Nachdem ich mich in den Teilen eins, zwei und drei mit der Thematik wie abhängig ist Deutschland, welche Möglichkeiten zur Gegenwehr hat Deutschland und die EU und wie ist die russische Wirtschaft insgesamt aufgestellt befasst habe, möchte ich hier noch mal einen eigenen Themenkreis beleuchten, der sich mit der Kohle befasst.
Bevor ich aber darauf zu sprechen komme noch mal eine Ergänzung zu Teil III.
Dort erläuterte ich ja, dass die Achillesferse der russischen Wirtschaft der ungeheure Kapitalbedarf ist und dass nach dem Einmarsch in Georgien immense Geldmengen primär westlicher Investoren aus Russland abgeflossen sind.
In diesem Zuge sei noch mal ergänzend erläutert, dass im Hinblick auf Investoren ein Steuermechanismus vorhanden ist.
Viele von ihnen werden schon einmal etwas von Hermes Bürgschaften gehört haben. Bei diesen Bürgschaften handelt es sich um Versicherungen im Auslandsgeschäft. Hierbei werden Materiallieferungen ins Ausland vom Hermes, respektive vom deutschen Staat rückversichert.
Was jedoch kaum jemand weiß, das ist, es gibt eine äquivalente Versicherung auch für Kapital- Investitionen ins Ausland. Diese erfolgt über die so genannte Pricewaterhouse Coopers AG.
Diese Gesellschaft versichert die Risiken von Auslands- Investitionen. Es gibt in Deutschland eine Risikoeinstufungstabelle für alle Länder. Diese Tabelle wird durch regelmäßige Treffen dieser Pricewaterhouse Coopers AG mit Wirtschafts- und Außenministerium erstellt und regelmäßig überarbeitet.
Die Risikoeinstufung der entsprechenden Länder entscheidet darüber, in welcher Höhe Investitionen von dieser Gesellschaft versichert werden.
Wie auch immer, wenn die Bundesrepublik Deutschland Russland nun bezüglich des Risikos deutlich hoch stuft, wird dies automatisch dazu führen, dass weniger Investitionen nach Russland fließen, eben weil sie dann nicht mehr bezüglich politischer Risiken abgesichert sind.
Ich weiß nicht wie das andere Länder handhaben, ich kann mir aber vorstellen, dass entsprechende Szenarien auch in den übrigen westlichen Industrienationen vorhanden sind.
Damit hätten die Länder also ein indirektes Steuerungselement, Großinvestitionen nach Russland zu verhindern.
Dies noch mal ein kleiner Nachtrag zum Teil III.
Kommen wir nun zum Thema Kohle.
Nachdem ich in Teil I gezeigt habe, dass die deutsche Abhängigkeit insbesondere von Russland existenzbedrohend groß ist, und anschließend die verschiedenen Möglichkeiten zur Gegenwehr beleuchtet habe, stellt sich nun auch die Frage, könnte Deutschland mit seinen großen Vorräten an Kohle ebenfalls Wege finden sich aus diesem Klammergriff zu befreien.
Das Stichwort heißt Kohleverflüssigung.
Es gibt zwei Verfahren, mit deren Hilfe man aus Kohle flüssige Brennstoffe herstellen kann. Man unterscheidet indirekte Verfahren, denen eine Kohlevergasung vorausgeht (z.B. Fischer-Tropsch-Synthese) und die direkte Hydrierung von Kohle (Bergius-Pier-Verfahren).
Beide Verfahren wurden Anfang des letzten Jahrhunderts in Deutschland erfunden. 1913 entstand in Hannover, das so genannte Bergius Verfahren, ein Hochdruckverfahren.
Diese von Bergius gefundene Kohlehydrierung, heute direkte Kohleverflüssigung genannt, setzt Kohle durch Zugabe von Wasserstoff und Schweröl (kommt selber aus dem Prozess) zu einem Kohleöl um, diese wird bei einem Druck von 300 bar und einer Temperatur von 450–500 °C in besonderen Öfen unter Anwendung von Katalysatoren mit Wasserstoff zur Reaktion gebracht. Der Wasserstoff lagert sich an dem Kohlenstoff an. Reaktionsprodukte sind Schweröle, Mittelöle, Benzin und Gase. Verfahren zur großtechnischen Kohleverflüs-sigung wurden von Matthias Pier entwickelt.
