElomanIch kann da Mick nur Recht geben. Transportkosten, gerade im Container-Transport, hängen von der Mengen an Schiffen, die zwischen bestimmten Relationen verkehren, ab. So ist der Transport eines 20\' Containers von Livorno/Italien nach Mumbai/Indien für den Versender wesentlich teurer als ein 40\' Container von Livorno nach Incheon/Südkorea, obwohl die Strecke nicht einmal die Hälfte ist.
Extrem große und effiziente Frachter wie die Emma Maersk können nur wenige Hafen anlaufen.
Interessante Diskussion. Ich freue mich immer besonders, wenn wenn im "kleinen Zimmer" Kundige zu Themen diskutieren, von denen ich nichts oder wenig verstehe. So lernt man voneinander.
Zum Andern möchte ich klarstellen, dass ich als Binnenlandbewohner nicht viel von der Seefahrt verstehe, aber beeindruckt haben mich die schwimmenden Giganten schon immer. Kaum zu glauben, dass solche Riesen mit einer Besatzung von nur 13 Mann auskommen.
Herzlich, Pentas
RexCramer
(
gelöscht
)
Beiträge:
04.08.2008 20:19
#14 RE: Zitat des Tages: Transportkosten hemmen die Weltwirtschaft
In Antwort auf:Durch Einsatz des SkySails-Systems können die Treibstoffkosten eines Schiffes im Jahresdurchschnitt, abhängig von den Windverhältnissen, zwischen 10 und 35% gesenkt werden. Herrschen optimale Windbedingungen, kann der Treibstoffverbrauch zeitweise um bis zu 50% reduziert werden.
Seit Ende 2007 / Anfang 2008 wird das SkySails-System auf den Frachtschiffen MS “Michael A.” (WESSELS Reederei; Nachrüstung) und MS “Beluga SkySails” (Beluga Shipping; Installation auf einem Frachtschiffneubau) im regulären Praxisbetrieb piloterprobt.
Während der ersten Hälfte der Pilotphase wird zunächst die Robustheit und Zuverlässigkeit des SkySails-Systems auf das von den Kunden geforderte Niveau gehoben und die Alltagstauglichkeit hergestellt. In der zweiten Hälfte wird die Systemperformance ausführlich evaluiert und optimiert.
Die Kundenschiffe befinden sich im regulären, kommerziellen Betrieb. Jedes Schiff wird zunächst von drei SkySails-Ingenieuren begleitet. Im Rahmen des Einsatzes des SkySails-Antriebs an Bord werden alle Komponenten dauergetestet. Die Ergebnisse fließen umgehend in die Produktverbesserung mit ein.
Die Aufnahme der Serienfertigung des SkySails-Systems für Frachtschiffe ist für Ende 2008 / Anfang 2009 geplant.
RexCramer
(
gelöscht
)
Beiträge:
04.08.2008 20:47
#17 RE: Zitat des Tages: Transportkosten hemmen die Weltwirtschaft
Zitat von ElomanTrifft für Mumbai Nhava Sheva Container Port nicht zu. Der kann alle Größen von Containerschiffen abfertigen.
das Problem ist aber vorhanden. Anders ist es bei Tankern, die nicht anlegen und be- und entladen werden müssen, sondern da reicht ein Schlauch. Deshalb die Supertanker.
Es gibt noch einen wichtigeren Grund neben den Größen der Häfen und zunehmender Unflexibilität: ab einer bestimmten Größe können manche Wasserstraßen nicht mehr passiert werden. So werden die meisten Schiffe mit einer Breite auf Spanten von 32,20 m gebaut, um dann zzgl. der Außenhaut nicht breiter als die 32,30 m zu werden, die maximal möglich sind für die Schleusen des Panamakanals.
MfG
P.S.: Lieber Pentas, nach meinem Verständnis bedeutet auch die Pilotphase, daß diese Segel tatsächlich installiert und daher im Einsatz sind.
beim Lesen der Zitate drängt sich mir der Verdacht auf, dass hier zwar die Fakten richtig wiedergegeben werden, die Schlußfolgerungen jedoch etwas in die Irre gehn. Der Stahlpreis ist so ein klassisches Beispiel. Natürlich stagnieren die Stahlexporte aus China. Der Stahlhunger Chinas ist gigantisch gewachsen. China ist in den letzten zehn Jahren zu einer der führenden Schiffbaunationen geworden. Dafür wird Stahl gebraucht. Wer durch China geht wird feststellen, wie an allen Ecken Hochhäuser aus dem Boden wachsen. Einer der wichtigsten Baustoffe für den Bau von Hochhäusern ist Stahl. Ein Land wird immer nur das exportieren, was es entbehren kann. Stahl in China gehört nicht unbedingt dazu. Ein Indiz hierzu ist auch die Tatsache, das die Stahlpreise in den letzten 10 Jahren explodiert sind. Grund ist ganz klar Angebot und Nachfrage und weniger die Transportkosten. Alles andere folgt daraus. Abenteuerlich wird die Argumentationskette bei den Nahrungsmitteln. Der Trend zur lokalen Versorgung liegt wohl eher am Trend zu Bio und weniger an den Tranportkosten.
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.