(Informationen aus dem unten verlinkten Artikel in der Berliner Zeitung, einem Interview von Ralph Kotsch und Thomas Leinkauf mit Antonia Rados - R.r)
ANTONIA RADOS wurde 1953 in Klagenfurt/Österreich geboren. Sie studierte Politikwissenschaft in Paris und Salzburg.
ZUNÄCHST ARBEITETE Rados für den ORF, 1993 wechselte sie zu RTL, für den sie seit 1995 als Korrespondentin und Studioleiterin in Paris arbeitet. Seitdem absolvierte sie zahlreiche Einsätze, u. a. im Kosovo, in Afrika, Afghanistan und zuletzt im Irak.
FÜR IHRE KRIEGS- BERICHTERSTATTUNG erhielt Antonia Rados zahlreiche Preise, zuletzt den Hanns-Joachim-Friedrichs- Medienpreis. 1991 wurde sie in Österreich zur Frau des Jahres gewählt.
Wir spielen schon ein bisschen russisches Roulette Antonia Rados über den Job der Kriegsreporter 12.07.2003 BERLINER ZEITUNG, Magazin - Seite M04
Die Frau gefällt mir:"Jeder Reporter soll eine Meinung haben, aber er soll keine Ideologie haben". Genau das ist es. Leute mit einer Ideologie verfälschen unweigerlich die Situationen Und die Szene über die Friedensbewegung habe ich voll verstanden, aber sie hat mich sehr erschüttert. Danke für den Link, der ja noch von Anfang Juli ist. Wie hast Du den gefunden? Grüßchen, Inger
Zitat von IngerDanke für den Link, der ja noch von Anfang Juli ist. Wie hast Du den gefunden? Grüßchen, Inger
Nach einem Gespräch mit einer Kollegin von Frau Rados erinnerte ich mich daran, dass hier im Forum vor kurzem das Thema "Kriegsberichterstattung" angeschnitten worden war und so wollte ich auf diese Journalistin, die für ihre Reportagen immer wieder ihr Leben riskiert, kurz hinweisen. Der Artikel wurde mir von Google serviert. ;-)
Und ja, auch ich finde ihre Gedanken zum gegenwärtigen Nach-Krieg im Irak nachdenkenswert.
Dear Reader, ich habe Antonia Rados einige oft als Reporterin gesehen, und auch in Talkshows, in denen sie über ihren Alltag im Irak berichtet hat. Eine mutige, aufrechte und intelligente Frau, die mich sehr beeindruckt hat.
Interessant fand ich u.a. diese Passage in dem Interview, die einmal wieder den Blick auf die Zustände unter Saddam lenkt. (Mir scheint, daß die angesichts der jetzigen Probleme leicht in Vergessenheit geraten):
Rados: Ich hatte für eine Reportage während des Krieges einen Arzt getroffen, wir wussten nicht viel über ihn und es war auch unmöglich, dass er uns irgendetwas über sich erzählt hätte. Jetzt hatten wir erfahren, dass dieser Arzt aus einer schiitischen Familie kommt, also einer verfolgten Familie, und an den Aufständen gegen Saddam teilgenommen hat. Wir sind in sein Dorf gefahren und haben dort gedreht, unglaubliche Szenen. Die Leute haben uns ihr Leid erzählt. Ich wurde dann zum Mittag eingeladen, wie immer im Orient sehr nett, und dann fragte einer der Männer, für wen ich arbeite. Ich sagte deutsches Fernsehen, und plötzlich hat niemand mehr geredet in diesem Raum.
Frage: Und Sie?
Rados: Um das Schweigen zu brechen, fragte ich, na ja, wie haben Sie denn diese Friedensbewegung während des Krieges gesehen? Der Mann sagte, wissen Sie, wir haben über diese Leute gelacht. Die sollen einmal drei Monate bei uns leben, dann werden die wissen, was Saddam Hussein ist. Für mich war das eine sehr schwierige Situation. Ich habe den Eindruck gehabt, jetzt im Nachhinein, dass es sehr viele Dinge gab, die wir nicht berichtet haben, nicht berichten konnten, unter anderem auch, wie diese Bevölkerung gelitten hat.
Frage: Nicht berichten konnten, weil die Iraker das nicht zugelassen hätten.
Wir hätten sie in Gefahr gebracht. Im Grunde genommen gehen Sie mit einer großen Demut zurück. Und Sie sagen sich, vielleicht hätten wir das eine oder das andere doch mehr tun sollen. Vielleicht hätte die Berichterstattung aggressiver sein sollen gegenüber dem Regime. Ich würde mich nicht als Heldin bezeichnen. Ich gehe jetzt zurück und versuche einfach zu erfahren und zu hören, was die Leute dort tatsächlich gedacht haben. Und das ist auch eine Seite der Medaille. Die Friedensbewegung ist eine, aber das ist die andere. Jeder Reporter hat eine Meinung, soll eine Meinung haben, aber er soll keine Ideologie haben.
Den letzten Satz hast du ja zitiert, dear Reader, und den möchte ich ganz dick untestreichen. Ich informiere mich ja sehr viel aus CNN und BBC, und bin immer wieder beeindruckt von der Unvoreingenommenheit der Berichterstattung.
Antonia Rados hat auch diesen Stil. Und unter den deutschen TV-Journalisten hatte ihn keiner so wie Gerd Ruge. Nach meinem Urteil einer der besten Reporter der letzten Jahrzehnte.
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