Das Kohleverflüssigungsverfahren von Bergius lieferte "aus 100 kg Steinkohle und 40 kg Schweröl, das aus dem Prozess stammte, unter Zusatz von 5 kg Eisenoxid und 5 kg Wasserstoff bei 120-150 at und 450 bis 480 °C etwa 30 kg Leichtöle und 50 kg Schweröle und Asphalt, neben 20 kg Gas, hauptsächlich Methan und Ethan.
Anlagen die nach dem Bergius Verfahren arbeiten nennt man auch Hydrierwerke.
Allerdings lassen sich nach dem Bergius-Verfahren nur Braunkohlen und "geologisch junge" Steinkohlen, sog. hochflüchtige Steinkohlen, direkt verflüssigen. Das heißt also das Verfahren hat mit hochwertigen Kohleprodukten wie Steinkohle und Anthrazit Probleme.
Das zweite Verfahren wurde in den zwanziger Jahren entdeckt. Im Jahre 1925 meldeten Professor Franz Fischer, Gründungsdirektor des Mülheimer Kaiser-Wilhelm-Instituts für Kohlenforschung, und sein Abteilungsleiter Dr. Hans Tropsch ein Verfahren zur Herstellung flüssiger Kohlenwasserstoffe aus den Gasen Kohlenmonoxid und Wasserstoff mit Hilfe von Metallkatalysatoren zum Patent an.
Die benötigte Gasmischung aus Kohlenmonoxid und Wasserstoff, das so genanntes Synthesegas, lässt sich aus Koks oder Kohle durch Umsetzung mit Wasserdampf und Sauer-stoff bei Temperaturen oberhalb von 900 Grad Celsius in der Kohlevergasung erzeugen. Auch das Leucht- und Stadtgas bestand früher, bevor es seit den 1970-ziger Jahren durch importiertes Erdgas (Methan) ersetzt wurde, aus Kohlenmonoxid-Wasserstoff-Gemischen, die in den städtischen Gaswerken durch Vergasung von Koks hergestellt wurden.
Kohlevergasung und die von Fischer und Tropsch vor 80 Jahren entdeckte Kohlenwasserstoffsynthese bilden zusammen eine zweistufige Reaktionsfolge, mit der man den festen Brennstoff Kohle in flüssige Treibstoffe wie Dieselkraftstoff und Benzin umwandeln kann.
Das Verfahren arbeitet bei einer Temperatur von etwa 200° Celsius im Niederdruckbereich.
Dabei entstehen rund 15% Flüssiggase (Propan und Butane), 50% Benzin, 28% Kerosin (Dieselöl), 6% Weichparaffin (Paraffingatsch), 2% Hartparaffine.
Die Mengenanteile lassen sich über die Temperatur steuern.
Synthesegas kann übrigens auch aus Erdgas - und zwar kostengünstiger als aus Kohle - erzeugt werden. Seit 1993 betreiben Shell in Malaysia (Bintulu) und PetroSA in Südafrika (Mossel Bay) industrielle Fischer- Tropsch- Synthesewerke, in denen aus Erdgas hergestelltes Synthesegas zur Produktion von flüssigen Kraftstoffen eingesetzt wird (Gas To Li-quid = GTL).
Der Vorteil der Fischer Tropsch Synthese ist es, keine Einschränkungen in Bezug auf die verwendete Kohle zu haben.
Seit einigen Jahren werden in Deutschland am Forschungszentrum Karlsruhe, an der Technischen Universität Clausthal sowie in Freiberg bei Choren Industries GmbH, Future Energy GmbH und an der dortigen Technischen Universität neue Prozesse zur Herstellung von flüssigen Kraftstoffen aus Biomasse (Biomass To Liquid = BTL) entwickelt. Bei allen diesen BTL- Technologien wird ebenfalls die Fischer-Tropsch-Synthese angewendet, für die das benötigte Synthesegas durch Vergasungsprozesse von Holz, Stroh und anderen Rohstoffen pflanzlichen Ursprungs hergestellt wird.
Man sieht daran, dass das Fischer Tropsch Verfahren sehr universell ist und das bedeutet auch, will man sich mit der Frage befassen Kohle zu Benzin zu wandeln, dann läuft es auf die Fischer Tropsch Synthese und nicht auf das Bergius Verfahren hinaus.
Wie sieht es mit den Vorräten aus?
In Deutschland haben wir sowohl die erdgeschichtlich jüngere Braunkohle wie auch die erdgeschichtlich deutlich ältere Steinkohle mit seinem Spitzenprodukt dem Anthrazit zur Verfügung.
Braunkohle hat etwa 45-65 Prozent flüchtige Bestandteile und fällt durch seinen hohen Anteil von Humin- Säuren auf. Hochwertige Steinkohle, beziehungsweise Anthrazit hat dagegen nur noch etwa 7-12 Pro-zent flüchtige Bestandteile.
Anthrazit ist die hochwertigste Kohlesorte.
Braunkohle ist die jüngere Kohle und entstand im Tertiär, dieses begann vor 65 Millionen Jahren (Ende der Kreidezeit) und dauerte bis zum Beginn der Klimaveränderung vor rund 2,6 Millionen Jahren.
Hauptentstehungszeit der Steinkohle ist das Karbon. Das Karbon begann vor etwa 359,2 Millionen Jahren und endete vor etwa 299 Millionen Jahren.
Während die Braunkohle etwas an Blumentopferde erinnert, ist Anthrazit fest.
In Deutschland lagern derzeit etwa 77 Mrd. t Braunkohle, von denen 53 % (ca. 41 Mrd. t) mit dem Stand der heutigen Technologie gewinnbar wären. Damit würden die Vorräte bei konstanter Förderung (2004: 181,9 Mill. t) noch für 225 Jahre ausreichen.
Von den deutschen Steinkohlevorräten gelten rund 24 Mrd. t als gewinnbar. Angesichts einer aktuellen Förderquote von 25,7 Mill. t (2004) ergibt sich eine theoretische Reichweite von über 900 Jahren.
Die Umsetzung der Fischer-Tropsch-Synthese im Industriemaßstab erfolgte ab 1935 bei der Ruhrchemie in Oberhausen, dem heutigen Werk Ruhrchemie der Celanese AG. An-fang der 1940-ziger Jahre wurden in neun deutschen Produktionsanlagen insgesamt etwa 600.000 Tonnen flüssige Kohlenwasserstoffe pro Jahr aus Kohle nach dem Mülheimer Verfahren hergestellt. In Lizenz der Ruhrchemie waren weitere vier Anlagen in Japan sowie je ein Werk in Frankreich und in der Mandschurei in Betrieb.
In Westdeutschland wurde nach dem Krieg die Kohleverflüssigung wegen der konkurrenzlos niedrigen Erdölpreise nicht fortgeführt. In der DDR wurde sie, obwohl ebenfalls „untragbar unwirtschaftlich“, dagegen erst Anfang der 1970er Jahre endgültig aufgegeben. Aufgrund des kurz danach einsetzenden Ölpreis-anstiegs war jedoch eine Wiederaufnahme der Kraftstoffsynthese aus Braunkohle zu Exportzwecken mit verbesserten Verfahren noch bis zum Zusammenbruch der DDR Bestand-teil der strategischen Planung des Ministerrats.
Nur die Republik Südafrika hat aus politischen Gründen ab 1950 in Sasolburg neue Produktionsanlagen zur Fischer-Tropsch-Synthese errichtet. Kommerziell werden nur in Südafrika drei Fischer-Tropsch-Anlagen von der Firma Sasol betrieben, die mit einer Produkti-on von 160.000 Barrel/Tag ungefähr ein Drittel des südafrikanischen Kraftstoffverbrauchs decken. Die Errichtung einer vierten Anlage ist vorgesehen. Das Syntheseprodukt kann hier zu einem Preis von ca. 25 $/Barrel erzeugt werden.
Soweit einmal die groben Zusammenhänge und die Historie.
Er stellt sich also die Frage, wäre es für Deutschland möglich seinen Erdölverbrauch drastisch zu reduzieren, indem die Produktion von Benzin und Diesel über Kohle erfolgt.
Die Antwort lautete schon vorweg ja. Allerdings gibt es einige Aspekte zu beachten.
Fangen wir einfach an, wer befasst sich mit dieser Frage außer mir?
Derzeit befassen sich an vorderster Front China, Australien, Süd Afrika und Amerika mit dem Thema Benzingewinnung aus Kohle.
Angesichts des rasanten Preisanstiegs von Erdöl und der dramatischen Folgen, welche die diesjährige Hurrikansaison für die amerikanische Ölförderung und -verarbeitung im Golf von Mexiko hatte, besinnt man sich in den USA auf die riesigen Vorräte heimischer Kohle. 2006 will man in Gilberton, Pennsylvania, mit dem Bau der ersten amerikanischen Anlage zur Produktion von Dieselkraftstoff aus Kohle beginnen, bei der die indirekte Kohleverflüs-sigung (Coal To Liquid = CTL) mittels Kohlevergasung und nachfolgender Fischer-Tropsch-Synthese angewendet wird.
Zwei weitere ähnliche amerikanische Projekte sind in der Diskussion und auch China, das schon 2002 mit der Planung einer kommerziellen Anlage zur direkten Kohlenverflüssigung (Kohlehydrierung) in der Provinz Innere Mongolei begonnen hat, investiert neuerdings ebenfalls in die auf der Fischer-Tropsch-Synthese beruhende indirekte CTL-Technologie. In der ersten Ausbaustufe ist geplant, rund 2,1 Mio. t Kohle im Jahr zu verarbeiten. Daraus werden am Ende des Raffinerieprozesses etwa 0,9 Mio. t Ölprodukte, zum Beispiel Benzin, Kerosin und Diesel hergestellt. In vier Jahren sollen sich diese Werte verfünffacht haben.
Die Shenhua Group ist mit Projekten in Shaanxi, in der Inneren Mongolei, Ningxia und Xinjiang aktiv. In Erdos/Innere Mongolei lancierte sie 2004 das erste chinesische Kohleverflüssigungsprojekt im Direktverfahren. Nach Fertigstellung mit einer Investition von rund 3 Milliarden Dollar soll es eine Jahreskapazität von 5 Millionen Tonnen aufweisen. Die erste Ausbaustufe mit einer Kapazität von 3,2 Millionen Tonnen soll 2007, die zweite bis 2010 angeschlossen sein. Die Anlagen sollen eine Kapazität von jeweils 80.000 Barrel/Tag haben (ca. 12.720 m3/Tag) und mit der Technologie der südafrikanischen Firma Sasol arbei-ten.
Insbesondere Australien unternimmt große Anstrengungen in diese Richtung, Südafrika betreibt wie schon ausgeführt seit Jahrzehnten solcher Anlagen.
Interessant ist dabei auch das verschiedene Länder ihre Kohlegruben wieder aktivieren. In Tschechien, in Polen und in Großbritannien werden alte Steinkohlereviere mit privatem Kapital wieder zu neuem Leben erweckt.
Wann ist das Verfahren wirtschaftlich?
Der Tagespreis mit Lieferung in den Niederlanden war im Januar 2008 laut Angaben des Brokers ICAP auf 133 Dollar je Tonne Kohle mit 6.000 Kilokalorien je Kilogramm und einem Schwefelanteil von weniger als einem Prozent gestiegen. Das ist der höchste Stand seit Jahren.
Marktbeobachter gehen davon aus, dass die Jahreskontraktpreise für Kohle im laufenden Jahr deutlich über dem Niveau des vergangenen Jahres liegen werden.
Man kann also mindestens von etwa 100 $ je Tonne auf dem Weltmarkt ausgehen.
Private und institutionelle Anleger investieren derzeit viel Geld in europäische Steinkohlezechen. Das wäre vor kurzem noch undenkbar gewesen. Europas Steinkohle galt als Auslaufmodell, ein Subventionsfall, ohne Aussicht auf Besserung. Doch den weltweiten Preis-explosionen beim Öl und beim Gas folgt auch die Kohle. An den Nordseehäfen kostet En-de Mai 2008 die Tonne importierte Kraftwerkskohle 165 Dollar, rund doppelt so viel wie noch vor einem Jahr. Da werden auch Zechen in Europa wieder rentabel.
Der einzige deutschen Zechenbetreibers RAG, will im östlichen Ruhrgebiet eine neue Kokskohlenzeche bauen, bei Förderkosten von 180 $ je Tonne.
Wenn man sich aber klarmacht, warum die Förderkosten in Deutschland dort liegen, wo sie liegen, dann landet man gleich wieder beim unsäglichen Sozialstaat.
Vor dreißig Jahren, vor der Bergbaukrise in England, war der Unterschied in der Produktion zwischen Deutschland und Großbritannien auf den Tiefbauzechen deutlich geringer. Aber während in Großbritannien die Zechenschließungen mit Entlassungswellen einhergingen, waren und sind in Deutschland betriebsbedingte Kündigungen dank des Widerstandes der Belegschaften, ihrer Gewerkschaft und der politischen Mehrheiten undenkbar.
In Deutschland orientiert sich das Tempo der Bergwerksschließungen seit der Bergbaukrise, die hier noch früher als in England einsetzte, offenbar allein an der Frage, wie schnell sich ohne betriebsbedingte Kündigungen Personal abbauen lässt, und zwar mit allen verfügbaren Mitteln wie Abfindungen und Frühpensionierungen.
In Deutschland geht ein Bergmann schon mit 49 Jahren in Rente, auch das treibt die Personalkosten in die Höhe und verursacht Subventionen: 2,3 Milliarden Euro waren es im vergangenen Jahr.
Woanders in Europa wird mit Steinkohlenbergbau wieder richtig Geld verdient. Richard Budge hat es in Großbritannien vorgemacht.
Kurz gesagt es ist dringend notwendig das diesen alten Zöpfe auch in Deutschland abgeschnitten werden und die Produktionsbedingungen dem europäischen Ausland angeglichen werden. Dies würde die Förderkosten auch bei uns deutlich senken.
Dennoch kann man sagen, selbst mit den jetzigen Förderkosten liegen wir schon etwa auf Weltmarktniveau. Die oben angegebenen Kosten treten nämlich bei der Förderung der hochwertigen Kohlen auf und die liegen in tiefen Kohlegruben. Für die Erstellung von Benzin brauchen wir aber gar nicht mal diese Kohle, sondern die minderwertige Braunkohle wäre dafür sehr gut geeignet und diese wird häufig im Tage- Bergbau und damit sehr viel günstiger gewonnen.
Stellt sich weiter die Frage wie sieht der Preis beim Rohöl aus?
Der Preis für ein Fass Rohöl liegt aktuell bei etwa 117 Dollar Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Sorte West Texas Intermediate (WTI) mit Auslieferung im Juli im asiatischen Handel lag in der Spitze sogar auf 135,04 Dollar.
Man geht in Fachkreisen davon aus, dass wenn der Ölpreis langfristig über 60 Dollar pro Barrel bleibt, ist die Kohleverflüssigung, auf neudeutsch Coal-to-Liquid (CtL) wirtschaftlich. Es gibt auch Stimmen, die davon ausgehen, dass für Europa und Nordamerika bei einem bei 25-45 US-$ je Barrel liegenden Ölpreis eine Kohleverflüssigung im großtechnischen Maßstab wirtschaftlich sein könnte.
Das heißt also, die Kohleumwandlung in flüssige Treibstoffe ist zu gegenwärtigen Ölpreisen problemlos wettbewerbsfähig.
Die Umwandlung kostet nach Angaben des World Coal Instituts zwischen 25 und 45 Dollar je Barrel Öläquivalent. In diesem Preis ist die CO2-Wäsche und Speicherung schon enthalten. Der geopolitische Vorteil dieser Technologie liegt in der Tatsache, dass die Kohlevor-kommen global diversifizierter sind als die Ölvorkommen. Ferner reichen die Vorkommen nach gegenwärtigen Berechungen noch für circa 155 Jahre, während die Ölvorkommen bei abnehmenden Erträgen noch 40 und die Gasvorkommen noch 65 Jahre reichen dürften.
Man kann also resümierend sagen, sowohl die Kohleförderungen in Deutschland wie auch die Kohleverflüssigung gemessen am weltweiten Ölpreis sind schon jetzt ren-tabel. Bei steigenden Rohstoffkosten, und davon muss in der Zukunft ausgegangen werden, erst recht.
Es muss dabei ein weiterer Punkt berücksichtigt werden. Es ist optimal, wenn sich solche Prozesse auch wirtschaftlich rechnen. In dem Fall tun sie es schon. Selbst wenn sie sich jedoch in diesem Fall noch nicht rechnen würden, müsste man sich dennoch unbedingt für diese Umsetzung aussprechen, weil es hier weniger um wirtschaftliche Gründe als vielmehr um national- politische Gründe, nämlich den Abbau der Erpressbarkeit durch Russland geht.
Kritiker des Verfahrens sagen, dass durch den hohen Energieverbrauch bei der Herstellung dieser Treibstoffe aus Kohle, doppelt soviel CO2 entsteht, als bei der Herstellung aus Rohöl.
Ich folge dieser Argumentationen ohnehin nicht, da bei diesem Argument nur wieder die alte, grüne CO2 Apokalypse mit Klimawandel durch Menschenhand hinterlegt ist. Diese ist für mich ein ausgemachter Schwindel und ich habe das hier auch schon einmal zusammengetragen.
Aber selbst wenn man dieses Argument mit dem CO2 einmal in die Betrachtung der Kohleumwandlung mit einbezieht, gibt es sehr wohl eine sehr schicke Lösung dafür, selbstverständlich nur dann, wenn man endlich mal die ganzen ideologischen Argumente beiseite lässt und einfach nur pragmatisch technisch-wissenschaftlich gewichtet.
Die Lösung lautet Kernenergie.
Wählt man also das oben beschriebene Fischer Tropsch Verfahren, dann hat man es mit einer zweistufigen Reaktorenanlage zu tun. In der ersten Stufe wird das so genannte Synthesegas aus der Kohle gewonnen und in der zweiten Stufe wird aus diesem Synthesegas dann der flüssige Brennstoffe hergestellt.
Die erste Stufe benötigt Temperaturen bis 900°C, die zweite Stufe hingegen nur Temperaturen von etwa 200°C.
Es wäre also durchaus denkbar, eine solche Syntheseanlage in einer, aus Sicherheitsgründen, überschaubaren Entfernung bei einem Kernkraftwerk anzuordnen.
Ein solches Kernkraftwerk erzeugt je nach Typ im Primärkreislauf Temperaturen bis 1000°C, in sekundärer Kreislauf hingegen Temperaturen zwischen 220°C und 290°C. Es wäre also völlig logisch aus dem Primärkreislauf Hochdruck- Heißwasser abzuzweigen um damit die Energie zu liefern, das Synthesegas herzustellen.
Für die Herstellung der eigentlichen flüssigen Brennstoff könnte man dann auf den Sekundärkreis des Kraftwerkes zugreifen, der temperaturmäßig sehr passend liegen würde, man könnte natürlich auch das Hochdruck Heißwasser des Primärkreises durch runterspannen der Temperaturen hierfür verwenden.
Die Thorium Heißwasser Reaktoren wären zur Lieferung solcher Prozesswärme sehr gut geeignet. Umgekehrt ist es aber auch möglich, mit dem erzeugten Strom von Kernkraftwerken die notwendigen Prozesstemperaturen bei Synthesewerken zu erreichen.
Man würde damit mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Die Energieerzeugung durch das Kernkraftwerk verursacht keinerlei CO2 und außerdem würde die Wärme des Kraftwerkes nutzbringend verwendet, was sie derzeit bei der reinen Stromerzeugung nicht wird, weil man die viele Wärme nicht brauchen kann.
Ein dritter positiver Effekt wäre der, dass man das Kühlwasser was derzeit in Flüsse geleitet wird und dort insbesondere im Sommer durch das Ansteigen der Flusstemperaturen Probleme mit der Sauerstoffversorgung der Fische verursacht, ebenfalls noch weiter abkühlen könnte, um diese so gewonnene Energie, als erste Vorheizung in der zweiten Synthesekaskade zu verwenden.
Man hätte also damit den wunden Punkt von Kernkraftwerken, zwangsläufig bei der Stromproduktion viel zu viel ungenutzter Wärme zu produzieren perfekt ausgeheilt.
Kommen wir noch mal zu einer Abschätzung, was könnte man mit solchen Anlagen produzieren.
Gehen wir mal von den schon lange in Betrieb befindlichen Anlagen aus Südafrika aus, dann werden dort drei Fischer- Tropsch- Anlagen von der Firma Sasol betrieben, die eine Produktion von 160.000 Barrel/Tag haben.
Die Anlagen die derzeit in China gebaut werden liegen sogar mit 80.000 Barrel pro Tag noch deutlich höher.
Sagen wir also nur mal, pro Anlage können circa 60.000 Barrel pro Tag erzeugt werden.
Das entspräche ca. 9.540.000; Liter/Tag. Bei einem spezifischen Gewicht von etwa 0,75 kg pro Liter Benzin macht dies 7.155.000; kg/Tag, das entspricht etwa 7155 t/Tag.
Im Jahr könnten damit rund 2,6 Millionen t Benzin und Diesel pro Anlage produziert werden.
Russland liefert ungefähr 32% des deutschen Rohölbedarfs.
Der Jahresbedarf an Benzin und Diesel in der Bundesrepublik liegt etwa bei 56 Millionen Tonnen. (Der gesamte Verbrauch ist höher, weil auch noch zusätzliche Treibstoffe wie Flugbenzin und so weiter dazu kommen.)
Belassen wir es aber dennoch mal bei dieser Abschätzung im Hinblick auf den Straßenverkehr. Das heißt also etwa 32% davon gingen auf russische Erdöllieferungen zurück.
Das wären knapp 18.Mio. t/a
Da wir also mit einem Synthesewerk circa 2,6 Millionen t/a herstellen können, bedeutet das, mit circa sieben solchen Synthesewerken könnten wir diese 18 Mio. t/a herstellen und uns damit von den russischen Erdöllieferungen im Benzin und Dieselbereich freimachen.
Das Ergebnis alleine zeigt, es wäre es Wert, diesen Weg zu gehen.
Selbstverständlich sind die Kosten sehr hoch, sie liegen pro Synthesewerk im Milliarden Bereich. Man kann von etwa 2,5 Mrd. € je Werk ausgehen. Dort liegen aber auch Großkraftwerke, Raffinerien sogar noch höher.
Wenn man nun noch mit einbezieht, dass das Fischer Tropsch Verfahren auch geeignet ist biologische Abfälle zu Benzin und Diesel zu synthetisieren, könnten wir sogar noch mehr für unsere Unabhängigkeit tun.
Da Russland ja auch nicht der einzige Lieferant ist, ist es also auch nicht mal notwendig diese Importe zu 100% zu ersetzen, das verbleibende Erpresspotential Russlands wäre dann so gering, dass es auch kurzfristig durch Importe von anderen Lieferanten ausgehe-belt werden könnte.
Tja liebe Leser, das ist das Ergebnis.
Was muss man in Deutschland tun?
Um diesen vernünftigen Weg zu beschreiten wären aber natürlich Veränderungen im ideo-logisch betonierten Sozialstaat Deutschland notwendig. Die ganzen verkrusteten alten Zöpfe, die einen flexiblen Umgang mit Arbeitnehmern in Deutschland unmöglich machen, die in Großbritannien von Margaret Thatcher damals alle abgeschnitten wurden, müssen auch bei uns endlich beseitigt werden.
Das Betriebsverfassungsgesetz von 1952, das Mitbestimmungsgesetz Bergbau und Eisen vom 21. 5. 1951, und das Mitbestimmungsgesetz von 1976 müssten dringend verändert werden um die unnötig hohen Produktionskosten im Kohlebergbau bei uns abzubauen und diese Kosten den europäischen Nachbarstaaten anzugleichen.
Des weiteren müsste die Kernenergie konsequent vorangetrieben werden und ihre Nutzung im Hinblick auf Einsatz von Synthesewerken optimiert werden.
Würde dies konsequent umgesetzt, wäre auch in Sachen Umwelt ein großer Vorteil erreicht, Deutschland würde seine Abhängigkeiten insbesondere von Russland deutlich senken und außerdem würden die Erdölressourcen geschont, insbesondere wenn auch andere führende Industrienationen den Weg der Kohleverflüssigung gehen.
Andere Nationen sind Deutschland in diesem Punkt schon weit voraus und Deutschland ist wieder mal dabei, mit seinen ideologischen – sozialen- Zöpfen den Anschluss zu verlieren. Dies kann sich Deutschland nicht leisten. Außerdem verliert Deutschland auch immer mehr Fachwissen auf dem Gebiet, man schätzt das wir in Deutschland noch maximal zwei Dutzend Leute haben, die sich mit der Technik auskennen und entsprechende Synthesewerke auslegen könnten.
Um so unbegreiflicher ist es, daß hierzulande kaum noch an die Möglichkeiten der Kohleverflüssigung und Kohlevergasung gedacht wird. Dies war vor 30 Jahren noch anders. Die damalige Bundesregierung hatte sich nach der Ölkrise 1973/74 der Erzeugung synthetischer Treibstoffe erinnert. Von 1977 bis 1980 gingen sieben Pilotanlagen zur Kohleveredlung in Betrieb. Das im Januar 1980 von der Bundesregierung vorgelegte Programm zur großtechnischen Kohlevergasung und -verflüssigung sah 14 Projekte zur großmaßstäblichen Kohleveredlung mit einem Investitionsvolumen von rund 13 Milliarden Mark vor.
Zukunftstechnologie nach China verkauft.
All jene Projekte wurden Mitte der 1980er Jahre fallengelassen, als sich die Preise für importiertes Erdöl zeitweilig moderat einpendelten. Die letzte Pilotanlage zur Kohleverflüssigung, die von der Deutschen Montan Technologie (DMT) seit den 1970er Jahren im Technikumsmaßstab betrieben wurde (Produktionsleistung rund 200 kg/Tag), wurde im vergangenen Jahr - ähnlich wie die Kokerei Kaiserstuhl- nach China verkauft. Obwohl hierzulande entwickelt und im Dritten Reich zu Höchstleistungen getrieben, ist die Kohleverflüssigung bei uns (fast) in Vergessenheit geraten. Die Nutzung des Hochtemperaturreaktors für die Kohlevergasung, Kohleverflüssigung oder Wasserstofferzeugung ist hierzulande ebenfalls nicht weiter verfolgt worden.
Und was die Kosten anlangt muss Deutschland ebenfalls endlich über seinen Schatten springen.
Im Jahr 2006 kalkulierten Finanzleute der Bundesregierung die Profilierungsallüren der Familienministerin van der Layen durch und kamen zu dem Schluss, dass diese alleine zu bedeutenden Mehrkosten von mindestens 1.6 Mrd. €, gegebenenfalls noch höheren Kosten führen würden.
Dann müssen eben solche völlig nutzlosen sozialen Allüren gestoppt werden, zu Gunsten bundes- strategischer Projekte wie der Kohleverflüssigung. Letzterer haben existenzielle Bedeutung für den Staat, die sozialen „Lullerchen“ sind hingegen lediglich nutzlose Geldverschwendung im großen Stil.
Auch die Finanzierung über den freien Kapitalmarkt ist möglich.
Hmm. Ich habe das jetzt vielleicht nicht so richtig verstanden: Sie wollen die radioaktive Plörre aus dem Primärkreislauf über Land leiten und dann über Koksgas pusten? Und Sie glauben, daß dann hinreichend viele Leute die resultierenden Sprit- und Ölsorten kaufen? Insbesondere Privatleute? Theoretisch würde das ja völlig neue Möglichkeiten für Bikerwitze eröffnen. Aber ich bezweifle ernsthaft, daß es die Produkte im Handel schaffen würden.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
In solchen Fällen geht man natürlich anders vor. Sie haben den Primärkreislauf des Kraftwerkes und darin die sehr hohen Temperaturen beziehungsweise eine sehr hohe Energie. Nun schaffen sie einen zweiten geschlossenen Wasserkreislauf, in dem ist nur normales Wasser, allerdings unter hohem Druck, damit eben sogenanntes Hochdruck- Heißwasser entstehen kann. Dieser zweite geschlossener Kreislauf ist dann zum Beispiel über einen Wärmetauscher mit dem Primärkreislauf des Kraftwerks verbunden und bekommt darüber Wärmeenergie aus den Primärkreislauf. (So ähnlich sind ja auch Primär- und Sekundärkreis im Kraftwerk selber gekoppelt.)
Es erfolgt aber dadurch keinerlei Vermischung. Der Sekundärkreis der dann zur Herstellung des Synthesegases verwendet wird, hat also nichts mit Radioaktivität zu tun.
Danke für die Klarstellung. Jetzt ergibt die Sache auch einen Sinn. :)
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
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